Vagabund
Against all Wars. Against all Governments. Against all Oppression.
Tempelgesellschaft

Nazi-SS-Muslim-Pharaonen-Verbindung „ISIS-Verbindung“ : Der Name der Schweiz kommt von (FRANZÖSISCH) Les neufs soeurs „Die neun Schwestern“…Soeur d’ Isis „Schwester von Isis“…Schw(e)-iSS „Schwester ISiS“ = SuiSSe „Schweiz“. „Swiss Octagon S.M.O.M.“

Das Templerkreuz ist eine entfaltete Pyramide. Alles ein wenig angepasst. Sie alle sind Nachkommen der Pharaonen. Das Templerkreuz ist das Schweizer Kreuz, es ist das Kreuz des Souveränen Ritter- und Hospitalordens des Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta. SMOM, das Böse unter uns!

Tempelgesellschaft

Inschrift an einem Templerhaus in der German Colony / Moshav HaGermanit von Haifa, mit Zitat aus 1 Samuel 7,12.
Inschrift am Haus des Matthäus Frank, dem Pionier der Jerusalemer German ColonyEben-EzerStein der Hilfe, erneut ein Hinweis auf 1 Samuel 7,12 („Bis hierher hat uns der Herr geholfen“).

Die Tempelgesellschaft ist eine um 1850 im Königreich Württemberg entstandene christlichchiliastische Religionsgemeinschaft. Ihre Siedlungen im heutigen Israel galten historisch in der Zeit ihres Bestehens als ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Steinerne Zeugen sind bis heute unter anderem in den „Deutschen Siedlungen“ (German Colony) in HaifaTel Aviv und Jerusalem erhalten.

Es gibt noch organisierte Templergemeinden in Deutschland und Australien.

Allgemeines

Der Name „Tempel“ hat nichts mit dem viel älteren Templerorden zu tun, sondern soll in Anlehnung an neutestamentliche Textstellen (Eph 2,21–22 LUT1 Petr 2,5 LUT) zum Ausdruck bringen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft (auch Templer genannt) sich als „lebendige Bausteine“ eines Gotteshauses verstehen, das sie durch ihr Miteinander bilden. Wesentlich ist die Bereitschaft zur Mitarbeit und Pflege christlicher Gemeinschaft. Kirchliche Lehrsätze werden als weniger zentral betrachtet, Glaubenssätze zur Gottessohnschaft (und damit zur Dreifaltigkeit), Erbsünde und zum Erlösungstod Jesu zum Teil strikt abgelehnt. Jesus von Nazareth wird vor allem als Lehrmeister, als von Gottes Geist durchdrungener Mensch betrachtet und gilt als nachahmenswertes Vorbild des Gottvertrauens und der Nächstenliebe: „Wer ‚nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet‘ findet Erfüllung im Hier und Jetzt.“

Die Tempelgesellschaft ist seit 1976 Mitglied im Bund für Freies Christentum. Frühere Mitglieder, die im Heiligen Land siedelten, waren zumeist als Palästinadeutsche bekannt, obwohl es auch eine kleinere deutsche Minderheit in Palästina gab, die nicht der Tempelgesellschaft angehörte.

Verbreitung

Nach eigenen Angaben der Tempelgesellschaft bestand diese im Jahr 2006 aus etwa 2000 Mitgliedern, davon 700 Mitglieder in Deutschland und 1300 in Australien, wohin zahlreiche Templer während des Zweiten Weltkriegs deportiert wurden. Das deutsche Zentrum befindet sich in Stuttgart-Degerloch. In Deutschland bestehen zwei Gemeinden in Stuttgart und Filderstadt, die vom Verein „Tempelgesellschaft in Deutschland e. V.“ getragen werden; in Australien sind es fünf Gemeinden im Melbourner Stadtteil Bayswater, in Bentleigh bei Melbourne, SydneyTanunda und in Victoria, die in der „Temple Society Australia“ zusammengefasst sind.[1] Enge theologische und personelle Verbindungen bestehen zum Bund für Freies Christentum.

Geschichte

Die Tempelgesellschaft kann nur vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Zum einen war dies eine Zeit des allgemeinen Umbruchs der Gesellschaft in Deutschland und Europa, zum anderen war es auch eine Zeit der „nationalen Sammlungsbewegungen“ und der Expansion der europäischen Großmächte, um neue Märkte oder Rohstoffquellen zu erschließen. Vor allem das Osmanische Reich, das noch weite Teile Europas besaß, wurde zu einem Brennpunkt europäischer Interessen.

Der Krimkrieg (1853–1856) schien die Möglichkeit zu bieten, beim Osmanischen Reich einen besseren Schutz der christlichen Stätten und der Christen in Palästina erreichen zu können. Vor allem Russland und Frankreich entwickelten sich in den folgenden Jahren zu christlichen „Schutzmächten“. In diese Zeit fallen die Gründungen vieler christlicher Vereine zum Erwerb von Boden im Heiligen Land.

Religiöser Hintergrund

Die Tempelgesellschaft hat ihren Ursprung in der pietistischen Bewegung in der lutherischen Kirche WürttembergsJohann Albrecht Bengel (1687–1752), der als Gründer des württembergischen Pietismus gilt, berechnete das Jahr 1836 als Beginn des Tausendjährigen Königtums Jesu. 1817 wanderten viele Württemberger nach Russland aus, einem Aufruf von Schülern Bengels folgend, der den nahen Weltuntergang verkündet hatte. Um eine weitere Abwanderung zu verhindern, gestattete der württembergische König die Errichtung pietistischer Gemeinden innerhalb der lutherischen Kirche. 1819 gründete Gottlieb Wilhelm Hoffmann die erste pietistische Gemeinde in Korntal bei Stuttgart.

Der Vorläufer

Am 24. August 1854 leitete Christoph Hoffmann, ein Sohn des Gottlieb Wilhelm Hoffmann, in Ludwigsburg eine Versammlung, auf der die Gründung der „Gesellschaft für Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“ verkündet wurde. Zuvor hatte Georg David Hardegg schon Kandidaten für eine Auswanderung nach Palästina angeworben. Die Versammelten in Ludwigsburg unterschrieben eine Petition an den Bundestag zu Frankfurt, sich beim osmanischen Sultan für eine Ansiedlung des „Volkes Gottes“ in Palästina einzusetzen.

Die darauf folgende Zeit zeigte, dass die Bemühungen des „Volkes Gottes“, im Bundestag Unterstützung für ihr Vorhaben zu finden, vergeblich waren. Auch die württembergischen Behörden, die kein Interesse an einer neuen Auswanderungswelle ihrer Untertanen haben konnten, wurden auf die Gesellschaft aufmerksam. So ihres Zieles einer raschen Ansiedlung in Palästina beraubt, bemühte man sich, einen Zusammenschluss aller an einer Ansiedlung Interessierten zu erreichen. Zudem konzentrierte man sich darauf, die „Siedler“ auf ihre Reise nach Palästina weiter vorzubereiten. Um dies besser tun zu können, erwarb man 1856 den Weiler Kirschenhardthof (Gemeinde Burgstetten, Rems-Murr-Kreis). 1857 sollte eine Kommission nach Palästina reisen, um die Möglichkeiten einer Ansiedlung zu überprüfen. Doch erst 1858 gelang es einer Gruppe von drei Mitgliedern des Kirschenhardthofes, zu denen Hoffmann und Hardegg gehörte, nach Palästina zu reisen.

Ernüchterung

Ungefähr drei Monate lang bereisten Hoffmann, Hardegg und Joseph Bubeck (1795–1871), der als Landwirt und Winzer die Möglichkeiten des Land- und Weinbaues erkunden sollte, Palästina. Doch belastete ein Vorfall das Urteilsvermögen der drei „Kundschafter“: Jahre zuvor war schon eine Gruppe von Deutschen und Amerikanern in die Nähe von Jaffa übersiedelt. Diese Gruppe wurde im Jahr 1858 von Arabern überfallen, dabei wurden der deutsche Siedler Friedrich Wilhelm Großsteinbeck (* 1821) aus Elberfeld getötet, seine amerikanische Frau und deren Mutter vergewaltigt und sein Schwiegervater schwer verletzt. Die amerikanische Regierung drohte mit militärischer Intervention für den Fall, dass die Täter nicht bestraft würden.

Aus Palästina zurückgekehrt, erstattete die Kommission am 8. September in Cannstatt vor einer großen Versammlung Interessierter ihren Bericht. Eine landwirtschaftliche Ansiedlung sei möglich, doch sei aufgrund der Haltung der osmanischen Regierung und der arabischen Bevölkerung zum jetzigen Zeitpunkt davon abzusehen. Als Christoph Hoffmann im darauf folgenden Jahr bei einigen Jugendlichen die Konfirmation vollzog, obwohl er kein ordinierter Pastor war, kam es zum Bruch mit der Landeskirche. Er und die anderen Bewohner des Kirschenhardthofes wurden aus der württembergischen Landeskirche ausgeschlossen.

Der Deutsche Tempel

Am 19. und 20. Juni 1861 versammelten sich die Vertreter der deutschen Synoden der „Jerusalemfreunde“. Es wurde der Beschluss gefasst, geschlossen aus der Kirche auszutreten. Gleichzeitig wurde der „Deutsche Tempel“ als eigenständige religiöse Bewegung gegründet, da „keine der bestehenden Kirchen die Herstellung des Menschen zum Tempel Gottes und die Herstellung des Heiligtums für alle Völker zu Jerusalem“ (so die Gründungserklärung), anstrebe.

Damit waren die Ziele der deutschen Tempelbewegung in dieser Gründungsurkunde klar dargestellt. Durch „Beachtung des Gesetzes, des Evangeliums und der Weissagung“ sollten sich die Mitglieder selbst zu einem Tempel machen. Hinzu kam die Übersiedlung der Gemeinschaft nach Palästina. Man war sich sicher, dass die Endzeit nahe sei. In Württemberg und den anderen deutschen Ländern schlossen sich ungefähr 3000 Menschen an. Hinzu kamen noch Anhänger aus der Schweiz, Russland und Nordamerika.

Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg, die mittlerweile zerstritten waren, brachen im Jahr 1868 mit ihren Familien nach Palästina auf und kamen am 30. Oktober 1868 in Haifa an. Haifa wurde auf Anraten des dortigen deutschen Konsuls Theodor Georg Weber und eines Missionars mit Namen Huber ausgewählt. Haifa war damals noch eine unbedeutende Stadt von rund 4000 Einwohnern. Im Frühjahr 1869 gründeten die beiden offiziell den Tempel zu Haifa als Vorposten und Empfangsstation.

Haifa

Im Januar 1869 gelang es den deutschen Siedlern durch Vermittlung eines Bürgers der Stadt, Grundstücke außerhalb der Stadtmauern zu erwerben. In der Zeit von Mai bis Juni 1869 besuchten drei Vertreter des „Tempels“ im Auftrag des Vorstands Haifa. Nach ihrer Rückkehr rieten sie, die Vorstellungen Hardeggs für die Haifaer Kolonie anzunehmen.

Hardegg plante eine Straße entlang der schon erworbenen Grundstücke, die sich 15 Minuten außerhalb der bisherigen Stadt befanden, zu bauen. Es sollten zunächst auf jeder Seite der Straße fünf Häuser entstehen. Um den Siedlern während des Sommers Schatten spenden zu können, sollten zudem entlang der Straße Bäume gepflanzt werden.

1870 zählte die Kolonie bereits 14 Häuser und 120 Siedler. Anfänglich beschäftigten sich die Siedler hauptsächlich mit Landwirtschaft und Weinbau. Doch recht schnell erkannte man die Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur und die Möglichkeiten, die sich daraus boten.

So waren es die in Haifa lebenden Templer, die einen Kutschendienst zwischen Haifa und Akko einrichteten und mit Unterstützung des lateinischen Klosters zu Nazaret und einiger arabischer Großgrundbesitzer die Verbindung zwischen Haifa und Nazaret ausbauten und für Kutschen befahrbar machten. 1875 war die Straße fertig und die Templer richteten einen für sie lukrativen Kutschendienst ein, der Touristen und Pilger nach Nazaret brachte. Das Karmelhotel wurde als erstes, damaligen Vorstellungen entsprechendes modernes Hotel in Haifa errichtet. Doch eine der wichtigsten Entscheidungen der Haifaer Tempelgemeinschaft wurde im Jahre 1872 gefasst. Eine Mole sollte als Verlängerung der Straße in der Templerkolonie gebaut werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war Jaffa der einzige Hafen Palästinas. Da große Schiffe, wie Passagierschiffe, nicht in den Hafen einfahren konnten, mussten alle Passagiere in kleinen Fischerbooten übergesetzt werden. Für die örtliche Bevölkerung war das ein einträgliches Geschäft. Dank dieser wirtschaftlichen Entwicklung zählte die Gemeinschaft in Haifa 1873 bereits 38 Wohnhäuser und etwa 250 Siedler.

Friedrich Keller war von 1878 bis 1908 kaiserlicher Vizekonsul in Haifa. Sein Hauptverdienst war es, dass nach langem Streit mit den osmanischen Behörden und den Karmeliten die deutsche Siedlung auf den Berg Karmel ausgedehnt werden durfte.

Deutsche Kolonie, Haifa

German Colony, Haifa.

Die deutsche Kolonie (HaMoshava HaGermanit) (hebräisch: המושבה הגרמנית, arabisch: الحي الألمانية, deutsch: deutsche Kolonie) wurde 1868 im osmanischen Haifa als christliche deutsche Templerkolonie in Palästina gegründet. Es war die erste von mehreren Kolonien, die die Gruppe im Heiligen Land gründete. Andere wurden in Sarona in der Nähe von Jaffa, Galiläa und Jerusalem gegründet.

Einige der ursprünglichen Gebäude sind noch heute erhalten und das Gebiet wird weiterhin besucht, bewohnt und genutzt.

Geschichte

Location of the German Colony in Haifa in the 1870’s (PEF Survey of Palestine)
German colony in Haifa, 1875
German colony of Haifa.

Altes deutsches Konsulatgebäude (Tel Aviv)

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Hakenkreuzfahne über der Templerbank im Wallhalla-Viertel in Jaffa.

МУСРАРА И ЕЁ ПРЕДМЕСТЬЯ», посвящённой не только этому ...

Nazi flag on German consulate in Jaffa.

МУСРАРА_РИЭ Не давая себе и дня на отдых, сразу после Немецкой колонии начал обработку материалов о Мусраре, коих собрано немало. Пока условное название будущей экскурсии «МУСРАРА И ЕЁ ПРЕДМЕСТЬЯ», посвящённой не только

Das Templer-Haus. ‘Bank der Templergesellschaft’.

Jahrzehntelang stand das zweistöckige Templer-Haus in der Eilat-Straße 57 leer und verlassen. Das ehemals Deutsche Konsulat am Rechov Eilat Ecke Rechov Chelouche in Tel Aviv-Jaffa, erbaut 1913–1915 von Baurat Karl Appel in Walhalla, einem sich nordöstlich entlang dem Rechov Eilat erstreckenden Viertel, das als Erweiterung der Deutsch-Amerikanischen Kolonie (engl. auch Adams City, arab. Amelikan) entstand, die sich südlich des Rechov Eilat erstreckt. Hier zu sehen die Westfassade zum Rechov Chelouche

Das Gebäude des Alten Deutschen Konsulats ist ein historisches Gebäude, das als Konsulat des Deutschen Reiches im Templerviertel „Walhalla“ in Jaffa, heute Teil von Tel Aviv, errichtet wurde.[1] Der Bau begann 1913 neben der Nablus Road (heute Eilat Straße 59 in Tel Aviv).

Die Gestalter des Gebäudes und seiner Umgebung waren der Architekt Karl Appel (aus Deutschland) und der einheimische Templer Johann Martin Wennagel, der Gartengestalter war Johannes Laemmle. Der Bau erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Oberhaupt der deutschen Templerkolonien in Palästina. Die Fertigstellung der Bauarbeiten verzögerte sich durch den Ersten Weltkrieg, der Mitte 1914 ausbrach. Daher wurde das Gebäude erst 1916 vom deutschen Konsul Walter Rößler (Rössler; 1871–1929) eingeweiht.

Das Konsulatsgebäude und der gepflegte Garten darum dienten als gesellschaftliches Zentrum für die Mitglieder der deutschen Templerkolonien in Palästina. Mit der Besetzung Jaffas durch die Briten im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude vorübergehend als zentrale Kantine und als gelegentliche Unterkunft für britische Soldaten genutzt.

Danach nahm es seine Funktion als deutsches Konsulat wieder auf. Lokalen jüdischen Berichten zufolge schwenkten nichtjüdische Mitglieder der örtlichen deutschen Gemeinde von 1937 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stolz die Flagge Nazi-Deutschlands mit dem Hakenkreuz auf dem Gebäude und der angrenzenden Wagner-Fabrik.

Das deutsche Konsulat wurde Anfang der 1940er Jahre geschlossen und nichtjüdische deutsche Einwohner wurden nach Australien deportiert, da sie Untertanen eines feindlichen Landes waren.

Nach der Gründung des Staates Israel wurde das Gebäude Eigentum der israelischen Regierung.

Deutsche Kolonie (Jerusalem)

‘German Colony (Jerusalem)’

Straßenszene, Emeķ Refa’im Street (2007)
Portal mit Bibelvers (Jes 60,1 LUT) von 1877

Die German Colony in Jerusalem (hebräisch הַמּוֹשָׁבָה הַגֶּרְמָנִית ha-Mōschavah ha-Germanīt) ist ein von Mitgliedern der Tempelgesellschaft im 19. Jahrhundert angelegter Stadtteil. Die German Colony ist heute ein bei Jerusalemern und Touristen gleichermaßen beliebtes Quartier mit Cafés, kleinen Läden und Restaurants.

Templerfriedhof, Jerusalem

Schon zu Beginn der 1870er Jahre zogen einige Templer nach Jerusalem. Jerusalem war jedoch weit davon entfernt, eine Templerkolonie zu werden. Daran änderte auch der Erwerb von Grundflächen außerhalb der Altstadt am oberen Ende der Rafaiterebene im Jahre 1873 und den darauffolgenden Jahren nichts. Die Überlegungen der Tempelführung zu diesem Zeitpunkt, die Leitung der Gesellschaft nach Jerusalem zu verlegen, zeigte keine Wirkung. Zwar gab es 1875 rund 100 Templer zu Jerusalem. Von einer „Kolonie“ konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden, obwohl es das Ziel der Auswanderung war, einen geistigen Tempel in Jerusalem zu errichten. 1878 wurde die Leitung der Tempelgesellschaft und der Sitz des Tempelstifts, einer Ausbildungsstätte für junge Templer, von Jaffa nach Jerusalem verlegt. Dies zog viele Templerfamilien nach Jerusalem, so dass sich die Kolonie (heute haMoschavah haGermanit) etablieren konnte. Dieser Schritt nach Jerusalem bedeutete den ersten Abschluss der ersten Phase der Besiedlung Palästinas durch die Templer.

Geschichte

Survey of Palestine (1945), Kartenblatt Südwest-Jerusalem (Eran Laor Cartographic Collection, Israelische Nationalbibliothek)

Die Tempelgesellschaft ist eine aus dem Württembergischen Pietismus stammende Freikirche, die die Endzeit in Palästina erwarten wollte. Nach der Gründung von Siedlungen in Haifa und Jaffa ab 1868 erwarben die Templer 1873 vom griechisch-orthodoxen Patriarchat ein Stück Land nahe der Jerusalemer Altstadt.[1] Sie identifizierten diese Ortslage mit dem im Alten Testament genannten Tal Refaim (Emeķ Refa’im).[2] Anders als die sonstigen Templerkolonien hatte die Siedlung Emeķ Refa’im eher städtischen Charakter, auch wenn die Hausbesitzer jeweils ein Gartengrundstück bewirtschafteten. Die einzelnen rechteckigen Parzellen (meist 1 Dunam) wurden von einem Zaun oder einer Mauer mit schmiedeeisernem Tor umgeben.[1] „1878 wurde die Leitung der Tempelgesellschaft und der Sitz des Tempelstifts, einer Ausbildungsstätte für junge Templer, von Jaffa nach Jerusalem verlegt. Dies zog viele Templerfamilien nach Jerusalem, so dass sich eine Kolonie etablieren konnte.“[3]

In der typischen Art eines deutschen Straßendorfs angelegt, fiel Emeķ Refa’im schon dadurch auf, dass die Straße beiderseits mit Bäumen gesäumt war. Grüngestrichene Fensterläden und Eisengitter sowie rote Ziegeldächer vervollständigten das europäische Erscheinungsbild.[4] Die Gebäude wurden mit Jerusalem-Stein ausgeführt. Es gab schlichte öffentliche Gebäude: das Gemeindehaus und zwei Schulen.

Die Bewohner betätigten sich als Handwerker (Bäcker, Schuhmacher usw.), aber auch als Ärzte, Architekten, Lehrer und Rechtsanwälte. Mit dem Bau der Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem, die nahe an der Kolonie vorbeiführte (1892), wurde Emeķ Refa’im in die Jerusalemer Neustadt einbezogen und verlor (anders als Mea Schearim) seinen Charakter als religiöse Siedlung.

Als Kaiser Wilhelm II. 1898 Jerusalem besuchte, wurde er in der Templerkolonie begeistert empfangen. Auf dem Friedhof der Templer befindet sich ein Mahnmal für 24 Templer, die als deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg starben. Nach der britischen Eroberung Palästinas wurde ein Großteil der Templer in Ägypten interniert, kehrte aber nach einigen Jahren wieder zurück. Vor dem Zweiten Weltkrieg sympathisierten viele Templer mit dem Nationalsozialismus. Die britische Mandatsregierung deportierte die hier wohnenden Templer im Zweiten Weltkrieg nach Australien.[5] Eine letzte Gruppe alter und gebrechlicher Personen verblieb bis zum Kriegsende im Hospiz der Borromäerinnen. Einige von ihnen wurden als Mitglieder der NSDAP 1949 aus dem Staat Israel ausgewiesen, die übrigen verließen Israel im folgenden Jahr.

Akkon

Wappen von Akkon
Akkon
Turm Burǧ al-Chazna von Akkons Zitadelle mit Zugang zum Museum Ritterhallen
Johanniterkommende: Refektorium von innen, Teil der Ritterhallen
Karawanserei Chan al-Umdan
Basar
Hafen
Innenhof des Hauses Abud, in dem das Kitab-i-Aqdas entstand

AkkonAkko oder Akers (auch Accho und Haccofranzösisch St. Jean d’Acrelateinisch Accoaltgriechisch Ἄκη Ákehebräisch עַכּוֹ ʿAkkō [aˈkɔ], arabisch عكّا AkkaDMG ʿAkkā, im Altertum auch Ptolemais) ist eine alte Hafenstadt im Nordbezirk Israels in Galiläa an der Küste des östlichen Mittelmeers.

Die Altstadt liegt auf einer Landzunge am Nordrand der Bucht von Haifa und ist von einer starken Festungsanlage umgeben. Auf der Landseite ist die Altstadt von der Neustadt umschlossen. Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels.

Der Seehafen der Stadt, die mehrere Jahrhunderte lang eine wichtige Hafenstadt des östlichen Mittelmeers war, hat inzwischen stark an Bedeutung verloren. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist heute die Industrie, vor allem die Eisenverarbeitung. Die Stadt besitzt einen Bahnhof an der Strecke Naharija–Haifa.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Die früheste Besiedlung auf dem Tell Akko, arab. Tell el-Fukhar, begann bereits in der Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.).

Die früheste schriftliche Erwähnung der Stadt findet sich in den ägyptischen Ächtungstexten der 13. Dynastie.[3] Daneben gibt es in mesopotamischen Texten Belege dafür, dass die Stadt bereits in der Bronzezeit eine bedeutende Hafenstadt war. Unter den Amarna-Briefen finden sich einige Briefe von König Surata an den Pharao.[3] Akkon war zu dieser Zeit ein Stadtstaat und diente als Vasall Ägyptens. Akkon taucht auch in Städtelisten aus der Zeit von Thutmosis III.Sethos I. und Ramses II. auf. Das Hypostyl des Ramses-Tempels in Karnak zeigt die Zerstörung von Akkon, vermutlich zwischen 1276 und 1270 v. Chr. Im Papyrus Anastasi I aus dem späten 13. Jahrhundert v. Chr. wird Akkon als eine der Küstenstädte Kanaans aufgezählt. Ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. gehörte die Ortslage zum Einflussgebiet von Tyros. Der phönizische Einfluss ist archäologisch sowohl durch zahlreiche Keramikfunde als auch andere Objekte gut nachweisbar.

Altertum

Nach großflächigen Zerstörungen und zahlreichen Wiederaufbauten erreichte Akkon unter persischer Herrschaft erneut eine wirtschaftliche Blütezeit. Nach der Kampagne von Kambyses II. gegen Ägypten um 526 v. Chr. wurde Akkon zum militärisch und wirtschaftlich bedeutenden Zentrum ausgebaut. An dieser Position änderte sich im Verlauf der nächsten Jahrhunderte nichts. Im 4. Jh. v. Chr. expandierte die Siedlung, und städtebauliche Maßnahmen in der Ebene, unterhalb des antiken Siedlungshügels, begannen. Seit 281 v. Chr. war die Stadt fest in ptolemäischer Hand und erhielt mit ihrer Erhebung zur Polis auch ihren neuen Namen: Ptolemais (Ptolemaïs); zu Ehren des Begründers der ptolemäischen Dynastie, Ptolemaios I. Soter.

Die Stadt Ptolemais ging nach dem Ende des Fünften Syrischen Krieges um 198 v. Chr. schließlich in seleukidischen Besitz über; ebenso wie die übrigen Städte Phöniziens und Palästinas. Die hellenistische Zeit brachte eine erneute wirtschaftliche Blütezeit durch den massiven Seehandel mit den griechischen Gebieten und bis nach Italien. Archäologisch lässt sich dieser Handel durch die Keramikfunde nachweisen.

Auch im Alten Testament der Bibel ist von Akkon die Rede (Ri 1,31 EU).

Um das Jahr 64 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern eingenommen. Sie gehörte zur römischen Provinz Syria.

Der Apostel Paulus verbrachte im Jahr 57 n. Chr. einen Tag in Akkon (Ptolemais) (Apg 21,7 EU).

Anfang des Jahres 67 wurde die Hafenstadt Ptolemais zum Sammelplatz der römischen Truppen im ersten Jüdischen Krieg: 30.000 Legionäre der Legio V Macedonica und der Legio X Fretensis (beide unter Vespasian aus Norden kommend) sowie der Legio XV Apollinaris (unter Vespasians Sohn Titus aus Alexandria) und etwa ebenso viele Auxiliartruppen. Von dort marschierten sie unter dem Oberbefehlshaber Vespasian in Judäa ein.[4]

Plinius der Ältere beschreibt in seiner um das Jahr 77 entstandenen Naturalis historia die Mündung des Flusses Belu bei Ptolemais als die einzige Stelle, die den für die Herstellung von Glas erforderlichen reinen Sand lieferte.[5][6]

Mittelalter

Im Rahmen der islamischen Expansion kam die Stadt 638 unter arabische Herrschaft, die bis 1104 anhielt. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts beauftragte der ägyptische Herrscher Ahmad ibn Tulun den Architekten Abu Bekr al-Bana’ mit der Erweiterung des Hafens. Der mit Steinlagen auf Sykomoren-Bohlen ausgebaute Hafen hatte eine große Bedeutung für den Handel im Mittelmeer. Die Einfahrt wurde nachts durch Ketten verschlossen.

Im Mittelalter war Akkon der einzige Hafen an der Levanteküste, in dem bei jedem Wetter Waren gelöscht werden konnten, weshalb er für die Kreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung war. Nachdem das Heer des Ersten Kreuzzugs vor der Belagerung von Jerusalem 1099 die gut befestigte Stadt noch umgangen hatte, unternahmen die Könige des durch sie gegründeten Königreichs Jerusalem alsbald Anstrengungen zu deren Eroberung. Nachdem ein erster Versuch König Balduins I. 1103 noch erfolglos geblieben war, gelang ihm nur ein Jahr später nach zwanzigtägiger Belagerung die Einnahme der Hafenstadt. Während der Kreuzzüge bestand hier der Sitz des lateinischen Bistums Akkon, das 1135 gegründet wurde.[7] Neben Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem nutzten auch christliche Kaufleute den Hafen, um mit Waren aus dem rund 180 km entfernten Damaskus zu handeln. Die Stadt blühte auf.[8]

1187 wurde neben Jerusalem auch Akkon durch Sultan Saladin zurückerobert. Nach erbitterter und langer Belagerung (1189–1191) fiel die Stadt schließlich wieder an die Kreuzritter, die Verstärkung durch den Dritten Kreuzzug unter Richard Löwenherz erhalten hatten. Da Jerusalem in den Händen Saladins blieb, wurde Akkon nun Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. Auch der Johanniterorden und der Templerorden verlegten daraufhin ihren Sitz nach Akkon. Während der Belagerung Akkons gründeten im Jahr 1190 Kaufleute aus Lübeck und Bremen den Deutschen Orden (Deutschritterorden) als Hospitalgemeinschaft. 1198 erfolgte die Umwandlung in einen Ritterorden, wobei Akkon Amtssitz des Hochmeisters wurde.

1219 stiftete Franz von Assisi das noch heute existierende FranziskanerKloster.

1229 wurde Akkon nach dem Frieden von Jaffa zwischen Friedrich II. und dem Ayyubiden-Sultan al-Kamil unter die Verwaltung des Johanniterordens gestellt – der alternative Name St. Jean d’Acre, der von der gleichnamigen Hospitaliterkirche stammt, weist darauf hin. Akkon wurde eine wichtige Schnittstelle für die Vermittlung arabischer Kultur und Wissenschaft nach Europa.

Nach der endgültigen Eroberung Jerusalems durch die Muslime 1244 war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen nahm der ägyptische Mamluken-Sultan al-Aschraf Chalil die Stadt schließlich am 18. Mai 1291 ein. Die Eisenburg genannte und direkt am Meer gelegene Stadtfestung des Templerordens konnte sich noch bis zum 28. Mai 1291 halten.[9] Mit dem Verlust Akkons war der Widerstand der Kreuzfahrerstaaten an der Levante gebrochen und die Kreuzzüge gescheitert. Die letzten verbliebenen Städte und Festungen der Kreuzfahrer fielen bis August 1291 ohne größere Kampfhandlungen. Sultan al-Ashraf Chalil ließ die Befestigungsanlagen schleifen, damit die Kreuzfahrer sich nie wieder an der Küste festsetzen können würden.[10] Ein gotisches Kirchenportal aus Akkon wurde als Trophäe nach Kairo gebracht.

Neuzeit

1517 wurde Akkon unter Sultan Selim I. Teil des Osmanischen Reiches.

Ab 1749 wurde die zum Teil noch immer zerstörte Stadt neu aufgebaut. Es entstand die Festungsanlage, die von Dschezzar Pascha, dem damaligen Gouverneur von Damaskus, auf der Grundlage der Kreuzritterfestung erbaut und von Dhaher al-Omar, dem Scheich von Galiläa, ausgebaut wurde. Bis 1774 war Akkon Hauptstadt des Herrschaftsgebiets von Dhaher. Seine durch die Hohe Pforte eingesetzten Nachfolger führen den Titel eines Wālī von Sidon.

Im Jahre 1799 wurde Akkon 61 Tage lang vergeblich von Napoleon belagert. Einer Legende nach warf dieser beim Rückzug der Truppen mit den Worten „Wer Akkon erobert, erobert die Welt!“ seinen Hut ins Meer. Von ihm zurückgelassene Kanonen stehen auf dem Festungswall. Der

Im Jahre 1832 verlegte der Wālī seinen Sitz und die regionale Verwaltung von Akkon nach Sidon (Eyâlet Sidon). Dabei blieb Akkon Sitz des Unterbezirks Nahiya Akkon im Eyâlet, nach dessen Auflösung kam die Nahiya 1864 ans Vilâyet Syrien, 1888 ans neu geschaffene Vilâyet Beirut.

1869 kam Baha’u’llah, der Religionsstifter der Bahai, als Gefangener des Osmanischen Reiches ins Gefängnis Akkon. Dort entstanden sein Buch Kitab-i-Aqdas und die Schriftensammlung Botschaften aus Akka. Mit der Verdrängung von Segelschiffen durch Dampfschiffe im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verlor der Hafen von Akkon an strategischer Bedeutung, da große Schiffe dort nicht anlegen können.

Die osmanische Herrschaft endete mit der Einnahme Akkos durch Entente-Einheiten (hier die 13th Cavalry Brigade der Britisch-Indischen Armee) am 23. September 1918 im Zuge des Palästinafeldzugs im Ersten Weltkrieg. Die Briten errichteten die militärische Besatzungsverwaltung Occupied Enemy Territory Administration South (OETA South), womit Akkon vom libanesischen Verwaltungsbereich ins Einflussgebiet Jerusalems wechselte.

Mit Ablösung der Militärverwaltung und Übergang zur regulären britischen Zivilverwaltung Ende 1918 bereitete das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland die Schaffung eines neuen Territoriums vor, das 1920 südliche libanesische Gebiete (Akkon, Galiläa, Jesreelebene) mit dem ehemals osmanischen Mutesarriflik Jerusalem zum neuen Mandatsgebiet des Völkerbunds namens Palästina vereinte. Akkon wurde Sitz des neuen Subdistrikts Akkon, der bei einigen palästinensischen Verwaltungsreformen mehrfach den Distrikt wechselte, zu dem er gehörte.

Im Krieg um Israels Unabhängigkeit, den seine Nachbarstaaten durch Einmarsch ihrer Truppen am Tag nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung eröffneten, eroberte die Carmeli-Brigade, geführt von Mosche Karmel von der Hagana, am 17. Mai 1948 Akko. Die Stadt ist seither Sitz des israelischen Unterbezirks Akkon.

2001 wurde die Altstadt (63 Hektar) von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.[11]

2006 wurde die Stadt während des israelisch-libanesischen Kriegs Ziel von Raketenangriffen der Hisbollah.

2008 kam es an Jom Kippur in der Neustadt zu Ausschreitungen zwischen Angehörigen der jüdischen und arabischen Bevölkerung.[12]

Kulturgeschichtliches

Die mittelalterliche Zitadelle der Stadt, überragt vom „Schatzturm“ (Burǧ al-Chazna), beherbergt die älteste Kommende des Johanniterordens, ein ebenerdiges zweischiffiges Refektorium (gebaut ab 1104), vermutlich Urbild aller gotischen Kreuzrippengewölbe. Es wurde ebenso wie die 1291 weitgehend zerstörte Johanniterkirche der Kommende von Ze’ev Goldmann ausgegraben. Die erhaltene Krypta der Kirche und die ergrabenen Teile der Kommende, soweit hergerichtet, stehen als Teil der Ritterhallen für Besucher offen. Ein Fluchttunnel der Tempelritter von der Eisenburg zum Hafen ist ein Besuchermagnet.[13]

In der bisher noch nicht wiedergefundenen ältesten Dominikanerkirche (Predigerkirche) Akkons wurde der katholische Heilige und Ordensgeneral der Dominikaner Jordan von Sachsen beigesetzt. Sein Schiff zerschellte 1237 in der Nähe von Akkon vor der syrischen Küste. Mitten in der Altstadt, im ehemaligen Genuesenviertel, findet sich die Metropolitankirche St. Georg, älteste Kirche der Stadt und Kathedrale des griechisch-orthodoxen Metropoliten von Akko. An der Südspitze der Altstadt überragt Akkons bekannteste Kirche, die Franziskanerkirche St. Johannis, die Stadtmauer und ist von der Bucht von Haifa gut sichtbar.

Seit 1980 ist Akkon der Austragungsort des jährlichen Acco Festival of Alternative Israeli Theatre. Ferner bestehen das Okaschi-Museum für Kunst, das Museum der Gefangenen des Untergrunds und das Städtische Museum im türkischen Hammam.

Einwohner

Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 8. November 1948, 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Akkon folgende Einwohnerzahlen an:[14]

Jahr der Volkszählung 1948 1961 1972 1983 1995 2008 2015 2016
Anzahl der Einwohner 4.059 25.222 33.700 36.396 44.240 46.252 47.675 47.808

Söhne und Töchter der Stadt

Luftbild von See

Die Liste enthält eine chronologisch geordnete Übersicht bedeutender, in Akkon geborener Persönlichkeiten. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Akkon hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Viele sind nach ihrer Geburt weggezogen und andernorts bekannt geworden. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Templerorden

Tatzenkreuz des Templerordens.

Der Templerorden war ein geistlicher Ritterorden, der von 1118 bis 1312 bestand. Seine Mitglieder werden als TemplerTempelritter oder Tempelherren bezeichnet. Sein voller Name lautete Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem (lateinischPauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis).

