Funkantennen und Radioteleskope ‘DEU’
Deutschland
Schlesischer Eiffelturm
Sender Gleiwitz, der Sendeturm wurde gemeinsam mit der neuen Sendeanlage 1935 als Funkturm aus Holz errichtet. Einschließlich des 8 Meter hohen Antennenmastes erreicht er eine Höhe von 118 Metern. Da seine Bauweise an den Eiffelturm erinnerte, trug er den Spitznamen Schlesischer Eiffelturm. Der Konstrukteur war Paul Meltzer (1869–1953), der zu dieser Zeit mit seiner Firma MEDA in Darmstadt als Pionier im Holzbau eine große Anzahl von Funk-, Sende- und Aussichtstürmen sowie große freitragende Hallen und weitere Bauten aus Holz projektierte. Der erste Rundfunksender in Gleiwitz wurde am 15. November 1925 an der Raudener Straße in Betrieb genommen. Dieser verwendete eine an zwei 75 Meter hohen Stahltürmen befestigte T-Antenne. 1928 wurde die Sendeleistung erhöht, dennoch genügte sie bald nicht mehr den Anforderungen. Daher wurde vom 1. August 1934 bis 23. Dezember 1935 an der Tarnowitzer Landstraße (heute ulica Tarnogórska 129) ein neuer Sender gebaut. Im ursprünglichen Gebäude wurden weiterhin lokale Sendungen produziert, die über ein unterirdisches Kabel an den ca. 5 km nordöstlich gelegenen neuen Standort geleitet und von dort ausgestrahlt wurden.
Möglicherweise die erste dokumentierte Operation unter falscher Flagge
Im Zuge des Unternehmens Tannenberg inszenierten SS– und SD-Männer ab dem 22. August 1939 mehrere Grenzverletzungen durch Polen, darunter am 31. August einen Überfall auf den Sender, angeblich durch polnische Soldaten. Diese dienten insgesamt propagandistisch als Rechtfertigung für den Überfall auf Polen, der wenige Stunden nach dem Überfall in Gleiwitz begann; entgegen einer verbreiteten Auffassung wurde dieser jedoch nicht ausdrücklich als Kriegsgrund erwähnt. Ungeachtet dessen ist der Sender in Polen neben der Westerplatte und dem Polnischen Postamt in Danzig ein Erinnerungsort für den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Ende Januar 1945 ging das Objekt in die Hände der Roten Armee über. Fünf Monate später übergab die sowjetische Seite die Gebäude an die polnische Verwaltung. Es hat noch einige Monate gedauert, bis die Geräte zusammengebaut und neu gestartet wurden. Seit November 1945 hat der Sender Polskie Radio Katowice ausgestrahlt, wurde jedoch erst im März 1946 feierlich eröffnet. Bis 1950 diente sie als Hauptsender der Verbreitung von Radio Katowice auf Mittelwelle, ab 1955 noch als Reservesender. Das ehemalige Studiogebäude von 1925 (heute ulica Radiowa) wird heute als Krankenhaus genutzt.
Wullenwever-Antenne
Bei der Wullenwever-Antenne (auch genannt: Wullenweber) handelt es sich um ein Antennen-Array, eine räumlich benachbarte Anordnung von mehreren Antennen, das vornehmlich dazu verwendet wird, Funksignale anzupeilen und per Triangulation zu orten.
Wotan I
Das X-Verfahren (Deckname „Wotan I“) ist der Name eines deutschen Funk-Leitstrahl-Systems, das ab 1934 unter der Leitung von Johannes Plendl von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), Zweigstelle Rechlin – ab 1936 Teil der Erprobungsstelle der Luftwaffe (E-Stelle) – entwickelt und 1938 nach Abschluss der Erprobung eingeführt wurde. Es diente zu Anfang des Zweiten Weltkrieges während der Luftschlacht um England zur Zielführung von Bombern der Luftwaffe. Auf 350 km Entfernung konnte ein Quadrat von 300 Metern Breite getroffen werden. Das System verwendete vier Leitstrahlen auf Frequenzen von 66 bis 77 MHz (Wellenlänge: 4,5 bis 3,9 Meter).
Knickebein-Verfahren
Das „Knickebein“-Verfahren war ein zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von Bombern der deutschen Luftwaffe zur Zielfindung verwendetes Funk-Leitstrahl-System. Es wurde von der Firma Telefunken aus dem X-Verfahren entwickelt, das wiederum auf dem Lorenz-Landeverfahren aufbaute.
