Deutsches Raumfahrtprogramm

Deutsches Raumfahrtprogramm

Raumfahrt

Als Raumfahrt (auch Weltraumfahrt, Kosmonautik oder Astronautik genannt) werden Reisen oder Transporte in oder durch den Weltraum bezeichnet. Der Übergang zwischen Erde und Weltraum ist fließend, er wurde von der US Air Force auf eine Grenzhöhe von 50 Meilen (~80 km) und von der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) auf eine Grenzhöhe von 100 Kilometern festgelegt (für letzteres siehe Kármán-Linie). Beide definierten Höhen liegen in der Hochatmosphäre und wurden zuerst von den deutschen „V2-Raketen“ 1944 während des Zweiten Weltkriegs erreicht.

Als Beginn der Raumfahrt gilt der Start von Sputnik 1 durch die Sowjetunion am 4. Oktober 1957. Meilensteine der bemannten Raumfahrt waren unter anderem Wostok 1 mit Juri Gagarin 1961 als erster Mensch im Weltall, 1969 die erste bemannte Mondlandung mit Apollo 11, mit Saljut 1 die erste bemannte Raumstation 1971 oder der erste wiederverwendbare Raumflugkörper mit der Raumfähre Space Shuttle 1981. Bis Ende 2017 waren über 500 Menschen im All (siehe Liste der Raumfahrer). In der unbemannten Raumfahrt haben Raumsonden Monde und Planeten erforscht. In großer Zahl arbeiten Kommunikationssatelliten auf geostationären Positionen. Navigationssatelliten umkreisen die Erde, damit von jedem Ort der Erde aus möglichst mehrere Satelliten empfangen werden können. Erdbeobachtungssatelliten liefern hochauflösende Bilder für wissenschaftliche, kommerzielle und militärische Zwecke.

Geschichte der Raumfahrt

Die Geschichte der Raumfahrt umfasst die Planungen und Durchführungen von Reisen sowie Transporten in und durch den Weltraum vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Zu ihr gehören die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen Raumfahrt stattgefunden hat sowie ihre Wirkung auf die Gesellschaft.

Deutsche Raumfahrt

Deutsche Raumfahrt ist der Überbegriff über die Aktivitäten des Staates Deutschland oder einzelner Personen auf dem Gebiet der Weltraumfahrt. Das können die Erarbeitung theoretischer Grundlagen, aber auch die Konstruktion und Bau von Raketen oder Raumschiffe sein. Der Begriff umfasst mehrere Zeitepochen bzw. Gebiete: Waffentechnik des Mittelalters, Deutsches Reich (bis 1945), Bundesrepublik Deutschland (bis 1990), Deutsche Demokratische Republik (bis 1990) und Deutschland (ab 1990).

Bereits zwischen 1529 und 1556 verfasste Conrad Haas (1509–1576) ein Kunstbuch (Staatsarchiv Sibiu, Varia II 374), in dem er auf 282 Seiten die damals zwei bekannten Einsatzgebiete (Feuerwerksträger und Waffe) der Raketentechnik beschrieb. Diese Handschrift wurde erst 1961 im Hermannstädter Staatsarchiv gefunden. In seinem Werk geht Haas auf fertigungstechnische Detailfragen des Raketenbaus ein, wobei er auch das Wirkungsprinzip der Rakete erklärt, und beschreibt eine Vielzahl von Raketentypen, beispielsweise die Mehrstufenrakete, die Bündelrakete und die Idee des modernen Raumschiffs.

Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e. V. (DGLR)

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – LilienthalOberth e. V. (DGLR) wurde 1912 unter dem Namen Wissenschaftliche Gesellschaft für Flugtechnik (WGF) gegründet. Sie ist die weltweit zweitälteste technisch-wissenschaftliche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Ihre mehr als 3000 Mitglieder sind WissenschaftlerIngenieurePolitikerIndustrielleStudenten und an der Luft- und Raumfahrt interessierte Bürger aus dem In- und Ausland.

Verein für Raumschiffahrt (VfR)

Der Verein für Raumschiffahrt (VfR) war die erste deutsche Organisation, die sich der Erkundung des Weltraums widmete. Der Verein wurde 1927 in Breslau gegründet. Aus ihm gingen zahlreiche bekannte Raketenpioniere hervor.

Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL)

Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) war die zentrale Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für Luftfahrt im Deutschen Reich. Sie ist eine der Vorgängerinstitutionen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Während der Weltkriege und der Kriegsvorbereitungen wurden die Arbeiten des DVL auf militärische Belange orientiert. Ab 1934 wurde das DVL dem Reichs-Luftfahrtministerium unterstellt.

Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt (DFL)

Die Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt (DFL) war eine Forschungsstätte bei Braunschweig, die in den Jahren 1936 bis 1945 und von 1953 bis 1969 der (militärischen) Luftfahrtforschung diente; von 1938 bis 1945 führte sie den Namen Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring (LFA, auch: LHG).

Militär und Industrie entdecken die Raumfahrt

Dieser Prozess setzte zunächst im Deutschen Reich ein, das in der neuen Technologie eine Möglichkeit erkannte, die Bestimmungen des Versailler Vertrags zu umgehen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstand so unter Wernher von Braun die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, in der schließlich die A4/V2-Rakete gebaut wurde. Die A4 war als ballistische Artillerie-Rakete großer Reichweite konzipiert und das erste von Menschen konstruierte Objekt, das die Grenze zum Weltraum (nach Definition der FAI mehr als 100 km Höhe, die Kármán-Linie) durchstieß (zu strittigen Details siehe Mission MW 18014).

Diese erste Großrakete der Welt wurde als Fernwaffe vor allem gegen London und Antwerpen eingesetzt. Aufgrund der relativen Treffungenauigkeit und des außerordentlich schlechten Verhältnisses von Kosten und Zerstörungswirkung war dieser Raketentyp militärökonomisch eine Fehlentscheidung. Die Militärstrategen und Politiker der Sowjetunion und der USA erkannten das Potenzial der Raketentechnik, das vor allem darin lag, dass Raketen praktisch nicht abgefangen werden konnten, und versuchten aus dem besetzten Deutschland nicht nur Geräte und Blaupausen, sondern auch Handlungswissen zu erbeuten. Damit begann bereits in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges ein Wettlauf zwischen den beiden Staaten, der Jahrzehnte andauern sollte. Nach dem Krieg wurden sowohl vollständige Raketen als auch Produktionsanlagen und zahlreiche Wissenschaftler und Techniker in die USA und die Sowjetunion verbracht und bildeten dort die Grundlage der Raketenentwicklung für die nächsten Jahrzehnte (siehe Operation Paperclip).

Sowjetische und US-amerikanische V-2-Raketenstarts nach dem Zweiten Weltkrieg

Während die Sowjetunion ihr eigenes beginnendes Programm um etwa 3500 deutsche Facharbeiter und Ingenieure erweiterte, wurden von den USA mit Wernher von Braun und dem Großteil seiner engsten Mitarbeiter lediglich die Spitze der HVA Peenemünde in die Vereinigten Staaten gebracht. Während eines Zeitraums von sechs Wochen nach dem Kriegsende transportierten die USA jedoch fast den kompletten Raketenbestand aus dem KZ Mittelbau-Dora ab, das in der durch die Konferenz von Jalta der Sowjetunion zugesprochenen Besatzungszone lag. Am 20. Februar 1947 transportierte die USA mit einer V2-Rakete Roggen- und Baumwollsamen neben Fruchtfliegen als erste Lebewesen überhaupt ins All. Der suborbitale Flug sollte die Auswirkung von Strahlung in großer Höhe auf Organismen untersuchen. Die Fliegen kamen lebend zurück. Im Juni 1949 wurde mit einer V-2 erstmals ein Säugetier, der Rhesusaffe Albert II., von der US-Luftwaffe in den Weltraum transportiert. Bei der Rückkehr öffnete sich der Fallschirm nicht und der Rhesusaffe verstarb.

Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt sowie EnergieVerkehr, Digitalisierung und Sicherheit im Bereich der angewandten Wissenschaften und der Grundlagenforschung außerdem Weltraumagentur. Es hat seinen Hauptsitz in Köln und ist an weiteren 30 Standorten in Deutschland und 4 Geschäftsstellen im Ausland vertreten. Bei seinen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten kooperiert das DLR weltweit mit anderen Forschungseinrichtungen und der Industrie sowie mit der ESA.

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