Der Ritterorden wurde 1118 im Königreich Jerusalem gegründet. Er war der erste Orden, der die Ideale des adligen Rittertums mit denen des Mönchtums vereinte, zweier Stände, die bis dahin streng getrennt waren. In diesem Sinne war er der erste Ritterorden und während der Kreuzzüge eine militärische Eliteeinheit. Er unterstand direkt dem Papst. Auf Druck des französischen Königs Philipp IV. wurde der Orden nach einem langwierigen, aufsehenerregenden Prozess (Templerprozess) von Papst Clemens V. am 22. März 1312 nicht auf dem Konzil von Vienne, sondern per Verwaltungsakt aufgelöst; das beträchtliche Vermögen der Templer wurde auch nicht dem französischen König überantwortet, sondern den Johannitern. In der Folge gab es mehrere Organisationen, die sich entweder aus ehemaligen Templern rekrutierten (wie den Christusorden in Portugal) oder die sich auf das Erbe des Templerordens bezogen und teilweise noch aktiv sind.

Name

Der Name „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels“ rührt von dem Umstand her, dass König Balduin dem Orden einen Flügel der al-Aqsa-Moschee, die er als Palast nutzte, auf dem Tempelberg in Jerusalem, als Quartier angeboten hatte. Dort hatte bis zur Zerstörung durch den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. im Jahre 614 die Basilika St. Maria gestanden, welche auf den Grundmauern des salomonischen Tempels gebaut worden war.

Geschichte

An der Stelle der heutigen al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg, wo von 530 bis 614 die Basilika St. Maria stand, befand sich von 1119 bis 1187 das erste Hauptquartier der Tempelritter.
Balduin übergibt den Tempel Salomons an Hugo von Payens und Gottfried von Saint-Omer.

Die Ereignisse der frühen Jahre des Templerordens sind historisch nicht endgültig festzustellen. Die wichtigste diesbezügliche Quelle stellt der Bericht des Erzbischofs Wilhelm von Tyrus dar. Wilhelm war allerdings um 1130 geboren worden und somit kein Augenzeuge oder Zeitgenosse. Weitere Schilderungen stammen von Jakob von Vitry, der im frühen 13. Jahrhundert Bischof von Akkon war.

Gründung

Niederlassungen der Ritterorden in Outremer bis 1291

Das genaue Gründungsdatum des Ordens ist nicht bekannt, es lag wohl zwischen 1118 und 1121. Schwierigkeiten der Datierung beruhen auf dem zeitgenössischen Stil der Urkunden. Das Konzil von Troyes, in dessen Rahmen die erste urkundliche Erwähnung fällt, ist zeitgenössisch für den Januar 1128 verbrieft.[1] Allerdings wurden damals in Südfrankreich die Urkunden im sogenannten Stil Mariä Verkündigung datiert, in dem der Jahresbeginn am 25. März begangen wird, so dass der urkundliche 13. Januar 1128 wahrscheinlich der 13. Januar 1129 nach heutiger Zeitrechnung war. Diese Deutung ist, wie fast alles in der frühen Ordensgeschichte, nicht unumstritten. In der betreffenden Urkunde wird vom neunten Gründungsjahr gesprochen, was, mit der oben genannten Einschränkung, auf eine Gründung im Jahre 1119 oder 1120 schließen lässt. Mit dem Konzil von Nablus im Januar 1119, wohl ausgelöst durch Angriffe auf Pilger, kann die Einrichtung einer Miliz unter Einfluss des Patriarchen besprochen worden sein[2].

Zu dieser Zeit war Jerusalem ein Anziehungspunkt für viele Pilger und Abenteurer aus Europa. Kurz nach dem ersten Kreuzzug stand der Seeweg offen. Die Straßen von der Küste ins Landesinnere waren jedoch sehr unsicher. Die zahlreichen Pilger in den bergigen Regionen der Strecke von Jaffa über Ramla nach Jerusalem zogen Räuber an. Der Großteil des Kreuzritterheeres war nach Europa zurückgekehrt, weshalb kaum Schutz vor Überfällen bestand. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es Hugo von PaynsGottfried von Saint-Omer und sieben weitere französische Ritter, die daher einen Orden gründeten, dessen Aufgabe es sein sollte, die Straßen des Heiligen Landes für die christlichen Reisenden zu sichern. Die Ritter legten vor dem Patriarchen von Jerusalem ein Ordensgelübde ab. Neben den „klassischen“ Gelübden, die sich auf Armut, Keuschheit und Gehorsam bezogen, verpflichteten sich die Ordensbrüder jedoch zudem, den Schutz der Pilger sicherzustellen.

Als weitere Gründungsmitglieder gelten neben Hugo von Payns und Gottfried von Saint-Omer auch Andreas von Montbard (ein Onkel Bernhards von Clairvaux), Gundomar, Gudfried, Roland, Payen von Montdidier, Gottfried Bisol und Archibald von Saint-Amand. Die frühe Ordensbezeichnung lautete Paupere Militie Christi (Arme Ritter Christi). Der neue König von Jerusalem, Balduin II., überließ den Templern im Jahre 1119 die Gebäude seines ehemaligen Palastes auf dem Tempelberg. Er selbst bezog einen neugebauten Palast beim Davidsturm. Der Orden nannte sich daraufhin Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis (Arme Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem), woraus sich die üblichen Bezeichnungen TempelritterTempler und Templerorden ableiten.

Ordensregel

Die Statuten des Ordens basierten auf der Regel des Benedikt von Nursia aus dem 6. Jahrhundert. Die erste Version wurde in lateinischer Sprache 1129 auf der Synode von Troyes verfasst. Bis 1260 wurden die ursprünglich 72 Kapitel auf 686 erweitert. Die Regel wurde schon früh ins Französische übersetzt, da die wenigsten Templer des Lateinischen mächtig waren. Die Ergänzungen betreffen vor allem den militärischen Bereich sowie die Strafen für Vergehen gegen die Ordensregeln. Das von Bernhard von Clairvaux 1139 verfasste Lob der neuen Ritterschaft, eine Rechtfertigungsschrift für die neue Lebensform der Mönchsritter, wurde ebenfalls in den Regeltext integriert.[3]

Frühe Jahre

Im Jahre 1125 erlebte der Orden den ersten Aufschwung durch den Beitritt des Grafen Hugo I. von Champagne, der ein Freund des Abtes Bernhard von Clairvaux gewesen war. Bernhard war einer der wichtigsten Kleriker seiner Zeit. Nach anfänglicher Skepsis setzte er sich ab 1129 wortgewaltig für die Unterstützung des Templerordens ein.

Im Jahre 1127 reiste Hugo von Payens in Begleitung mit anderen Gründungsmitgliedern (Zahl steht nicht fest; man spricht von acht bis dreißig Mitgliedern) nach Europa zurück, um für den Orden neue Mitglieder und den Kreuzzug gegen Damaskus zu werben[4]. Außerdem hatte die Idee der Vereinigung von Kriegern und Mönchen Streitfragen aufgeworfen, die die Templer den geistlichen Größen der Christenheit vorlegen wollten. In Jerusalem dürfte es zu dieser Zeit bereits eine ganze Reihe von Ordensmitgliedern gegeben haben, denn nach zehn Jahren war 1129 der Ausbau der al-Aqsa-Moschee zur Festung und zum Sitz der Templer abgeschlossen. Dies hätte von den vier in Jerusalem zurückgebliebenen Mitgliedern schwerlich allein durchgesetzt und bewältigt werden können.

Ab 1127 sind zunehmend Schenkungen von Landbesitz an den Orden zu verzeichnen, insbesondere in Frankreich, auch in England, Spanien, Portugal und Italien. Ein nicht geringer Teil der Schenkungen wird auf den Einfluss von Bernhard von Clairvaux zurückgeführt, der Abt des Zisterzienserklosters von Clairvaux war.

Am 13. Januar 1129 fand das Konzil von Troyes statt. Anwesend waren laut der Präambel zur Ordensregel Kardinal Matthias von Albano, einige Bischöfe, die Äbte Hugo von Mâcon von Pontigny, Bernhard von Clairvaux, Stephan Harding von Cîteaux sowie weitere Kleriker und Laien; von den Templern wohnten Hugo von Payens, Andreas von Montbard und möglicherweise weitere Ordensmitglieder der Zusammenkunft bei. Die Ordensregeln wurden schriftlich festgelegt. Sie waren augustinisch geprägt, es sind auch zisterziensische Einflüsse erkennbar, was für manche darauf hindeutet, dass Bernhard bei der Festlegung der Regeln beteiligt war. Mit zahlreichen weiteren Beitritten ging ein Wachstum der Spendeneinkünfte einher. Im Heiligen Land gehörten die Burgen Baghras (ab 1134 oder 1137), Roche Roussel und Trapesac zu den frühesten Besitzungen der Templer.

Am 29. März 1139 wurde die Organisation der Templer von Papst Innozenz II. durch die Bulle „Omne datum optimum“ erneut bestätigt und der Orden direkt dem Papst unterstellt. Dadurch bildete der Orden faktisch einen Staat im Staate und war für weltliche Herrscher nahezu unantastbar. So war er nicht nur von der Steuer befreit, sondern durfte selbst Steuern erheben. Außerdem verlieh er Geld gegen Zinsen, was zwar verboten war, aber stillschweigend hingenommen wurde. Die Templer begannen, sich langsam immer mehr auf dieses Geschäft zu konzentrieren.

Die Templer waren der erste Orden, der die Ideale des adligen Rittertums mit denen der Mönche verband. Nach dem Vorbild der Templer formten sich in der Folgezeit weitere Ordensbruderschaften zu geistlichen Ritterorden um. Der in Europa bedeutendste von ihnen ist der Johanniter- oder Hospitaliterorden, der bereits vor 1099 als reine Hospitalsbruderschaft bestand und bis Mitte des 12. Jahrhunderts sein Tätigkeitsfeld von der Beherbergung und Pflege von Pilgern, Kranken und Armen auch auf deren militärischen Schutz durch Ordensritter ausweitete. Die auf Malta ansässigen Johanniter sind als Malteserorden bekannt. Auch der 1189 als Hospitalsbruderschaft gegründete Deutsche Orden wurde 1198 nach dem Vorbild der Templer zu einem geistlichen Ritterorden erweitert. Insbesondere zwischen den Johannitern und Templern entwickelte sich in der Folgezeit eine rege Konkurrenz um Macht und Einfluss im Heiligen Land, die teils gar in blutigen Gefechten ausartete und die Kreuzfahrerstaaten insgesamt schwächte.

Grundsätze und Ziele

Schutz der Pilger

Die zahlreichen Pilger in den bergigen Regionen der Strecke von Jaffa über Ramla nach Jerusalem zogen vermehrt Räuber an. Daher waren die Straßen von der Küste ins Landesinnere sehr unsicher, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Großteil des Kreuzritterheeres nach Europa zurückgekehrt war. Aus diesem Grund bestand kaum Schutz vor Überfällen, weswegen es bei der Gründung des Ordens um 1118 seine erste und ursprüngliche Aufgabe war, die Straßen des Heiligen Landes für die christlichen Reisenden zu sichern.

Militärische Aktivitäten

Templerburg in Ponferrada, Spanien, die im 12./13. Jahrhundert am Rande des Jakobsweges erbaut wurde und auch zum Schutz der Jakobspilger diente

Der erste Kriegseinsatz des Ordens anlässlich der Belagerung von Damaskus im Jahre 1148 endete in einem Fiasko. Zahlreiche – wenn nicht sogar die meisten – Templer fielen im Kampf. Die Reihen wurden jedoch wieder aufgefüllt, und die Templer nahmen an allen größeren militärischen Aktionen im Heiligen Land teil. Wie die anderen Orden blieben die Templer vom Königreich Jerusalem unabhängig und wurden zu einer eigenständigen politischen Kraft. Nach dem Fall der Stadt Akkon, der letzten Hauptstadt des christlichen Outremer, am 18. Mai 1291 hielt die dortige Templer-Zitadelle noch weitere zehn Tage stand und brach dann, von den Truppen des MamelukenSultans unterminiert und einem Sturmangriff ausgesetzt, über den Verteidigern zusammen. Die zwei letzten Burgen auf dem Festland, die Festungen Tortosa und Athlit, wurden im August kampflos geräumt. Der Orden zog sich nach Zypern zurück. Eine (heutzutage wasserlose) Insel vor Tortosa, Ruad, blieb bis zum 28. September 1302 im Templerbesitz.

Der Orden beteiligte sich aktiv an der Vertreibung der Mauren (Reconquista) von der Iberischen Halbinsel.

Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Niederlassungen des Templerordens in Europa um 1300

Die Templer beschäftigten sich nicht nur mit dem Kriegshandwerk: Die Einkünfte der europäischen Komtureien mussten nach Outremer, den lateinischen Staaten im Heiligen Land, transportiert werden. Diese Transporte begründeten die Finanzaktivitäten des Tempels. Zunächst dienten die Tempelhäuser im Osten nur als Tresore und Schatzkammern des Landes; schon für das Jahr 1135 sind erste Verleihgeschäfte verbürgt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts machten die Templer Geldanleihen zu einer regulären geschäftlichen Betätigung und wurden zu einer europaweiten Finanzmacht.[5] Ihr finanzieller Ruf war dabei so gut, dass auch Muslime ihre Dienste in Anspruch nahmen. Die Templer erfanden eine eigene Art der Kreditbriefe (Vorläufer der heutigen Reiseschecks) sowie fortschrittliche Techniken der Buchführung.

Etwa 15.000 Ordensmitglieder verwalteten um die 9000 über ganz Europa verstreute Besitzungen (von denen nur ein geringer Teil eigenständige Komtureien waren). Ihre Aufgabe war es, Gewinne zur Finanzierung des Kampfes in Palästina zu erwirtschaften und Männer anzuwerben. Zu den bekanntesten zählen die beiden „Hauptquartiere“, der Temple in Paris und die Temple Church in London, sowie die Siedlung um die Komturei Tempelhof (Tempelhoffe, 1290), das heutige Berlin-Tempelhof, wo die burgartig erhöhte und ummauerte Dorfkirche Tempelhof im Alten Park das letzte Überbleibsel dieser alten Templerkomturei darstellt. Tempelhof war mehr Landgut als Burgfeste: „Wir müssen auf das Klischee verzichten, das die Templer (oder die Johanniter) als allzeit kampfbereite Ritter darstellt, die von ihren [mitteleuropäischen] Klosterfesten aus die Christenheit durchstreiften.“[6] Es gibt noch eine Burg des alten Templerordens in Europa (Burg von Ponferrada in Spanien), alle anderen wurden zwischenzeitlich zerstört, abgesehen von der Wehr-Klosteranlage Convento de Cristo im portugiesischen Tomar.

Die Auflösung

Gründe

Templer küsst Kleriker von hinten (Propaganda-Manuskript-Illustration, etwa 1350)

Ebenso wie die Gründung des Ordens vollzog sich sein Ende in mehreren Schritten. Die Gründe waren vielfältig. Zum einen verfestigten sich zwischen 1100 und 1300 zunehmend die Strukturen der Königreiche. Wo man zuvor erst Christ und dann beispielsweise Untertan des französischen Königs war, kehrte sich dieses Verhältnis allmählich um. Die Könige betrachteten die supranational organisierten päpstlichen Orden zunehmend mit Misstrauen, besonders da die Mönchsritterorden das größte stehende und auch im Kampf erfahrenste Heer bildeten. Anders als die Templer verstanden es die beiden anderen großen Orden, sich eigene territoriale Herrschaftsbereiche zu sichern: die Johanniter auf Rhodos und die Deutschordensritter im Baltikum. Hinzu kommt wohl, dass die Templer den Antrag auf Mitgliedschaft König Philipps IV. (Philipp der Schöne) ablehnten.

Außerdem empfahlen nach dem Fall Outremers mehrere Gelehrte dem französischen König in vertraulichen Berichten einen neuen Kreuzzug. Einen Teil des Geldes sollte sich der König besorgen, indem er die Templer vernichtete und ihre Güter beschlagnahmte. Da Philipp IV. hoch verschuldet war, unter anderem auch bei den Templern, beherzigte er diesen Rat, ohne jedoch an einen Kreuzzug zu denken. Allerdings war ein derart offensichtliches Vorgehen auch dem König unmöglich: Die Rechtsgelehrten betonten ausdrücklich, die eingezogenen Güter müssten der christlichen Sache im Heiligen Land zugutekommen.

Durch das dauerhafte Zusammenleben mit Muslimen nahm auch die Akzeptanz der Templer gegenüber dem Islam immer mehr zu. Der enge Kontakt der Templer zu den Muslimen rief ebenfalls den Unmut der Kirche hervor und stellte beim Auflösungsprozess gegen den Templerorden 1312 einen der Hauptanklagepunkte gegen die Gemeinschaft dar.[7]

Anklagepunkte

Verbrennung von Templern wegen angeblicher Sodomie und Ketzerei

Im Jahre 1307 wurden die Mitglieder des Ordens schließlich der Ketzerei und der Sodomie (im Sinne homosexueller Handlungen) angeklagt. Der Papst war zu dieser Zeit vom französischen König abhängig, daher standen die Chancen des Ordens schlecht. Philipp IV. machte die Sache zur Staatsaffäre. Geschickt setzte er den aus Frankreich stammenden Papst Clemens V., der seinen Amtssitz nach Avignon verlegt hatte, unter Druck und drohte unter dem Vorwand angeblich vorhandener Kinder des Papstes mit einem Ketzerprozess gegen dessen Vorgänger und Mentor Bonifatius VIII., der bis zu seinem Tod infolge des von Philipp IV. initiierten Attentats von Anagni (1303) Papst gewesen war. Auch drohte der König, die Kirche Frankreichs abzuspalten, falls der Papst seine Unterstützung der Templer nicht einstellte, denn stellte sich dieser vor die ketzerischen Templer, könnte er selber in den Ruf geraten, ein Ketzer zu sein.

Haftbefehl Philipps IV. und Gefangennahmen

Am 14. September 1307 (dem wichtigen Fest „Kreuzerhöhung“ und damit gewiss ein wohlüberlegtes Datum) wurde der Haftbefehl Philipps IV. ausgefertigt und zwar für alle Templer ohne Ausnahme. Sie seien zu verhaften, gefangenzuhalten und dem Urteil der Kirche zuzuführen (capti tenantur et ecclesiae iudicio preserventur), ihre Besitztümer und bewegliche Habe sei zu beschlagnahmen und zu treuen Händen aufzubewahren (omnia bona sua mobilia et immobilia saisiantur et ad manum nostram saisita fideliter conserventur). Von der königlichen Kanzlei ergingen an alle „Dienststellen“ in Frankreich versiegelte Briefe mit der Auflage, sie am Freitag, den 13. Oktober 1307, zu öffnen und dann strikt dem Inhalt gemäß zu verfahren. Die Briefe enthielten die Haftbefehle. Mit dieser landesweit konzertierten Aktion konnte erfolgreich verhindert werden, dass die Brüder sich untereinander warnen konnten. Durch zahlreiche und fast gleichzeitige Verhaftungen wurden sämtliche Templer in Philipps gesamtem Machtbereich überrascht. Die königliche Seite brüstete sich damit, dass nur zwölf Ritter entkommen seien, darunter nur ein einziger Würdenträger. Die Verhaftungswelle war ein gut durchorganisiertes, polizeiliches Kommandounternehmen – das erste bekannte seiner Art in der Geschichte.

In Paris wurden 138 Personen festgenommen. Eine päpstliche Kommission zählte 1309 noch 546 Inhaftierte in Paris, wohin die Festgenommenen gebracht worden waren. Die Untersuchung der Inquisition zog sich über Jahre hin. Die Vorwürfe waren bei allen Brüdern gleich: in erster Linie Häresie, Sodomie (im Sinne von Homosexualität) und Götzendienst. Eine reale Grundlage für den Templerprozess war aus heutiger Sicht nicht gegeben. Es gab jedoch aus damaliger Sicht durchaus Anhaltspunkte, und zwar in den consuetudines, also den näheren Ausführungsbestimmungen der Regel, die man für einen Prozess nutzen konnte. Die recht ausführlichen consuetudines waren normalerweise strikt vertraulich. (Ein Templer aus Südfrankreich schrieb an den Großmeister nahezu verzweifelt, dass den Leuten des Königs die consuetudines in die Hände gefallen seien.) In diesen wird nämlich auch zu Missständen Stellung genommen, wie sie wohl in allen Klöstern vorgekommen sind; so zum Beispiel in Absatz Nr. 573, in dem über drei der Sodomie überführten Brüder berichtet wird, und welche Strafen sie trafen. Vermutlich unter Folter gestand der Großmeister Jacques de Molay zunächst, widerrief jedoch kurz darauf. Es folgte ein sehr langes Ermittlungsverfahren, gegen den Willen des französischen Königs, der einen kurzen Prozess wollte. Wäre es ihm gelungen zu beweisen, dass der Orden insgesamt den Pfad seiner Regel verlassen hatte, ohne dass dies vom Papst moniert wurde (der ja den Orden approbiert hatte und die Aufsichtspflicht hatte), wäre der Papst selbst in Bedrängnis gekommen. Der Papst verhinderte dies. Ein Kräftemessen zwischen Papst und König endete schließlich mit einem Kompromiss zu Lasten der Templer: Der Papst verzichtete darauf, dem König den Prozess zu machen wegen des Attentats von Anagni, bestätigte in einer Bulle rex glorie virtutum vom 27. April 1311 die Gottunmittelbarkeit des Königtums (electum a domino) und verfügte die physische Entfernung/Vernichtung der Bulle Unam Sanctam aus den Unterlagen des Vatikans (was auch geschah), in der das Primat des Papstes über das Königtum ausdrücklich bekräftigt war; der König verzichtet auf einen „Coelestin V.“-Prozess. Das Opfer wurde der Templerorden, dessen Besitz jedoch bei der Kirche verblieb, bzw. bei den Johannitern und neugegründeten Orden in Spanien und Portugal (ad subsidiam terram sanctam).

Auflösung des Ordens unter Papst Clemens V.

Am 22. März 1312 löste Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne (Frankreich) den Orden auf. Nachdem es keinen Orden mehr gab, war kein Prozess mehr möglich; es blieb bei dem Ermittlungsverfahren. In seiner Gesamtheit wurde der Orden nicht verurteilt, es erfolgten Verurteilungen einzelner Templer. Die Güter des aufgelösten Ordens gingen auf die Johanniter über. Die überlebenden Ordensbrüder haben sich teilweise spanischen/portugiesischen Orden, in Deutschland auch dem Deutschen Orden, angeschlossen.

Am 18. März 1314 wurde der letzte Großmeister des Templerordens, Jacques de Molay, zusammen mit Geoffroy de Charnay in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Man hatte Jacques de Molay zunächst zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt. Da er nochmals widerrufen und erneut alle Beschuldigungen gegen den Orden zurückgewiesen hatte, wurde er als „relapsus“ (rückfälliger Ketzer) nach damals geltendem Recht verbrannt. Die Hinrichtung fand an der Westseite des Pont Neuf auf der Île de la Cité in Paris statt. An dieser Stelle erinnert eine Gedenktafel an Jaques de Molay, und es werden noch im Gedenken Blumen niedergelegt.

Zeitleiste des Verfahrens

  • 14. September 1307: Geheimer Befehl Philipps IV. zur Verhaftung der Templer am 13. Oktober 1307 und Beginn der Templerprozesse
  • 13. Oktober 1307: („Schwarzer Freitag“) Gefangennahme aller Templer in Frankreich
  • 24./25. Oktober 1307: Geständnis von Jacques de Molay
  • 22. November 1307: Clemens V. zieht das Verfahren an sich
  • 24. Dezember 1307: Jacques de Molay widerruft sein Geständnis
  • 8. August 1309: Beginn der päpstlichen Untersuchung, die bis zum 5. Juni 1311 andauert
  • 12. Mai 1310: Verbrennung von 54 Templern bei Paris
  • 16. Oktober 1311: Eröffnung des Konzils von Vienne
  • 22. März/3. April 1312: Aufhebung des Templerordens durch Clemens V. (Bulle Vox in excelso)
  • 2. Mai 1312: Übertragung der Templergüter an die Johanniter (Bulle Ad providam)
  • 18. März 1314: Jacques de Molay wird zusammen mit Geoffroy de Charnay auf dem Scheiterhaufen in Paris verbrannt
  • 25. Oktober 2007: Freigabe der im 17. Jahrhundert verlorengegangenen Templerakte durch den Vatikan für die Öffentlichkeit

Schicksal der Templer nach der Auflösung des Ordens

Obwohl nach offiziellen Quellen nahezu alle Templer in Frankreich verhaftet worden waren, wurden tatsächlich nur wenige Todesurteile vollstreckt und dies auch nur in Frankreich. So wurde zum Beispiel in Avignon, dem damaligen Papstsitz, kein einziges Todesurteil vollstreckt. Außerhalb des unmittelbaren Machtbereiches von König Philipp IV. wurden die Templer nur zum Teil verfolgt, teilweise sogar gänzlich in Ruhe gelassen. Nach der Überlieferung sollen die letzten Tempelritter im Rheinland auf Burg Lahneck in einem heldenhaften Kampf gefallen sein. Allerdings war durch den Wegfall der geistigen und wirtschaftlichen Führungselite und der Ordenszentrale in Paris die Macht der Templer gebrochen. Ihre Aktivitäten waren nur mehr lokaler oder regionaler Natur. Auf Zypern und anderswo blieben die Würdenträger bis zum Tode in Haft, in Spanien wurden zahlreiche Templer freigesprochen. Es ist anerkannt, so auch vom Papst, dass die Anklage gegen die Templer als Ganzes jeder Grundlage entbehrte. Verfehlungen habe es nur von Einzelnen gegeben. Zum Teil wird vom „ungeheuerste(n) Justizmord der Geschichte“ gesprochen.[8]

Frühe Anknüpfungen an den Templerorden

Der spanische Ritterorden von Montesa knüpfte unmittelbar nach der Auflösung des Templerordens an dessen Geschichte an. Der Orden von Montesa wurde 1316 von Jakob II. von Aragón gegründet und mit den Gütern des Templerordens ausgestattet. Dieser Orden wurde hauptsächlich für den Zweck gegründet, den Templern Unterschlupf zu bieten.

Im Jahre 1319 gründete König Dionysius in Portugal den Orden der Ritterschaft Jesu Christi (Christusorden). Die Güter des Templerordens in Portugal wurden auf den neu gestifteten Orden der „Ritter Christi“ übertragen. Weiterhin wurde bestimmt, dass die Ritter nach der Regel des Ritterordens von Calatrava zu leben hätten. Da die Gründung über mehrere Jahre vorbereitet worden war, erhielt der neue Orden die päpstliche Bestätigung. Viele der vor Philipp IV. geflohenen Templer fanden darin Aufnahme. Portugal hatte sich nicht an der Verfolgung des Templerordens beteiligt, weil dies eigenen Interessen zuwiderlief.

Verbreitung

Zahlreiche Burgen, Kommenden und weitere Besitzungen des Templerordens waren in West- und Mitteleuropa weit verbreitet.

Nach der Auflösung des Ordens 1312 gingen die meisten Besitzungen an den Johanniterorden über.

Motto und Siegel

Kopie (Abguss) eines jüngeren Siegels der Tempelritter in einer Ausstellung in Prag

Das Motto ist der Anfang von Psalm 115,1:

„Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam“

„Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre“

Das ältere Siegel trug die Inschrift:[9]

„SIGILLUM MILITUM CHRISTI DE TEMPLO“

„Siegel der Soldaten Christi vom Tempel“

Das bekannteste Siegel ist das Rücksiegel der Meistersbulle, das später für die Besucher des Ordens in Europa verwendet wurde, und zeigt zwei gerüstete Ritter auf einem Pferd. Seine Deutung ist strittig. Es könnte auf das Armutsgelübde bei Eintritt in den Orden hinweisen, andere vermuten darin ein Symbol für den Grundgedanken der Brüderlichkeit, eine dritte Theorie besagt, dass die zwei Reiter eine Person seien, einmal als Krieger und einmal als Mönch. Während der Verhaftungswelle unter Philipp dem Schönen wurde es bei der Anklage als Beweis für homosexuelle Praktiken des Ordens bewertet.

Bauceant

Erkennungszeichen der Ritter des Ordens war in der Gründungsphase zunächst nur ein weißer Mantel über dem braunen oder schwarzen Habit (beides zusammen hieß Clamys). Später (anlässlich des Zweiten Kreuzzugs am 27. April 1147 durch Papst Eugen III. verliehen) wurde dieser Mantel mit einem roten Kreuz über der linken Schulter versehen. Dies war zu Beginn ein gleichschenkliges, das später zu einem Tatzenkreuz weiter entwickelt wurde. Gelegentlich wurden in der Geschichte des Ordens auch Krückenkreuze verwendet.

Das Banner des Ordens („Bauceant“) ist zweigeteilt in eine schwarze und eine weiße Seite (oben und unten – steht für Kraft und Reinheit), später sah die Fahne aus wie ein Schachbrett, und noch später wurde das Templerkreuz eingefügt.

Organisation

Hierarchie

Die interne Ordensorganisation orientierte sich an der Ständeordnung des Mittelalters. Obwohl ursprünglich jeder freie Mann Mitglied werden konnte, bildete sich bald eine klare Hierarchie heraus:

  1. Die Kapläne waren die Ordensgeistlichen, die über den Tag verteilt die fünf für alle Ordensangehörigen obligatorischen Gottesdienste versahen und die Beichte abnahmen. Diese zahlenmäßig sehr kleine Gruppe nahm unterhalb der Würden- und Aufgabenträger des Ordens (z. B. den Gebiets- und Hauskomturen) die höchsten Positionen in der Hierarchie des Ordens ein und hatte gewisse Privilegien. Ein Kaplan trug ab dem Range eines Bischofs einen weißen Mantel, Kapläne unterhalb dieses Ranges trugen schwarze oder braune Mäntel.
  2. Die Ritterbrüder entstammten immer dem Adel und mussten den Ritterschlag bereits vor dem Eintritt in den Orden erhalten haben. Ihnen stand (neben den Kaplänen im Range eines Bischofs oder höher) als einzigen der weiße Mantel über dem schwarzen oder braunen Hausrock zu, außerdem verfügten sie über drei Pferde (ein Streitross, ein Reitpferd und ein Packpferd). Den Würden- und Amtsträgern standen vier Pferde ausgewählter Rasse zur Verfügung. Die Ritterbrüder mussten ihre vollständige und sehr teure Ausrüstung (vor allem das Kettenzeug und die Pferde) mit in den Orden einbringen. Sie verpflichteten sich auf Lebenszeit und legten nach einer Probezeit die Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams, des Verzichtes auf persönlichen Besitz und des Schutzes der Pilger auf ihren Wegen ab.
  3. Die Sergeanten (sarjanz de mestier/servienten) oder dienenden Brüder unterteilten sich in gewappnete Brüder, die als leichte Kavallerie kämpften, und Arbeitsbrüder, die die anfallenden Arbeiten (Schmiede, Sattler, Landwirtschaft) versahen. Sie trugen einen dunklen Mantel (schwarz, wenn regional verfügbar, ansonsten dunkelbraun) und verfügten über ein Pferd.
  4. Die Knappen unterstützten die Ritterbrüder im Kampf. Sie trugen einen dunklen Mantel (schwarz, wenn regional verfügbar, ansonsten dunkelbraun).

In den Besitzungen des Morgenlandes und Spaniens waren Kapläne und kämpfende Brüder zahlreich, in den Komtureien des Abendlandes eher selten.

Zusätzlich konnte man dem Orden in anderen Formen an- oder zugehören:

  1. Milites ad terminum waren dem Orden als kämpfende Brüder auf Zeit beigeordnete Ritter;
  2. Turkopolen dienten den Templern als Söldner. Es handelte sich dabei um Christen aus dem Heiligen Land, die nach Art der Sarazenen kämpften (d. h. als leichte Kavallerie mit Pfeil und Bogen oder als Infanterie);
  3. Fratres ad succurendum waren Laien, die dem Orden erst auf dem Sterbebett beitraten, ihres Seelenheils wegen;
  4. Donates verschenkten sich selbst (und einen Teil ihres Besitzes) an den Orden. Die Schenkung trat meist erst im Alter in Kraft, sodass sie als eine Art Vorsorge, auch für das Seelenheil, zu sehen ist;
  5. Confratres waren materielle Förderer des Ordens, die vor allem vom Ansehen des Ordens profitierten. Dies konnten auch Frauen sein.

Führung

An der Spitze der Macht standen die von den Brüdern gewählten Großmeister. In der Rangordnung folgten:

  • der Großkomtur, der die Aufsicht über den Ordensschatz, die Verteidigung und Verwaltung einer Ordensniederlassung, der sogenannten Kommende (auch Komturei) hatte;
  • der Großmarschall, der die Aufsicht über die Waffen und das Kriegswesen hatte;
  • der Großspittler, der die Aufsicht über die Ordenshospitäler führte;
  • der Firmariearzt, der für die Krankenpflege verantwortlich zeichnete;
  • der Großdrapier, der für die Bekleidung und Ausrüstung zuständig war;
  • der Tressler (Schatzmeister) für das Finanzwesen.

Liste der Großmeister

Nr. Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit Anmerkungen
1 Hugues de Payns 1118/19 24. Mai 1136 (†)
2 Robert de Craon Juni 1136 13. Jan. 1147 (†)
3 Everard des Barres Jan. 1147 1152 (Herbst) Rücktritt
4 Bernard de Tromelai Jan. 1152 16. Aug. 1153 (†) gefallen vor Askalon
5 André de Montbard 14. Aug. 1153 17. Jan. 1156 (†)
6 Bertrand de Blanquefort Okt. 1156 2. Jan. 1169 (†)
7 Philippe de Milly 27. Jan. 1169 1171 (Anfang) Rücktritt; † 3. April 1171
8 Eudes de Saint-Amand Apr. 1171 19. Okt. 1179 (†)
9 Arnaud de Toroge 1179 30. Sep. 1184 (†)
10 Gérard de Ridefort Okt. 1184 1. Okt. 1189 (†) gefallen vor Akkon
11 Robert de Sablé 1189 (Ende) 13. Jan. 1193 (†)
12 Gilbert Hérail Feb. 1193 20. Dez. 1200 (†)
13 Philippe du Plessiez 1201 (Anfang) 12. Nov. 1209 (†)
14 Guillaume de Chartres 1210 26. Aug. 1218 (†)
15 Pedro de Montaigu 1219 1232 (†)
16 Armand de Périgord 1232 17. Okt. 1244 oder 20. Oktober 1244 † zwischen 1244 und 1247 in Gefangenschaft
17 Richard de Bures 1244 1247 (†) möglicherweise nur in Vertretung
18 Guillaume de Sonnac 1247 Apr. 1250 (†) gefallen bei al-Mansura
19 Renaud de Vichiers Juli 1250 Apr. 1256 (†)
20 Thomas Bérard 1256 25. März 1273 (†)
21 Guillaume de Beaujeu 13. März 1273 18. Mai 1291 (†) gefallen in Akkon
22 Thibaud Gaudin Aug. 1291 16. Apr. 1292 (†)
23 Jacques de Molay Mai 1292 18. März 1314 (†) hingerichtet

Nachwirkungen

Spuren des Templerordens

Orte

Kapellen/Kirchen

Straßen

Gräber

Legenden und Verschwörungstheorien

An den Templerorden knüpften sich zahlreiche Legenden. So wurde der Tod Clemens’ V. und Philipps IV. am 20. April bzw. 29. November 1314, also nur Wochen oder Monate nach der Hinrichtung Jacques de Molays, auf einen Templerfluch zurückgeführt.[10] Der französische Dichter Denis Lebey de Batilly (1551–1607) spekulierte, es habe die Templer bereits zur Zeit Alexanders des Großen gegeben.[11] Im 18. Jahrhundert behauptete der Freimaurer Karl Gotthelf von Hund und Altengrotkau (1722–1776), das von ihm initiierte Hochgradsystem der Strikten Observanz sei eine direkte Nachfolgeorganisation des Ordens und werde von „Unbekannten Oberen“ geleitet, die nur ihm persönlich bekannt seien. Dies und der Rekurs auf die Templer auch in anderen freimaurerischen Systemen bot später Anlass zu diversen Verschwörungstheorien. So war von einer „globalen Hochgradverschwörung“ die Rede, als Hintermänner wurden wiederholt JudenJesuiten oder Marxisten verdächtigt.[12] Ähnliche Behauptungen wie Hund stellte auch der Hochstapler Georg Friedrich von Johnssen auf, der 1775 auf der Wartburg starb, wo er zehn Jahre zuvor inhaftiert worden war. Von Johnssen stammen auch diverse Verschwörungstheorien, wie dass die Freimaurer die polnische Königswahl beeinflusst hätten, Papst Clemens XIV. und König Ludwig XV. von Frankreich ermorden wollten und mit den Jesuiten unter einer Decke stecken würden.[13]

Später wurde von Okkultisten verbreitet, die Templer hätten magische Kräfte gehabt, während Vertreter der Aufklärung sie auf Grundlage der erfolterten Geständnisse als antichristliche Verschwörung ansahen. Weit verbreitet waren auch Gerüchte, sie hätten sagenhafte Schätze versteckt, die noch niemand entdeckt hätte.[14] 1982 verbreiteten die britischen Autoren Henry LincolnMichael Baigent und Richard Leigh in ihrem Bestseller Der Heilige Gral und seine Erben, hinter dem Templerorden stünde die Geheimgesellschaft Prieuré de Sion, die sich zum Ziel gesetzt habe, die Blutlinie Jesu Christi zu bewahren. Weil dadurch die Lehre der katholischen Kirche widerlegt würde, sei der Orden zerschlagen worden. Diese Behauptungen basieren auf Spekulationen und Fälschungen, sie gelten als pseudowissenschaftlicher Schwindel.[15]

Nachfolgeorganisationen ab dem 18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert begann die Gründung neuer Organisationen, die den Namen des Templerordens, teils in Abwandlungen, trugen oder einen Bezug zum früheren Orden behaupten. Im Jahr 1705 wurde ein Ordre du Temple in Versailles als Laienritterorden rekonstituiert. Napoleon I. folgte dem Zeitgeist, als er eine Kommission einsetzte, die den Ordre du Temple 1805 rehabilitierte. Ludwig XVIII. von Frankreich übernahm 1814 das Protektorat über den Orden, und Kaiser Napoleon III. bestätigte 1853 den Status des Ordens als Ordo Supremus Militaris Hierosolymitani. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Regentschaft 1942 ins neutrale Portugal verlegt. In Deutschland gründete 1954 der Theologe und Priester Dr. Hans Heuer den Deutschen Tempelherrenorden – Ordo Militiae Crucis Templi (OMCT), damals noch unter dem Namen Jacob-Molay-Collegium des Souveränen Templerordens. Dieser erhielt 1957 den Eintrag ins Vereinsregister beim Amtsgericht Nürnberg.[16] 1959 schloss sich der OMCT dem Ordo Supremus Militaris Hierosolymitani in Porto an.[17] Der Orden besteht bis heute und widmet sich als ökumenischer Laienorden vor allem karitativen Aufgaben. 1964 trennte sich von diesem das Deutsche Priorat in Wiesbaden ab und besteht seit 1968 als eigenständige Institution unter dem Namen Tempelherren-Orden OMCT – Deutsches Priorat e. V., registriert im Vereinsregister Viersen, später in Mönchengladbach.[18] Von 1980 bis 1991 war der ehemalige nationalsozialistische Funktionär Hugo Wellems Prior des OMCT – Deutsches Priorat.[19] 1997 kam es zur Gründung des Ordo Militiae Templi (OMT) als Dachorganisation der europäischen Ordensprovinzen christlich-ökumenischer Templer.[17]

Der 1900 gegründete Neutempler-Orden knüpfte an den historischen Templerorden an. Aufgrund seiner rassistischen Ideologie zählt er zu den vielen Vorläuferorganisationen der NSDAP. Der Neutempler-Orden wurde Ende der 1930er Jahre aufgelöst.