Erika (Funkfeuer)
Erika war ein deutsches Präzisions-Phasendrehfunkfeuer für Hyperbelnavigation für Kampfflugzeuge der Luftwaffe gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Es wurde ab 1941 bei der Firma C. Lorenz entwickelt und war eine Weiterentwickelung des Langwellen-Funkfeuers „Sonne“. Während wie beim Knickebein-Verfahren UKW-Empfangsgeräte (30–33 MHz) eingesetzt wurden, ähnelte der Abstand der Antennen von jeweils 3 Wellenlängen hingegen dem Sonne-Verfahren. Durch die, im Vergleich zum Sonne-Verfahren, viel höhere Frequenz ergab sich ein entsprechend kleinerer Abstand zwischen den Antennen von nur 30 Metern. Zusätzlich existierte eine Feinortung, für die Antennen mit 30 Wellenlängen Abstand montiert wurden, entsprechend 300 Meter. Die erzielte Genauigkeit der Leitstrahlen lag bei 1/100°. In der Folge konnte ein Ziel aus einer Entfernung von 300 Kilometern mit einer Abweichung von nur ±100 Metern getroffen werden. Allerdings war die Entwicklung erst Ende 1944 beendet, so dass das System nicht mehr zum Einsatz gelangte.
Freya (Radar)
Das Funkmessgerät Freya war eine frühe Entwicklung der Radartechnik im Deutschen Reich. Der Deckname stammt von der nordischen Göttin Freya, der die Fähigkeit zugesprochen wird, in der Nacht sehen zu können. Während des Zweiten Weltkrieges wurden über tausend Geräte installiert.
Bernhard
FuSAn 724/725
Die UKW–Drehfunkfeueranlage FuSAn 724/725, Deckname „Bernhard“, war eine Entwicklung von Telefunken und diente während des Zweiten Weltkrieges Flugzeugen zur Bestimmung der eigenen Position. Die große Sendeantenne rotierte auf einem Schienenkranz von über 22 Metern Durchmesser zweimal pro Minute und sendete ein entsprechend ihrer Drehposition moduliertes Signal aus. An Bord des Flugzeuges wurde neben dem Hellschreiber (FuG 120 Bernhardine) mit Ansteuerverstärker und einem Umschaltgerät keine zusätzliche Ausrüstung benötigt, da der erforderliche UKW-Empfänger EBl 3 für 30–33,33 MHz bereits Bestandteil der FuBl 2-Bordanlage des Lorenz–Landesystems war. Der Hellschreiber zeichnete die empfangenen Signale auf einem Papierstreifen auf. Wichtigster Teil des „Bernhard“ waren zwei an der Schmalseite miteinander verbundene Antennen, die aber keine durchgehende Fläche bildeten, sondern in einem leichten Winkel zueinander angeordnet waren. Durch diese Bauform erzeugten die beiden Antennen zwei sich überlappende Richtkeulen. Das scharfe Minimum dazwischen zeigte die exakte Hauptstrahlrichtung der Anlage. Mit dem Empfang der Strahlrichtungen zweier „Bernhard“-Drehfunkfeuer konnte der Bordnavigator seine eigene momentane Position in der Karte bestimmen. Anlagen befanden sich in Trebbin (Ortsteil Glau, Standort, nordöstlich von Friedensstadt Weißenberg), Den Helder, Bergen/Belvedere, Hundborg (heute Thisted Kommune, Dänemark, Standort), auf dem Venusberg bei Aidlingen (Baden-Württemberg) sowie an etwa 20 weiteren Standorten.
Würzburg (Radar)
FuSE 62
FuMG 62
Der Deckname Würzburg wurde für das von Telefunken entwickelte mobile Funkmessgerät im Dezimeterwellen-Bereich (Bezeichnung: Funk-Sende-Empfangsgerät FuSE 62 bzw. Funk-Messgerät FuMG 62; anfangs auch FMG 39; Flak-Messgerät) verwendet, das die Luftwaffe der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in großem Umfang zur Führung der Nachtjäger und bei der Flak einsetzte. Zur genauen Erfassung von Entfernung und Höhe gegnerischer Flugzeuge arbeitete das FuMG 62 als eines der ersten Impulsradargeräte mit Dezimeterwellen auf einer Frequenz von 560 MHz (Wellenlänge 53,6 cm). Die Entwicklung begann Ende der 1930er-Jahre; die ersten Geräte kamen 1940 zum Einsatz. Insgesamt wurden vermutlich mehr als 4000 Geräte verschiedener Modellreihen hergestellt. Es wurde nach der Stadt Würzburg benannt, da der Leiter der Telefunken-Radarentwicklung Wilhelm Runge Städte als Decknamen bevorzugte (siehe auch Lichtenstein-Radar).