Es ist nahezu weltweit eine Vielzahl dieser Gemeinschaften tätig. Die religiöse Ausrichtung innerhalb dieser Orden variiert stark: von katholisch über ökumenisch bis konfessionslos. Auch esoterisch geprägte ordensähnliche Gemeinschaften beziehen sich auf die Templer wie die Rosenkreuzer sowie Gruppierungen, die über ihre Websites Seminare verkaufen. Bei einigen Freimaurer-Systemen spielten die Templer bei den Hochgraden namensgebend eine Rolle, wobei man sich zwar auf die geistige Verbindung zum Templerorden bezieht, nicht aber auf die realhistorische Abkunft von diesem.

Die existierenden Nachfolgeorganisationen des Templerordens zählen nicht zu den von der katholischen Kirche anerkannten Orden. Dies geht beispielsweise aus einer Mitteilung des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls vom 16. Oktober 2012 hervor, in der vor „nicht anerkannten Ritterorden“ gewarnt wird.[20] Gleichwohl nahmen an der Wahl und Investitur von Gerard Willery am 24. November 2018 zum neuen Großmeister des internationalen OSMTH auch hochrangige Vertreter der katholischen, der evangelischen und der koptischen Kirche teil. In Deutschland ist „Ritterorden“ oder „Orden“ kein geschützter Begriff wie „Verein“ und benötigt deswegen keine Anerkennung durch eine andere gesetzliche oder religiöse Institution. Somit kann sich jede Personenvereinigung „Ritterorden“ oder „Orden“ nennen, hat so allerdings nicht den Status einer juristischen Person und ist keine rechtsfähige Körperschaft, sondern eben eine Personenvereinigung. Aus diesem Grund wählen manche Orden wie das Archiconvent der Templer als Personenvereinigung eine Eintragung in das Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichtes nach § 21 BGB.

Die spanische Vereinigung Asociación Orden Soberana del Temple de Cristo („Souveräner Orden des Tempels von Christus“) versteht sich als rechtmäßige Nachfolgeorganisation des mittelalterlichen Templerordens. Sie fordert „Schadensersatz für die Beschlagnahmung ihrer Güter“, „eine Anerkennung als Personalprälatur“ und „das Recht […], Gotteshäuser zu errichten und in den Besitz der Akten der vatikanischen Archive über die Templer zu gelangen“. Zudem sollen „die im Zuge des Verbots des Ordens getöteten Tempelritter des 14. Jahrhunderts […] als Märtyrer anerkannt werden.“[21]

Rezeption

Der dramatische Aufstieg und Fall der Templer sowie die Spekulation um ihre angeblichen Geheimnisse (Anbetung von Idolen wie dem Baphomet, sexuelle Überschreitungen, Besitz übernatürlicher Objekte wie des heiligen Grals) regten die Phantasie der Menschen in besonderem Maße an und wurden kulturell umfangreicher rezipiert, als dies beispielsweise bei den noch bestehenden Johanniter-/Malteserorden, dem Deutschen Orden oder den Grabesrittern der Fall ist. Die Tempelritter finden sich in zahlreichen Romanen, Spielfilmen, Computerspielen, Dokumentationen, Hörbüchern und Bildern. Der „Templer-Mythos“ gehört zum festen Fundus der Populärkultur, eine Entwicklung, die bereits bei der Entstehung des modernen Unterhaltungsromans am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte und sich in den 1970er und 1980er Jahren konsolidierte.

Zu den Beispielen aus der Romanliteratur gehören an früher Stelle Benedikte Nauberts Walter von Montbarry, Grossmeister des Tempelordens (1786), Walter Scotts Ivanhoe (1820) und Gustav Freytags Die Brüder vom deutschen Hause (1874).[22] Jüngere Fälle bieten Umberto Ecos Das Foucaultsche Pendel (1988, auch als Hörspiel aufbereitet) und Dan Browns Sakrileg (2004, orig. 2003 als The Da Vinci Code). Die romantische Oper Der Templer und die Jüdin (1829) von Heinrich Marschner und Wilhelm August Wohlbrück, basiert auf Ivanhoe. In der Lyrik nutzte Stefan George die Templer als Symbol einer männerbündischen Elite und der Eingeweihtheit in die Geheimnisse des Lebens (Templer-Gedicht im Siebenten Ring, 1907).[23]

Der spanische Horrorfilm Die Nacht der reitenden Leichen (1971), in dem untote Tempelritter aus ihren Gräbern steigen, wurde zu einem internationalen Kinoerfolg und zog drei Fortsetzungen nach sich. In dem erfolgreichen Abenteuerfilm Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, der 1989 von Steven Spielberg inszeniert wurde, taucht am Ende ein scheinbar unsterblicher Tempelritter auf, der den heiligen Gral hütet. Die Disney-Studios produzierten Jon Turteltaubs hochkarätig besetzten, aber schwach rezensierten Abenteuerfilm Das Vermächtnis der Tempelritter (2004). Der Templer-Roman von Dan Brown wurde wirkungsvoll als The Da Vinci Code – Sakrileg (2006) verfilmt. Die französisch-amerikanische Koproduktion Assassin’s Creed (2016) von Justin Kurzel ist eine Adaption der gleichnamigen Videospielreihe. Ein weiteres Templer-Videospiel ist Baphomets Fluch, eine fünfteilige Adventure-Reihe von Revolution Software.

Weiterhin gibt es Spielzeug- und/oder Sammelfiguren. Auch werden Schwerter und Schilde mit Emblemen angeboten, die an die Tempelritter angelehnt sind. Das Kreuz der Tempelritter gibt es auf Schmuck ebenso wie auf Kapuzenpullovern. Ganze Gewandungen im Stil der Tempelritter sind erhältlich.

Kruckenkreuz

Das Kruckenkreuz, der Vater des Hakenkreuzes !

Kruckenkreuz

Ein Kruckenkreuz (bzw. Krückenkreuz oder Hammerkreuz) ist ein gemeines Kreuz mit Querbalken, den „Krücken“, an den vier Enden (vierfaches Taukreuz).

Steht das Kruckenkreuz in der Schragenstellung (wie das Andreaskreuz), ist es ein Kruckenschrägkreuz. In der Heraldik wird eine Teilung oder Spaltung dieser Form im Wappen als Krückenschnitt bezeichnet.

Geschichte

Kaiser Michael I. von Byzanz, Goldmünze, 9. Jhd.

Das Kruckenkreuz ist ein elementares graphisches Symbol.[1] Die ältesten Nachweise finden sich in der jüngeren Steinzeit in Felsritzungen, etwa als gespitztes Kreuz mit einem Bogen geschnitten als anthropomorphe Figur bei La Coruña, Nordspanien, datiert um 2500 v. Chr.[2], dann in China, in der Antike und in lateinamerikanischen Kulturen. Es wird daneben auch mit allgemeinen Sonnensymbolen in Zusammenhang gebracht.[3]

Hammerkreuz bezieht sich auch auf stark geendte Formen germanischer Funde, die auch ähnlich einem Prankenkreuz ausgeführt sind. Kruckenkreuz beschreibt die Form einer Krücke.

Ein frühes christliches Beispiel ist das Kaiser-Heinrich-Kreuz, ein romanisches Altar- und Vortragekreuz (heute Fritzlarer Domschatz-Museum der Stiftskirche St. Petri). Als Kreuzfahrerzeichen wurde es von Ritterorden wie den Grabrittern und zeitweisen den Tempelrittern als Symbol gewählt, ebenso findet es sich im Wappen des Königreichs Jerusalem (als Jerusalemkreuz).[4]

Verwendung in Österreich seit 1924

2-Groschen-Münze von 1936
2-Groschen-Münze von 1936
2-Groschen-Münze von 1936

Seine erste offizielle Einführung geht auf Bundeskanzler Ignaz Seipel zurück, der für das Große Ehrenzeichen der Ersten Republik Österreich die Kruckenkreuzform wählte. Ab 1924 wurde es auf seine Veranlassung auch auf der Rückseite der österreichischen 200-Kronen, ab 1925 der 2-Groschen– und ab 1931 der 5-Groschen-Münzen geprägt.

Emblem der Kruckenkreuzflagge

1934–1938 wurde die Republik durch den austrofaschistischen Ständestaat abgelöst. Im Inland führte er die Kruckenkreuzflagge der Vaterländischen Front als der Staatsflagge gleichgesetztes Emblem, und ein durchbrochenes rotes Kruckenkreuz wurde neben dem Doppeladler eine Art Wappen Österreichs.[5] Mit dem Kruckenkreuz sollte dem „heidnischen“ Hakenkreuz ein „christliches“ Symbol gegenübergestellt werden.[4]

Weitere Verwendungen des Kruckenkreuzes

Wappen des Wingolfsbundes.

Zeichencodierung

Für das Kruckenkreuz steht eine Unicode-Glyphe zur Verfügung, und zwar ☩ U+2629 (9769) CROSS OF JERUSALEM (als „Jerusalemkreuz“ bezeichnet: Im englischen Raum werden die beiden Namen manchmal gleichgesetzt) im Unicode-Block Verschiedene Symbole.

Geschichte der Templer des Deutschen Ordens

Im Juni 1861 versammelten sich im württembergischen Marbach (heute Süddeutschland) 64 evangelische Geistliche, die in den Jahren zuvor aus ihrer Kirche ausgetreten waren, weil diese für ihren Geschmack zu kompromisslos geworden war. Der Theologe Christoph Hoffmann stand an ihrer Spitze und ihre Mission – die Vorbereitung des Heiligen Landes auf die Wiederkunft Jesu, die sich aufgrund seines schlechten Zustands wahrscheinlich verzögert. Bei dieser Versammlung gaben sie die Gründung ihrer neuen Kirche bekannt – der „Deutschen Tempelgesellschaft“, oder wie sie sich selbst kurz nannten – der Templer. Die Templer befürworteten ein einfaches und fleischliches Leben hier im Heiligen Land. Die Tatsache, dass sie sofort von allen christlichen Kirchen exkommuniziert wurden, hielt sie nicht davon ab, und in den folgenden Jahren wurden die ersten Gruppen von Siedlern nach Israel geschickt, die sorgfältig ausgewählt und ausgewählt wurden – Arbeiter des Bodens und Fachleute verschiedener Art, deren Ziel es war war es, „das Land Israel in ein blühendes Land zu verwandeln“. Die ersten Siedler ließen sich in den Bergen von Nazareth nieder, der Stadt Jesu. Er wollte sicherlich ausbrechen, aber die Realität erwies sich als anders als die Vision die rauen klimatischen Bedingungen Die Malaria-Epidemie überwältigte die Siedler, einige von ihnen verließen das Land und einige zogen nach Haifa, wo sie 1868 ihre erste Siedlung – Neuhardtof – gründeten. Etwa ein Jahr später gründeten sie ihre Siedlung in Jaffa, neben Derech Jaffa, und im Jahr 1871 Sie fügten und errichteten insgesamt acht Kolonien im ganzen Land. Die Situation der Siedler war in diesen Jahren sehr schwierig. Sie erhielten keine Unterstützung vom inzwischen gegründeten Deutschen Reich und wurden von der christlichen Welt abgelehnt. Das Land war wirtschaftlich rückständig, insbesondere im ersten Jahrzehnt vor der ersten jüdischen Einwanderung und der Gründung der hebräischen Landwirtschaft Viele der Templer waren verzweifelt und kehrten in ihre Heimat zurück. Die Wende zum Besseren kam 1898 mit dem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Israel. Der Kaiser war einer der Anführer der „Dragnach Austen“ – einer Politik, deren erklärtes Ziel es ist, Märkte für deutsche Produkte im Osten zu erobern. Sobald er im Hafen von Haifa sein Schiff verließ, wurde er in der Kolonie Haifa mit großer Begeisterung empfangen und erkannte sehr schnell, dass die Templer die Abgesandten seiner Politik im Nahen Osten sein könnten. Er adoptierte sie und gewährte ihnen die volle Hilfe der deutschen Regierung, die den Siedlern günstige Kredite gewährte, woraufhin auch die protestantischen Kircheninstitutionen ihre Position änderten und Geld an die Templerinstitutionen schickten. Und die Templer beschritten den Weg des Wohlstands und Erfolgs, der sie im historischen Gedächtnis prägt. Sie brachten die beste Technologie nach Israel, bauten moderne Fabriken, waren Pioniere in Architektur, Industrie und Landwirtschaft und waren in fast allen Bereichen in Israel führend. Bis der Nazi-Krebs sie traf. Schon vor ihrer Machtübernahme hatten die Nazis die deutschen Kolonien in der Welt im Blick. Die Templer, die zum Studium nach Deutschland geschickt wurden, waren für sie eine leichte Beute, und ein gewisser Karl Rauf, der 1932 nach Israel zurückkehrte, gründete hier die erste Nazi-Zweigstelle. Während die Ältesten der Templer einer offenen Identifikation mit den Nazis gegenüber zurückhaltend waren, sprach der Zweig vor allem junge Menschen an und brachte ihnen frischen Wind in den Quacksalber und die soziale Isolation, in der sie aufwuchsen. Rauf hielt Informationsveranstaltungen für sie ab, organisierte vergünstigte Reisen nach Deutschland, brachte deutsche Filme mit und zeigte sie in den Kolonien, und die Nazi-Organisation gewann an Dynamik. Schon 1934 begrüßten sie sich mit Handseife und „Heil Hitler“, die Kinder hier in Israel sangen die Nazi-Hymne „Von Judenblut pom mezer schfritz“ und bei Auf einer Versammlung der Gemeinde wurde beschlossen, dass sie nun der NSDAP unterstellt sei. 1935 ernannte Rudolf Hess den 57-jährigen Cornelius Schwartz zum Leiter der israelischen Niederlassung in Haaretz. Die Ereignisse von 1936-1939 gaben jungen Menschen die Gelegenheit, ihre Loyalität gegenüber der Nazi-Ideologie zu beweisen, und trotz der offiziellen Neutralitätspolitik der Templer bildeten einige von ihnen Araber aus, schmuggelten Waffen aus Deutschland zu ihnen und unterstützten sie während der gesamten Jahre ihrer Herrschaft. Kampf’. Im August 1939, am Vorabend des Weltkrieges, verließen über 500 junge Deutsche das Land, um in die Reihen der „Wehrmacht“ einzutreten. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden alle Nazi-Operationen im Land Israel offen und ohne Eingreifen der Mandatsbehörden durchgeführt. Diese „erwachten“ erst nach Kriegsausbruch zur Gefahr. Sie umzingelten die Kolonien mit Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen und verwandelten sie in Internierungslager. Ab 1941 wurden etwa 2.000 Templer aus dem Land nach Australien und Deutschland deportiert, einige davon im Austausch gegen Juden. Am Ende des Krieges waren nur noch 420 Templer in Israel. Nach dem Krieg wollten die Templer in ihre Kolonien und zu ihrer Arbeit zurückkehren, als wäre nichts geschehen, doch während das Ausmaß der Schrecken des Holocaust immer offensichtlicher wurde, blieben sie stolze Nazis und blieben ihrer Ideologie offen treu. Einer ihrer Anführer war der Industrielle Gotthilf Wagner. Im März 1946 wurde er von der Hagana-Organisation in einem Hinterhalt in der Levinsky-Straße getötet, als erster Racheakt und als „Hinweis“ an seine Freunde, das Land zu verlassen. Im November desselben Jahres wurden zwei weitere erschossen in ihrer Siedlung im Jesreel-Tal durch den Palmach-Soldaten Rafi Eitan getötet. Wenig später ordnete die britische Regierung an, dass alle Templer das Land Israel bis zum 20. April 1948 verlassen müssen, die allgemeine Deportation war abgeschlossen. Und die Frage der deutschen Siedlung im Land Israel, die 80 Jahre gedauert hat, ist zu Ende. Die Templergemeinschaften, die hauptsächlich aus Nachkommen der Templer in Israel bestehen, bestehen auch heute noch in Deutschland und Australien. Die Menschen in den Gemeinden bewahren das Erbe und den religiösen Glauben der Templer, besuchen auch die historischen Kolonien in Israel und versuchen auch, das Ausmaß der beschämenden Politik während der dunklen Zeit ihrer Vorfahren herunterzuspielen.

Deutscher Orden

Teutonic Order

Teutonic Knights

Order of Brothers of the German House of Saint Mary in Jerusalem

Heutiges Kreuz des Deutschen Ordens
Wappen des Deutschen Ordens

Der Deutsche Orden, auch DeutschherrenordenDeutschritterorden oder Deutschorden genannt, ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Mit dem Malteserorden steht er in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Die Mitglieder des Ordens sind seit der Reform der Ordensregel 1929 regulierte Chorherren. Der Orden hat etwa 1000 Mitglieder (Stand: 2018),[1] darunter 100 Priester und 200 Ordensschwestern, die sich vorwiegend karitativen Aufgaben widmen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Wien.

Der vollständige Name lautet Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem, lateinisch Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum. Aus der lateinischen Kurzbezeichnung Ordo Theutonicorum bzw. Ordo Teutonicus leitet sich das Ordenskürzel OT ab.

Die Ursprünge des Ordens liegen in einem Feldhospital bremischer und lübischer Kaufleute während des Dritten Kreuzzuges um 1190 im Heiligen Land bei der Belagerung der Stadt AkkonPapst Innozenz III. bestätigte am 19. Februar 1199 die Umwandlung der Spitalgemeinschaft in einen Ritterorden und die Verleihung der Johanniter- und Templerregel für die Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem.[2] Nach der Erhebung der Spitalgemeinschaft zum geistlichen Ritterorden engagierten sich die Mitglieder der ursprünglich karitativen Gemeinschaft während des 13. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich, im Heiligen Land, dem mediterranen Raum sowie in Siebenbürgen und beteiligten sich an der deutschen Ostkolonisation. Das führte zu einer Reihe von Niederlassungen mit mehr oder weniger langem Bestehen. Eine zentrale Rolle spielte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts der im Baltikum begründete Deutschordensstaat. Er umfasste am Ende des 14. Jahrhunderts ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern.[3]

Durch die schwere militärische Niederlage bei Tannenberg im Sommer 1410 gegen die Polnisch-Litauische Union sowie einen langwierigen Konflikt mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts beschleunigte sich der um 1400 einsetzende Niedergang sowohl des Ordens als auch seines Staatswesens. Infolge der Säkularisation des verbliebenen Ordensstaates im Zuge der Reformation im Jahre 1525 und seiner Umwandlung in ein weltliches Herzogtum übte der Orden in Preußen und nach 1561 in Livland keinen nennenswerten Einfluss mehr aus. Er bestand jedoch im Heiligen Römischen Reich mit erheblichem Grundbesitz fort, vor allem in SüddeutschlandÖsterreich und der Schweiz.

Nach linksrheinischen Gebietsverlusten im späten 18. Jahrhundert infolge der Koalitionskriege und nach der Säkularisation in den Rheinbundstaaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts blieben nur noch die Besitzungen im Kaisertum Österreich. Mit dem Zerfall der Habsburger Donaumonarchie und dem österreichischen Adelsaufhebungsgesetz nach dem Ersten Weltkrieg vom April 1919 ging neben dem Verlust erheblicher Besitztümer auch die ritterliche Komponente in der Ordensstruktur verloren. Seit 1929 wird der Orden von Ordenspriestern geleitet und somit nach kanonischem Recht in der Form eines klerikalen Ordens geführt.[4]

Die geschichtswissenschaftliche Rezeption befasste sich im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zumeist nur mit der Präsenz des damaligen Ritterordens im Baltikum – der Deutschordensstaat wurde mit dem Orden selbst gleichgesetzt. Erforschung und Interpretation der Ordensgeschichte waren dabei in DeutschlandPolen und Russland extrem unterschiedlich, stark national oder sogar nationalistisch geprägt. Eine methodische Aufarbeitung von Geschichte und Strukturen des Ordens setzte international erst nach 1945 ein.

Geschichte

Gründung und Anfänge im Heiligen Land und Europa

Vorgeschichte

König Philipp II. August von Frankreich belagert Akkon (Miniatur aus dem 14. Jahrhundert)

Nachdem der Erste Kreuzzug 1099 zur Eroberung Jerusalems geführt hatte, etablierten sich in den vier Kreuzfahrerstaaten (in ihrer Gesamtheit Outremer genannt) erste ritterliche Ordensgemeinschaften. Ursprünglich dienten sie der medizinischen bzw. krankenpflegerischen und logistischen Unterstützung von christlichen Pilgern, welche die biblischen Stätten besuchten. Zu diesen Aufgaben kamen bald Schutz und Geleit der Gläubigen im militärisch immer wieder umkämpften Land hinzu. 1099 bildete sich der französisch dominierte Johanniterorden, nach 1119 der stärker nach militärischen Gesichtspunkten ausgerichtete Templerorden.

Infolge der vernichtenden Niederlage der Kreuzfahrer 1187 in der Schlacht bei Hattin ging die Hauptstadt des Königreichs Jerusalem an Saladin, den Begründer der Ayyubiden-Dynastie, verloren. Daraufhin begann 1189 der Dritte Kreuzzug. Von verbliebenen Stützpunkten an der Küste aus versuchten die Kreuzfahrer, Jerusalem zurückzuerobern. Das erste Ziel war die Hafenstadt Akkon.

Gründung vor Akkon

Während der Belagerung von Akkon (1189–1191) herrschten im durch muslimische Truppen weitgehend blockierten Lager der Kreuzfahrer auf der Hochfläche Toron (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen späteren Ordensburg) katastrophale hygienische Zustände.[5] Über See angereiste Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck gründeten daher dort ein Feldhospital. Einer Legende nach soll das über die Kranken gespannte Segel einer Kogge das erste Spital der Deutschen gewesen sein.[6]

Das bewährte Hospital blieb auch nach der Eroberung Akkons bestehen. Die dort dienenden Brüder nahmen die karitativen Regeln der Johanniter an und nannten die Einrichtung „St. Marien-Hospital der Deutschen zu Jerusalem“ – in Erinnerung an ein Spital, das bis 1187 in Jerusalem bestanden haben soll.[7] In der Heiligen Stadt sollte nach dem erwarteten Sieg über die Muslime auch das Haupthaus des Ordens errichtet werden.[8]

Das Spital gewann durch Schenkungen, vor allem von Heinrich von Champagne, an wirtschaftlicher Bedeutung. Zudem erhielt der Orden neue militärische Aufgaben.[9] Kaiser Heinrich VI. erwirkte schließlich am 6. Februar 1191 die offizielle Anerkennung des Hospitals durch Papst Clemens III.

Während des Deutschen Kreuzzugs wurde im März 1198 die Gemeinschaft der einstigen Krankenpfleger auf Betreiben Wolfgers von Erla und Konrads von Querfurt nach dem Vorbild der Templer und Johanniter in den Stand eines Ritterordens erhoben. Die Anerkennung als Ritterorden erfolgte durch Papst Innozenz III. am 19. Februar 1199. Erster Hochmeister war Heinrich Walpot von Bassenheim. Nach dem Tod Heinrichs VI. (1197) und dem erfolglosen Ende des in erster Linie vom deutschen Feudaladel getragenen Kreuzzuges sollte ein vom deutschen Adel geprägter Ritterorden über familiäre Beziehungen und Lehensabhängigkeiten als politischer Verbündeter des künftigen Herrschers im Reich dienen. Bis dahin verfügten die um den vakanten Kaiserthron streitenden Machtgruppen der Staufer und Welfen in Outremer über keine ihre Interessen vertretende klerikale Institution. Deutsche Interessen im nationalen Sinn waren allerdings im Heiligen Römischen Reich unbekannt.[10]

Mitgliedsstrukturen und Verbreitung des Ritterordens im Hochmittelalter

Hermann von Salza, der IV. Hochmeister in den Jahren 1210–1239; spätere historisierende Darstellung aus einer Chronik des 16. Jahrhunderts; Rüstung und Kopfbedeckung des Hochmeisters entsprechen nicht der dargestellten Zeit.
Der Tannhäuser im weißen Mantel der Deutschordensritter;
Miniatur aus dem Codex Manesse um 1300

Die Mitglieder des Ordens waren auf die Gelübde der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams verpflichtet. Stimmrecht im Generalkapitel wurde hingegen nur Ritter- sowie Priesterbrüdern zugebilligt. Wie alle Ritterorden des Mittelalters bestand der Deutsche Orden zunächst aus:

  • Ritterbrüdern: Die militärische Kraft des Ordens; jeder zum Ritter geschlagene Mann konnte in der Anfangszeit mit der Profess unter dem Beistand eines glaubwürdigen Bürgen zum Ordensritter avancieren. Ab dem späten 15. Jahrhundert war die Würde eines Ritters gebürtigen Adligen vorbehalten. Vorher waren Adlige, Stadtbürger, sowie überwiegend Ministeriale anzutreffen.[11] Obwohl die Ritterbrüder oft mit ritterlichen Mönchen assoziiert wurden, galten sie doch faktisch als Laien.[12] Das Institut der Professritter existierte bis zum Jahr 1929.
  • Priesterbrüdern: Den Ordenspriestern oblag die Einhaltung der Liturgie und die Durchführung sakraler Handlungen. Des Weiteren fanden im Verlauf des Mittelalters die Priesterbrüder aufgrund ihrer schriftkundlichen Bildung Verwendung als Chronisten oder Kanzleibeamte der Ordensgebieter. Ihr Wirkungsspektrum blieb auf diese Tätigkeitsfelder beschränkt, aus ihren Reihen stammten jedoch auch die Bischöfe des Ordens.
  • Sariantbrüdern: Es handelte sich um bewährte nichtadelige Laien, die als leichtbewaffnete Kämpfer, Kuriere oder untergeordnete Verwaltungsbeamte dienten. Sariantbrüder gab es nur bis zum Ende des Mittelalters.
  • Dienenden Halbbrüdern (sogenannte Halbkreuzler): Diese Gruppe erledigte untergeordnete Arbeiten in Hof- und Haushaltung, versah aber auch Wachdienste. Der Zweig der dienenden Halbbrüder existierte bis zum Ende des Mittelalters.

Neben militärischen Aufgaben blieben zunächst Krankenpflege[13] und Armenfürsorge wichtige Schwerpunkte der Ordenstätigkeit. Durch Schenkungen und Erbschaften fielen den Ordensrittern beträchtlicher Landbesitz und zahlreiche Hospitäler zu. Letztere wurden von Ordenspriestern und Halbbrüdern weiter betrieben. Die umfassende Spendenbereitschaft[14] des Feudaladels[15] erklärt sich aus dem Weltbild des frühen 13. Jahrhunderts, das „Furcht ums Seelenheil“ sowie eine spirituelle „Endzeitstimmung“ mitprägten. Durch die Stiftungen zugunsten des Ordens versuchte man sich des eigenen Seelenheils zu versichern.[16][17]

Im Jahre 1221 gelang es dem Orden durch ein päpstliches Generalprivileg, seine volle Exemtion von der Diözesangewalt der Bischöfe zu erlangen.[18] Die Einkünfte erhöhten sich durch die Gewährung des Rechts zur umfassenden Kollekte auch in nicht dem Orden zugeordneten Pfarreien. Gegen entsprechende Vergütung (Legat) durften zudem mit Bann oder Interdikt belegte Personen in „geweihter Erde“ auf den Friedhöfen der Ordenskirchen beigesetzt werden, was ihnen sonst verwehrt geblieben wäre.[19] Der Orden war kirchlich papstunmittelbar und somit Johannitern und Templern gleichgestellt. Seitens dieser Gemeinschaften wurde der Deutsche Orden mit zunehmender Skepsis betrachtet, nicht zuletzt wegen seiner Erwerbungen.[20] Die Templer beanspruchten den Weißen Mantel für sich und legten 1210 sogar offiziellen Protest bei Papst Innozenz III. ein.[21] Erst 1220 wurde den Deutschordensrittern das Tragen des strittigen Mantels durch Papst Honorius III. endgültig bestätigt.[22] Die Templer blieben indes erbitterte Rivalen des Deutschen Ordens.[22] In Palästina kam es zu einem förmlichen Krieg. 1241 verjagten die Templer die Deutschen Herren aus fast allen Besitzungen und duldeten selbst ihre Geistlichen nicht mehr in den Kirchen.[23]

Bereits am Ende des 12. Jahrhunderts erhielt der Orden erste Besitzungen in Europa. 1197 wurde erstmals ein Hospital des Ordens in Barletta in Süditalien erwähnt.[24] Die erste Niederlassung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen bildete um 1200 ein Spital in Halle.[25] Auf einem durch Schenkung übereigneten Gelände westlich der Stadt gründeten Ordensbrüder St. Kunigunden. Das Spital benannte sich nach der heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II. Der verstreute territoriale Besitz wurde bald so umfangreich, dass schon 1218 ein Landkomtur für Deutschland eingesetzt werden musste. In den kommenden Jahrzehnten breitete sich der Orden im gesamten Reichsgebiet aus, begünstigt durch zahlreiche Stiftungen und den Beitritt prominenter und wohlhabender Adliger.

Der Deutsche Orden unterstützte 1228/1229 vorbehaltlos die Kreuzfahrt von Kaiser Friedrich II., an der Hochmeister Hermann von Salza maßgeblich beteiligt war. Dies brachte dem Orden die Lehnsexemtion ein. Dieses wichtige Privileg löste ihn zwar nicht aus dem Lehnsverband des Königreiches Jerusalem, befreite ihn aber von allen Verpflichtungen diesem gegenüber. Dieser Verzicht des Königreichs Jerusalem auf alle königlichen Rechte ist ohne Beispiel. Kaiser Friedrich II., zugleich infolge seiner Hochzeit mit Isabella von Brienne König von Jerusalem, wünschte den Orden an herausragender Stelle in seine imperiale Politik zu integrieren. Die umfassende Privilegierung ist auf das Wirken Hermanns von Salza zurückzuführen, eines der bedeutendsten Berater[26] und Diplomaten[27] des Kaisers. Friedrich gewährte dem Orden noch eine Reihe weiterer Privilegien, so bereits 1226 die Goldbulle von Rimini.

Kontingente der Ordensritter unterstützten 1241 die vom Angriff der mongolischen Heere unter Batu Khan betroffenen mitteleuropäischen Herrschaftsgebiete. In der verlorenen Schlacht bei Liegnitz wurde beispielsweise das gesamte zur Verteidigung Schlesiens eingesetzte Aufgebot des Ordens aufgerieben.[28]

Entwicklung in Europa und Palästina bis zum Ende des 13. Jahrhunderts

Der Orden im Heiligen Land

Niederlassungen der Ritterorden in Outremer bis 1291

Im Heiligen Land gelang dem Orden nicht nur der Erwerb eines Anteils am Hafenzoll in Akkon,[29] sondern durch Schenkung Ottos von Botenlauben auch der vormaligen Herrschaft Joscelins III. von Edessa im Umland der Stadt (1220). Zudem erwarb man die Burg Montfort (1220), die Herrschaften Toron (1229) und Schuf (1257) und die Burg Toron in der Herrschaft Banyas (1261).

Dennoch zeichnete sich ein Ende der Kreuzfahrerherrschaft im Heiligen Lande ab. Das von Kaiser Friedrich II. 1229 auf friedlichem Wege erworbene Jerusalem fiel 1244 endgültig. Nach dem Sieg der ägyptischen Mamelucken über die bis dahin als unbesiegbar geltenden Mongolenheere des Ilchanats in der Schlacht bei ʿAin Dschālūt im Jahre 1260 brachten Mamelukenstreitkräfte die Bastionen der Kreuzfahrer immer mehr in Bedrängnis. Die verbliebenen Festungen der Ritterorden wurden in den folgenden Jahrzehnten systematisch erobert. Mit dem Fall von Akkon 1291 zeichnete sich schließlich ein Ende der „Gewappneten Züge zum Grabe (Christi)“ ab. Beim Endkampf zu Akkon nahm ein bedeutendes Kontingent von Deutschordensrittern teil. Geführt wurde es bis zu dessen abruptem Rücktritt vom Hochmeister Burchard von Schwanden, anschließend vom Kriegskomtur Heinrich von Bouland.[30]

Mit dem endgültigen Verlust Akkons endete im Jahr 1291 das militärische Engagement des Deutschen Ordens im Heiligen Land. Anders als bei den multinational ausgerichteten Johannitern und Templern konzentrierte sich die Präsenz des Deutschen Ordens anschließend innerhalb der Grenzen des Reiches sowie in den neuerworbenen Stützpunkten in Preußen. Der Hauptsitz des Hochmeisters befand sich aufgrund der vorübergehend fortbestehenden Hoffnung auf eine Wiedereroberung des Heiligen Landes aber noch bis 1309 in Venedig, einem wichtigen Hafen für die Überfahrt ins Heilige Land.

Die Niederlassungen des Deutschen Ordens in Europa um 1300

Königreich Sizilien und Levante

Im Königreich Sizilien und in der Levante entstanden im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts einige Ordensniederlassungen. Besonders im Königreich Sizilien wurde nach 1222 im Rahmen der Vorbereitungen des Kreuzzuges Friedrichs II. eine Vielzahl kleinerer Ordenshäuser gegründet, deren wichtigste die schon ältere Kommende in Barletta sowie die Häuser zu Palermo und Brindisi waren. Auch in Griechenland, an der Westküste der Peloponnes, bestanden vereinzelte Niederlassungen, die in erster Linie der Versorgung der Pilger auf dem Weg ins Heilige Land und auf dem Rückweg dienten.

Gescheiterte Staatsbildung in Siebenbürgen

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Ansicht der Marienburg über Feldioara in Rumänien (Ende 19. Jh.), vor der Renovierung und dem Wiederaufbau 2013–2017

Hochmeister Hermann von Salza scheint angesichts der zersplitterten Besitzungen schon frühzeitig die Errichtung eines zusammenhängenden, vom Deutschen Orden dominierten Territoriums angestrebt zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass er 1211 bereitwillig ein Hilfeersuchen des Königreichs Ungarn annahm, zu einem Zeitpunkt also, da die verfügbaren Ordenskräfte eigentlich zum Zwecke der Befreiung des Grabes in Outremer gebunden waren.[31] Andreas II. von Ungarn bot dem Orden an, durch Kriegsdienste[32] gegen die Kumanen ein Heimatrecht im Burzenland[33] in Siebenbürgen zu erwerben.[31] Wichtige kirchliche Abgaben, darunter das Zehntrecht, gestand der König dem Orden ebenfalls zu.[34] Überdies war ihm gestattet, Münzen zu prägen sowie seine Burgen mit Steinen zu befestigen. Letzteres galt in Ungarn als besonderes Privileg des Königs.[35]

Die Beziehungen Ungarns zum Deutschen Orden trübten sich jedoch alsbald nachhaltig ein. Im Land wuchsen antideutsche Ressentiments, was 1213 auch zur Ermordung von Gertrud von Andechs führte. Die Königin war deutschstämmige Gattin von Andreas II. 1223 erteilte Papst Honorius III. dem Orden in Form einer Bulle ein Exemtionsprivileg, das sich ausdrücklich auf das Burzenland bezog.[36] Seine Umsetzung hätte die letzten legislativen Bindungen Ungarns an das von ihm beanspruchte Territorium de facto aufgehoben. Der ungarische Adel drängte den König daher massiv zum Widerstand gegen den Orden.