Würzburg-Riese (Radar)
FuMG 65
Würzburg-Riese, eigentlich Funkmessgerät 65, kurz FuMG 65, war der Deckname eines Radargeräts von Telefunken, das während des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg zur Ortung feindlicher Flugzeuge diente. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMG 62 Würzburg und verwendete wie dieses Frequenzen um 560 MHz (Dezimeterwellen). Technisch anspruchsvoll war die präzise Steuerung des 11 Tonnen schweren drehbaren Teils aus Parabolspiegel und Bedienkabine, was mit einem von der AEG entwickelten Leonardsatz realisiert wurde. Die Mitte 1941 eingeführten ortsfesten „Riesen“ (Bezeichnung: Funk-Sende-Empfangsgerät FuSE 65 bzw. Funkmessgerät FuMG 65) dienten zur Führung der Nachtjäger der Luftwaffe und wurden zur Feuerleitung auf den Leittürmen der großen Flaktürme installiert. Die mobilen Würzburg-Riesen FuSE 65 E waren auf Eisenbahnwagen montiert, während die ortsfeste Ausführung für die Kriegsmarine das Funkmess-Ortungsgerät FuMO 214 war, das zur Feuerleitung ihrer Küstenartillerie (z. B. der Festung Fjell) Verwendung fand.
Nachkriegsverwendung in der Astronomie
Niederländische Wissenschaftler brachten Anfang der 1950er Jahre mehrere überzählige deutsche Küstenradare vom Typ Würzburg zur Funksendestation im niederländischen Kootwijk. Dort wurden sie in Experimenten eingesetzt, die für die Entwicklung der frühen Radioastronomie wichtig waren, insbesondere bei der Entdeckung der Wasserstofflinie und der anschließenden Kartierung der Spiralarme unserer Milchstraße. Deutsche Radarausrüstung, darunter zwei Würzburg-Antennen (erhalten von RAE Farnborough), wurde ab 1945 von Martin Ryle und Derek Vonberg im Cavendish-Labor zur Beobachtung von Sonnenflecken verwendet. Zwei FuSE 65 Würzburg-Radare wurden um 1956 im Ondřejov-Observatorium in der Tschechoslowakei installiert. Das erste Radar diente bis 1994 zur Messung des Sonnenstrahlungsflusses und wurde später ins Militärmuseum Lešany gebracht. Das zweite Radar wurde zur Messung des Sonnenspektrums im Bereich 100-1000 MHz verwendet. Später wurde es nur noch für gelegentliche Experimente eingesetzt.
Radioteleskop Adlershof (WISTA)
Adlershof [ ] (endbetont, damit ungleich zum nahegelegenen Adlergestell) ist ein Ortsteil des Bezirks Treptow-Köpenick in Berlin. Bis zur Verwaltungsreform 2001 war es ein Ortsteil des ehemaligen Bezirks Treptow. Der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof (kurz: WISTA) liegt im Berliner Ortsteil Adlershof des Bezirks Treptow-Köpenick. Seit 1991 ist auf einer 4,6 Quadratkilometer großen Fläche eine Technologie-, Medien- und Forschungsstadt mit jeweils rund 1.330 Unternehmen, 28.000 Mitarbeitern und 6.400 Studierenden entstanden (Stand: 2023). Das Gebiet gilt seit etwa 2005 als größter Technologiecluster Deutschlands und ist Standort von vielen Weltmarktführern in den unterschiedlichsten Branchen.