Auf Anraten Hermanns von Salza versuchte der Papst 1224, das im Vorjahr verbriefte Privileg administrativ durchzusetzen. Zu diesem Zwecke unterstellte er das Burzenland kurzerhand dem Schutz des Apostolischen Stuhles. Damit sollte der unmittelbar papstunterstellte Deutsche Orden bei der Landnahme und den aufflammenden Feindseligkeiten mit den Ungarn juristisch unterstützt werden. Andreas II. schritt nun militärisch ein. Die zahlenmäßig hoch überlegene ungarische Heeresmacht belagerte und eroberte die wenigen Burgen des Ordens.[36]

Der Versuch des Deutschen Ordens, mit Berufung auf das zugebilligte Heimatrecht und mit aktiver Unterstützung des Papstes ein autonomes Herrschaftsgebiet außerhalb des ungarischen Königreiches aufzubauen, endete 1225 mit der Vertreibung des Ordens und der Vernichtung seiner Burgen.

Die Besitzungen nördlich der Alpen

Die Ordensballeien im Reich

Eine der bedeutendsten vom Orden übernommenen karitativen Einrichtungen war das von der Landgräfin Elisabeth von Thüringen in Marburg gegründete Hospital. Es wurde nach ihrem Tod im Jahre 1231 durch den Orden weitergeführt und ausgebaut. Mit der Heiligsprechung Elisabeths 1235 erlangten dieses Spital sowie seine Betreiber eine besondere spirituelle Bedeutung.[37] Die sich für den Orden ergebende Reputation stieg noch, als die Heilige im Frühjahr 1236 unter persönlicher Beteiligung des Kaisers Friedrich II. umgebettet wurde.[37]

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden die einzelnen Kommenden zu regional gegliederten Balleien zusammengefasst.[38] So entstanden um 1214 die Ballei Sachsen, vor 1221 die Ballei Thüringen, 1222 die Kammerballei Böhmen und Mähren, vor 1228 die Deutschordensballei Alden Biesen sowie 1237 die Ballei Marburg. Später folgten Lothringen (1246), Koblenz (1256), Franken (1268), Westfalen (1287). Diese Besitzungen unterstanden wie die Balleien Österreich und Schwaben-Elsass-Burgund dem Deutschmeister. Auch in Norddeutschland existierten vereinzelte Kommenden nahe den Ostseehäfen Lübeck und Wismar, welche direkt dem Landmeister in Livland unterstellt waren. Diese dienten vorrangig der logistischen Abwicklung von bewaffneten Pilgerzügen ins Baltikum. Dort entwickelte der Orden ein eigenes Staatswesen.

Der Staat des Deutschen Ordens

Konzentration auf das Baltikum und Ostkolonisation

Erwerbungen des Deutschen Ordens in Preußen und des 1237 mit ihm vereinigten Schwertbrüderordens in Kurland und Livland bis 1260; bei den schraffierten Gebieten handelt es sich um die umkämpften Territorien in Preußen und Schamaiten

Die Geschichte des Ordens zwischen 1230 und 1525 ist eng mit dem Schicksal des Deutschordensstaats verknüpft, aus dem später das Herzogtum PreußenLettland und Estland hervorgingen.

Ein zweiter Versuch des Landerwerbs war erfolgreich in einer Region, die dem statuierten Missionierungsgebot des Ritterordens eine weitreichende Perspektive bot, dem Baltikum. Schon 1224 hatte Kaiser Friedrich II. in Catania die heidnischen Einwohner des Preußenlandes östlich der Weichsel und der Nachbargebiete als Reichsfreie der Kirche und dem Kaiserreich direkt unterstellt. Als päpstlicher Legat für Livland und Preußen bestätigte Wilhelm von Modena diesen Schritt noch im selben Jahr.

Im Jahr 1226 rief der polnische Herzog aus dem Geschlecht der PiastenKonrad I. von Masowien, den Deutschen Orden zu Hilfe in seinem Kampf gegen die Prußen um das Kulmerland. Nach den misslichen Erfahrungen mit Ungarn sicherte sich der Deutsche Orden diesmal juristisch ab. Er ließ sich von Kaiser Friedrich II. mit der Goldenen Bulle von Rimini und von Papst Gregor IX. mit der Bulle von Rieti garantieren, dass nach der Unterwerfung und Missionierung des Baltikums, also der Prußen, das eroberte Land an den Orden fallen sollte. Auf sein Drängen erhielt der Orden zudem die Zusicherung, man werde als Souverän dieses Gebietes nur dem Papst, aber keinem weltlichen Lehnsherrn unterstehen. Konrad I. von Masowien überließ dem Orden nach längerem Zögern 1230 im Vertrag von Kruschwitz „auf ewige Zeit“ das Kulmerland. Der Deutsche Orden betrachtete diesen Vertrag als Instrument zur Schaffung eines selbstständigen Herrschaftsgebietes in Preußen. Sein Wortlaut und seine Echtheit wurden von einigen Historikern in Zweifel gezogen.[39]

Im Jahre 1231 überschritt Landmeister Hermann von Balk mit sieben Ordensrittern[40] und ungefähr 700 Mann die Weichsel.[41] Er errichtete noch im selben Jahr im Kulmerland eine erste Burg, Thorn. Von hier aus begann der Deutsche Orden die schrittweise Eroberung des Territoriums nördlich der Weichsel. Die Eroberung ging einher mit zielgerichteter Besiedlung, wobei den vom Orden begründeten Ansiedlungen zumeist das in der Kulmer Handfeste verbriefte Recht verliehen wurde. Unterstützt wurde der Orden in den ersten Jahren von Truppen Konrads von Masowien sowie der anderen polnischen Teilfürsten und von Kreuzfahrerheeren aus dem Reich und vielen Ländern Westeuropas. Papst Gregor IX. gewährte den Teilnehmern am Kriegszug gegen die Prußen die für einen Kreuzzug ins Heilige Land übliche umfassende Sündenvergebung und weitere Heilsversprechungen.

Die verbliebenen Ritter des Ordens der Brüder von Dobrin (fratribus militiae Christi in Prussia) wurden 1235 in den Deutschen Orden eingegliedert,[42] gemäß einer Entscheidung des Papstes.[43] Der Orden war 1228 auf Initiative Konrads zum Schutz des masowischen Kernlands gegründet worden,[44] konnte sich aber militärisch nicht gegen die Prußen durchsetzen.

Der im Jahr 1202 in Riga gegründete Schwertbrüderorden (Ornat: weißer Mantel mit rotem Kreuz) erlitt 1236 in der Schlacht von Schaulen eine vernichtende Niederlage gegen schamaitische Litauer sowie Semgaller.[45] Daraufhin handelte Hermann von Salza persönlich mit der Kurie die Union von Viterbo aus, als deren Ergebnis Deutscher Orden und Schwertbrüderorden 1237 vereinigt wurden.[46][47] So erwarb man mit den livländischen Kommenden ein zweites Kernland, das sogenannte Meistertum Livland, wo nach dem Muster Preußens das bereits bestehende System von Burgen (sogenannte feste Häuser) ausgebaut wurde.[48]

Die nachhaltige Expansion der Livländischen Union nach Osten endete am Fluss Narva. Nachdem 1240 Pskow vorübergehend besetzt werden konnte,[49] kam es zu ständigen Gefechten zwischen Rittern des Livländischen Ordenszweiges sowie Gefolgsleuten der livländischen Bischöfe und russischen Abteilungen. Diese gipfelten im April 1242 in der Schlacht auf dem zugefrorenen Peipussee (auch: Schlacht auf dem Eise), deren genauer Verlauf und Umfang unter Historikern umstritten ist.[50] Ein russisches Aufgebot unter Alexander Newski, dem Fürsten von Nowgorod, schlug hier eine größere Heeresabteilung unter Hermann I. von Buxthoeven, dem Bischof von Dorpat. Im Sommer 1242 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Er fixierte faktisch für mehr als 150 Jahre die jeweiligen Einflusssphären.

Die Unterwerfung des Siedlungsgebietes der Prußen ging einher mit Christianisierung und deutscher Besiedlung des Landes. Dieses Unterfangen beschäftigte den Orden mehr als 50 Jahre lang und wurde nach schweren Rückschlägen, wie verschiedenen Aufständen der Prußen, erst 1285 abgeschlossen. Die ursprünglich legitimierende Zielsetzung der sogenannten Heidenmission behielt man auch nach der Missionierung Preußens bei.

Strukturelle und ökonomische Rationalität

Der Orden schuf sich ein Herrschaftsgebiet, dessen organisatorische Strukturen und Modernität im Wirtschaftsdenken im Reich bestenfalls von der Reichsstadt Nürnberg erreicht wurden und die in vielerlei Hinsicht an die fortgeschrittensten Staatswesen in Oberitalien erinnerten. Er war bereits in seiner nominellen Eigenschaft als Landesherr ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und zog darüber hinaus durch seine effizienten, von Wirtschaftsplanung und -rationalität bestimmten Strukturen größeren Gewinn aus dem Land. Er wurde einziges nichtstädtisches Mitglied der Hanse und unterhielt in Lübeck mit dem Hof des Deutschen Ordens eine Niederlassung. Als ressourcenreicher Anrainer des durch den Städtebund der Hanse florierenden baltischen Wirtschaftsraumes eröffneten sich damit neue Handelsmöglichkeiten und erweiterte Handlungsräume.

Der Ordensstaat war in wirtschaftlicher und administrativer[51] Hinsicht eines der modernsten und wohlhabendsten Gemeinwesen, vergleicht man ihn mit den Flächenstaaten des Großraums.[52][53] Weitreichende Innovationen in der Landwirtschaft sowie pragmatische Neuerungen im Bereich der handwerklichen Produktion in Verbindung mit effizienter Verwaltung[54] und einer hoch entwickelten Geldwirtschaft kennzeichnen eine gegenüber dem traditionellen Lehnswesen überlegene Organisationsstruktur. Fördernd wirkten hierbei der nach 1282 forcierte Ausbau der verkehrstechnischen Infrastruktur und die Perfektionierung des Nachrichtenwesens.[55]

Litauerkriege und Blütezeit (1303 bis 1410)

Die Besitzungen, Hauptsitze und Erwerbungen des Deutschen Ordens in Preußen und der Livländischen Union bis zum Jahre 1410

Der Hochmeister hatte seinen Hauptsitz in Akkon, bis 1291 dieser letzte Kreuzfahrerstützpunkt verloren ging. Konrad von Feuchtwangen residierte seither in Venedig, traditionell ein wichtiger Hafen für die Einschiffung nach Outremer. 1309 verlegte Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seinen Sitz in die Marienburg an der Nogat, dem neuen Zentrum des Ordens in Preußen. In dieser Zeit wurde der Templerorden durch König Philipp IV. von Frankreich verfolgt, vom willfährigen Papst Clemens V. unterstützt. Die Ritterorden standen in der ersten Dekade des 14. Jahrhunderts aufgrund des Verlustes des Heiligen Landes im Mittelpunkt der allgemeinen Kritik. So erschien es ratsam, den Sitz des Hochmeisters in das Zentrum der eigenen territorialen Machtbasis zu verlegen.

Die Inbesitznahme Danzigs und Pommerellens im Jahr 1308 erfolgte durch militärisches Vorgehen gegen polnische Interessen und auf Grundlage des Vertrages von Soldin mit der Markgrafschaft Brandenburg. In Polen wuchsen nicht zuletzt aufgrund dieser Ereignisse Ressentiments gegen den Deutschen Orden und auch gegen im restlichen Polen ansässige Deutsche. 1312 wurde in Krakau der Aufstand des Vogtes Albert niedergeschlagen und ein Teil der Deutschen wurde aus Krakau vertrieben, die einen einfachen polnischen Sprachtest nicht bestanden hatten. Das durch Territorialherrschaften zersplitterte Polen der Piastenzeit konnte in den folgenden Jahren von Władysław I. Ellenlang wieder als Königreich Polen teilgeeinigt und schließlich konsolidiert werden. Dabei vertrat besonders Erzbischof Jakub Świnka von Gnesen und Primas von Polen eine Politik der Abgrenzung gegenüber den Deutschen. Die infolge des Verlustes Pommerellens und Danzigs erwachsenen Konflikte zwischen dem Orden und den polnischen Machthabern weiteten sich in der Folge zu einer Dauerfehde aus. Der Friedensvertrag von Kalisz, in dem König Kasimir 1343 offiziell auf Pommerellen und Danzig verzichtete, ohne die Rechtstitel preiszugeben, brachte mittelfristig immerhin eine Entspannung zwischen dem Orden und Polen von fast 70 Jahren.

Vertrag des Deutschen Ordens mit der dänischen Königin Margarethe I. über die Rückgabe Gotlands

Mit Litauen im Südosten stieg zudem allmählich ein Großfürstentum auf, gegen das der Orden aus ideologischen und territorialen Gründen in einen ständigen Krieg verwickelt wurde. Die Litauerkriege des Deutschen Ordens dauerten von 1303 bis 1410 über ein Jahrhundert an. Da dieses östliche Großfürstentum die Taufe vehement ablehnte, galten die Litauer offiziell als die letzten Heiden Europas. Die stete Betonung der Heidenmissionierung kaschierte nur unzureichend die territorialen Interessen des Ordens namentlich in Schamaiten (Niederlitauen). Durch andauernde Unterstützung adliger Preußenfahrer wurde der Krieg durch viele kleinere Feldzüge nach Litauen getragen. Die Großfürsten von Litauen gingen ihrerseits ebenso vor und stießen wiederholt auf preußisches und livländisches Gebiet vor. Ein Höhepunkt der Kriege war die Schlacht bei Rudau im Jahre 1370. Nördlich von Königsberg besiegte ein Heer des Ordens unter Befehl des Hochmeisters Winrich von Kniprode und des Ordensmarschalls eine litauische Streitmacht. Dessen ungeachtet konnte das weit nach Süden bis zum Schwarzen Meer und nach Osten an die Grenzen Moskaus ausgedehnte Großfürstentum Litauen niemals nachhaltig bezwungen werden. Als Ursache dieses erfolgreichen Widerstandes wird die zahlenmäßige Stärke der Litauer im Vergleich mit anderen vom Orden unterworfenen Ethnien wie den Prußen, Kuren und Esten, sowie deren effektive politische Organisation angesehen.[56]

Hochmeister Winrich von Kniprode führte den Ordensstaat und somit den Orden zu seiner größten Blüte. Eine konsolidierte Wirtschaft und nachhaltige militärische Erfolge gegen Litauen erwiesen sich als Schlüssel zum Erfolg. Die Zahl der Ritterbrüder blieb dennoch gering, um 1410 gehörten dieser Gruppe rund 1400, um die Mitte des 15. Jahrhunderts nurmehr 780 Ordensleute an.[57] Unter Konrad von Jungingen wurde mit der Eroberung von Gotland, dem friedlichen Erwerb der Neumark und Samaitens die größte Ausdehnung des Ordens erreicht. Die Eroberung Gotlands 1398 bezweckte die Zerschlagung der dort lagernden Vitalienbrüder. Das bedeutete die Befreiung von der zur Plage gewordenen Piraterie innerhalb der hansischen Hauptrouten auf der östlichen Ostsee. Der Orden hielt Gotland in der Folge als Faustpfand militärisch besetzt. Erst 1408 gelang ein Ausgleich mit dem ebenfalls am Besitz der Insel interessierten Königreich DänemarkMargarethe I. von Dänemark zahlte 9000 Nobel, also etwa 63 Kilogramm Gold.[58] Die Einigung kam allerdings unter dem Aspekt der sich abzeichnenden Eskalation des Konfliktes mit dem Königreich Polen und dem Großfürstentum Litauen zustande.

Darstellung der Schlacht bei Tannenberg in der Berner Chronik von Diebold Schilling dem Älteren um 1483

1386 hatten sich durch die Heirat von Großfürst Jogaila mit Königin Hedwig von Polen die beiden Hauptgegner des Ordens vereint. Anfang August 1409 übersandte der Hochmeister Ulrich von Jungingen seinen Kontrahenten die „Fehdebriefe“, womit er den Krieg erklärte.

Am 15. Juli 1410 schlug eine vereinigte polnisch-litauische Streitmacht das durch preußische LandesaufgeboteGastritter aus vielen Teilen Westeuropas sowie mit Söldnerabteilungen ergänzte Heer des Ordens in der Schlacht bei Tannenberg vernichtend. Auch der Hochmeister Ulrich von Jungingen fand neben fast allen Ordensgebietern und vielen Ordensrittern den Tod.

Den Kern seiner preußischen Territorien samt der Marienburg konnte der Orden durch den Einsatz des Komturs und späteren Hochmeisters Heinrich von Plauen erhalten und im Ersten Frieden von Thorn von 1411 behaupten. Mit diesem Friedensvertrag sowie dessen Ergänzung im Frieden von Melnosee 1422 endeten auch die über hundert Jahre offensiv ausgetragenen Kriegszüge der bei Tannenberg nachhaltig geschwächten Ordensstreitmacht gegen Litauen sowie gegen die spätere Personalunion Polen-Litauen. Allerdings waren im Frieden von Thorn hohe Kontributionen in Höhe von 100.000 Schock böhmische Groschen,[59] unter anderem für die Auslösung von Gefangenen, zu leisten. Die Kontributionen führten zur Einführung einer Sondersteuer, dem sogenannten Schoss, was zu einer bisher unüblich hohen Steuerbelastung der Preußischen Stände beitrug.

Preußen (1410 bis 1525)

Das nach dem 2. Frieden von Thorn 1466 verbliebene Ordensland Preußen sowie das Meistertum Livland; das pinkfarben dargestellte Ermland war Teil des Königlich (polnischen) Preußen geworden, hatte darin aber einen Sonderstatus mit weitgehender Autonomie

Schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts zeichnete sich eine für den Orden und seinen Staat destruktive Entwicklung ab. Während das europäische Rittertum im Spätmittelalter verfiel, wurde der „Kampf für das Kreuz“ zunehmend verklärt und stand für ein Ideal, welches in der damaligen Realität kaum noch Bestand hatte.

Der Adel reduzierte die Ritterorden zunehmend zur sicheren Versorgungsbasis nicht erbberechtigter Nachkommen. Entsprechend sank die Motivation der Ritterschaft. Alltägliche Aufgaben in Verwaltung oder Administration des Deutschen Ordens wurden nun als lästige Pflichten wahrgenommen. Zu dieser Sichtweise trug die konservative Liturgie des Ordens bei. Der Tagesablauf in Friedenszeiten war minutiös geregelt. Die Inhalte eines geistlichen Ritterordens mit Missionierungscharakter hatten sich demgegenüber weitgehend überlebt.[60] Zudem wurde dem Orden auf Betreiben des Königs von Polen auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) eine weitere Missionierungstätigkeit im nun offiziell christlichen Litauen förmlich untersagt.[61]

In der Krise infolge der schweren Niederlage von 1410 weiteten sich die Missstände aus. Interne Streitigkeiten schwächten sowohl den Orden selbst als auch in der Folge den Ordensstaat. Landsmannschaftliche Gruppen stritten um Einfluss im Orden, der Deutschmeister strebte nach Unabhängigkeit vom Hochmeister.[62] Die Städte Preußens und der im Eidechsenbund zusammengeschlossene Kulmer Landadel forderten Mitbestimmung aufgrund der stark erhöhten Besteuerung zur Begleichung der Kriegskosten und an Polen-Litauen zu entrichtende Kontributionen, welche ihnen jedoch nicht bewilligt wurde. Somit schlossen sie sich 1440 im Preußischen Bund zusammen. Hochmeister Ludwig von Erlichshausen verschärfte durch seine Forderungen an die Stände den Konflikt. Kaiser Friedrich III. stellte sich Ende 1453 auf die Seite des Ordens. Anlässlich der Hochzeit von König Kasimir IV. von Polen mit Elisabeth von Habsburg ging der Preußische Bund Anfang 1454 ein Schutzbündnis mit Polen ein und rebellierte offen gegen die Ordensherrschaft.

Daraufhin brach der Dreizehnjährige Krieg aus, der durch Belagerungen und Raubzüge gekennzeichnet war, kaum jedoch durch offene Feldschlachten. Bereits im September 1454 unterlagen die polnischen Truppen in der Schlacht von Konitz und unterstützten den preußischen Aufstand in der Folge nur noch marginal. Schließlich kam es aufgrund allgemeiner Erschöpfung zu einer Pattsituation. Der Orden konnte seine Söldner nicht mehr entlohnen und musste aus diesem Grunde sogar sein Haupthaus, die Marienburg, aufgeben. Die Burg wurde den unbezahlten Söldnern verpfändet, die sie umgehend an den König von Polen verkauften. Letztlich gab so die höhere Finanzkraft der aufständischen Städte, welche alle Kriegskosten selber bezahlten, darunter insbesondere Danzigs, den Ausschlag.

Im Zweiten Frieden von Thorn verlor der Orden 1466 nun auch Pommerellen, das Kulmerland, das Ermland und die Marienburg. Dieser Vertrag wurde weder vom Kaiser noch vom Papst anerkannt. Doch der Orden musste für sich als Gesamtheit die polnische Lehnshoheit anerkennen, was fortan allerdings jeder neu ernannte Hochmeister durch Herauszögerung oder gar Nichterbringung des Lehnseides zu vermeiden suchte. Ein großer Teil der preußischen Städte und Gebiete im Westen konnte sich infolge des II. Thorner Kontraktes von der Ordensherrschaft lösen.

Zum Erhalt des territorial geschrumpften Ordensstaates wurden nun Subventionen aus den Balleien im Heiligen Römischen Reich benötigt, was viele der dortigen Kommenden in eine schwierige finanzielle Lage brachte. Deutschmeister Ulrich von Lentersheim versuchte sich dieser Pflichten zu entbinden, erbat in der Folge eigenmächtig Unterstützung des Kaisers und unterstellte sich zu diesem Zweck 1494 der Lehnshoheit Maximilians I. Dieses Vorgehen widersprach allerdings den Verträgen von Kujawisch Brest und Thorn mit Polen, was Proteste seitens des preußischen Ordenszweiges und besonders des Königreiches Polen zur Folge hatte.

Der Hochmeister Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach versuchte erfolglos im sogenannten Reiterkrieg (1519–1521), Unabhängigkeit von der polnischen Krone zu erlangen.[63] In der Hoffnung, dadurch Unterstützung aus dem Heiligen Römischen Reich zu erhalten, unterstellte er 1524 das preußische Ordensgebiet der Lehnshoheit des Reiches und unternahm selbst eine Reise ins Reich, blieb allerdings damit erfolglos.

Inzwischen hatte er jedoch eine persönliche Kehrtwende vollzogen und sich 1522 der Lehre Martin Luthers und damit der Reformation angeschlossen, woraus sich sofort die Frage ergab, was mit dem bisher geistlichen Ordensstaat werden sollte. Deshalb suchte er den Rat des Reformators, über den noch wenig zuvor die Reichsacht verhängt worden war. Auf dessen Anraten hin ließ er seiner persönlichen Kehrtwende eine politische folgen, indem er den Ordensstaat säkularisierte, sein Hochmeisteramt aufgab und Preußen in ein weltliches Herzogtum umwandelte. Er ging somit auf Distanz zum Reich und gewann Unterstützung beim König von Polen, den er im Reiterkrieg noch bekämpft hatte.[64] Albrecht war ohnehin durch seine Mutter Sofia ein Neffe des polnischen Königs Sigismund I. und leistete ihm 1525 den Lehnseid; dafür wurde er mit der erblichen Herzogswürde in Preußen belehnt („in“ und nicht „von“ Preußen, weil der westliche Teil Preußens ja direkt der Schutzherrschaft des Königs von Polen unterstand).[65] Der ehemalige Hochmeister residierte ab dem 9. Mai 1525 als Herzog Albrecht I. in Königsberg.

Die Institutionen des Heiligen Römischen Reiches erkannten das weltliche Herzogtum Preußen nicht an, sondern setzten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts formal Administratoren für Preußen ein.

Der Ordenszweig im Reich fand sich mit der Umwandlung „seines“ Ordensstaates Preußen in ein weltliches Herzogtum nicht ab.[66] Ein hastig einberufenes Generalkapitel setzte den bisherigen Deutschmeister Walther von Cronberg am 16. Dezember 1526 als neues Oberhaupt ein.[67][68] Vom Kaiser erhielt er 1527 die Belehnung mit den Regalien[69] und die Berechtigung, sich Administrator des Hochmeistertums zu nennen und damit den Besitzanspruch auf Preußen aufrechtzuerhalten.[67][70]

Erst 1530 erlaubte ein kaiserliches Dekret Cronberg, sich nun auch Hochmeister zu nennen.[67][71] Aus dieser Bezeichnung entstand später der Kurztitel Hoch- und Deutschmeister. Cronberg wurde gleichzeitig zum Administrator Preußens ausgerufen[72][73] und auf dem kaiserlichen Reichstag zu Augsburg im Jahr 1530 durch Kaiser Karl V. mit dem Preußenland belehnt.

Anschließend verklagte Cronberg seinen ehemaligen Hochmeister, Herzog Albrecht, vor dem Reichskammergericht. Der Prozess endete 1531 mit der Verhängung der kaiserlichen Reichsacht gegen Herzog Albrecht[67][74] sowie der Weisung an Albrecht und den Preußischen Bund, dem Orden die angestammten Rechte in Preußen wieder einzuräumen.[75][76] Im außerhalb des Reiches gelegenen Preußen blieben die Schritte ohne Wirkung. Es erhielt eine lutherische Landeskirche. Das Ermland dagegen, der Hoheit des Ordens schon seit 1466 entzogen, blieb als Fürstbistum ein geistliches Territorium und wurde zum Ausgangspunkt der Gegenreformation in Polen.

Livland bis 1629

1561 wurden die Besitzungen des Livländischen Ordenszweiges, also Kurland und Semgallen zum weltlichen Herzogtum unter dem ehemaligen Landmeister, Herzog Gotthard von Kettler, umgewandelt. Das eigentliche Livland kam direkt zu Litauen und bildete im späteren Staat Polen-Litauen eine Art Kondominium der beiden Staatsteile. Die Herzogtümer Preußen, Livland, Kurland und Semgallen unterstanden nun der polnischen Lehnshoheit.

Das nördliche Estland mit Reval (Tallinn) und die Insel Ösel (Saaremaa) unterstellten sich angesichts der russischen Bedrohung und vertreten durch ihre Ritterschaften dänischer bzw. schwedischer Oberhoheit. 1629 kam der größte Teil Livlands durch Eroberungen Gustav II. Adolfs zu Schweden; nur das südöstliche Livland (Lettgallen) um Dünaburg (Daugavpils) blieb polnisch und wurde zur Woiwodschaft Livland, auch „Polnisch-Livland“ genannt.

Nach dem Ende des Großen Nordischen Krieges wurde Livland mit Riga und Estland 1721 dem Russischen Reich in Form der sogenannten Ostseegouvernements eingegliedert. Lettgallen kam 1772, Kurland und Semgallen erst 1795 im Zuge der Polnischen Teilungen zum Russischen Reich.

Der Orden im Reich

Silbermedaille der inzwischen aufgelösten Partin-Bank Bad Mergentheim zum Deutschen Orden. Die Vorderseite ist ein Faksimile der Medaille von Franz Andreas Schega. Sie zeigt Clemens August von Bayern, Hochmeister des Deutschen Ordens 1732–1761. Die Rückseite bildet die Ordenskirche im Schloss Mergentheim ab.

Nach 1525 beschränkte sich das Wirkungsfeld des Deutschen Ordens abgesehen vom Streubesitz in Livland auf seine Besitzungen im Heiligen Römischen Reich. Seit der Reformation war der Orden trikonfessionell; es existierten katholische, lutherische (SachsenThüringen) und gemischte (Hessen) Balleien.[77][78] Nach dem Verlust seiner preußischen Besitzungen gelang dem Orden unter Walther von Cronberg eine äußere und innere Konsolidierung.[67] Auf dem Frankfurter Generalkapitel 1529 wurde die Cronbergsche Konstitution[79] erlassen, das zukünftige Verfassungsgesetz der Adelskorporation. Residenz des Ordensoberhauptes und zugleich Sitz der Zentralbehörden der dem Hochmeister unmittelbar unterstellten Gebiete (das Meistertum Mergentheim) wurde Mergentheim.

Außerhalb dieser sich den neuen Bedingungen anpassenden Territorialherrschaft entwickelten sich die von den Landkomturen geführten Balleien zu weitgehend selbständigen Gebilden. Einige von ihnen hatten den Rang von Reichsständen und rangierten innerhalb der Reichsmatrikel in der Gruppe der Prälaten. Oft gerieten sie in die Abhängigkeit benachbarter Adelsfamilien, die ihre Söhne in den Orden entsandten. In Thüringen, Sachsen, Hessen und Utrecht, wo sich die neuen Glaubenslehren fest etabliert hatten, gab es auch lutherische und reformierte Ordensbrüder, die sich – dem korporativen Denken des Adels folgend – dem Hochmeister gegenüber loyal verhielten, auch im Zölibat lebten und nur die Gelübdeformel durch einen Eid ersetzten.

Nach 1590 wählte man den Hoch- und Deutschmeister aus führenden Geschlechtern katholischer Territorialstaaten, vor allem aus dem Haus Habsburg. Dies schuf neue familiäre und politische Querverbindungen zum deutschen Hochadel, ließ den Orden aber auch mehr und mehr zu einem Instrument habsburgischer Hausmachtpolitik werden.

Glockenturm der Schlosskirche der barocken Residenz des Landkomturs von Franken in Ellingen

Vor diesem Hintergrund begann im 16. Jahrhundert ein innerer Wandel des Ordens.[67] Eine katholisch geprägte Reform führte zur Rückbesinnung auf seine ursprüngliche Ausrichtung, die Ordensregeln wurden den neuen Verhältnissen angepasst. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts drängte das eher auf Exklusivität drängende Standesdenken des Adels die Bedeutung der zumeist nichtadligen Priesterbrüder zurück. Im Generalkapitel verfügten sie in der Neuzeit weder über Sitz noch Stimme. Die Seelsorge in den Kommenden lag oft in den Händen von Angehörigen anderer geistlicher Orden. Seitdem Laien mit juristischer Ausbildung in den Kanzleien des Ordens arbeiteten, fiel auch diese Betätigung für Priesterbrüder weg. Infolgedessen war ihre Zahl stark gesunken.

Die Ordensleitung folgte den Forderungen des Konzils von Trient und beschloss, neue Priesterseminare zu stiften. Das geschah 1574 in Köln sowie 1606 in Mergentheim. Gründer des letzteren Seminars war Hochmeister Erzherzog Maximilian von Österreich, auf dessen Initiative hin auch Tirol katholisch geblieben war. Generell ist zu verzeichnen, dass zum Deutschen Orden gehörende Besitzungen auch in vorwiegend reformierten Gebieten katholisch blieben, was sich bis in die Gegenwart auswirkt. Externe Ordensniederlassungen in evangelischen Gebieten spielten bei der Seelsorge für durchreisende Katholiken oder für die wenigen dort verbliebenen Altgläubigen eine wichtige Rolle. In einigen Kommenden kam zudem erneut der Gedanke der Hospitalsbruderschaft auf. Der Orden errichtete unter anderem 1568 ein Spital in Frankfurt-Sachsenhausen.

Schloss der Kommende Ramersdorf bei Bonn

Als wichtigste Aufgabe betrachtete der noch immer vom Adel und dessen Wertvorstellungen geprägte Orden jedoch den kriegerischen Einsatz der Ritterbrüder, die sich seit dem 17. Jahrhundert nach italienischem Vorbild auch Cavaliere nannten. Einer satzungsgemäßen Verteidigung des christlichen Glaubens boten die seit dem 16. Jahrhundert eskalierenden Türkenkriege ein umfangreiches Betätigungsfeld.[80] Trotz finanzieller Notlagen leistete der Orden auf diese Weise erhebliche Beiträge für die – im Sprachgebrauch der Zeit sogenannte – Verteidigung des Abendlandes gegen das Osmanische Reich. Professritter dienten zumeist als Offiziere in Regimentern von katholischen Reichsfürsten und in der kaiserlichen Armee. Insbesondere das kaiserliche Infanterieregiment No. 3 und das k.u.k. Infanterieregiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4 bezogen ihre Rekruten aus den deutschen Ordensgebieten. Alle tauglichen Ritterbrüder hatten ein sogenanntes exercitium militare abzuleisten.[80] Sie dienten für den Zeitraum von drei Jahren im Offiziersrang in den durch Kriegszüge besonders gefährdeten Grenzfestungen, ehe sie weiterführende Ordensämter übernehmen durften.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich in den Kommenden des Ordens eine rege Bautätigkeit.[81] Schlösser, oft verbunden mit bemerkenswerten Schlosskirchen, und repräsentative Kommendenhäuser wurden errichtet. Solche Bauten entstanden in EllingenNürnberg, Frankfurt-Sachsenhausen, AltshausenBeuggenAltenbiesen und an vielen anderen Orten. Daneben entstanden zahlreiche neue, reich ausgestattete Dorf- und Stadtkirchen sowie profane Zweckbauten.

Territoriale Verluste und Umstrukturierungen im 19. und 20. Jahrhundert

Südportal der gotischen Leechkirche in Graz

Die Koalitionskriege infolge der Französischen Revolution während des ausgehenden 18. Jahrhunderts waren Ursache für eine weitere große Krise des Ordens. Mit der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich gingen die Balleien Elsass und Lothringen vollständig, Koblenz und Biesen zu großen Teil verloren. Der Frieden von Pressburg mit Frankreich nach der schweren Niederlage der österreichisch-russischen Koalition bei Austerlitz gegen Napoléon 1805 verfügte, dass die Besitzungen des Deutschen Ordens und das Amt des Hoch- und Deutschmeisters erblich an das Haus Österreich, also Habsburg, übergehen sollten.[82] Das Amt des Hochmeisters und mit ihm der Orden wurden in die Souveränität des Kaiserreichs Österreich integriert. Kaiser Franz I. von Österreich ließ den nominellen Status des Ordens jedoch weiterhin bestehen. Hochmeister war zu diesem Zeitpunkt sein Bruder Anton Viktor von Österreich.

Der nächste Schlag erfolgte mit dem Ausbruch eines neuen kriegerischen Konfliktes im Frühjahr 1809. Am 24. April erklärte Napoléon nach dem Einmarsch der Österreicher in das Königreich Bayern infolge des Fünften Koalitionskrieges den Orden in den Rheinbundstaaten für aufgelöst. Der Ordensbesitz wurde an die Fürsten des Rheinbundes abgetreten. Napoléon bezweckte auf diesem Wege, den Kriegseinsatz seiner Verbündeten im Krieg gegen die Koalition materiell zu entschädigen sowie die Fürsten somit enger an das französische Kaiserreich zu binden. Dem Orden verblieben jetzt nur noch die Besitzungen in Schlesien und Böhmen sowie die Ballei Österreich mit Ausnahme der an die illyrischen Provinzen abgetretenen Kommenden um Krain. Die Ballei An der Etsch in Tirol war an die französischen Vasallen-Königreiche Bayern und das 1805 aus der Cisalpinischen Republik Napoléons hervorgegangene Königreich in Nordostitalien gefallen.

Im Rahmen der Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert verlor der Orden die meisten seiner Gebiete, obwohl er im Reichsdeputationshauptschluss noch als Souverän anerkannt worden war.[83][84] Aber schon im Jahr 1805 wurde in Artikel XII des Friedens von Pressburg festgelegt, dass „Die Würde eines Großmeisters[85] des deutschen Ordens, die Gerechtsame, Domainen und Einkunfte … demjenigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, welches Se. Majestät der Kaiser von Deutschland und Oesterreich ernennen wird, in der Person und in gerader männlicher Linie nach dem Erstgeburtsrechte erblich überlassen werden“ sollten. Der Orden war damit ein Teil Österreichs bzw. der Habsburgermonarchie geworden.

Zwar fielen als Folge des Wiener Kongresses im Jahr 1815 die Balleien Krain und Tirol zu Österreich und somit in den Verfügungsbereich des Ordens; eine Wiederherstellung der vollen Souveränität des Ordens war aber angesichts der nun unzureichenden Vermögenswerte nicht mehr möglich.

Im Jahr 1834 verzichtete Franz I. erneut auf alle Rechte aus dem Pressburger Frieden und setzte den Orden wieder in seine alten Rechte und Pflichten ein: der Orden wurde durch Kabinettsorder vom 8. März 1843 juristisch zu einem selbständigen geistlich-militärischen Institut unter der Bande eines kaiserlichen unmittelbaren Lehens.[86] Es bestanden nur noch die Ballei Österreich, das Meistertum in Böhmen und Mähren sowie eine kleine Ballei in Bozen.