Stark gefördert durch das Nazi-Regime wurde Adlershof in den 30er Jahren erneut zu einem zentralen Standort der deutschen Luftfahrtindustrie. Zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges lief die Adlershofer Luffahrtforschung der DVL auf Hochtouren. Entwicklungspersonal großer Flugzeugfirmen wie Junkers, Heinkel, Henschel oder Messerschmitt kam an den Standort um von den DVL-Forschungen beim Bau leistungsfähigerer Militärflugzeuge zu profitieren. In der unmittelbaren Nachbarschaft zur DVL und zum Flugplatz Johannisthal befand sich eines der größten Berliner Zwangsarbeiterlager. Von den verstärkten alliierten Luftangriffen war ab 1943 auch die DVL betroffen. Von den im Jahr 1944 mehr als 2.100 Beschäftigten befanden sich im Mai 1945 nur noch rund 60 Mitarbeiter in Adlershof, setzten ihre Arbeiten jedoch bis kurz vor Kriegsende fort: So arbeitete laut Laborbericht der Große Windkanal noch am 20. April 1945. Nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland hatte die Sowjetunion großes Interesse an der deutschen Luftfahrtforschung: Schon am 29. April 1945 traf in Adlershof eine erste sowjetische Expertengruppe ein. In Folge wurde die DVL zur zentralen sowjetischen Sammelstelle für die modernen deutschen Luftfahrt- und Raketentechnologien. In den fünfziger Jahren siedelten sich auf dem Gelände Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR an. Zu einem Wahrzeichen wurde das 36-m-Radioteleskop, damals das zweitgrößte Europas. 1967 startete das Interkosmosprogramm mit der UdSSR. Das war auch der Beginn der DDR-Kosmosforschung mit einem Schwerpunkt auf wissenschaftlichem Gerätebau (Multispektralkamera MKF-6). 1981 entstand das Institut für Kosmosforschung (IKF), dessen Gründung eng mit der Beteiligung am Interkosmos-Programm verbunden war. Mit dem Ende der DDR 1990 kehrte auch das DLR „zu seinen Wurzeln“ zurück. Am 20. April 1990 wurde zwischen DLR und IKF eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit getroffen. Damit konnte das Know-How des ehemaligen IKF erhalten und in die neuen Strukturen der gesamtdeutschen Forschungslandschaft eingebracht werden. Heute liegen die Forschungsschwerpunkte des DLR-Standorts Berlin-Adlershof vor allem auf Weltraum und Verkehr.
Observatorium für Solare Radioastronomie Tremsdorf (OSRA)
Das Observatorium für Solare Radioastronomie Tremsdorf (OSRA) ist ein 1954 entstandenes Radioteleskop-Observatorium in der Nähe von Tremsdorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark, das zum Forschungsbereich Solare Radiophysik des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) gehört. Diese Art der Sonnenbeobachtung ist in Deutschland einzigartig. Die beobachtete Radiostrahlung stammt aus der Korona unserer Sonne.
Astropeiler Stockert
Der Astropeiler Stockert bei Bad Münstereifel–Eschweiler im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen ist ein Radioteleskop mit 25 m Spiegeldurchmesser auf dem Berg Stockert in der Eifel.
Radioteleskop Effelsberg
Das Radioteleskop Effelsberg ist ein Radioteleskop im Eifelteil Ahrgebirge. Es steht nahe Effelsberg im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen (Deutschland). Die Apertur (Öffnungsweite) des von 1967 bis 1971 erbauten und 1972 in Betrieb genommenen Radioastronomie-Großteleskops beträgt 100 m. Die Parabolspiegelfläche beträgt 9090 m². Mit dem Teleskop werden Beobachtungen im Wellenlängenbereich 3 mm bis 70 cm durchgeführt, was einem Frequenzbereich von 400 MHz bis 95 GHz entspricht. Es war 29 Jahre lang das weltweit größte frei bewegliche Radioteleskop, bis im Jahr 2000 das Robert C. Byrd-Teleskop in Green Bank (USA) fertiggestellt wurde (Apertur 100–110 m).
LOFAR
LOFAR (Abkürzung für Low Frequency Array) ist ein Radiointerferometer, eine Anordnung aus vielen Antennen (Antennenarray), deren Signale zu einem einzigen Signal kombiniert werden. Die detektierbaren Frequenzbereiche sind 10…80 MHz und 110…240 MHz. Der UKW-Rundfunkbereich 88…108 MHz ist ausgespart, da in Europa hier keine radioastronomischen Beobachtungen möglich sind.
GARS-O’Higgins
GARS O’Higgins (German Antarctic Receiving Station) ist eine deutsche, polare Forschungsstation in der Antarktis. Sie befindet sich am Kap Legoupil der Antarktischen Halbinsel auf der sechs Hektar großen Islote Isabel Riquelme, auch als Schmidt-Halbinsel bezeichnet. Die Insel ist 300 m breit und 200 m lang und liegt 50 m vom Festland entfernt. Bei Niedrigwasser besteht eine Landverbindung zum Festland – daher sowohl die Bezeichnung Islote (spanisch: kleine Insel) als auch Península (spanisch: Halbinsel). Die Station steht auf Fels und bietet so günstige Voraussetzungen für geodätische Langzeitbeobachtungen. Die Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume der Kampagnenteams sowie der Großteil der Stationstechnik befinden sich in einem Stationshauptgebäude, bestehend aus fünfzehn 20-Fuß-ISO-Containern, und einem Infrastrukturkomplex, bestehend aus zwanzig 20-Fuß-ISO-Containern.
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