Nach dem Untergang der Donaumonarchie in der Folge des Ersten Weltkrieges wurde der Orden in den Nachfolgestaaten der Vielvölkermonarchie zunächst als Kaiserlich Habsburger Ehrenorden betrachtet. Deshalb erwogen die verantwortlichen Behörden eine Beschlagnahmung des Ordensvermögens als nominelles Eigentum des Habsburger Kaiserhauses. Aus diesem Grund verzichtete Hochmeister Erzherzog Eugen von Österreich-Teschen 1923 auf sein Amt. Er ließ den Ordenspriester und Bischof von Brünn Norbert Johann Klein zum Koadjutor wählen und dankte gleichzeitig ab. Diese Zäsur erwies sich als erfolgreich: Bis Ende 1927 erkannten die Nachfolgestaaten der Donaumonarchie den Deutschen Orden als geistlichen Orden an. Der Orden umfasste noch die vier Balleien (später Provinzen genannt) im Königreich Italien, in der Tschechoslowakischen Republik, in der Republik Österreich und im Königreich Jugoslawien.[87]

Am 6. September 1938 erließ die nationalsozialistische deutsche Reichsregierung ein Dekret zur Auflösung des Deutschen Ordens.[88] Im selben Jahr wurde der Deutsche Orden infolge dieses Dekretes im an das Deutsche Reich als Ostmark angegliederten Österreich aufgelöst. Im Jahr 1939 kam das gleiche Edikt in der vom Deutschen Reich annektierten, sogenannten Rest-Tschechei, dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, zur Anwendung.[88] Im italienischen Südtirol gab es bis 1945 ideologisch begründete Übergriffe örtlich ansässiger Faschisten auf Einrichtungen und Mitglieder.[88]

Im „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ beziehungsweise dem „Königreich Jugoslawien“ (1918–1941) wurde der Orden in den zwanziger und dreißiger Jahren geduldet. Im Zweiten Weltkrieg dienten seine zumeist im slowenischen Gebiet angesiedelten Besitzungen als Lazarett. Nach 1945 wurden Mitglieder des Deutschen Ordens in der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien nicht zuletzt infolge des Namens aufgrund der Kriegs- und Nachkriegsereignisse verfolgt. Im Zuge der 1947 hier erfolgenden Aufhebung aller geistlichen Orden säkularisierten die jugoslawischen Staatsorgane das Eigentum des Deutschen Ordens und verwiesen seine Mitglieder des Landes.[89]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Österreich 1947 das Aufhebungsdekret von 1938 staatsrechtlich annulliert und das verbliebene Vermögen dem Orden zurückerstattet.[89]

Auch aus der Tschechoslowakei wurden die Angehörigen des Ordens ausgewiesen. In Darmstadt gründeten diese Ordensmitglieder 1949 einen Konvent, der 2014 aufgegeben wurde. Für Ordensschwestern wurde 1953 in Passau, im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift St. Nikola ein Mutterhaus geschaffen (Juristisch betreut wurde der Schwesternanteil des Ordens in Passau von Franz Zdralek[90]). 1957 erwarb der Orden in Rom ein Haus als Sitz des Generalprokurators, das zugleich als Pilgerhaus dient. 1970 und 1988 wurden die Ordensregeln – auch im Hinblick auf eine bessere Partizipation der weiblichen Mitglieder – modifiziert.[91]

Der Deutsche Orden in der Gegenwart

Heute ist der Deutsche Orden mit dem offiziellen Titel „Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ ein geistlicher Orden. Aktuell hat er etwa 1000 Mitglieder: rund 100 Priester, 200 Schwestern und 700 Familiaren.

Die räumlichen Bezirke des Ordens werden als Provinzen bezeichnet. Sie besitzen eigene Provinzialate, welche man als Regionalverwaltungen des Ordens verstehen kann. Diese befinden sich für Deutschland in Weyarn, für Österreich in Wien, für Südtirol/Italien in Lana, für Slowenien in Laibach und für Tschechien und die Slowakei in Troppau. Die deutsche Ordensprovinz ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert.

Entsprechend seinem ursprünglichen Ideal, „den hilfsbedürftigen Menschen um Christi willen in selbstloser Liebe zu dienen“,[92] betätigt sich der Orden heute karitativ und im Bildungsbereich. Schwerpunkte bilden die Bereiche Alten- und Behindertenhilfe sowie die Suchthilfe. In Deutschland betreiben die ca. 3000 Mitarbeiter der Ordenswerke 60 gemeinnützige Einrichtungen, darunter 10 Fachkliniken für Suchtrehabilitation[93]. Daneben unterhält er Gästehäuser in Wien,[94] Rom[95] und Gumpoldskirchen.[96] Darüber hinaus sind Ordenspriester als Pfarrer in verschiedenen Pfarreien eingesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erforschung der ordenseigenen Geschichte.[97] Seit 1966 gibt der Orden – unter staats- und konfessionsübergreifender Mitarbeit von Autoren – die inzwischen 60-bändige Buchreihe Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens heraus.[98]

1999 kam es in der Deutschordensprovinz Deutschland infolge von Missmanagement zu eklatanten finanziellen Engpässen, in deren Folge die Provinz im November 2000 ihre Zahlungsunfähigkeit erklären musste. Durch die Einsetzung einer neuen Leitung[99] wurde eine Liquidation der Körperschaft des öffentlichen Rechts im Einvernehmen mit den Gläubigern in letzter Instanz abgewendet.[100][101] Insgesamt beliefen sich die Verbindlichkeiten des Deutschen Ordens Anfang 2001 auf ca. 364 Millionen DM gegenüber den Banken.[102]

Ordensleitung

Hochmeister

Generalrat
Generalprokurator
Generalsekretär
Generalökonom
Generalassistentin
Kommission für Liturgie des Deutschen Ordens
Kommission für Eigenrecht im Deutschen Orden

Quelle:[103]

  • Generalrat: Mitglieder sind neben dem Hochmeister der Generalprokurator, vier aus den Provinzen gewählte Generalräte, der Generalsekretär, der Generalökonom, neben der Generalassistentin eine weitere Repräsentantin der Ordensschwestern, sowie ein Sachverständiger aus dem Familiareninstitut. Alle zur Leitung des Ordens wichtigen Angelegenheiten werden vom Hochmeister mit seinem Rat auf turnusmäßigen Generalratssitzungen beraten und entschieden.
  • Der Generalprokurator in Rom vertritt die Angelegenheiten des Deutschen Ordens beim Heiligen Stuhl.
  • Generalsekretär: Administrativer Bevollmächtigter des Hochmeisters im Tagesgeschäft sowie Stellvertreter des Hochmeisters bei Unpässlichkeit.
  • Generalökonom: Verantwortlich für Finanzen und Logistik.
  • Die Generalassistentin vertritt die Schwestern aller Provinzen im Generalrat. Als Vertreterin des Hochmeisters nimmt sie auch an den Konferenzen und Tagungen der Generaloberinnen teil und bespricht die dabei gefassten Beschlüsse mit dem Hochmeister, der die einzelnen Provinzoberinnen davon in Kenntnis setzt. Die Generalassistentin nimmt nicht die Stelle einer Generaloberin im Sinne des Ordensrechts ein.

Ordenspriester und Laienbrüder

Den ersten Zweig des Ordens bilden die Priester[104] (Abkürzung hinter dem Namen: „OT“ für „Ordo Teutonicus“). Sie legen ein feierliches ewiges Gelübde (Profess) ab, sind als Nachfolger der Ordensritter allein zur Leitung des Ordens berechtigt und vornehmlich in der Pfarrseelsorge tätig. Zu diesem Zweig gehören auch Laienbrüder, die ein einfaches ewiges Gelübde ablegen.

Die Konvente sind in vier Provinzen organisiert:

An der Spitze steht jeweils ein Provinzial, der den Titel „Prior“ oder „Landkomtur“ führt.

Ordensschwestern

Den zweiten Zweig bildet die Kongregation der Ordensschwestern.[108] Sie legen die einfachen ewigen Gelübde ab. Innerhalb des Ordens regeln sie ihre Angelegenheiten selbständig und widmen sich der Kranken- und Altenpflege. Sie sind in fünf Provinzen organisiert

  • Deutschland mit Sitz in Passau[109]
  • Österreich mit Sitz in Friesach
  • Italien mit Sitz in Lana
  • Tschechien (Milosrdné sestry Panny Marie Jeruzalémské Province sester) und Slowakei (Milosrdné sestry Panny Márie Jeruzalemskej Provincia sestier) mit Sitz in Troppau
  • Slowenien (Sestre Križniškega Reda (SKR)) mit Sitz in Luttenberg.

Familiaren und Ehrenritter

Den dritten Zweig bildet das Institut der Familiaren (Abkürzung hinter dem Namen „FamOT“), auch Marianer genannt[110]. Diese legen ein Versprechen (kein Gelübde) auf den Orden ab und regeln innerhalb des Ordens ihre Angelegenheiten ebenfalls selbständig. Bei feierlichen Anlässen tragen sie einen schwarzen Umhang mit dem Wappen des Deutschen Ordens an der linken Seite. Sie gliedern sich in die Balleien

  • Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main und den Komtureien „An Isar, Lech und Donau“, „An der Donau“, „Franken“, „Am Oberrhein“, „An Tauber, Neckar und Bodensee“, „An Rhein und Main“, „An Rhein und Ruhr“, „An Weser und Ems“ und „An Elbe und Ostsee“,
  • Österreich mit den Komtureien „An der Drau“, „An Enns und Salzach“ und „An Mur und Mürz“. Die Komturei „Am Inn und Hohen Rhein“ gehört seit Februar 2009 zur Ballei An der Etsch und im Gebirge[111]
  • Ad Tiberim (Italien),
  • An der Etsch und im Gebirge (Südtirol),
  • Ballivia in Bohemia, Moravia et Silesia (Tschechien)
  • und die selbständige Deutschordensballei Alden Biesen in Belgien.[112]

Bekannte Familiaren sind oder waren beispielsweise Franz Josef Strauß oder Edmund Stoiber.

Eine besondere Kategorie innerhalb der Familiaren bildet die Klasse der Ehrenritter, die auf zwölf Mitglieder beschränkt ist. Sie tragen einen weißen Mantel mit dem Ordenswappen sowie das Ritterkreuz des Ordens am Halsband. Bekannte Ehrenritter sind oder waren zum Beispiel Konrad Adenauer,[113] Otto von Habsburg, der Kardinal Joachim Meisner (Köln),[114] der Kardinal Christoph Schönborn (Wien), der Bischof Peter Kohlgraf (Mainz),[115] der Erzbischof Stefan Heße (Hamburg), der Historiker Udo Arnold oder Carl Herzog von Württemberg.[116]

Generalprokurator in Rom

Der Generalprokurator in Rom vertritt die Angelegenheiten des Deutschen Ordens beim Heiligen Stuhl. Sitz des Generalprokurator ist in der Via Nomentana 421 in Rom.

  • Alfred Bacher OT (1982–2012)[117]
  • Laurentius Meißner OT (2012–2022)
  • Christian Blümel OT, seit 2022[118]

Organisatorische Strukturen des Ordens

Zeichen und Ornat

Mittelalterlicher Wappenschild des Deutschen Ordens
Petschaft des Deutschen Ordens aus dem 14. Jahrhundert

Die Form des Ordenszeichens wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte vom einfachen Balkenkreuz zum schwarzen Tatzenkreuz auf weißem Grund.

Die Kleidung der Mitglieder des Ordens entsprach der jeweiligen Zeit, seit der Gründung des Ordens ist der Weiße Mantel mit dem schwarzen Kreuz auf der rechten Seite (vom Betrachter aus gesehen) jedoch immer ein Wahrzeichen des Ordens. Neben dem zu feierlichen Anlässen obligaten Mantel gehören zur typischen Ordenskleidung heute für die Geistlichen die Soutane, Halskreuz und Brustkreuz.

Der Wahlspruch des Ordens lautet „Helfen, Wehren, Heilen“.

Innere Verfassung

Ursprünglich hatte der Orden für seine militärischen Tätigkeiten die Regeln der Templer, für seine karitativ Tätigen die der Johanniter übernommen. Ab dem 13. Jahrhundert bildete der Orden 1244 von Papst Innozenz IV. bestätigte Regeln aus, die in einem sogenannten „Ordensbuch“[119][120] festgehalten wurden. Die älteste erhaltene Abschrift eines Ordensbuches stammt aus dem Jahre 1264. Der Deutsche Orden pflegte ursprünglich eine eigene Form des Ritus der Liturgie. In der Entstehungszeit feierten die Brüder den Gottesdienst nach dem Ritus der Kanoniker vom Heiligen Grab in Jerusalem. Durch eine Approbation Papst Innozenz IV. wurde die Liturgie der Dominikaner im Orden eingeführt. Obwohl im Konzil von Trient die Beibehaltung dieser alten Liturgieform gestattet wurde, setzte sich die Form der Tridentinischen Messe im Orden langsam durch und wurde 1624 endgültig übernommen. Seitdem gilt auch im Deutschen Orden der jeweils gültige römische Ritus der katholischen Kirche. Als Patronin des Ordens gilt neben der Jungfrau Maria die 1235 heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen.

Die Konstitution des Ordens, auch Statuten genannt, wurde und wird durch das Generalkapitel / Großkapitel beschlossen und früher vom Kaiser, heute vom Papst genehmigt. Wichtige Beschlüsse waren

  • die „Cronbergsche Konstitution“, auf dem Frankfurter Generalkapitel 1529 erlassen;
  • die „Statuten des Deutschen Ritterordens“ (1840 von Kaiser Ferdinand I. bestätigt)
  • die „Regel der Konventsbrüder des deutschen Hauses und Hospitals Unserer lieben Frau zu Jerusalem für die dem Hochmeister unmittelbar unterstehenden Priesterkonvente von 1865 für die neuen Priesterkonvente“ (1866 vom Kaiser anerkannt und 1871 von Papst Pius IX. bestätigt);

Im Jahre 1929 approbierte das Großkapitel des Deutschen Ordens die beiden überarbeiteten Ordensregeln der Brüder und der Schwestern, die beide am 27. November 1929 von Papst Pius XI. bestätigt wurden.[121]

Die Deutschordensschwestern sind als Kongregation päpstlichen Rechts dem Orden der Brüder beigeordnet. Die Generalleitung liegt beim Hochmeister; Vertreterinnen der Schwestern nehmen am Generalkapitel und am Generalrat teil. Diese Form des Ordenslebens ist solitär in der römisch-katholischen Kirche. Nach vorläufigen Approbationen wurden am 11. Oktober 1993 die Regeln der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem und die Lebensregeln der Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem vom Apostolischen Stuhl bestätigt. Beide waren nach den Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils bereits genehmigt worden und zuletzt auch den Normen des kirchlichen Gesetzbuches von 1983 angepasst. Alle Satzungen des Ordens sind in Regeln und Statuten des Deutschen Ordens „Das Ordensbuch. Wien 2001“ veröffentlicht.

Ämter und Institutionen

Generalkapitel

Das Generalkapitel bildete ursprünglich die richtungsweisend beschlussfassende Versammlung aller Vollmitglieder des Ordens (Ritter, Priester, Graumäntler). Da dies logistisch nicht möglich war, beschränkte man sich auf Deputationen der einzelnen Kommenden und Balleien unter Vorsitz der jeweiligen Landmeister. Ursprünglich als jährlich durchzuführende Versammlung angestrebt, trat in der Praxis ein Generalkapitel im Hoch- und Spätmittelalter fast ausschließlich zur Wahl der jeweiligen Hochmeister zusammen. Die Beschlüsse waren für die Gebietiger des Ordens formal bindend.[12]

Hochmeister

Heutiges Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens

Der Hochmeister ist das höchste Amt im Deutschen Orden und untersteht nur dem Papst in Rom.[122][123] Bis 1525 gewählt durch das Generalkapitel, hatte er im Heiligen Römischen Reich den Rang eines Geistlichen Reichsstandes. In Preußen galt der Hochmeister bis 1466 zugleich als souveräner Landesfürst. Dennoch muss er hierarchisch gesehen als Erster unter Gleichen betrachtet werden. Das bedeutete, dass er auf Intentionen und Verlangen der einzelnen Gruppierungen im Orden Rücksicht nehmen musste. Inwieweit dies geschah, hing eng mit der Persönlichkeit des jeweiligen Hochmeisters zusammen.[12] Von 1530 bis 1929 hieß das Amt umgangssprachlich „Hoch- und Deutschmeister“. Letzter Hoch- und Deutschmeister war von 1894 bis 1923 der k.u.k. Feldmarschall Erzherzog Eugen von Österreich aus dem Haus Habsburg. Als 65. Hochmeister des Ordens wurde am 25. August 2000 Bruno Platter gewählt, er empfing durch den Bischof von Bozen-Brixen Wilhelm Egger am 29. Oktober 2000 die Abtsbenediktion. Zum derzeitigen 66. Hochmeister des Ordens wurde am 22. August 2018 Frank Bayard gewählt.[124]

Großgebietiger

Hochmeister

Generalkapitel
Großkomtur
(Magnus Commendator)
Ordensmarschall
(Summus Marescalcus)
Großspittler
(Summus Hospitalarius)
Ordenstressler
(Summus Thesaurarius)
Ordenstrappier
(Summus Trappearius)

Quellen:[125][126]

Für den Bereich des ganzen Ordens waren bis 1525 die vom Hochmeister selbst bestimmten sogenannten „Großgebietiger“ zuständig. Ihre jeweiligen Amtssitze befanden sich in Preußen. Neben administrativen Aufgaben nahmen die Großgebietiger auch repräsentative Pflichten bei der Landesverwaltung wahr und erfüllten häufig wichtige diplomatische Missionen im Dienste des Hochmeisters. Es existierten bis 1525 fünf amtsspezifische Großgebietiger:

  • Großkomtur (Stellvertreter des Hochmeisters) zu Marienburg: Hatte die Aufsicht über den Ordensschatz und alle Vorräte. Insbesondere unterstand ihnen die Firmarie (Altersheim) und das Kriegswesen der Marienburg. Daneben kontrollierte er die Rechnungslegung des Tresslers und führte das Schuldenregister des Ordens. Außerdem vertrat er den Hochmeister bei längerer Krankheit oder Abwesenheit.
  • Ordensmarschall (seit 1330 zugleich Komtur von Königsberg): War zuständig für das Kriegswesen (Burgen, Kriegsgerät, Waffenherstellung, Pferde und Wagen) und führte im Kriegsfall das Ordensheer.
  • Großspittler zu Elbing: Leitete das Krankenpflege– und das gesamte Spitalwesen im Machtbereich des Ordens. Im Spätmittelalter wurde es ein repräsentatives Ehrenamt.
  • Ordenstressler zu Marienburg: Verwaltete das Finanzwesen.
  • Ordenstrappier zu Christburg: Sein Zuständigkeitsbereich für die Beschaffung und Verteilung aller Kleidung (unter den Bedingungen des Mittelalters sehr wichtig). Später reduzierte sich die Bedeutung auf ein bloßes Ehrenamt.

Die deutschsprachigen Bezeichnungen für die Ämter der Großgebietiger stammen ursprünglich aus der Organisationsform des Templerordens.

Landmeister

Landmeister war ein hohes Amt und Titel im Deutschen Orden. Der Landmeister war eine Stellung zwischen dem Hochmeister und den Landkomturen der Balleien. Einem Landmeister unterstanden im Reich die Balleien, in Preußen und Livland jeweils die Kommenden. So galt der Landmeister faktisch als Stellvertreter des Hochmeisters. Die Landmeister konnten diese autonome Funktion schon bald erweitern, so dass auch der Hochmeister nicht mehr gegen ihre Intentionen entscheiden konnte. Sie wurden von den regionalen Kapiteln gewählt und vom Hochmeister lediglich bestätigt. In der Mitte des 15. Jahrhunderts sprach man zu den Zeiten des Niedergangs der Ordensherrschaft in Preußen sogar bereits von den drei Zweigen des Ordens, wobei dem Hochmeister nur noch die gleichgestellte Rolle des Landmeisters von Preußen zukam.

Innerhalb des Ordens gab es zunächst drei, später nur noch zwei Landmeister. Für Deutschland und Italien fungierte der Deutschmeister sowie ein Landmeister in Livland. Das Amt des Landmeisters von Preußen wurde 1309 infolge der Verlegung des Hauptsitzes nach Preußen durch den Hochmeister aufgelöst. Der letzte in Elbing residierende Landmeister von Preußen war Heinrich von Plötzke. Nach der Reformation und der Auflösung des Hochmeisteramtes in Preußen wurde der Deutschmeister zugleich Administrator des Hochmeistertums und seine Kompetenzen auf Preußen erweitert, was sich in der Praxis nur als formeller Akt erwies.

Der bedeutendste Landmeister in Livland war Wolter von Plettenberg. Er blieb, wie seine Nachfolger bis 1561, katholisch. Aber unter ihm setzte sich in Livland unter DeutschbaltenEsten und Letten die Reformation durch. Der evangelische Glaube blieb bis heute in den Staaten Estland und Lettland erhalten. Mitte des 16. Jahrhunderts ging auch Livland verloren.

So fand das Amt eines Landmeisters in der Folge faktisch sein Ende, da der verbliebene Landmeister als Hoch- und Deutschmeister die Funktionen des Hochmeisteramtes ausfüllte.

Hochmeister

Generalkapitel
Deutschmeister(Magister Germaniae)

Landmeister in Livland(Magister Livoniae)

Landmeister von Preußen(Magister Prusciae bis 1309)

Quellen:[125][126]

Landkomtur

Der Landkomtur war der Leiter einer Ballei. In einer Ballei waren verschiedene Kommenden zusammengefasst. Einige der deutschen Balleien hatten den Rang von Reichsständen und rangierten in der Matrikel des Reiches in der Gruppe der Prälaten. Mit der Umwandlung des Ordens in einen Klerikerorden gingen die Balleien des Ordens in den Provinzen / Prioraten des heutigen klerikalen Deutschen Orden auf, deren Provinzial sich Prior nennt.

In seiner Amtsführung wurde der Landkomtur unterstützt von einem Ratsgebietiger. Das war ein Ritterbruder, der aus dem Kreis der Ritterbrüder einer Ballei gewählt wurde. Der Ratsgebietiger hatte ein Mitspracherecht bei Ordensaufnahmen, Versetzungen und der Vergabe von Kommenden.[127]

Komtur

Der Komtur war der Leiter einer Niederlassung des Ordens, einer Kommende. Er übte alle Verwaltungsbefugnisse aus und beaufsichtigte die seiner Deutschordenskommende unterstellten Vogteien und Zehnthöfe. Eine Kontrolle war durch sogenannten Ämterwandel, bei dem bei turnusgemäßer Aufgabe des Amtes eine Generalinventur erfolgte, sowie durch Visitationen gegeben.[12] Bis in das 19. Jahrhundert hinein hießen die Ordenskonvente des Ordens Kommenden. In diesen Verwaltungseinheiten lebten sowohl Ritterbrüder wie auch Priesterbrüder. Unter Leitung des Komturs formte sich in den Kommenden ein klösterliches Leben mit Chorgebet. Erst nach der Reformation löste sich im Deutschen Orden das gemeinschaftliche Leben auf und die Kommenden wurden zu reinen Einkommensquellen der Ritterbrüder des Ordens, welche für gewöhnlich im Militärdienst eines Landesherren standen.

Die Größe der Kommenden war sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu den Kommenden in Preußen waren die im Deutschen Reich kleiner und bestanden schon im 13. Jahrhundert nur aus einem Komtur, zwei bis sechs Konventualen und einem Priester. Mit der Umwandlung des Ordens in einen Klerikerorden wurden die Kommenden in Konvente gewandelt, deren Leiter nun Superior, der lateinischen Form von „Oberer“, und nicht mehr Komtur genannt wird.

Weitere Ämter

Imitat einer Münze des Deutschen Ordens
(Moneta Dominorum Prussiae)
  • Kanzler des Hochmeisters und Kanzler des Deutschmeisters. Der Kanzler verwahrte Schlüssel und Siegel und war Protokollant bei Ordenskapiteln.
  • Münzmeister in Thorn. 1246 verlieh Kaiser Friedrich II. dem Orden das Recht zur Prägung eigener Münzen, den so genannten Moneta Dominorum Prussiae – Schillingen.
  • Pfundmeister in Danzig. Das Pfundgeld war ein von der Hanse eingeführter Zoll.
  • Generalprokurator als Vertreter des Ordens beim Vatikan.
  • Großschäffer. Mit besonderen Vollmachten ausgestattete Handelsbeauftragte des Ordens in Preußen mit Sitz in Marienburg und Königsberg
  • Ordensmarschall, der für das Kriegswesen des Ordens zuständig war.

Innerhalb einer Kommende konnte es weitere Ämter geben,[128][129] die jedoch nicht zu allen Zeiten oder in allen Kommenden bestanden:

Verwaltungsstruktur in der Mitte des 14. Jahrhunderts

Generalkapitel

  

Ratsgebietiger (Hochmeisterlicher Rat)
Hochmeister

Kanzlei des Hochmeisters
Großkomtur (Magnus Commendator)
Ordensmarschall (Summus Marescalcus)
Großspittler (Summus Hospitalarius)
Ordenstressler (Summus Thesaurarius)
Ordenstrappier
(Summus Trappearius)
Großschäffer (Marienburg)
Großschäffer (Königsberg)
Komtur (Preußen)
Komtur (Preußen)
Deutschmeister (Magister Germaniae)
Landmeister in Livland (Magister Livoniae)
Komtur (Livland)
Komtur (Livland)
Landkomtur
Landkomtur
Komtur (im Reich)
Komtur (im Reich)
Hauskomtur
Pfleger
Vogt
Karwansherr Trappierer Kellermeister Küchenmeister Wachhauptmann Gesindemeister Fischmeister

Quellen:[125][126]

Hauptsitze und Archive des Ordens

Ordensburg Marienburg

Der ursprüngliche Sitz des Hochmeisters und damit zugleich des Ordens war dessen Spital in Akkon. 1220 erwarb der Orden die Burg Montfort, die nach ihrem Wiederaufbau Sitz des Hochmeisters wurde. 1271 wurde die Burg von den Mamluken erobert, der Hochmeister kehrte nach Akkon zurück. Nach dem Fall Akkons im Jahr 1291 wurde unter dem Hochmeister Konrad von Feuchtwangen zunächst Venedig Hauptsitz, ab 1309 dann unter dem Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen die Marienburg.

Nach deren Verlust wurde im Jahr 1457 Königsberg Hauptsitz des Ordens. Ab 1525/27 war zumeist Mergentheim offizieller Amtssitz des Hoch- und Deutschmeisters. Nachdem der Orden durch die Bestimmungen des Friedens von Pressburg seine Souveränität verloren hatte, befand sich die zentrale Residenz des Ordens von 1805 bis 1923 in Wien.

Der damalige Koadjutor und spätere Hochmeister Norbert Johann Klein verlegte 1923 den Sitz nach Freudenthal. Seit 1948 ist der Sitz des Hochmeisters wieder in Wien. Das Deutschordenshaus in Wien, hinter dem Stephansdom gelegen, ist zugleich Sitz des Deutsch-Ordens-Zentralarchivs und der für die Öffentlichkeit zugänglichen Schatzkammer des Deutschen Ordens.[134]

Die vollständig erhaltenen Urkunden des Preußischen Staatsarchivs Königsberg aus der Zeit des Ordensstaates befinden sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.[135] Die Urkunden aus Mergentheim sind im Staatsarchiv Ludwigsburg.[136] Weitere Akten befinden sich im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen[137] und im Staatsarchiv Nürnberg. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Bad Mergentheim sind die Träger des Deutschordensmuseums in Bad Mergentheim.

Am 4. Juli 2014 wurde in Würzburg die Forschungsstelle Deutscher Orden eingerichtet.

Quellenlage und frühe Historiographie

Die Quellenlage zum Orden und der Geschichte der betroffenen Regionen ist aufgrund zweier Tatsachen als gut zu bezeichnen:

  • Da die Gebiete des Ordensstaates im Vergleich zu vielen übrigen deutschen Regionen weniger von Verwüstungen betroffen waren, z. B. im Laufe des Dreißigjährigen Krieges, des Siebenjährigen Krieges oder der Napoleonischen Kriege, konnten die meisten Archivbestände die Jahrhunderte relativ unbeschadet überstehen.[138]
  • Die moderne, fortgeschrittene Schriftlichkeit der Verwaltungspraxis des Ordens hat umfangreiche, systematisch zusammengestellte Urkundenbestände, Inventarlisten, Rechnungen und andere Quellen erzeugt, wie sie in mittelalterlicher Zeit in keinem anderen deutschen Land anzutreffen sind. Sehr ausführlich ist auch die Korrespondenz der jeweiligen Hochmeister. Daneben betreffen auch die Aufzeichnungen von Städten, Klöstern, und Domstiften teilweise die Geschichte des Ordens.[139]

Aus der Frühzeit des Ordens bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts existieren fast keine chronikalen Quellen. Umso reichhaltiger ist die urkundliche Überlieferung z. B. von Schenkungen oder der Gewährung von Privilegien durch den Papst. Trotzdem lässt sich die Eroberung des Landes mithilfe zeitgenössischer Zeugnisse fast nicht beschreiben.[140]

Von 1324 bis 1331 schrieb der Priesterbruder Peter von Dusburg das Chronicon Prussiae. Er berichtete von den Anfängen des Ordens in Preußen, dem Kampf gegen die Prußen, von deren Glauben und von ihren Gewohnheiten. Das meiste, was von der Frühzeit des Ordens bekannt ist, beruht auf seinem Werk, das wiederum aus einer verlorengegangenen Fassung der im 19. Jahrhundert gefundenen Narratio de primordiis Ordinis Theutonici[141] als Quelle schöpfte. Nikolaus von Jeroschin übertrug dieses lateinische Chronicon Prussiae später im Auftrag Luthers von Braunschweig in Versform ins Deutsche.[142]

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts zeichneten sich mit dem Humanismus erste Ansätze eines stärkeren Interesses für die Geschichtswissenschaft ab. Seit 1517 schrieb der Dominikaner Simon Grunau seine umfangreiche Preußische Chronik. Da die quellenkritische Methode noch unbekannt war, erfand Grunau kurzerhand Urkunden und spekulierte, wo er nichts Genaueres wusste. Seine Schriften sind von einem negativen Standpunkt gegenüber dem Orden geprägt.[143] Grunau äußerte sich ausführlich über seine Quellen und deren Zugänglichkeit. Er wurde später von anderen Historikern – die ihn allerdings auch als zu sehr im polnischen Sinne schreibend kritisierten – als Quelle verwandt. Caspar Schütz verfasste 1592 im Auftrag Albrechts von Brandenburg die mehrbändige Historia rerum PrussicarumChristoph Hartknoch beschrieb 1679 in seinem Geschichtswerk Altes und Neues Preussen sowohl die heidnische als auch die durch den Orden geprägte Zeit. Zwischen 1722 und 1725 erschien die neunbändige Geschichte der preußischen Lande von Gottfried Lengnich.

Johannes Voigt verfasste zwischen 1827 und 1829 eine neunbändige Geschichte Preußens. Seine Darstellung beruhte erstmals auf systematischer Auswertung originaler Quellen, vor allem Urkunden und Akten. Voigts Arbeiten zur Geschichte Preußens waren bahnbrechend und gelten auch heute noch als Standardliteratur.

Neuzeitliche Rezeption

Der letzte Kreuzritter, romantische Rezeption des Deutschrittertums im 19. Jahrhundert, Gemälde von Carl Friedrich Lessing

Die geschichtswissenschaftliche Rezeption des Deutschen Ordens befasste sich im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zumeist nur mit der Präsenz des damaligen Ritterordens im Baltikum – der Deutschordensstaat wurde mit dem Orden selbst gleichgesetzt. So fanden die Eigenheiten des Ordens als Träger der Administration nur geringe Berücksichtigung. Als Ganzes blieb der im Reich fortbestehende Orden kaum beachtet. Eine Aufarbeitung seiner Geschichte und Strukturen setzte in Deutschland und international erst nach 1945 ein. Erforschung und Interpretation der Geschichte des Ordens waren dabei in Deutschland, Polen, und Russland – abhängig von den jeweiligen Regierungen/Regimes – extrem unterschiedlich, stark national oder sogar nationalistisch geprägt und oft wenig auf die reale Geschichte des Ordens bezogen.[144]

Deutsch-polnische Kontroversen

Eine kontroverse Bewertung des Deutschen Ordens begann in den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts mit der Wiederentdeckung und Romantisierung des Mittelalters einerseits, der Besetzung und andauernden Teilung Polens andererseits. Dies mündete ab 1850 in einen „stellvertretenden Kulturkampf“.[145] Die Auseinandersetzung nahm ihren Anfang zwischen polnischen Intellektuellen und preußisch-deutschen Historikern. Nach 1860 brachten sich offiziell auch polnische Geschichtsgelehrte ein.

Während polnische Publikationen dem Orden unter anderem einen Genozid[146] an den Prußen und eine hemmungslose Eroberungspolitik unterstellten,[147] stilisierten deutsche Historiker den Orden zum germanischen Kulturträger.

Dieser Streit setzte sich auf deutscher Seite bis 1945, auf polnischer Seite in abgeschwächter Form bis 1989 fort. Der polnische Historiker Tomasz Torbus charakterisiert die Kontroverse so: „Das Heranziehen des Deutschen Ordens in geisteswissenschaftlichen Fächern, in der Propaganda und als Symbol in der aktuellen Politik lässt sich in Deutschland mit Unterbrechungen von der Reichsgründung bis zum Zusammenbruch des NS-Staates, in Polen bis zum Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 nachverfolgen.“[148]

Die erste Phase der Auseinandersetzung polnischer Intellektueller mit den Besatzern fand auf literarischem Gebiet statt. Bereits 1826 veröffentlichte Adam Mickiewicz sein Versepos Konrad Wallenrod. Der Autor verwendete hier ein historisches Gleichnis, um Kritik an der restriktiven russischen Polenpolitik zu verschleiern und auf diesem Wege die russische Zensur zu umgehen. Mickiewicz verlegte den polnisch-russischen Konflikt ins Mittelalter und zeichnete ein düsteres Bild der deutschen Ordensritter anstelle der russischen Besatzer.[149] Mitte des 19. Jahrhunderts verfasste der Lemberger Historiker Karol Szajnocha die Geschichtserzählung Jagiełło und Jadwiga, die Generationen von Lesern die polnische Sicht auf den Konflikt mit dem Deutschen Orden nahebrachte.[150] In Krzyżacy (Kreuzritter) von Henryk Sienkiewicz schließlich, das 1874 erschien, wurden die Ordensritter durchweg dämonisiert.[151] Wojciech Kętrzyński (eigentlich Adalbert von Winkler), Mitbegründer einer eigenständigen polnischen Geschichtswissenschaft, vertrat ab 1865 die Ansicht, dass die deutsche Herrschaft den unterworfenen Slawen nichts als „Elend und Unfreiheit“ gebracht habe. Diese Sichtweise eines „von krimineller Energie getriebenen und sich gewaltsam oder unter Ausnutzung der Naivität lokaler slawischer Herrscher nach Osten dahinwälzenden Teutonismus“ führte später zu einer Interpretation der Ordenskriege als Völkermord bzw. Ausrottung in der nationalistisch-polnischen Publizistik (wytępienie; in Polnisch aber oft auch unübersetzt gelassen).[152]

In polnischen Darstellungen des 19. Jahrhunderts wurden die Ordensritter als mordlustig und grausam dargestellt. Historiengemälde von Wojciech Gerson (1875)
Polnische Experimentalgruppe mit Darstellung eines Deutschordensritters bei einer Reenactement-Veranstaltung, SanokMrzygłód, 2010

Insbesondere die Germanisierungspolitik in den preußischen Gebieten nach der Reichsgründung 1871 stieß bei der polnischen Bevölkerung auf Widerstand. Der zunehmende Nationalstolz orientierte sich auch an der Geschichte und verklärte vor allem die siegreiche Schlacht bei Tannenberg zum Mythos, was sich im großen Zulauf zu den Gedenkkundgebungen an Jahrestagen der Schlacht zeigte. Zugleich begann der Aufschwung der polnischen Historienmalerei, die die ruhmreichen Episoden der polnischen Geschichte darstellte, insbesondere die polnischen Siege über den Deutschen Orden. So stilisierte das überdimensionale Gemälde des bedeutendsten Repräsentanten dieses Genres, Jan Matejko, die Schlacht bei Tannenberg zum Triumph über den Deutschen Orden und das anmaßende Deutschtum. Historisierend ist auch der Roman Krzyżacy (dt. Titel: Die Kreuzritter) von Henryk Sienkiewicz, der in viele Sprachen übersetzt wurde und den Deutschen Orden durch das moralisch abstoßende Auftreten seiner Repräsentanten negativ beschrieb.

Nach der Errichtung der Zweiten Polnischen Republik 1918 nahmen sich polnische Geschichtswissenschaftler verstärkt der Geschichte des Deutschen Ordens an. Veröffentlichungen stellten die Authentizität des Vertrages von Kruschwitz und die Legitimation der Ritter des Ordens im Baltikum in Frage. Das Vorgehen der Ordensritter bei der Missionierung der Prußen wurde unter Berufung auf den preußischen Historiker Heinrich von Treitschke als Völkermord[153] betrachtet und die Besetzung Pommerellens 1308 mit der Okkupation angestammten polnischen Bodens gleichgesetzt.

Vereinzelte,[154] meist populärwissenschaftliche und im Rahmen der deutsch-polnischen Spannungen des 20. Jahrhunderts auftretende Versuche, das Verschwinden der Prußen unter dem neuzeitlichen Begriff des Völkermordes zu subsumieren, werden von der Forschung heutzutage meist als ahistorisch, sachlich nicht begründbar und quellenmäßig nicht belegbar zurückgewiesen.[155] So sind genaue Zahlen über den Anteil der direkt im Kampf umgekommenen oder erst später abgewanderten Prußen, sowie die Gründe für die Aufgabe von Sprache und Identität nicht verfügbar. Auch kann keine bewusste und planmäßig durchgeführte Ausrottung[156] seitens des Ordens konstatiert werden.[157]

Nach der fast sechsjährigen Besetzung Polens und dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte die polnische Propaganda die Niederlage des nationalsozialistischen Deutschland mit dem Sieg von Tannenberg gleich: „Grunwald 1410/Berlin 1945“ hieß es auf einem Plakat.[158]

In der Zeit des Kalten Krieges galt der Deutsche Orden offiziell als Symbol der Furcht vor einer Grenzrevision durch die in die NATO integrierte Bundesrepublik Deutschland. Bereits in den 1950er-Jahren verglichen die polnischen Kommunisten die vorgeblich expansionslüsternen Ordensritter mit der als revanchistisch eingestuften Bundesrepublik Deutschland.[159] Die Anbindung der kommunistischen Volksrepublik Polen an die Sowjetunion wurde in die Tradition eines panslawischen Bündnisses gegen den so genannten deutschen Drang nach Osten gestellt und die polnisch-nationale Geschichte zur Legitimierung der eigenen Herrschaft genutzt.[160] Der polnische Historiker Janusz A. Majcherek schreibt hierzu:

„Dies ist eine der in der polnischen Ikonographie am meisten mystifizierten und propagandistisch ausgebeuteten Perioden. Den Film ‚Die Kreuzritter‘ und das Gemälde ‚Die Schlacht bei Tannenberg‘ kennen nicht nur alle Polen, sie gehören auch zu den am stärksten eingeprägten Mustern ihres kollektiven historischen Selbstverständnisses. Man muss daher endlich zugeben, dass Sienkiewiczs Roman und Matejkos Gemälde rein propagandistische [sic] Werke sind und der Film von Alexander Ford ein Beispiel für ein in heroisch-martyrologischem Ton gehaltenes nationalistisches Kino, das zu kommunistischen Zeiten in allen Ländern dieses Systems propagiert wurde […].“

– Janusz A. Majcherek[161]

Nach 1972 kam es im Rahmen der auf Entspannung abzielenden Ostpolitik Willy Brandts und seiner Nachfolger zu vermehrten Kontakten zwischen deutscher und polnischer Seite, die 1977 in einer gemeinsamen UNESCO-Schulbuchkommission mündeten. Mit den von diesem Gremium erbrachten Relativierungen in der gegenseitigen Geschichtsbewertung wurde auch von polnischer Seite zunehmend die Präsenz des Deutschen Ordens in objektiverem Kontext bewertet.[162]

Das Gedenken an den Sieg über den Orden im Jahr 1410 ist in Polen bis heute lebendig. So wurde seitens der polnischen Boulevardpresse wiederholt versucht, mit knappen Anspielungen an die Schlacht bei Grunwald unterschwellige antideutsche Ressentiments zu bedienen.[163] Während der Fußball-Europameisterschaft 2008 vor einem Vorrundenspiel zwischen der deutschen und polnischen Nationalmannschaft stellte die polnische Boulevardzeitung Fakt, die zur deutschen Springer-Verlagsgruppe gehört, den besiegten Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft Michael Ballack im Ordensmantel und Pickelhaube dar.[164] Solch provokative Methoden der Geschichtsdarstellung[165] gehören im heutigen Polen zur Ausnahme.

Jedes Jahr findet am Samstag um das historische Datum der Schlacht bei Tannenberg im Juli des Jahres 1410 auf dem historischen Schlachtfeld eine Reenactmentveranstaltung zum Gedenken an die damaligen Ereignisse statt. Dabei sind auch deutsche Gruppen vertreten, die dieses Ereignis zur Völkerverständigung und zum freundschaftlichen Austausch mit den polnischen und litauischen ehemaligen „Feinden“ nutzen. Im Jahr 2010 war im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Schlacht auch Hochmeister Bruno Platter anwesend, der eine Rede hielt und einen Kranz niederlegte.[166]

Der russische Blick

Russischer Krieger besiegt einen Deutschordensritter; Kupferrelief aus Leningrad, um 1980

In Russland geschah die Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte unter besonderen Vorzeichen. Ausgangspunkt war hierbei die direkte Konfrontation mit den Ordensrittern im nördlichen Baltikum, die 1242 in der Schlacht auf dem Peipussee gipfelte.[167] Schon im Mittelalter stilisierten russische Chroniken dieses – in der Einschätzung moderner Historiker – größere Scharmützel[168] zur Entscheidungsschlacht zwischen römisch-katholischer Kirche und russischer Orthodoxie.[169] Durch diese Deutung der Geschichte konnten auch die Niederlagen der russischen Fürstentümer gegen die Mongolen der Goldenen Horde kaschiert werden.[170] Allerdings war der erbitterte Widerstand der Russen gegen die Deutschen im Vergleich zu den Mongolen dadurch zu erklären, dass die Mongolen die russische Lebensweise und die Glaubensfragen nicht antasteten und lediglich Tributzahlungen forderten. Der Deutsche Orden war dagegen ideologisch-religiös zur Bekehrung oder Vernichtung der orthodoxen „Häretiker“ motiviert und wurde dabei vom Papsttum unterstützt.

Eine nicht geringere Bedeutung als die Schlacht auf dem Peipussee hatte der russische Sieg bei Wesenberg im Jahr 1268. Auch die Schlacht bei Tannenberg 1410 fand bei russischen Chronisten Beachtung, da hier weißrussische Regimenter beteiligt waren. Diesen Truppenteilen wurde von der russischen Geschichtsschreibung stets schlachtentscheidende Bedeutung zugemessen.[171]

In den 1930er-Jahren gewann die Rezeption infolge der ideologischen Auseinandersetzungen zwischen der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschen Reich eine neue Dimension. Der Deutsche Orden wurde als rücksichtsloser Aggressor auf russischem Terrain und als früher Vorläufer des Nationalsozialismus betrachtet.[172] Bekanntes Beispiel für eine künstlerische Verarbeitung dieser Deutung ist der Film Alexander Newski des Regisseurs Sergej Eisenstein, der im Großen Vaterländischen Krieg 1941 bis 1945 zur antideutschen Propaganda diente.[173]

Bis zum Ende der Sowjetunion blieb die Sicht auf den Deutschen Orden von dieser Geschichtsauffassung geprägt.[174] Auch heute beharren nationalrussische Kreise auf der Deutung, der Orden sei ein aggressives Instrument der römisch-katholischen Kirche sowie der deutschen Feudalherren zur Eroberung russischen Bodens und der Vernichtung der russisch-orthodoxen Kirche gewesen.

Rezeptionen in Österreich

Unter Kaiser Leopold I. wurde im Jahr 1696 durch die Benennung eines Regiments der kaiserlich-habsburgischen Streitkräfte ein Bezug auf die Traditionen des Deutschen Ordens gepflegt, der später unter anderem durch das K.u.k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 fortgesetzt wurde. Im heutigen Bundesheer führt das Jägerbataillon Wien 1, das den Beinamen Hoch- und Deutschmeister trägt, diese historische Linie fort.

Preußische und deutsche Perspektiven

Heinrich von Treitschke

Der Deutsche Orden wurde im protestantischen Preußen nicht zuletzt aufgrund des Dreizehnjährigen Krieges mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts distanziert bis negativ[175] betrachtet.[176]

Nationale Vereinnahmung nach 1815

Erst infolge der napoleonischen Kriege setzte unter maßgeblicher Beteiligung des Historikers Heinrich von Treitschke ein Umschwung ein.[177] Der Orden verkörperte fortan die „deutsche Mission im Osten“ und übernahm in der Geschichtsschreibung die Rolle eines „Kulturträgers gegen das Slawentum“.[178] Den Ordensstaat interpretierte Treitschke als „festen Hafendamm, verwegen hinausgebaut vom deutschen Ufer in die wilde See der östlichen Völker“ und die Niederlage des Ordens bei Tannenberg gleichzeitig als Niederlage des Abendlandes gegen den „barbarischen“ Osten. Der Orden selbst verkörperte „Züge des deutschen Wesen, die aggressive Kraft und die herrische gemüthlose Härte“.[179]

Unter dem Eindruck der identitätsstiftenden Bewertung der Schlacht bei Tannenberg von 1410 auf polnischer Seite wurde Ende des 19. Jahrhunderts dazu übergegangen, den polnischen Gedenkfeiern eine „deutsche Komponente“ entgegenzusetzen. Folge war eine Glorifizierung des Ordens als „Kolonisator des deutschen Ostens“ durch nationalistische Kreise im wilhelminischen Preußen. Diese Sicht spiegelt sich in den Romanen Heinrich von Plauen sowie Der Bürgermeister von Thorn von Ernst Wichert wider. Der Historiker Adolf Koch behauptete 1894: „Die Könige Preußens erheben sich auf den Schultern der Hochmeister des Deutschen Ordens.“[180]

Weimarer Republik

Wahlplakat (1920)[181]

Aufgrund der territorialen Abtretungen vor allem in Westpreußen an den neugeschaffenen polnischen Staat entwickelte sich eine überparteilich getragene Propaganda, welche an die Deutschordenstradition dieser Gebiete anknüpfte. Die nunmehr vom Reich isolierte Lage Ostpreußens ließ Assoziationen zum Deutschordensstaat als „deutschem Bollwerk in der slawischen Flut“ erwachsen und Parallelen zur außenpolitischen Lage des Ordensstaates im Jahre 1466 ziehen.[182] Bei der Volksabstimmung in Ostpreußen im Abstimmungsbezirk Allenstein am 11. Juli 1920 wurde aufgrund von Grenzstreitigkeiten mit Polen über die nationale Zugehörigkeit des südlichen Ostpreußens abgestimmt. Im Rahmen dieser Abstimmungen wurde von deutscher Seite intensiv an die „Ostlandtradition“ des Deutschen Ordens erinnert.[183] Ganze Straßenzüge wurden mit Ordenskreuzen auf Wimpeln und Fahnen geschmückt. In der Weimarer Republik bedienten sich etliche Freikorps im Osten des Ordenssymbols in ihren Abzeichen. Beispiele hierfür sind der Grenzschutz Ost oder die Baltische Landeswehr. Der neben dem Stahlhelm bedeutendste nationale Verband – der Jungdeutsche Orden – lehnte sich in Benennung, Organisationsform, und bei Amtsträgerbezeichnungen unmittelbar an das Vorbild des Deutschen Ordens an.[184]

Zeit des Nationalsozialismus

Die Gestaltung des Mutterkreuzes in Gold lehnte sich stark an das Ordenskreuz an

In der Zeit des Nationalsozialismus war die Einstellung zum Deutschen Orden und seiner Vergangenheit auch innerhalb der Führung zwiespältig. Das allgemeine Bewusstsein, insbesondere Heinrich Himmler und Alfred Rosenberg pflegten das aus preußisch-deutscher Sicht positiv besetzte Bild des Ordens aus dem 19. Jahrhundert.[185]

Adolf Hitler verherrlichte schon 1924 in seinem Buch Mein Kampf die Deutsche Ostsiedlung und entwickelte weitreichende Pläne zu Eroberungen „auf der Straße der einstigen Ordensritter“.[186] Anlässlich der Beisetzung des 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg im Tannenberg-Denkmal wurde der Verstorbene als kaiserlicher Feldherr in der Zweiten Schlacht bei Tannenberg 1914 geehrt, die schon im Ersten Weltkrieg zur Revanche für die Niederlage von 1410 erklärt wurde.[187]

Dagegen hatte Himmler im Rahmen seiner Rassentheorien andere Vorstellungen. Er wollte einen eigenen „Deutschen Orden“ als Genspender eines neuen deutschen Weltreiches gründen, wozu auch die neu geschaffenen Ordensburgen dienten. Deshalb musste der rechtmäßige sakrale Namensträger verschwinden. Im Jahr 1938 wurde der Orden dann durch ein Aufhebungsdekret aufgelöst. Im Reich gelang es dem Propagandaapparat von Joseph Goebbels, die bisherige Bewusstseinstradition zu verdrängen und Platz für einen neuen Ordensgedanken zu schaffen. In Ostpreußen, dem ehemaligen Kernland des Ordensstaates, war diese Propaganda wenig erfolgreich. So verband beispielsweise der Reichsarbeitsdienst in seinem Abzeichen für den Gau 25 Hakenkreuz und Ordenskreuz.[188] Während des Zweiten Weltkrieges trug dieser Bestrebungen ungeachtet eine Panzer-Abteilung der SS-Panzergrenadier-Division „Nordland“ den Namen des Hochmeisters Hermann von Salza.

Nach 1945

Nach 1945 nahm die Rückschau auf den Ordensstaat in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund des Verlustes der Ostgebiete ab. Eine Glorifizierung des Deutschen Ordens fand im Gegensatz zu den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr statt. Das Thema war gesellschaftlich eher tabuisiert.[189] Eine Ausnahme machten revanchistische Verbände.

Die Verbindungen zwischen den Vertriebenenverbänden und den historischen Kommissionen – wie z. B. dem Herder-Rat – waren von Anfang an wenig ausgeprägt. Allerdings überwog in der Ostforschung bis in die frühen 1960er-Jahre die Anzahl der Forscher, welche programmatisch den traditionellen Nationalismus und „historischen Abwehrkampf im Osten“ – von völkischen Entgleisungen gereinigt und europäisch eingefärbt – fortgeführt sehen wollten.[190] Dies änderte sich in den frühen 1960er-Jahren, bedingt auch durch einen Generationswechsel bei den Forschern.[191]

1985 wurde in Wien die „Internationale Historische Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens“ gegründet, die den Orden unter ideengeschichtlichen, regionalen und europäischen Fragestellungen untersucht.

In der DDR blieb das Bild des Ordens als „Hort der Aggression sowie Revision“. Ein Militärlexikon von 1985 gibt die offizielle Lesart wieder: „… Der blutbefleckte Orden existierte weiter und wurde schließlich im 20. Jahrhundert zu einer vorwiegend karitativ tätigen kirchlichen Organisation umgewandelt. Gegenwärtig spielt er in Österreich und der BRD eine Rolle als klerikal–militaristischer Traditionsverband.“[192]

Am 4. September 1991 gab die Bundesrepublik Deutschland anlässlich des Jubiläums eine Gedenkmünze „800 Jahre Deutscher Orden“ im Nennwert von 10 Deutschen Mark aus.[193] Auch Briefmarken mit Motiven des Deutschen Ordens sind erschienen.

Ebenfalls anlässlich des Jubiläums wurde 1990 eine Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens unter dem Titel: 800 Jahre Deutscher Orden eröffnet.[194]

Über die Farben Preußens fanden die Farben des Deutschen Ordens Eingang in die Trikotfarben der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Verwendung des Ordenswappens

Das vom Deutschen Orden im Wappen geführte Schwarze Kreuz auf weißem Grund fand in späterer Zeit von den preußischen und kaiserlichen Streitkräften als Hoheitsabzeichen und militärische Auszeichnung Verwendung. Während von der deutschen Wehrmacht das Kreuz in Form von einfach weiß umrahmten Balken genutzt wurde, benutzt die Bundeswehr bis heute das traditionelle Symbol in abgewandelter Weise, als stilisiertes weiß umrahmtes Tatzenkreuz.[195] Das Ordenswappen wird beispielsweise auch als Geschwaderwappen des 7. Schnellbootgeschwaders der Deutschen Marine verwendet. Die deutschen Marineoffiziere werden weiterhin an der Marineschule Mürwik ausgebildet, deren ab 1907 errichteter Bau in FlensburgMürwik der Marienburg nachempfunden ist. Das Schulwappen zeigt den roten Burgbau mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Grund im Hintergrund.

Deutschordensstaat

Wappen des Deutschen Ordens
Der Deutschordensstaat, Preußen, die Fürstbistümer und die übrigen Staaten in Livland (1410): Im Frieden von Melnosee von 1422 wurde ein Küstenabschnitt von 35 km Breite 20 km nördlich von Memel endgültig Litauen zugesprochen und der Ordensstatt zerfiel in zwei Teile.
Flagge des Deutschen Ordens

Der Deutschordensstaat oder Staat des Deutschen Ordens war das Territorium des Deutschen Ordens in der Zeit von 1230 bis 1561. Der Staat umfasste im Kern etwa das Gebiet Alt-Preußens zwischen Weichsel und Memel (das spätere West- und Ostpreußen) sowie als eigenständiges Meistertum Livland im Baltikum bis 1561 etwa das heutige Estland und Lettland. Auch die Balleien im Heiligen Römischen Reich, die dem Hochmeister direkt unterstellt waren, können dem Ordensstaat zugerechnet werden.

Im Gegensatz zu den gescheiterten Versuchen der anderen großen Ritterorden, dauerhaft und staatstragend oder staatsbildend im Heiligen Land Fuß zu fassen, schlug der relativ spät gegründete Deutsche Orden einen anderen Weg ein. In seinen Intentionen und Handlungen zunächst vollständig in der Tradition der Templer und Johanniter stehend, begann sein eigentlicher Aufstieg erst mit dem Niedergang der Kreuzfahrerstaaten. Durch frühzeitige Verlagerung seines Handlungsschwerpunktes nach Nordosteuropa wuchs dem Orden bei der Christianisierung und Kolonisierung dieses Raumes eine Hauptrolle zu. Unter Führung des Ordens wurde ein aus heutiger Sicht im Vergleich zu zeitgenössischen Territorialstaatsbildungen modern anmutendes Staatswesen errichtet.[1] Dessen kulturelle und zivilisatorische Errungenschaften wirkten sich mittelbar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts aus und bildeten eine der Grundlagen des späteren Staates Preußen.

Der Ordensstaat selbst stellte keine vollständig neuartige staatliche Struktur dar, sondern ähnelte in seiner Organisation einer klösterlichen Gemeinschaft größeren Ausmaßes. Ergänzt wurde dies durch die Erfahrungen des in Syrien und Palästina ausgeprägten Beamtenapparates. Hinzu kam die Nutzung administrativer Erfahrungen aus dem normannischen Königreich Sizilien.

Ethnien

Baltische Stämme im 12. Jahrhundert

Sprachen

Da die Deutschen wie auch die Dänen und die Polen in diesem Land Eroberer und Zugezogene waren, lebten unter der Landbevölkerung die althergebrachten Sprachen der Einheimischen – PrußischLivischKurischLettisch und Estnisch – weiter.

Deutsch – vor allem Mitteldeutsch und in den Küstenregionen Niederdeutsch – wurde in den von den deutschen Einwanderern gegründeten Städten gesprochen. Die deutsche Sprache breitete sich auf dem Lande in Preußen allmählich auf die prußische und litauische Bevölkerung sowie auf die aus Masowien geflüchteten Masuren aus, während sie im Baltikum auf die Städte und die Oberschicht begrenzt blieb.

Die höheren Amtsträger waren für gewöhnlich Deutsche. Doch kann man nicht von einer deutschen Amtssprache sprechen, da offizielle Dokumente zumeist in Lateinisch verfasst wurden. In den Dörfern der Einheimischen, also der Verwaltung auf lokaler Ebene, lag die Leitung zumeist bei den Einheimischen. Albrecht von Preußen ließ nach der Umwandlung des Ordensstaates in das Herzogtum Preußen 1525 den lutherischen Katechismus in die prußische Sprache übersetzen.[2]

Geschichte

Anfänge und Konsolidierung

Erwerbungen des Deutschen Ordens in Preußen und des 1237 mit ihm vereinigten Schwertbrüderordens in Kurland und Livland bis 1260
Bei den schraffierten Gebieten handelt es sich um die umkämpften Territorien in Preußen und Schamaiten.

Die Idee einer Staatsgründung des Deutschen Ordens außerhalb des Heiligen Landes ist auf den 4. Hochmeister Hermann von Salza zurückzuführen.[3] Dieser erfahrene Politiker und einflussreiche Berater Kaiser Friedrichs II. versuchte schon kurz nach seinem 1210 erfolgten Amtsantritt, ein vom Orden kontrolliertes Kerngebiet in Europa zu errichten. Der Versuch, im Siebenbürgen (Burzenland) im Königreich Ungarn staatsähnliche Strukturen zu errichten, scheiterte jedoch 1225 am Widerstand des örtlichen Klerus und des ungarischen Königtums.[4]

Schaffung staatsrechtlicher Grundlagen

Das Ersuchen des Herzogs Konrad von Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe im Kampf gegen die heidnischen Prußen um 1225 bot Hermann von Salza neue Perspektiven. Konrad bot dem Orden das Kulmer Land als Ausgleich für militärische Hilfeleistung an.[5] Bevor der Orden darauf einging, versuchte er sich – nach den schlechten Erfahrungen mit dem ungarischen König – rechtlich abzusichern. Der erste Schritt auf dem Wege dahin war die Bestätigung der Aufgaben in Preußen durch Kaiser Friedrich II. in der Goldenen Bulle von Rimini. Friedrich II. sicherte darin dem Orden alle Eroberungen im Land der Prußen zu. Dazu wurde der Hochmeister des Ordens in den Stand eines Reichsfürsten erhoben. Diese Verbriefung bildete eine wesentliche Grundlage des späteren Ordensstaates. Nach neusten Forschungen des polnischen Historikers Tomasz Jasiński datiert die Goldene Bulle von Rimini nicht vor 1235, sodass er die obenstehende temporär-ablaufende Legitimierung in Frage stellt.[6]

1230 ließ sich der Orden im Vertrag von Kruschwitz von Konrad von Masowien das Eigentum an dem zu erobernden Gebiete bestätigen. Die Echtheit der Urkunde ist wissenschaftlich umstritten.[7][8] Nachdem ein großer Teil des Kulmer Landes bereits durch die Ordensritter besetzt worden war, bestätigte Papst Gregor IX. 1234 in der Bulle von Rieti den Landbesitz des Ordens und erklärte ihn zum Eigentum Patrimonii Petri, also der Kirche[9], wobei er sich auf Vereinbarungen des Ordens mit dem edlen Herzogs Conrad von Polens berief, der die Gegenden mit frommer Freigebigkeit geschenkt habe.[10]

Beginn der Expansion

Seit 1226 hielt sich in Masowien auf Burg Vogelsang der Ordensritter Konrad von Landsberg mit einem weiteren namentlich nicht überlieferten Ritter auf.[11] Aufgrund der personellen Beanspruchung des Ordens infolge des 1227 avisierten Kreuzzuges des Kaisers erfolgte in den folgenden Jahren kein nennenswerter Zuzug. Erst 1230 erschien der bisherige Deutschmeister Hermann von Balk mit sieben Ordensrittern[12] und etwa 700 Mann Gefolge und errichtete auf dem linken Weichselufer die Burg Nessau.[11] Erst nach eindeutiger Klärung der künftigen Besitzverhältnisse im Vertrag von Kruschwitz überschritt Balk 1231 gemeinsam mit Truppen Konrads von Masowien unweit Nessaus die Weichsel.[13] Unweit einer Quercz genannten Siedlung wurde ein erster Brückenkopf errichtet.[14] In erbitterten Kämpfen mit drei regionalen Anführern der Prußen wurden große Teile des Kulmer Landes erobert und militärisch gesichert.[15]

Schon 1231 gründete der Orden mit Thorn seine erste Burg im Süden des Kulmer Landes. Nach 1233 verschärfte sich die „Kreuzzugspropaganda“ und den Kreuzfahrern wurden durch Papst Gregor IX. die gleichen für einen Kreuzzug ins Heilige Land üblichen Ablass, so eine umfassende Vergebung der Sündenstrafen und weitere Heilsversprechungen gewährt. So beteiligten sich neben deutschen Kreuzfahrern Konrad von Masowien, Herzog Heinrich II. von Breslau sowie die pommerschen Herzöge Swantopolk II. und Sambor II. Mit diesem Heer stieß der erste Landmeister von Preußen Balk 1234 nach Pomesanien vor.[16]

Der geförderte Zustrom niederdeutscher Siedler konsolidierte die Herrschaft der Ordensritter nachhaltig. Trotz diverser Rückschläge, wie des ersten Prußenaufstandes 1242, oder wie der allgemeinen Revolte infolge der vom Orden am 13. Juli 1261 geschlagenen und schließlich verlorenen Schlacht an der Durbe gegen die Litauer, konnte der Orden in den Jahren 1261 bis 1271 die Prußen in schweren Kämpfen endgültig unterwerfen.

Seit 1202 hatte der Schwertbrüderorden im Auftrag des Bischofs von Riga Livland unterworfen, dem damals politisch auch das südlich des Rigaer Meerbusens gelegene Kurland zugerechnet wurde. 1237 schloss er sich aus Personalnot als Livländischer Orden dem Deutschen Orden an,[17] jedoch blieben das preußische Ordensland und Livland faktisch getrennte Herrschaftsgebiete.

Blütezeit

Ordensgebiet um 1410

Auch in den Folgejahren wurde das Territorium des Deutschordensstaates durch weitere Gebiete – Pomerellen und Danzig (1308), Estland (1346) und Gotland (1398) – erweitert. Mit dem Erwerb der Neumark hatte das Deutschordensland im Jahre 1402 seine größte Ausdehnung erreicht.

Der Hochmeister, welcher seit 1291 in Venedig residierte, verlegte 1309 seinen Sitz auf die Marienburg und übernahm damit weitgehend die Regierung des Landes. 1466 nahm er seinen Sitz in Königsberg. Zwar wirkte das Deutschordensland nach außen wie eine Einheit, faktisch stellte es jedoch zwei voneinander unabhängige Herrschaftsgebiete dar: Der Landmeister von Livland regierte in seinem Meistertum ebenso frei wie der Hochmeister als Landmeister von Preußen.

Das Deutschordensland stellte eine bedeutende Wirtschaftsmacht im Ostseeraum dar; unter anderem besaß der Orden das Bernsteinmonopol (siehe Palmnicken), und Städte wie BraunsbergElbingDanzigKulmThorn und Königsberg gehörten der Hanse an. Als Ende des 13. Jahrhunderts die Christianisierung der prußischen Bevölkerung weitgehend abgeschlossen war, geriet der Ordensstaat im Laufe des 14. Jahrhunderts zunehmend in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Großfürstentum Litauen und ab 1325 auch mit dem Königreich Polen; Polen war seit der Union von Krewo 1385 in Personalunion mit Litauen verbunden, wo es dem Deutschen Orden nie gelang, Fuß zu fassen.

Schon relativ früh konnte sich der regionale Adel eine eigene Position gegenüber dem Orden erstreiten; so sind seit 1351 in Preußen Ständetage bekannt. Dem zunehmend aufbegehrenderen Landadel begegneten Hochmeister bzw. Landmeister mit einer auf die jeweilige Person ausgerichteten Fürstenherrschaft. Diese hatte sich bereits im 15. Jahrhundert so weit durchgesetzt, dass die Untertanen nicht mehr dem Orden, sondern dem Hochmeister bzw. Landmeister huldigten.

Die Eroberung Danzigs und Pomerellens im Jahre 1308 verschlechterte das Verhältnis zu dem südlich angrenzenden Polen.

Unter Hochmeister Winrich von Kniprode (1351–1382) erlebte der Ordensstaat seine Blütezeit und besiegte 1370 die Litauer in der Schlacht bei Rudau. Unter Hochmeister Konrad von Jungingen (1393–1407) kam es zur Erwerbung Gotlands, der Neumark und Samaitens; das Deutschordensland hatte seine größte Ausdehnung erreicht.

Mit der Heirat zwischen dem litauischen Großfürsten Jagiełło und der polnischen Königin Hedwig im Rahmen der Union von Krewo kam es 1386 zur Vereinigung der beiden mächtigsten Gegner des Ordens.

Die Ordensburg Marienburg, ein Symbol der Macht des Deutschen Ordens im Baltikum

Niedergang

1466 nach der Teilung durch den Zweiten Thorner Frieden

Nachdem das Heer des Deutschen Ordens, geführt von Hochmeister Ulrich von Jungingen, am 15. Juli 1410 bei Tannenberg vom nun polnischen König Jagiełło und polnisch-litauischen Truppen geschlagen worden war, konnte der Orden in Preußen 1411 im Ersten Frieden von Thorn zwar den größten Teil seines Territoriums behalten, hatte aber hohe Kontributionen zu leisten.

In den folgenden Jahrzehnten höhlten innere Streitigkeiten den Ordensstaat immer weiter aus. Die Ordensmitglieder zerfielen in landsmannschaftliche Gruppen und stritten um Einfluss im Orden. Hierzu kam noch eine schwache Stellung gegenüber dem Deutschmeister, welcher um die Hoheit über den Hochmeister stritt.

Als der Orden versuchte, in einen litauischen Thronfolgestreit einzugreifen, um die polnisch-litauische Übermacht zu spalten, kam es erneut zum Krieg mit Polen. Der anschließende Friede von Brest beendete die Kämpfe zwischen dem Ordensstaat und Polen-Litauen und schloss Einsprüche des Papstes oder des römisch-deutschen Königs ausdrücklich aus.

Um die Reparationen aus dem Thorner Frieden aufbringen zu können, versuchte der Orden, von seinen Untertanen vermehrt Abgaben zu erheben. Daraufhin forderten Städte und Landadel, die sich der hohen Besteuerung entziehen wollten und seit 1422 einen regelmäßigen Landtag durchgesetzt hatten, Mitsprache. Im Jahre 1440 schlossen diese sich im „Preußischen Bunde“ zusammen. Dieser unterstellte sich 1453 König Kasimir IV. von Polen, um ihn als Verbündeten zu gewinnen. Es brach der Dreizehnjährige Krieg zwischen Preußischem Bund und Polen auf der einen und dem Orden auf der anderen Seite aus, der den Orden wirtschaftlich in die Knie zwang.

Im Zweiten Frieden von Thorn vom 19. Oktober 1466, der diesen Krieg beendete, musste der Orden Pomerellen, das Kulmer Land, die MarienburgElbing und das Ermland an die polnische Krone abtreten und darüber hinaus für sein Restgebiet, das mit innerer Autonomie ausgestattet war, die polnische Lehnshoheit anerkennen. Dem Hochmeister des Ordens und seinen Nachfolgern erlegte der Vertrag einen persönlichen Treueid gegenüber dem König von Polen auf.[18]

Zum weiteren Erhalt des Ordensstaates waren nun große Subventionen aus den Balleien im Heiligen Römischen Reich nötig, die dort viele Kommenden in eine prekäre finanzielle Lage brachten.

Säkularisation und Auflösung

Hellgrau: Herzoglich Preußen
Farbig: Königlich-Preußen mit seinen Wojewodschaften in Personalunion mit dem Königreich Polen und Litauen

Der Orden wollte sich der Leistung des Lehnseids gegenüber dem König von Polen zu entziehen und strebte nach Wiederherstellung seiner alten, nur dem Heiligen Stuhl nachgeordneten Stellung,[18] Fünf Hochmeister mussten sich aber seit 1466 zähneknirschend und widerstrebend der Eidesklausel fügen.[19] Der Orden hoffte vergeblich auf Rückendeckung im Heiligen Römischen Reich. Entgegen seinen Traditionen berief er 1498 erstmals mit Friedrich von Sachsen (1498–1510) einen Reichsfürsten zum Hochmeister.[18] Der mehrfachen Aufforderung zum Lehenseid entzog sich Hochmeister Friedrich durch den Hinweis, dass er als Reichsfürst schlecht einem polnischen König huldigen könne. Darauf berief sich auch sein Nachfolger Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der ebenfalls dem Reichsfürstenstande angehörte.[19]

Sein Versuch, das Problem mit dem Reiterkrieg 1519–21 militärisch zu lösen, scheiterte jedoch[18] und endete in einem vierjährigen Waffenstillstand. An eine Fortsetzung des Krieges war nicht mehr zu denken.

Der Absicht König Sigismunds I., die Existenz des Deutschen Ordens in Preußen zu beenden, kam Albrecht entgegen, indem er im Zuge des Friedensschlusses beim Reichstag zu Krakau aus dem Orden austrat und den bisherigen Ordensstaat als erbliches Herzogtum aus den Händen des polnischen Königs zum Lehen nahm.[18]

Noch vor Ablauf des Waffenstillstandes trat Hochmeister Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach zum Protestantismus über und säkularisierte 1525 das preußische Ordensland zu einem erblichen und protestantischen Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit, dem Herzogtum Preußen. Die Umwandlung des Ordenslandes in ein weltliches erbliches Herzogtum beendete schließlich die Herrschaft des Deutschen Ordens im preußischen und letztendlich im baltischen Raum.[20]

Mit dem Krakauer Vertrag vom 8. April 1525 und der anschließenden Huldigung Albrechts in Krakau wurde das ehemalige Ordensland Preussen polnisches Lehen, regiert von den brandenburgisch-ansbachischen Herzögen. Die feierliche, öffentliche Huldigung am 10. April 1525 auf dem Krakauer Marktplatz überraschte die europäische Politik.[18]

Weder der Papst noch der verbliebene Orden erkannten die Säkularisation an. Deutschmeister Walther von Cronberg, dem die äußere Konsolidierung des restlichen Ordens gelang, erhielt 1527 vom römisch-deutsche Kaiser Karl V. die Berechtigung, sich „Administrator des Hochmeistertums“ zu nennen und damit den Besitzanspruch auf Preußen aufrechtzuerhalten.[20] Im Jahr 1530 ernannte der Kaiser Cronberg förmlich zum „Administrator für Preußen“. Dieser Titel ohne praktische Bedeutung wurde bis weit ins 18. Jahrhundert beibehalten. Direkter Besitz wurde das Meistertum Mergentheim.

Livland unterstellte sich 1526 der Lehenshoheit des Heiligen Römischen Reiches, um Unterstützung bei der Abwehr der Expansion des Großfürstentums Moskau zu gewinnen. Der Landmeister wurde zum Reichsfürsten ernannt, aber eine nennenswerte Unterstützung blieb aus. 1560/61 zerfiel der livländische Ordensstaat in die weltlichen protestantischen Herzogtümer Livland und Kurland-Semgallen, die sich der Lehenshoheit Polen-Litauens unterstellten – ganz im Norden entstand Schwedisch-Estland. Damit fand der Ordensstaat sein endgültiges Ende.

Politik

Landeshoheit

Siegel Kaiser Friedrichs II.

Die Stellung des Ordensstaates zum Heiligen Römischen Reich ist unter Historikern umstritten. Die päpstliche Bulle von Rieti erklärt das Gebiet zu ewigem und freien Besitze des Ordens als eines Teils des Kirchenstaates.

In der Goldbulle von Rimini garantierte Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister und seinen Nachfolgern die landesherrlichen Hoheitsrechte: „sollen jene Macht haben und ausüben in ihren Ländern besser als irgendein Reichsfürst“ (potestatem illam habeant et exerceant in terris suis, quam aliquis princeps imperii melius). In den für die Zuordnung zur Reichsangehörigkeit maßgeblichen Reichsmatrikeln finden sich an Ordensbesitzungen nur die südwestdeutschen Balleien und der für die Besitzungen im Reich zuständige Deutschmeister.[21]

Nicht zum Gebiete des Ordensstaates gehörten die Länder der Bischöfe und Domkapitel. Diese standen zwar in einer gewissen Abhängigkeit und Verbindung, unterstanden jedoch dem jeweiligen Bischof als Landesherrn. Auch bildete Livland ein eigenes Staatsgebiet, welches dem Landmeister in Livland unterstand.[22]

Wie in Livland, so wurden auch in Preußen diese Rechte zunächst durch einen vom Landeskapitel bestimmten und vom Hochmeister bestätigten Landmeister wahrgenommen. Nach der Verlegung des Hochmeistersitzes nach der Marienburg im Jahre 1309 und dann endgültig ab 1324 war der Hochmeister direkter Landesherr in Preußen.

Zugleich gab es einen abhängigen Landadel prußischer, deutscher und polnischer Abstammung. Mit den Städten erstritt sich dieser 1422 einen regelmäßigen Landtag und Mitbestimmung in der Landesregierung.

Organisation

Der Ursprungsgedanke des Ordens liegt im durch Eigeninitiative getragenen christlichen Hospitaldienst, der seinerseits Ausdruck des durch die cluniazensische Reformbewegung neu belebten und intensivierten Mönchsgedankens, darunter ein ausgeprägter Armutsgedanke war. Somit ergibt sich für den mittelalterlichen Deutschen Orden grundsätzlich die Struktur einer klösterlichen Ordensgemeinschaft, der sich auch das seit 1198 hinzukommende kämpfende Rittertum unterordnet.

Hinsichtlich der Mitgliederstruktur teilen sich die Vollmitglieder des Ordens grundsätzlich in Laien und Priester:

Laien
Vollmitglieder
Geistliche
Gegürtete Ritter (Weißer Mantel)
Graumäntler/Halbkreuzler
Ordenspriester
Kleriker (ohne höhere Weihen)
Sonstige Mitglieder
Dienende Brüder (Ministrantes)
Knechte (Servientes)
Ordensschwestern
Halbschwestern
Novizen
Schüler

Mit Ausnahme der auf die Besonderheiten des Ordenslandes Preußen zugeschnittenen Ämter waren die Organisationsstrukturen des Ordensstaates und des Deutschen Ordens identisch:

Ratsgebietiger
Hochmeister

Kanzlei des Hochmeisters
Großkomtur (Magnus Commendator) zu Marienburg
Ordensmarschall (Summus Marescalcus) zu Königsberg
Großspittler (Summus Hospitalarius) zu Elbing
Ordenstressler (Summus Thesaurarius) zu Marienburg
Ordenstrappier (Summus Trappearius) zu Christburg
Deutschmeister (Magister Germaniae)
Landmeister in Livland (Magister Livoniae)
Balleien im Reich
Komtureien (Livland)
Vogteien (Livland)
Großschäffer (Marienburg)
Großschäffer (Königsberg)
Bernsteinmeister (Lochstädt)
Pfundmeister (Danzig)
Komtur (Ragnit)
Komtur (Königsberg)
Komtur (Elbing)
Komtur (Balga)
Komtur (Danzig)
Weitere Komtureien
Hauskomtur
Pfleger
Vogt
Karwansherr Trappierer Kellermeister Küchenmeister Forstmeister Gesindemeister Fischmeister

Quellen:[23][24]

Staatliche Strukturen

Die rasche und weiträumige Ausdehnung des Ordensbesitzes während der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts brachte es mit sich, dass die staatliche Struktur des Ordens durch die Aufteilung in drei weitgehend unabhängig voneinander agierende Territorialkomplexe gekennzeichnet war:

Einerseits die Ordensterritorien Livland und Preußen (der Ordensstaat im eigentlichen Sinne mit einer Gesamtfläche von rund 180.000 km²) in denen der Orden Landesherr war; andererseits die über das ganze Reich und Teile des Mittelmeerraums verstreuten zahlreichen Besitzungen (Kommenden, Güter, Spitäler, Patronate etc.).

Ordensbesitz im Heiligen Römischen Reich

Deutscher Orden – Balleien im Reich

In Deutschland sowie in West- und Südeuropa besaß der Orden weit verstreute, aber reiche Kommenden mit verschiedenartigsten Besitzkomplexen, Patronaten, Spitälern mit dem vom Ordenskapitel gewählten Deutschmeister (Meister zu deutschen und welschen Landen – Magister Germaniae) an der Spitze. Sitz des Deutschmeisters war zunächst die Burg Horneck, seit 1526 Mergentheim.

Zur besseren Handhabung der Verwaltung des riesigen Gebietes wurden als Zwischenstufe jeweils mehrere Kommenden zu Balleien mit einem Landkomtur an der Spitze zusammengefasst:

Balleien
Apulien Armenien Böhmen-Mähren Bozen Champagne¹ Deutschmeistertum Elsaß-Burgund
Franken Koblenz Lamparten Lothringen Marburg Österreich Partes Inferiores
Romanien Sachsen Sizilien Spanien Thüringen Thüringen-Sachsen² Westfalen

¹ Verwaltung durch die Ballei Elsaß-Burgund; ² anno 1287 getrennt

Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden die reichsten Balleien der Kontrolle des Deutschmeisters entzogen und als Kammerballeien direkt dem Hochmeister unterstellt:

  • 1324 Böhmen-Mähren, Bozen, Koblenz, Österreich
  • 1388 Elsaß-Burgund

Livländische Konföderation

Livländische Konföderation

Die Struktur des aus fünf geistlichen Territorien gebildeten Livländischen Staatenbundes geht auf Verträge des Erzbischofs von Riga-Üxküll und des Schwertbrüderordens zurück und wurde vom Deutschen Orden weitgehend übernommen.

  • Offizielle Bezeichnung: Deutscher Orden zu Livland
  • Gesamtfläche: 108.500 km²
  • Einwohner im 16. Jahrhundert: 650.000
  • Sitz des Landmeisters: Wenden
Deutscher Orden¹ 67.000 km²
Erzbistum Riga 19.000 km²
Bistum Dorpat 9.600 km²
Bistum Ösel-Wiek 7.600 km²
Bistum Kurland 4.600 km²
Stadtmark von Riga 800 km²

¹ In das Ordensgebiet eingerechnet ist das 12.000 km² große als Herzogtum Estland firmierende und kirchenrechtlich zum Erzbistum Lund gehörige nördliche Estland, welches 1219 von Dänemark unterworfen wurde, danach an die Schwertbrüder übergeben, 1237 nach Übernahme durch den Deutschorden an Dänemark zurückgegeben und 1346 endgültig von Dänemark für 19.000 Mark Silber gekauft wurde.

Ordensland Preußen

Ordensland Preußen
Ordensland Preußen – Verwaltungsgliederung

Im Gegensatz zum territorial völlig stabilen Livland war Preußen im Laufe seiner dreihundertjährigen Ordensgeschichte stärkeren territorialen Veränderungen unterworfen:

Zeitabschnitt Ordensgebiet
Ausgangsgebiet Kulmer Land 1226/31 4.000–5.000 km²
Ordensland nach der endgültigen Unterwerfung der Prußen 1283 45.000 km²
Erwerbung Pommerellens 1309 (Bütow und Lauenburg) 61.000 km²
Ordensgebiet nach dem 2. Thorner Frieden 1466: 35.000 km²
zeitweilige Erwerbungen: Gotland 1398–1408 3.140 km²
Herzogtum Dobrin 3.000–4.000 km²
Neumark 1402–1455 7.900 km²

Preußen hatte von 1230 bis 1309 und von 1317 bis 1324 einen eigenen Landmeister (Magister Pruscie) an der Spitze. Sein Amtssitz war zunächst in Thorn, dann in Elbing.

Seither wurde es vom Hochmeister und der Zentralregierung direkt verwaltet.

Unterteilt war das Land in sogenannte Komtureibezirke, auch als Kommenden bezeichnet. Größere Komtureien waren nochmals in Vogteien und Pflegeämter unterteilt. Die Gebiete wurden im Laufe der Jahre öfter geändert, Vogteien aus- und eingegliedert, auch Komtureien zusammengelegt.

Komtureien
Althaus Balga Birgelau Brandenburg Brattian 1
Christburg Danzig Elbing Engelsburg 2 Gollub
Graudenz Königsberg Kulm Lippinken 3 Marienburg
Memel Mewe Nessau 4 Osterode Papau
Ragnit Rehden Rhein Roggenhausen 5 Schlochau
Schönsee Schwetz Strasburg Thorn Tuchel

1

Vogteibezirk Brattian und Stadt Neumark

2

1416 aufgehoben und teils mit Rehden, teils mit Dirschau verbunden

3

später mit Schönsee vereinigt

4

1435 an Polen abgetreten

5

in der ersten Hälfte des 14. Jh. in Vogtei umgewandelt

Kirchliche Strukturen

Kirchliche Einteilung des Ordensstaates

Kirchenrechtlich war das Territorium des Ordensstaates weitgehend mit der Erzdiözese Riga identisch:

Erzbistum Riga
Bistum Reval Bistum Dorpat Bistum Ösel-Wiek Bistum Kurland
Bistum Samland Bistum Ermland Bistum Pomesanien Bistum Kulm

Pommerellen als Bestandteil des Bistums Kujawien und Samogitien als Bestandteil des Bistums Wilna gehörten zur Erzdiözese Gnesen. Das bis 1346 zu Dänemark gehörige Hzm. Estland war Teil der Erzdiözese Lund. Die Neumark schließlich bildete einen Teil der exmittierten Diözese Kammin.

Die weitgehend souveräne Stellung des Erzbischofs von Riga innerhalb Livlands führte zu langen und heftigen Auseinandersetzungen mit dem Orden. Diese fanden erst ein Ende, als es dem Deutschen Orden 1384 gelang, das Erzstift, ähnlich den preußischen Diözesen, dem Orden zu inkorporieren.

Wirtschaft und Infrastruktur

Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg waren zunächst wie bei Klöstern die auf Eigenversorgung der einzelnen Kommenden ausgerichteten umfangreichen Wirtschaftshöfe. Durch planmäßige und umfangreiche Neuansiedlung deutscher Bauern vor allem in Preußen sowie umfangreiche Rodungen und Meliorationsmaßnahmen vor allem im Weichseldelta entstanden binnen kurzer Frist Dutzende neuer Städte und Hunderte von Dörfern. Zwischen 1300 und 1350 stieg Preußen zum führenden Exportland für Holz und Getreide auf.

Flankiert wurde der ökonomische Aufschwung durch zielgerichteten Brücken- und Kanalbau. Der hierdurch wesentlich erleichterte Transit- und Handelsverkehr sorgte mit dafür, dass sich der Ordensstaat zu einem der reichsten Länder Europas entwickelte. Als eine bedeutende zusätzliche Geldquelle erwies sich der Bernsteinhandel, auf den der Orden das Monopol besaß.

Äußerst positiv für die Entwicklung des Landes und seiner Bewohner wirkten sich die allgemeine Steuerfreiheit sowie die an tatsächliche Erträge gekoppelte maßvolle Abgabenwirtschaft aus. Maßnahmen gegen Zinswucher sowie die Sorge für ein einheitliches Münzsystem und relativ einheitliche Maße und Gewichte verstärkten diesen Trend. In Zeiten wirtschaftlicher Not wurden Unterstützungen sowie Befreiung von Lasten und Abgaben gewährt.

Siedlungstätigkeit und Wirtschaft

Dorfgründung mit Lokator
Bauern des 13. Jahrhunderts

Die juristische Grundlage für die planmäßige Besiedlung des eroberten Prußenlandes war für die meisten Ortschaften das nach der ersten vom Orden gegründeten Stadt benannte Kulmische Recht (Kulmer Handfeste), eine Modifikation des Magdeburger Stadtrechts, welches den Bürgern Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit sicherte (analog dazu in Livland das Rigaer Recht = Lübecker Stadtrecht). Das Land wurde dem Siedler zwar zu erblichem Besitz verliehen, der Orden behielt sich jedoch das letztliche Eigentumsrecht über Grund und Boden vor. An die Verleihung waren bestimmte dem Orden zu erbringende Reallasten gebunden, wie beispielsweise ertragsabhängige Naturalabgaben, Geldleistungen oder Kriegsdienst.

Die Gründung neuer Siedlungen war straff durchorganisiert. Sie erfolgte jeweils durch eine bestimmte Gruppe von Bauern, angeführt von einem Bauernmeister, dem sogenannten Lokator. Dieser war der eigentliche Vertragspartner des Ordens und mit ihm wurden die Größe, Leistungen und Regalien (Rechte zum Betreiben einer Mühle, Brauerei, Schänke etc.) des neuen Dorfes und dessen Bewohnern ausgehandelt. Zumeist hatten die Neusiedler noch das Recht, in den meist reichlich vorhandenen umliegenden Gewässern unentgeltlich für den Eigenbedarf Fischfang zu treiben.

Die Gemarkung eines solchen Dorfes hatte im Schnitt eine Fläche von 40 bis 60 Hufen. Nachdem der Lokator seinen Anteil gewählt hatte, verteilte er die Fläche an die übrigen Siedler, deren Anteil bei 2–2,5 Hufen pro Familie lag. Zwischen 1280 und 1400 wurden so im Ordensgebiet rund 60 Ordensburgen, 90 Städte und 1500 Dörfer gegründet. Die Rodungs– und Meliorationsarbeiten dehnten sich über das gesamte preußische Land aus. Im Weichseldelta wurden aus einem riesigen Sumpfgebiet 150.000 ha Ackerland gewonnen. Es verwandelte sich in die Kornkammer Preußens und, nach den Exportzahlen, wohl auch West- und Mitteleuropas.

Ein ähnliches Projekt, nämlich die Urbarmachung des Memeldeltas, konnte nicht mehr verwirklicht werden.

Demgegenüber waren die altpreußischen Einwohner des Landes besonders seit dem zweiten großen Prußenaufstand von 1260 benachteiligt. Ihnen stand lediglich je rund eine Hufe zur Bewirtschaftung zur Verfügung und rechtlich galten sie als Unfreie. Erst im Verlauf des 14. Jahrhunderts besserte sich ihre Lage, bis sie schließlich den deutschen Kolonisten gänzlich gleichgestellt wurden.

Die riesigen Domänen der den einzelnen Ordensburgen angeschlossenen Wirtschaftshöfe fungierten als landwirtschaftliche Großbetriebe. Auf ihren insgesamt 110.000 ha Land wurden 13.000 Pferde, 10.000 Rinder, 19.000 Schweine und 61.000 Schafe gehalten. Großen Wert legte die Ordensleitung auf eine eigenständige Pferdezucht. Dabei wurden in den 61 Gestüten sowohl die zähen, kleinen einheimischen Swoyken als auch schwere Schlachtrösser für die Ordensritter gezüchtet. Im Normalfalle befanden sich die Wirtschaftshöfe in unmittelbarer Nähe zum Ordenshause. Bei den preußischen und livländischen Grenzburgen war es jedoch aus Sicherheitsgründen erforderlich, diese ins Hinterland zu verlegen. Der Wirtschaftshof der Festung Ragnit lag beispielsweise im 80 km entfernten Labiau.

Auf Grund der Naturgegebenheiten mangelte es für den Bau der gewaltigen Ordenshäuser an Natursteinen. Demzufolge entschied man sich schon früh für den Bau gigantischer Ziegeleien. Das Fassungsvermögen derer von Mösland und Bütow betrug 75.000 bzw. 40.000 Ziegel. Parallel zum Baugewerbe entwickelte sich das der Schlosser und Tischler.

Im Gefolge der verlorenen Kriege des 15. Jahrhunderts, durch BrandschatzungenReparationsleistungen und daraus resultierend der Einführung direkter Steuern fiel die blühende Wirtschaft des Ordensgebietes allmählich wieder auf den europäischen Durchschnitt zurück.

Verkehrswesen

Voraussetzung für den Aufschwung von Wirtschaft und Handel ist eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur. Die natürlichen Gegebenheiten Preußens mit seinen umfangreichen Gewässern und Sumpfgebieten ließen den Bau fester Straßen meistens nicht zu. Infolgedessen dienten in erster Linie die Flüsse dem Warentransport.

Zur Erleichterung des Weges über Land wurden jedoch zahlreiche Brücken gebaut, an den großen Strömen jedoch vorzugsweise Fährstationen. Die gewaltigsten Brücken ließ der Orden bei Dirschau über die Weichsel und bei Marienburg über die Nogat errichten. Damit war eine feste durchgehende Landverbindung zwischen dem Reich und dem östlichen Ordensgebiet über dessen natürliches Haupthindernis, die untere Weichsel und deren Delta, sichergestellt.

Eines der größten Bauvorhaben des Ordens begann 1395 mit der Schaffung eines schiffbaren Kanals zwischen Königsberg am Frischen und Labiau am Kurischen Haff, den sogenannten Deimegraben. Damit war ab ungefähr 1400 die Möglichkeit gegeben, zu Schiff von Danzig durchs Frische Haff über Königsberg, den Deimegraben, das Kurische Haff, die Memel aufwärts bis nach Kaunas/Kowno zu gelangen, ohne sich den Fährnissen der Ostsee aussetzen zu müssen.

Handel und Geldwesen

10-Dukaten-Münze Wolter von Plettenbergs

Zentren des Handels waren vor allem die durch den Orden nach kulmischem und lübischem Recht gegründeten Städte sowie das reiche und mächtige Danzig. Sie waren fast alle Mitglieder der Hanse, was einen zusätzlichen positiven Schub für ihre Prosperität schuf, wie überhaupt das wirkungsvolle Zusammenspiel von Ordensstaat und Hanse die Grundlage für die deutsche Nord- und Ostseeherrschaft des 13. bis 15. Jahrhunderts bildete.

Die für Handelsbeziehungen verantwortlichen Ordensleute waren die Schäffer in den einzelnen Kommenden und die beiden Großschäffer in Marienburg und Königsberg. Sie arbeiteten mit vertraglich an den Orden gebundenen sogenannten Liegern, Dienern und Wirten zusammen. Hauptexportartikel des Ordensstaates waren Getreide, Holz und dessen Produkte. Importiert werden vor allem Salz, Gewürze und Wein. Aber auch Textilien mussten eingeführt werden, so weißes flandrisches Tuch für die Ordensbrüder und blaues englisches für die Postboten. Durch die gute Verkehrsanbindung fungierte Preußen aber auch als Drehscheibe für den lukrativen Zwischenhandel von West- nach Osteuropa und umgekehrt. So lieferte der Westen hauptsächlich Salz, Tuch, Wein und Gewürze ins Ordensland, welche die preußischen Kaufleute gewinnbringend nach Osten weiter vermittelten. Umgekehrt kamen aus Osteuropa vor allem Honig, Wachs, Pelze und Safran. Aus der Levante kamen Seide, Gold und Kupfer.

Eine Sonderrolle als Exportschlager hatte der Bernstein. Auf diesen hatte der Orden nämlich das Monopol. War der Handel mit dem begehrten Material auch schon lange vorher üblich, so kam er doch erst unter der Ordensherrschaft richtig in Schwung. Eigens dafür wurde sogar das Amt des Bernsteinvogtes mit Sitz in Lochstädt geschaffen.[25] Bei ihm musste jedes gefundene Stück gegen entsprechendes Entgelt abgegeben werden. Auf Zuwiderhandlungen stand offiziell sogar die Todesstrafe.

Währung Durch die Goldbulle von Rimini mit dem Münzregal versehen, gab der Orden seit 1238 eigenes Geld zunächst nur in Form silberner Hohlpfennige (Brakteaten) heraus. Daneben galten Kölner Pfennige, Böhmische Groschen und Ungarische Gulden. Der im 14. Jahrhundert stark ansteigende Eigenhandel brachte jedoch die Notwendigkeit der Emission höherer Münzwerte mit sich. Dies führte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter Winrich von Kniprode zu einer „Währungsreform“. Von nun an galt:

1 preußische Mark = 60 Schillinge = 720 Pfennige

Folgende Münzen wurden geprägt:

  • 1 Halbschoter = 16 Pfennige (2 H. = 1 Skot, d. i. 1/24 Kulmische Mark)
  • 1 Schilling = 12 Pfennige
  • 1 Vierchen = 4 Pfennige
  • 1 Pfennig
  • Ende des 15. Jahrhunderts gesellte sich noch der Groschen dazu.

Energisch trat der Orden auf seinem Territorium dem Zinswucher entgegen. Der allgemein übliche Zinssatz für Darlehen konnte von durchschnittlich >12 % auf 8,3 % gedrückt werden. Dies führte dazu, dass das Ordensgebiet für Bankiers und Geldwechsler kein so anziehendes Territorium wie etwa das benachbarte Polen war.

Postwesen

Klosterbote aus der „Legende des St. Meinrad“ 1466
Reitender Bote nach A. Dürer

Die Ordensritter waren anfangs gleich den übrigen geistlichen und weltlichen Orden zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit ihren Zweigniederlassungen, mit den Bistümern und dem heiligen Stuhl in Rom auf die wandernden Mönche und Klosterboten angewiesen, wenn nicht in besonders dringenden Fällen die Ritter selbst oder deren Knechte die Botschaft überbrachten. Die rasche Ausdehnung des Ordensgebietes sowie die Notwendigkeit eines schnellen und sicheren Verkehrs zwischen dem Haupthause und den Komtureien sowie den dem Orden angehörenden Städten und Ortschaften führten dazu, dass die umsichtige Ordensleitung eigene Posteinrichtungen schuf.

Die ersten Nachrichten darüber stammen aus dem Jahr 1380. Im Haupthaus Marienburg leitete einer der Großgebietiger, in den übrigen Häusern ein dazu bestimmter Ordensbeamter den Postverkehr. Der Raum für die Abwicklung dieser Geschäfte hieß „Briefstall“. („Stall“ hatte im Mittelalter eine allgemeinere Bedeutung im Sinne von „Raum“.) Hier fertigte der Ordenspostmeister die Postboten, „Briefjungen“ genannt, ab. Diese trugen eine blaue Uniform und waren Angehörige der ersten Klasse der berittenen Ordensdiener.

Ihnen wurde die Post, nachdem sie vom Ordenspostmeister nach Nummer, Adresse und Zeit der Abgabe in ein Buch eingetragen worden war, in einem leinenen „Briefsack“ übergeben. Der Briefjunge brachte den Briefsack bis zum nächsten Ordenshaus mit Briefstall und übergab sie dem nächsten Briefjungen, der sie auf einem frischen Pferd weiterbeförderte. In jedem unterwegs berührten Briefstall wurden die Briefe von neuem eingetragen und zugleich auf einem dem Briefjungen übergebenen Zettel vermerkt. Die für den Postdienst bestimmten Pferde hießen „Briefswoyken“ (Swoyke=Pferd), im Unterschied zu den übrigen Reit- oder Arbeitspferden.

Neben dieser postmäßigen Beförderung bestand noch der Beförderungsdienst der „Wythinge“ für besonders wichtige und eilige Sachen. Die Wythinge waren freie Grundbesitzer dänischer Abstammung, die sich gleich beim ersten Auftreten des Ordens im Nordosten Deutschlands demselben angeschlossen hatten und wegen ihrer Treue und Zuverlässigkeit vom Orden reichlich mit Lehen bedacht worden waren. Diese Eigenschaften sowie der Umstand, dass ihre Wohnsitze in ziemlich regelmäßigen Abständen über das ganze Land verteilt waren, machten sie zur Unterhaltung von Verbindungen für eilige Fälle besonders geeignet. Sie mussten „dem Willen der Hochmeister mit ihren Pferden wartend sein“, hatten also die Verpflichtung sofort für Weiterbeförderung der ihnen außerhalb des gewöhnlichen Postdienstes anvertrauten Briefe zu sorgen.

Die wohleingerichtete Postanstalt des Deutschen Ordens erstreckte sich in der Hauptsache nur auf sein Staatsgebiet. Die Beförderung von Nachrichten nach dem Auslande war mit denselben Schwierigkeiten und Unkosten verknüpft wie der Korrespondenzverkehr der damaligen Zeit im Allgemeinen. So kostete beispielsweise die Überbringung eines Briefes durch einen besonderen Boten von Marienburg nach Rom 10 Mark Silber, also 2,33 kg.

Wie lange die Post des Deutschen Ordens bestanden hat, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Wahrscheinlich hat aber jeder geregelte Postverkehr entweder sofort mit der Aufhebung des Ordens in Preußen im Jahre 1525 oder sehr bald nachher aufgehört, denn es finden sich nach diesem Zeitpunkt nirgends mehr Anzeichen, dass die Rechtsnachfolger des Ordens auch nur Bruchstücke jener mit der gesamten Organisation des Ordens so eng verbundenen Anstalt zu erhalten vermocht hätten.

Städte

Die Städte des Ordenslandes, zumeist von Deutschen besiedelt, besaßen eine weitgehende Selbstverwaltung. Diese basierte auf der Kulmer Handfeste und beschränkte den Orden quasi auf die Oberhoheit. Er selbst beschränkte sich für gewöhnlich auf die personelle Besetzung der Stadtkirche. Nach dem Vorbild der Städte des Ordenslandes organisierten sich auch die in den Bistumsgebieten gelegenen Städte. Braunsberg, Elbing, Danzig, Thorn und Kulm waren die wichtigsten Städte des Landes und gehörten der Hanse an. Sie waren auch die größten Städte, obwohl Danzig erst ab 1500 über 10.000 Einwohner zählte und somit nach damaligen Begriffen die einzige Großstadt dieses Gebietes war. Die übrigen 99 Städte Preußens waren vor allem Klein- und Mittelstädte, erstere zählten damals bis 2.000 Einwohner, letztere bis 10.000 Einwohner.

Manche dieser Städte erhielten ihr Stadtrecht schon zu einem Zeitpunkt, da sie überwiegend Baustelle waren. So erwähnt die Gründungsurkunde der Stadt Preußisch Holland, heute Pasłęk, eine große Zahl leerer Grundstücke sowie Liegenschaften, die zu einer vorhergehenden dörflichen Bebauung gehörten. Einige Städte wurden, wie auch in Deutschland damals nicht selten, neben einer vorhandenen Stadt gegründet. Die meisten Städte waren zunächst sehr klein. So erhielt Königsberg, das zwischen Burg und Pregel lag, sein Stadtrecht, umfasste jedoch nur 500 × 200 Meter. Bereits 1300 erhielt das Städtchen Löbenicht sein Stadtrecht, welches lediglich auf der östlichen Burgfreiheit Königsbergs gelegen war und 6 ha (300 × 200 Meter) umfasste. Auch die südlich von Königsberg auf der Pregelinsel gelegene Siedlung Kneiphof wurde zur Stadt erhoben, 8,4 ha (280 × 300 Meter) umfassend. Die hier angegebenen Maße sind kein Zufall, denn diese Städte wurden geplant und hatten alle einen mehr oder weniger rechteckigen Grundriss. Nicht uninteressant ist auch, dass es im Deutschordensland Städte ohne Stadtmauern gab, so wie das 215 mal 430 Meter große Neustadt. Es wuchs jedoch auch niemals über 2.000 Einwohner hinaus.

Der Orden wachte genau über das Anwachsen seiner Städte und die Stadterhebung von „Vorstädten“ hatte einen wirtschaftlichen Hintergrund. Während die Altstädte kaum etwas an Abgaben zahlten, wurden die „Jungstädte“ kräftig zur Kasse gebeten. So zahlte die Stadt Elbing im Jahr lediglich 3 Mark, 1 Pfund Wachs und 3 Pfennig – einen Rekognitionszins, die von ihr abgetrennte Neustadt jedoch 151 Mark. Auch mussten die Neustädte für Bauten und Anlagen Konzessionsurkunden erwerben, wie Abgaben für die Errichtung von Geschäften und Buden entrichten.

Fürsorgewesen

Basierend auf seinen Regeln und seiner Struktur, gepaart mit seinen Erfolgen bei der Kolonisation und der darauf folgenden wirtschaftlichen Erschließung des baltischen Raumes, war der Orden in der Lage, ein für das gesamte Mittelalter beispielloses System der sozialen Fürsorge zu schaffen.

Krankenpflege

Durch sein Hervorgehen aus einer Hospitalgemeinschaft steht im Regelwerk des Ordens der Dienst am Kranken an erster Stelle, noch vor dem Glaubenskampf. Der hauptamtlich dafür Zuständige war der Oberste Spittler mit Sitz in Elbing (seit 1312, bis 1291 in Akkon), wo sich auch das Hauptspital des Ordens befand. Als einziger Großgebietiger war er über seine jährlichen Ausgaben dem Großkapitel nur bedingt Rechenschaft schuldig, um die Fürsorge nicht durch bürokratische Hemmnisse zusätzlich zu erschweren. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand so im Ordensgebiet ein System von über achtzig sogenannten Firmarien, also Krankenhäusern, Lazaretten und Altersheimen, in denen jeder kranke und altersschwache Bürger kostenlose Aufnahme fand – ein für Europa einmaliger Fall einer staatlichen Krankenversicherung. An der Spitze einer jeden dieser Einrichtungen stand ein Spittler oder Firmarienmeister. Entgegen den sonstigen strengen Gepflogenheiten war er dem obersten Spittler zu Elbing nicht monatlich, sondern nur jährlich rechenschaftspflichtig. Vielfach unterstützt wurden diese sozialen Bemühungen vor allem im Gebiete des Deutschmeisters durch aufopfernde Hingabebereitschaft einzelner wohlhabender Mitbürger, die teilweise unter Aufgabe ihres gesamten Vermögens den Orden bei der Einrichtung von Spitälern unterstützten.

Die Heilkunst des Ordens basierte weitgehend auf der traditionellen Klostermedizin. Ergänzt wurde diese durch den konsequenten Einsatz aller Arten von Bädern (Dampfbäder, Rieselbäder u. ä.)

Ergänzend dazu traf die Ordensleitung scharfe Maßnahmen gegen Verschwendung, Trunksucht und das grassierende Unwesen des Bettelns und Landstreichens.

Bildung

Obwohl in erster Linie auf administrative sowie militärische Gesichtspunkte nebst dem Spitalwesen orientiert, fand die Ordensleitung auch Zeit, die Bildung der Untertanen zu verbessern. So entstanden im Ordensstaat zahlreiche Dom- und Volksschulen. Tausende von Preußen wurden an auswärtige Hochschulen entsandt, an denen wiederum zahlreiche Gelehrte aus dem Ordensland als Professoren wirkten. Die Einrichtung einer eigenen Universität in Kulm scheiterte jedoch.

Abgabenpolitik und Subventionen

Auf Grund des wirtschaftlichen Erfolges war es dem Orden bis zum Jahre 1411 möglich, von den Bürgern keinerlei allgemeine und direkte Steuern zu erheben. Stattdessen gab es ein System ertragsabhängiger Abgaben und staatlicher Beihilfen.

Architektur

Rekonstruierter Teil des Kreuzgangs Osterode
Querschnitt einer Ordensburg (Schema)

Die Deutschordensarchitektur ist ein eigener Zweig der Backsteingotik. Ihr Verbreitungsgebiet ist ausschließlich auf das Staatsgebiet des Deutschen Ordens in Preußen und Livland beschränkt.

Die vom 13. bis 15. Jahrhundert errichteten Ordensburgen (im Sprachgebrauch des Ordens stets „Häuser“ genannt) ragen in erheblichem Maße aus dem Rahmen der in dieser Zeit im deutschen Kulturraum ebenfalls entstandenen Ritterburgen heraus; denn sie sind nicht, wie sonst gewöhnlich, die festen Einzelwohnsitze eines adligen Inhabers mit seiner Familie und den zum Haushalt und zur Besatzung gehörigen Untergebenen, sondern befestigte Ritterkasernen (Konventsburgen), deren Innenräume zugleich durch den geistlichen Charakter der Ordensleute nach Einteilung und Zweck mit denen eines Klosters große Ähnlichkeit haben. Demzufolge fehlen in ihnen (mit Ausnahme des Bergfrieds) meistens die „klassischen“ Elemente einer mittelalterlichen Burg wie Palas und Kemenate.

So gehörten zu diesen Räumen notwendig die Wohnung des befehlshabenden Komturs, die Schlafsäle der Ritter (Dormitorium), die Infirmerie (Krankenstation), die Kapelle, der Remter (Refektorium) und der Kapitelsaal, die letzteren drei in der Regel besonders stattlich und mit kunstreichen Gewölben überdeckt. Zugleich verfügte eine Ordensburg über alle Einrichtungen, die den Zwecken der Landesverteidigung und der Verwaltung des zur Komturei gehörigen Gebietes dienten.

Typischer Konventsburg-Grundriss (Rehden)

Bei den meisten Bauten handelt es sich um regelmäßige drei- bzw. vierflügelige Kastellburgen auf quadratischem Grundriss. Sie bilden nach außen einen geschlossenen Gebäudeblock. Erd- und Kellergeschoss dienten Wirtschaftsfunktionen. In der ersten Etage befinden sich die oben genannten Haupträume. Die zweite Etage, meist als umlaufender Wehrgang eingerichtet, diente der Verteidigung und gleichzeitig als Speichereinrichtung. Der im Innenhof angebaute, oft aus Holz errichtete doppelgeschossige Kreuzgang verband die einzelnen Einrichtungen der Burg untereinander.

Typischer Amtsburg-Grundriss (Soldau)

Eine Untergruppe der Ordensburgen bilden die so genannten Amtsburgen. Sie hatten lediglich Verwaltungsfunktionen (z. B. als Sitz eines Vogtes oder Pflegers) oder wurden als so genannte Wildhäuser nur zu Verteidigungszwecken in den östlichen Landesteilen errichtet. Der Hauptunterschied zu den größeren Konventsburgen besteht darin, dass es sich hauptsächlich um ein- bis zweiflügelige Bauwerke handelt. Raumaufteilung und -funktionen waren ansonsten mit den Konventsburgen identisch (außer dem Fehlen des Kapitelsaals).

Frühzeit (bis etwa 1270)

In den ersten Jahrzehnten beschränkte sich die Bautätigkeit des Ordens hauptsächlich auf die Errichtung hölzerner Befestigungswerke, die oftmals nur die Fortsetzung schon vorhandener prußischer Burgen waren. In ihrem Grundriss waren sie meist den Naturgegebenheiten angepasst. Einige wenige Ordensburgen (BalgaGraudenz) folgten diesem Prinzip auch nachdem die Holzbauten durch solche aus Feld- und Backstein abgelöst wurden.

Hauptphase (bis etwa 1340)

Nach der endgültigen Festigung der Ordensherrschaft erfolgte ab den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts auf Beschluss der Ordensleitung der Aus- und Neubau von Burgen vorzugsweise aus Backstein. In diesem Jahrzehnt setzten sich offenbar auch die oben beschriebenen Prinzipien der Bauweise durch (Kastellburgen). Hauptmerkmale dieser Periode waren der reichhaltige Einsatz von Dekorationselementen (z. B. Mauermuster aus andersfarbigem Backstein), Auflockerung des Blockcharakters der Ordenshäuser durch elegante Ecktürmchen sowie die Errichtung mächtiger Bergfriede. Paradebeispiele für diese Epoche sind die Burgen StrasburgRehdenGollubMewe und natürlich die Marienburg.

Spätphase (bis 1410)

Die ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandenen Burgen verzichteten weitgehend auf Zierelemente, Bergfried und Türme beim Bau. Übrig blieb der nüchterne Blockcharakter der Grundform. Die Architekturhistoriker sprechen hier gern vom so genannten „Reduktionsstil“. Referenzbauten dieser Phase sind Osterode und Ragnit. Einzig bei den Amtsburgen erlaubten sich die Baumeister eine größere Vielfalt (BäslackLötzenSoldau).

Nach 1410 kam der Burgenbau des Ordens weitgehend zum Erliegen. Lediglich in MarienburgStuhm und Königsberg erfolgte ein weiterer Ausbau der vorhandenen Substanz.

Bischofsburgen

Die hauptsächlich ab etwa 1330 auf den autonomen Territorien der Bischöfe errichteten Bischofs- und Kapitelsburgen folgten in ihrer Gestaltung weitgehend den Bauprinzipien der Ordenshäuser sowohl bei den Konvents- und Bischofsburgen (MarienwerderHeilsberg) als auch bei den Amtsburgen (AllensteinRössel). Unterschiede gibt es organisationsbedingt zumeist bei der inneren Struktur der Gebäude sowie der Gestaltung der Kirchenbauten.

Palästinareise Kaiser Wilhelms II.

Vom 11. Oktober bis 26. November 1898 unternahm der Deutsche Kaiser Wilhelm II. seine Palästinareise, an deren Höhepunkt er die deutsche Erlöserkirche in Jerusalem einweihte.

Im Rahmen seiner Fahrt nach Palästina wurden unter anderen die damals zum Osmanischen Reich gehörenden Städte KonstantinopelHaifaJaffaJerusalem und Beirut besucht. Der Kaiser stützte die Macht des Sultans im labilen Osmanischen Reich seit der Balkankrise, bemühte sich um eine politische Stärkung des Christentums, vor allem der evangelischen Kirche, und ermutigte die deutschen christlichen und jüdischen Siedler, ohne sich politisch für sie einsetzen zu wollen.

Erinnerungspostkarte von 1898.

Historischer Kontext

Wilhelm II. in Paradeuniform

Am Ende des 19. Jahrhunderts, als Wilhelm II. die Kaiserwürde übernahm, befand sich das Deutsche Reich im Umbruch. Es vollzog den Wandel von einem Agrar- zu einem Industriestaat. Dieser ökonomische Strukturwandel brachte soziale Veränderungen mit sich. So verdrängten beispielsweise die neuen Großunternehmer den alten Mittelstand mit seinen kleinen Einzelhandelsgeschäften und gewannen durch ihre große Finanzkraft an politischer Relevanz.

Zudem stieg die Zahl der Industriearbeiter auf das Niveau der Arbeiterzahl in der Land- und Forstwirtschaft. So avancierte das Deutsche Reich zu einer der drei großen Industrienationen (neben den USA und Großbritannien), was ein Bevölkerungswachstum nach sich zog, das wiederum die Urbanisierung förderte und die Zahl der Großstädte von 1871 bis 1910 um 58 Prozent wachsen ließ. Die unter anderem dadurch ausgelösten sozialen Gegensätze, besonders zwischen der Arbeiterschaft und dem Bürgertum, vermochte der Staat nicht ausreichend zu balancieren und förderte, um die innenpolitischen Spannungen zu kompensieren, nach außen den Imperialismus.

Nicht zu unterschätzen für den wirtschaftlichen Aufstieg des Deutschen Reiches ist der Ausbau des Verkehrswesens, vor allem die Erweiterung des Eisenbahnnetzes. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde vom Export getragen. 1891 erreichte der Export von Gütern den Wert von 7,3 Mrd. Mark (ℳ) und stieg bis 1911 auf 17,8 Mrd. ℳ. Die deutschen Kolonien spielten dabei kaum eine Rolle, lagen doch die überseeischen Absatzmärkte vor allem in angelsächsischen Gebieten.

1914 lebten in Palästina ca. 5.000 europäische Christen, wovon die Hälfte aus Deutschland stammte. Eine wirtschaftlich bedeutsame Gruppe war die aus Württemberg stammende Tempelgesellschaft. Die deutschen Siedler hatten sich aus religiösen oder national-jüdischen Motiven in Palästina angesiedelt und standen unter dem Protektorat des Deutschen Reiches. Neben den aus Europa eingewanderten Christen bestand unter den palästinensischen Arabern eine lange christliche Tradition.[1]

Vorgeschichte

In der Geschichte der Hohenzollern war es nicht das erste Mal, dass ein Mitglied der Familie sich nach Palästina begab. Albrecht Achilles (1414–1486) und sein Bruder Johann von Brandenburg (1406–1464) waren 1435 noch als Prinzen im Heiligen Land. Aus religiösen Motiven interessierte sich dann König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) für das Heilige Land und gründete dort 1841 das protestantische Bistum Jerusalem, unterhalten von Evangelischer Kirche in Preußen und Kirche von England, das ungewollt zu Rivalitäten der ansässigen Religionen führte. Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831–1888) bereiste 1869 Jerusalem zur Eröffnungsfeier des Sueskanals. Kaiser Wilhelm I. ließ für den Bau einer Kirche in Jerusalem Gelder sammeln.

Nachdem die evangelische Landeskirche in den älteren Provinzen Preußens, wie die Kirche seit 1875 hieß, auf Betreiben Kaiser Wilhelms II., Inhaber des Kirchenregiments, am 3. November 1886 die Beteiligung am Bistum Jerusalem aufgekündigt und drei Jahre später schließlich ihren Teil des Bistumsvermögens ausbezahlt bekommen hatte, bestätigte der Kaiser 1889 die Gründung des deutschen Jerusalem-Stifts, das das erstattete Vermögen als Stiftungskapital erhielt.[2] Der Zweck dieser Stiftung war der Erhalt sowie die Schaffung evangelisch kirchlicher Einrichtungen und Anstalten in Jerusalem. Die Tatsache der deutschen Besiedlung und die traditionelle Beziehung der Hohenzollern zum Heiligen Land wird den Ausschlag zu seiner Reise gegeben haben. Das erklärte Ziel war die Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem. Auch wollte er als Pilger ins Heilige Land reisen wie einst sein Vater und dem Wunsch seines von ihm sehr verehrten Großvaters nachkommen, eine evangelische Kirche in Jerusalem einzurichten.

Sultan Abdülhamid II.

Anlässlich der Reise plante die osmanische Seite, eine Bresche in die Stadtmauer von Jerusalem zu schlagen, da man mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen rechnete. Ein Mauerstück direkt am Jaffator sollte für Wilhelms II. feierlichen Einzug durchbrochen werden. Als das deutsche Konsulat in Jerusalem Wilhelm II. von diesem Plan berichtete, notierte er dazu: „das soll inhibiert werden, ich hoffe nicht, daß eine solche Barbarei wirklich gemacht wird.“[3][4]:51 Da die Osmanen dennoch den Mauerdurchbruch vornahmen, wird oft behauptet, der Kaiser habe das angeordnet.

Politische Relevanz erhielt die Palästinareise durch den Besuch des Kaisers beim „roten Sultan“ Abdülhamid II. (so genannt wegen des Massakers an den Armeniern in Konstantinopel), um die guten Beziehungen der beiden Länder zu bestätigen. Die französische Presse behauptete, der Kaiser wolle mit seinem Protektorat die französische Tradition des Schutzes der Katholiken sowie deren Institutionen im Orient ohne Unterscheidung der Nationalitäten beseitigen. Am 17. Oktober 1898 behauptete die Zeitung Le Matin, dass der Kaiser in Haifa eine Flottenbasis errichten wolle und dies der hauptsächliche Zweck der Reise sei. Doch wie Bemerkungen des Kaisers zu entnehmen ist, wusste dieser erst kurze Zeit vor seiner Ankunft, wo Haifa überhaupt lag. „Haifa, wo ist denn das?“ (zit. nach ebd., S. 58) Ursprünglich sollte der Kaiser nämlich in Jaffa anlegen, doch aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit wurde empfohlen, in Haifa zu landen, womit der Kaiser auch einverstanden war. Hintergrund dieser Empfehlung ist die Einschiffung von Kaiser Franz Joseph anlässlich seiner Nahostreise von 1869, bei der das Schiff fast gekentert wäre.

Verlauf

Konstantinopel um 1876

Im Frühjahr wurde die Reise des Kaiserpaares vorbereitet. Unter anderem reiste eine Delegation nach Palästina, um die geplante Route zu kontrollieren. Am 11. Oktober begann die Reise. Kaiser und Kaiserin mit Gefolge machten sich zunächst auf den Weg nach Konstantinopel. Viele Pilger sowie zweihundert offizielle Gäste schlossen sich ihnen an. Während das offizielle Gefolge zusammen mit dem Kaiserpaar den Weg über Konstantinopel nahmen, reisten die Pilger direkt nach Palästina.

Begrüßungen

Der Empfang, der dem Kaiser und der Kaiserin in Konstantinopel, Palästina sowie Syrien bereitet wurde, war von einer sehr positiven Haltung geprägt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Konstantinopel reisten sie mit dem Gefolge weiter nach Palästina.

Wilhelm II. geht am 25. Oktober 1898 in Haifa an Land

Am 25. Oktober kam der Kaiser und Kaiserin mit der Jacht Hohenzollern in Haifa an. Es war das erste Mal seit 670 Jahren, wenn man die Reise des österreichischen Kaiser Franz Joseph kurz zuvor nicht mitzählt, dass ein Kaiser deutscher Nation das Heilige Land betrat. Der Staufer Friedrich II. (1194–1250), der einen Kreuzzug ins Heilige Land unternommen hatte, war der Letzte, der 1228 in Akko landete. Vom Berg Karmel schaute Wilhelm II. samt seinem Gefolge auf Haifa mit seiner dort ansässigen deutschen Kolonie hinab. An dieser Stelle wurde später ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal erbaut und der Platz davor Kaiser-Wilhelm-Platz genannt. Britische Soldaten demontierten 1918 das Denkmal, jedoch wurde es 1982 im Beisein von Prinz Louis Ferdinand von Preußen und Alex Carmels wieder errichtet.

Inschrift an einem Haus der Tempelgesellschaft in Haifa

Am 26. Oktober traf der Kaiser feierlich im deutschen Konsulat Haifa ein. Das Oberhaupt der deutschen Kolonie, der Lehrer Friedrich Lange (1840–1923), und der Vizekonsul Fritz Keller (1833–1913) begrüßten ihn und die Kaiserin im Namen der Templer. Lange drückte seinen Dank dafür aus, dass die Kolonie unter dem deutschen Protektorat stehe und finanzielle Unterstützung erhielt, und sprach die Hoffnung aus, auch in Zukunft unterstützt zu werden, was der Kaiser freudig bejahte.

Als Vertreter der in Tabgha am Tiberias-See ansässigen Katholiken und Protestanten sprach der Pastor Herman Baumeister (1867–1898) ein paar Worte. Daraufhin gab der Kaiser dem Pastor zu verstehen, dass er den „Katholischen Unterthanen“ überall Schutz gewähre.[1] Im Anschluss an die Begrüßungsfeier im Garten des deutschen Konsulats besuchte man das katholische Hospiz der barmherzigen Schwestern vom heiligen Borromäus sowie die evangelische Schule, die sich ebenfalls in Haifa befand. Nach den Besuchen in Haifa ging die Reise weiter nach Jaffa. Unterwegs wurden Atlit und Tantura besichtigt, und man übernachtete kurz vor Caesarea Maritima in einem Zeltlager bei Burdsch-el-Khail (heute Burdsch Binjamina).

Am Morgen des 27. Oktobers wurde die Reise fortgesetzt. Der zur Tempelgesellschaft gehörige Georg Sus (1853–1932) führte den kaiserlichen Hofzug auf der neu errichteten Straße nach Jaffa. Der Kaiser passierte Kakun (Qaqun) und Kafr Saba (das heutige Kfar Saba) sowie die landwirtschaftliche Templerkolonie Sarona, die nördlich von Jaffa lag, im heutigen Regierungsviertel von Tel-Aviv. In Sarona wurde der Kaiser herzlich empfangen. Der deutsche Konsul in Jaffa Edmund Schmidt (1855–1916) empfing den Kaiser und begrüßte ihn freundlich im Auftrag der gesamten Kolonie. Der Kaiser wies auf die Hoffnung hin, dass seine freundschaftliche Politik gegenüber dem Osmanischen Reich dazu dienen werde, dass die deutschen Siedlungen (zu der Zeit die Kolonien in Haifa, in Jaffa, in Rephaim bei Jerusalem, Sarona und das Landgut Bir Salem[5]) sich in der dortigen Region gut entwickeln könnten.

Die Auerbach-Straße (רחוב אוארבךRechov Auerbach) mit Ustinows ehemaligem Hôtel du Parc (links, jetzt Beith Immanuelבית עמנואל) und Hardeggs ehemaligem Hotel Jerusalem (rechts).

Von der Kolonie in Sarona ging die Reise weiter nach Jaffa, wo ihr Reisebüro Thomas Cook and Son Kaiser und Kaiserin und ihre Entourage im Hôtel du Parc des evangelischen, württembergischen Freiherrn Plato von Ustinow (russisch Платон Григорьевич Устинов, 1840–1918; Großvater Peter Ustinovs) untergebracht hatte.[6] Das weitere Gefolge gastierte im Hotel Jerusalem (seinerzeit Seestraße 6, jetzt Rechov Auerbachרחוב אוארבך) des Templers Ernst Hardegg.[7] Auf diese Weise hielt Wilhelm II., summus episcopus der Evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen Preußens, bei seinem Besuch die Balance zwischen Templern und Evangelischen.

Die ursprünglich für den 28. Oktober geplante Grundsteinlegung für die evangelische Immanuelkirche, zu der Wilhelm II. als summus episcopus der altpreußischen Landeskirche und Auguste Victoria als Schirmherrin des Evangelischen Kirchenbauvereins erwartet wurden, musste abgesagt werden, weil nach einer Intrige von Templern aus Jaffa und Sarona bei der Hohen Pforte der Firman mit der Baugenehmigung nicht rechtzeitig eingetroffen war.[8]

Aber Christian Matthäus Jung (1843–1909; Bürgermeister Saronas), Friedrich Konrad Jakob Klenk (* 1832; Tempelvorsteher Jaffas), Friedrich Lange (1840–1923; Tempelvorsteher Haifas), Theodor Sandel (Bürgermeister Rephaims) und Christian Hoffmann II. als Vorsitzender der Tempelgesellschaft besuchten an diesem Tag den Kaiser. Man überbrachte ein Memorandum, in dem die Ansiedlung der Templer in Palästina beschrieben wurde, sowie ein mit Zeichnungen versehenes Album des deutschen Orientmalers Gustav Bauernfeind (1848–1904). Der Kaiser drückte den Kolonisten gegenüber seinen Wunsch aus, sie sollten „zum Wohle der Bewohner dieses Landes mit Ausdauer und Erfolg mit ihrer wichtigen Aufgabe fortfahren“[9] Nun verließ der kaiserliche Hofzug Jaffa in Richtung Jerusalem. Auf dem Weg, bei der jüdischen Ackerbauschule Mikwe Israel, traf der Kaiser mit Theodor Herzl zusammen. Über die Zukunft der Juden in Palästina sagte er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

Strafpredigt vor Geistlichen

Betlehem um 1894

Der Kaiser reiste nun zu Pferd und gelangte über Ramle und Latrun nach Bab el Wad. Am Morgen des 29. Oktobers verlief die Reiseroute über Abu Gosch nach Jerusalem. Das Kaiserpaar ritt auf Schimmeln in weißen Sonnenmänteln dem Tross vorweg in die Stadt ein. Der Aufenthalt in Jerusalem dauerte eine Woche. Örtlicher Gastgeber und Vertreter des Sultans waren der Mutasarrıf von JerusalemTevfik Hamdi (1856–1956), und seine Frau, Emine Naciye Tevfik (1875–1960), eine Malerin, die auch den Besuch des Kaisers in Jerusalem im Bild festhielt. Das Gemälde (140 × 220 cm) ist im Besitz des türkischen Marinemuseums (Deniz Müzesi) in Beşiktaş[10] und entstand nach einer fotografischen Vorlage.

Dass der Kaiser von Jerusalem enttäuscht war, wurde aus einer Rede deutlich, die er in Betlehem auf einer Terrasse vor der 1893 eingeweihten evangelischen Weihnachtskirche hielt. Das Publikum der Rede bestand aus christlichen Geistlichen aus Palästina, Kleinasien und Ägypten sowie mitreisenden Vertretern der lutherischen Norwegischen und der Schwedischen Kirche, schweizerischer und deutscher Landeskirchen (Friedrich Wilhelm Barkhausen, Präsident des altpreußischen Ev. Oberkirchenrats (EOK)Georg Behrmann, Senior der hamburgischen LandeskircheFriedrich Braunwürttembergischer OKRTheodor Valentiner), Generalsuperintendenten altpreußischer Kirchenprovinzen (z. B. Ernst Dryander), sowie Vertreter protestantischer Kirchen in ItalienUngarn, den Niederlanden und den USA.[11] Der Kaiser kritisierte die Verstimmungen, die zwischen den Christen herrschten und so weit führten, dass türkische Soldaten sogar in den Kirchen intervenieren müssten, um Ausschreitungen zwischen den Christen zu verhindern.

Des Weiteren bemängelte er die Uneinigkeit der Protestanten. Dies sei ein schlechtes Auftreten vor der moslemischen Bevölkerung und gebe ein unwürdiges Bild des Christentums wieder. Die Absicht Deutschlands müsse darin liegen, den Mohammedanern zu zeigen, wie die christliche Religion Liebe sei. Dies solle durch Erziehungs- und Wohlfahrtseinrichtungen sowie durch die Kultur des Christentums bewirkt werden und nicht durch erlahmende Reden. Der verarmten regionalen Bevölkerung fehle es an diesen genannten Dingen, und darüber führe der Weg, „ihre Achtung und Liebe zum Christentum zu wecken“.[12]

Rhetorische Ermutigung der Templer

Jerusalem um 1900

Als er aus Betlehem wieder nach Jerusalem zurückkehrte, ging der Kaiser zur dortigen Templerkolonie Rephaim und fand für sie bestärkendere Worte als zuvor für die geistliche Hörerschaft vor der Weihnachtskirche in Betlehem. Er sagte, dass es ihn freue,

„daß Ihr verstanden habt, durch Euer persönliches Leben Eueren Nachbarn ein gutes Beispiel zu geben, und daß Ihr gezeigt habt, wie man es machen muß, um in diesen Ländern dem deutschen Namen Achtung zu verschaffen. Ihr habt … Euch einen guten Ruf erworben hier und auch im Auslande und habt gezeigt, wie man es angreifen muß, öde Felder wieder fruchtbar zu machen … Ich hoffe, daß, wie augenblicklich, so auch in Zukunft die freundschaftlichen Beziehungen zum osmanischen Reiche, und insbesondere die Freundschaft zu Seiner Majestät dem Sultan und Mir, dazu dienen werden, Eure Aufgaben zu erleichtern. Wenn irgendeiner von Euch Meines Schutzes bedarf, so bin Ich da … und erfreulicher Weise ist das Deutsche Reich ja imstande, seinen Angehörigen im Auslande nachhaltigen Schutz zu gewähren.“[12]

Diese positiven Worte des Kaisers zeigen, dass er großes Interesse am guten Gedeihen der Kolonien in Palästina hatte. Die Anrede der Siedler in der zweiten Person erweckt den Eindruck der besonderen Nähe. Auch lobt er ihre Arbeit, weil „… Ihr gezeigt habt, wie man es machen muß, um in diesen Ländern dem deutschen Namen Achtung zu verschaffen“.[12] Dieser Satz könnte eine Anspielung auf die zuvor gehaltene Rede in Betlehem sein.

Freudig gestärkt durch des Kaisers Worte wurde am darauffolgenden Tage die Nachtruhe durch den Gesang deutscher Siedler gestört. Sie sangen die deutsche Nationalhymne. Doch Robert Bosse (preußischer Kultusminister sowie Mitglied des kaiserlichen Gefolges) meinte, man solle den Siedlern nicht zu viele Hoffnungen machen. Bosse war bewusst, dass Wilhelm II. keine „konkreten Schritte“[12] einleiten würde, die die Beziehungen zum Sultan Abdülhamid II. gefährdeten, auch wenn der Kaiser versuchte, die Stellung der deutschen Siedler in Palästina zu stärken.

Einweihung der Erlöserkirche

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Wilhelm II. und Auguste Viktoria vor der Erlöserkirche

Die Leitung des Baus der Erlöserkirche von 1893 bis 1898 hatte Paul Ferdinand Groth (1859–1955) inne. Der Wunsch des Kaisers war es, dass eine Urkunde zusammen mit drei Fünfmarkstücken, die Bildnisse vom Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. zeigten, sowie den 95 Thesen Luthers in ein kupfernes Kästchen gelegt und mit einer Steinplatte verschlossen werden sollten. Das Gebiet, auf dem die Kirche errichtet wurde, hatte der Kaiser dem katholischen „Deutschen Verein vom Heiligen Lande“ übergeben, der selbst schon längere Zeit versucht hatte, es zu kaufen. Doch war das Terrain auch den Muslimen heilig, und so bemühte sich der Verein vergeblich. Erst als der Kaiser persönlich intervenierte, kaufte der Sultan selbst das Gebiet für 100.000 ℳ, die Wilhelm II. aufbrachte.

Am 31. Oktober erfolgte als Hauptziel der Reise die Einweihung der Erlöserkirche vor Besuchern aus der ganzen Welt. Die Besuche, die der Kaiser im Jordanland geplant hatte, sagte er aufgrund der Hitze sowie der staubigen Straßen ab; außerdem auch wegen Nachrichten, die ihn aus Berlin erreichten, wie es in der öffentlichen Bekanntmachung hieß. In seinen letzten Tagen in Jerusalem traf er die wichtigsten Vertreter aller dort ansässigen Religionen wie auch der staatlichen Einrichtungen. Des Weiteren besuchte er Pastor Johann Ludwig Schnellers Syrisches Waisenhaus, die Kaiserswerther Mädchenschule „Talitha Kumi“ sowie das deutsche Diakonissen-Krankenhaus Jerusalem und das katholische Hospiz am Jaffator.

Absage an den Zionismus

Theodor Herzl (1904)

Eine zionistische Delegation traf am 2. November unter der Leitung Theodor Herzls im Zeltlager des Kaisers ein. Wilhelm II. teilte ihnen mit, dass alle diejenigen Bestrebungen auf sein wohlwollendes Interesse zählen könnten, welche auf eine Hebung der Landwirtschaft in Palästina zur Förderung der Wohlfahrt des türkischen Reiches unter voller Beachtung der Landeshoheit des Sultans abzielten.

Herzl hatte gehofft, mit Hilfe des Kaisers den Weg zum Judenstaat in Palästina bahnen zu können. Sogar der Onkel des Kaisers, Friedrich I. von Baden, hatte Herzl telegrafisch zum Erfolg beglückwünscht. Doch in der letzten Zeile stellte Wilhelm II. die Landeshoheit des Sultans heraus. Dem Kaiser waren die guten Beziehungen zum türkischen Sultan offenbar wichtiger als die deutschen Siedler und möglicherweise die Hoffnung, linksorientierte Juden in Deutschland loszuwerden. Mochte der Kaiser anfangs mit dem Gedanken gespielt haben, in Palästina den Zionisten zu helfen, hat er ihn während der Orientfahrt wieder abgelegt, vielleicht beim Besuch des Sultans.[13]

Besuch von Damaskus und triumphale Rückkehr

Ein Abschiedsgottesdienst für den Kaiser fand am 3. November in der Erlöserkirche statt. Am nächsten Tag reiste der Hof mit der Eisenbahn nach Jaffa zurück, von wo es mit dem Schiff weiter nach Beirut ging. Von dort aus besichtigte er bei einem Besuch von Damaskus das Grab Saladins, welches nicht mehr in dem Bewusstsein der Einheimischen war und erst mühsam gesucht werden musste. Hier hielt Wilhelm vor einer großen Menschenmenge eine Ansprache, in der er sich auf die Freundschaft zwischen Harun al-Rashid und Karl dem Großen berief, indem er erklärte, der deutsche Kaiser werde zu allen Zeiten der Freund aller Mohammedaner sein (“Möge der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, die auf der Erde zerstreut leben, dessen versichert sein, daß zu allen Zeiten der deutsche Kaiser ihr Freund sein wird”[14]). Diese Damaskusrede wurde vom Sultan mit großer Dankbarkeit aufgenommen, während sie in Europa Verwunderung und Misstrauen hervorrief.[14] Am 26. November kehrte der Kaiser nach Berlin zurück.

Noch politisch wurde es allerdings bei der triumphalen Heimkehr:

„Seine Schwester Charlotte konnte ihren Augen und Ohren nicht trauen, als sie von seiner Absicht erfuhr, festlich in Berlin Einzug zu halten, als hätte er einen Krieg gewonnen.“[15]

Volkstümliche Werke, Kinderbücher sowie eine Prachtausgabe verbreiteten den Mythos der kaiserlichen Wallfahrt als wahr gewordenes Märchen. Auch in seiner darauffolgenden Rede versuchte er die Orientreise zu nutzen, indem er vor dem Brandenburgischen Provinziallandtag sein erhebendes Gefühl schilderte, welches ihn auf dem Ölberg ergriffen habe, wo der Erlöser den Kampf aller Kämpfe für die Menschheit focht. Schließlich merkte Wilhelm noch an, wie schön es doch in der deutschen Heimat sei und dass es die Aufgabe aller sein müsse, die Einheit zu bewahren.

„Deswegen wollen wir trachten, dass wir Germanen wenigstens zusammenhalten, wie ein fester Block.“[16]

Den kritischen Stimmen gab Frank Wedekind im „Palästinaheft“ des Simplicissimus mit dem Gedicht Im Heiligen Land Ausdruck, in dem er die religiöse Symbolik der Reise ironisierte:

„Mit Stolz erfüllst du Millionen Christen;
wie wird von nun an Golgatha sich brüsten,
das einst vernahm das letzte Wort vom Kreuz
und heute nun das erste deinerseits.“[17]

Fazit

Datei:PikiWiki Israel 6761 kaiser wilhelm obelisk.jpg
Obelisk in Haifa

Der Geschäftsträger der Botschaft in Konstantinopel überprüfte die Ergebnisse der Reise. Kopien dieses Berichts wurden auf Anweisung des Kaisers an alle ausländischen Botschaften versandt, was Alex Carmel als Zustimmung des Kaisers auffasst. Als Begünstigte der Reise wurden die deutschen Siedler herausgestellt, die vor allem von den extra für den Besuch des Kaisers ausgebauten Straßen und Brücken etc. profitierten. Das Leitmotiv, das für die Reise angegeben wurde, war ihre Religiosität, und ihr größter Erfolg sei die Begeisterung für die Deutschen, die sie ausgelöst habe. Robert Bosse bemerkte, dass einige Mitreisende meinten, das Deutsche Reich werde nun auch in Palästina „festen Fuß fassen“. Allerdings zeigte die Reise,

„wie vorsichtig unser Kaiser in dieser Beziehung alles vermieden habe, was übertriebenen politischen Hoffnungen oder auch dem Misstrauen anderer Nationen zum Anhalt hätte dienen können. Die auswärtige Politik des Deutschen Reiches bewegt sich auch heute noch – Gott sei Dank – auf dem von den Fürsten Bismarck vorgezeichneten Bahnen. Sie ist namentlich in der orientalischen Frage ausgesprochene Friedenspolitik.“[4]:169

Deutsche Territorien oder Zentren zu gewinnen, wie in China, habe das Deutsche Reich in Palästina nicht vor, sondern er freue sich über die friedliche Arbeit der dortigen deutschen Siedler. „Obwohl Preußen und das Deutsche Reich im allgemeinen Kolonisationspläne ihrer Untertanen im Osmanischen Reich mit größter Vorsicht und Zurückhaltung zu behandeln pflegten,“[18] war das Verhältnis des Kaisers zu den deutschen Siedlern in Palästina ihnen gegenüber wohlwollend, jedoch seine Unterstützung in Anbetracht der Beziehungen zum Osmanischen Reich zurückhaltend. Die Hoffnung der Templer, dass der Kaiser sich vor allem politisch für die Kolonien einsetze, wurde also nicht erfüllt.[19] Die Träume der deutschen Kolonisten in Palästina zerplatzten wohl endgültig, als ihnen der Kaiser im Fall Fritz Unger (1876–1910) nicht zur Hilfe eilte, obwohl er ihnen auf seiner Orientreise mehrmals seinen Schutz zugesichert hatte. Der Siedler Unger wurde von wütenden Arabern in Anwesenheit des deutschen Vizekonsuls und Vertreter türkischer Behörden erschlagen, da in der vorherigen Nacht ein Dieb, der aus ihrem Dorf stammte, im Weinberg erschossen worden war.

Das politische Interesse des Deutschen Reiches an Palästina erlahmte, als den Franzosen offiziell das Heilige Land überlassen wurde, weil die deutsche Hauptstadt die Zone entlang der Bagdadbahn beanspruchte, als Deutschland, Frankreich, England und Russland das Osmanische Reich in Interessensphären einteilten.

Mit Ausnahme des Besuches bei Sultan Abdülhamid II. war die Reise eher unpolitisch und hatte den Charakter einer Pilgerfahrt im Geiste der Ahnen. Ein Interesse hatte der Kaiser gewiss auch an den deutschen Siedlungen, zumindest in kultureller Hinsicht, weniger in politischer. Wie der gesamte Verlauf zeigt, überwogen die religiösen Motive.

Der Kaiser geht durch einen von der jüdischen Gemeinde Jerusalems errichteten Bogen.

Fotomontage von Herzls kurzem Treffen mit dem Kaiser außerhalb von Mikwe Israel.

Neutempler-Orden ‘ONT’

Ordo Novi Templi (kurz ONT)
Neutempler-Orden
Theozoologie
Ario-Christentum
Ariosophie

Die Templer, die Tempelherren, die Tempelritter ein geistlicher Ritterorden der Vater von S.M.O.M. . Souveräner Militär und Hospitalorden Malteser-Ritterorden. S.M.O.M. , der Gründer der Schweiz und der Schweizer Banken. Das alte Ägypten importierte schwarze Sklaven aus dem heutigen Sudan (Nubien). Die Ptolemäer verboten den Sklavenexport. Die Griechen beschafften sich Sklaven vor allem aus Thrakien, Kleinasien (hier vor allem aus Phrygien und Karien), Syrien und Armenien; die Römer später vor allem aus Griechenland, anderen Regionen des Balkans und aus Gallien. Der Sklavenhandel war geregelt; schon aus Ägypten sind Kaufverträge überliefert, ebenso bei Platon Regeln, wann ein Sklavenkauf rückgängig gemacht werden konnte. Römische Sklavenhändler mussten Krankheiten und etwaige Verfehlungen eines zum Verkauf stehenden Sklaven angeben. Ob die Preise für Sklaven hoch oder niedrig waren, ist in der Forschung umstritten, da sie je nach Region, Zeit, Qualifikation sowie Angebot und Nachfrage variierten. Für manche Zeiten und Orte liegen Schätzungen der Marktpreise vor. Sklavenhandel war in der Antike ein Wirtschaftsfaktor. Das alte Ägypten, die Pharaonen ihre Lebensweisen und Religionen, die Vorlage des Christentums. Ein Beispiel: Die Vorfahren der Ägypter, die Sumerer, nannten Adam, von Adam und Eva, Adamu. Das Christentum kopierte einfach alles oder nannte es einfach um. Also auch das Sklaventum war eine Vorlage für sie. Länder ohne Kolonien, sowie die Schweiz, die in der Sklaverei verwickelt waren. Schweizer Banken und Versicherungen trugen dazu bei, diesen Menschenhandel zu finanzieren, Risiken abzusichern und Profite zu maximieren. Christentum zum Teil Erfinder des Europäischen Rassismus und der Sklaverei. Zumindest wurde der Rassismus und die Sklaverei und deren Handel und Sklavensschiffe finanziert durch Schweizer Banken. Der ONT, Ordo Novi Templi, der Neutempler-Orden, die Verbindung zum Templerorden und zu S.M.O.M. . Grund warum Tausende Nazi’s, die dem ONT und oder der S.M.O.M. gehörig waren, über OPERATION ADLERFLUG, O.D.E.S.S.A. und der HIAG, Hilfe bekamen. Nazi’s die der Vatikan half zu fliehen über ihre Rattenlinien. Jörg Lanz von Liebenfels, der „Mann, der Hitler seine Ideen gab“, der Vater des deutschen Nationalsozialismus! Die Tempelritter, der Malteser-Ritterorden S.M.O.M. , der ONT, die wahren Nazi’s unter uns !

„Der goldene Grund als Symbol der Ewigkeit, die Lilien als Symbol der (Rassen-) Reinheit und das rote Hakenkreuz als Symbol des aufsteigenden Arioheroischen“.
Die militärische Struktur des Zisterzienserordens diente als Vorlage für den Neutemplerorden – die Lilien des Ordenswappens finden sich auch im Wappen des ONT.
Der Aufbau des ONT war der katholischen Militärorganisation Tempelherrenritter entsprechend organisiert.

Der Neutempler-Orden oder lateinisch Ordo Novi Templi (kurz ONT) war eine völkisch-religiöse Organisation. Sie wurde 1900 von Jörg Lanz von Liebenfels in Wien gegründet.[2] Lanz nutzte diesen Orden, um seine Ideen, die er zunächst als „Theozoologie“ oder „Ario-Christentum“ und ab 1915 als „Ariosophie“ bezeichnete, zu verbreiten. Der Orden verband esoterische Frömmigkeit mit damals modernen Begriffen der Rassenkunde und der Eugenik.

Ausrichtung und Zielsetzung

Ziel von Lanz war es mit dem Neutempler-Orden den Rassenkampf zwischen angeblich höherrassigen „Herrenmenschen“ und minderrassige „Tiermenschen“[3] zu fördern und mit Gewalt „bis aufs Kastrationsmesser“ (Lanz) durchzusetzen.[4] Lanz’ Ideen sollten es der Oberschicht und imperialistischen Gruppen erlauben „jede Ausbeutung“ zu rechtfertigen.[5] Konkret sollte „die Versklavung“ der Bevölkerung wieder eingeführt werden und diese Herrschaft durch „die Entmannung“ von Andersdenkenden durchgesetzt werden. Frauen sollten als „Sklavinnen“[6] und „Zuchtmütter“[7] dienen.

Aktivitäten der Neutempler-Organisation

Die Aufgaben der Mitglieder der Neutempler-Organisation waren:[8]

  1. Erstellung von Stammbäumen.
  2. Vetternwirtschaft in Form von Pflege von Seilschaften (Korruption) aus dem Netzwerk der Neutempler.
  3. Heiratsvermittlung.
  4. Anwerbung neuer Mitglieder – entweder für höhere Aufgaben (Freimaurer oder Angehörige anderer Geheimbünde) oder als Auftragsarbeiter („Menschen mit unfeinen Umgangsformen“).
  5. Gründung neuer Versammlungsorte.
  6. Gründung von Kinderheimen und Aufbau von Dorfgemeinschaften zur Selbstversorgung – etwa als Versteck.
  7. Leitung der Überseekolonien.
  8. Pflegen einer fleischarmen oder vegetarischen Ernährung.
  9. Einrichtung von Urnenfriedhöfen zum Kultivieren eines Totenkults nach einer Feuerbestattung.
Adolf Lanz in seiner Kutte (vor 1907).

Geschichte

Entstehung

Der rechtsextreme Antisemit Nivard Schlögl hat Adolf Lanz ausgebildet und radikalisiert.

Lanz war kurz zuvor aus dem Zisterzienser-Orden ausgetreten und knüpfte bei der Namensgebung seines eigenen Ordens an den mittelalterlichen Templerorden an. Sein Interesse an den Templern wurde durch das zeitgenössisch populäre Motiv der Gralsritter in der neuromantischen Musik und Literatur von Richard WagnerErwin Guido Kolbenheyer und Friedrich Lienhard geweckt. Zudem waren die Templer eng mit den Zisterziensern verbunden; Bernhard von Clairvaux, der Begründer des Zisterzienserordens, hatte auch die Ordensregeln der Templer verfasst und lobte diese später für ihren Einsatz bei den Kreuzzügen.

Krukenkreuz auf der Brust der ONT-Mitglieder – in Anlehnung an den Zisterzienserorden.

Um die Zeit seiner Ordensgründung herum entwickelte sich Lanz zu einem entschiedenen Rassisten, der in den Ariern die höchststehende Rasse sah, die sich seit Urzeiten in einem Abwehrkampf gegen niedere Rassen befinde.[9] Vor diesem Hintergrund entwarf er die Vorstellung, dass die Templer das Ziel gehabt hätten, im gesamten Mittelmeerraum ein arisches Großreich zu errichten. Die Verfolgung der Templer ab 1312 interpretierte er als einen Triumph rassisch Minderwertiger, deren Ziel es sei, die Herrschaft und Reinerhaltung der arischen Rasse zu untergraben. Zudem war er davon überzeugt, dass die katholische Kirche seit dieser Zeit die wahre christliche Lehre, als deren Kern er eben seine Vorstellungen eines Rassenkampfes betrachtete, unterdrückte. Seinen eigenen Orden sah er daher als einen Neubeginn des über Jahrhunderte hin unterbrochenen Kreuzzugs gegen niedere Rassen.[10]

1907 erwarb Lanz die kleine Burgruine Werfenstein bei Grein in Oberösterreich als Priorat des Ordens. Im selben Jahr publizierte er ein Programm des Ordens, in welchem er ihn als Vereinigung von Ariern beschrieb, deren Ziele darin bestünden, das Rassenbewusstsein durch genealogische und heraldische Forschung, durch Schönheitswettbewerbe und durch die Gründung rassisch vorbildlicher Staaten in unterentwickelten Regionen der Welt zu fördern. Für den Orden entwickelte er eine eigene Liturgie und Zeremonien. In den Ordensregeln wurde festgelegt, dass nur blonde und blauäugige Männer beitreten durften, die zudem weiteren Kriterien des Ariertums genügen mussten, welche Lanz in seiner Schriftenreihe Ostara dargelegt hatte. Innerhalb des Ordens wurde eine Hierarchie eingerichtet, die sich nach der (vermeintlichen) rassischen Reinheit richtete. Am Weihnachtstag 1907 hisste Lanz auf dem Turm seiner Ordensburg zwei Flaggen: eine mit dem Wappen derer von Liebenfels, einem vermutlich um 1790 ausgestorbenen Adelsgeschlecht, als dessen Nachkomme er sich ausgab, und eine mit einer rechtsgewinkelten Swastika (Hakenkreuz), einem damals in der völkischen Bewegung beliebten Symbol.[11]

Ab 1908 wurden auf Werfenstein öffentlichkeitswirksame Feste veranstaltet. Etliche hundert Gäste reisten auf der Donau, an der die Burg liegt, mit dem Dampfschiff an und wurden mit Kanonenschüssen empfangen, um anschließend im Burghof ausgiebig zu feiern. Dies fand große Resonanz in der nationalen Presse und förderte das Interesse an Lanz’ Publikationen.[12]

Lanz arbeitete weiter an den Zeremonien und verfasste andächtige Gesänge und Verse. Die Burg ließ er u. a. mit weihevollen Darstellungen Hugo von Payns’, des ersten Großmeisters der Templer, und mit Darstellungen der „Äfflinge“, die in seiner Theozoologie als die Herkunft der niederen Rassen galten, dekorieren. 1915 und 1916 erschien in zwei Teilen ein Neutempler-Brevier, das Lanz mit anderen Ordensbrüdern verfasst hatte. Es enthielt Psalmen und Lobgesänge, die an die christliche Tradition anknüpften, aber Christus anflehten, die arische Rasse zu erlösen und die niederen Rassen auszulöschen.[13]

Aufstieg

Bis 1914 beschränkten sich die Aktivitäten auf Wien und Werfenstein, und der Orden hatte nur etwa 50 Mitglieder. Nach dem Krieg begann er jedoch zu expandieren, und es wurden etliche Stützpunkte in Deutschland und in Ungarn, wo Lanz sich seit 1918 aufhielt, eingerichtet. Der maßgebliche Organisator dieser Renaissance des Ordens war zunächst Detlef Schmude.[14] Er hatte schon 1914 ein zweites Priorat in Hollenberg bei Kornelimünster (heute Ortsteil von Aachen) gegründet und übernahm bald nach seiner Rückkehr von der Front de facto die Rolle des emigrierten Lanz. Sein Priorat von Hollenberg blieb allerdings ein Provisorium, für das nie ein passendes Gebäude gefunden wurde und das er 1926 auflöste. Inzwischen gab es jedoch zwei neue Priorate: eines in der Wallanlage Wickeloh in der Gemeinde Groß Oesingen nahe dem niedersächsischen Uelzen und das Priorat Marienkamp, das Lanz selbst gegründet hatte und das ab 1926 seinen offiziellen Sitz in einer Kirchenruine aus dem 13. Jahrhundert in Balatoncsicsó am Nordufer des ungarischen Balaton hatte.[15][16]

Burg Werfenstein an der Donau (2010)

In finanzieller Hinsicht verdankte der Orden sein Überleben in der Nachkriegszeit dem Wiener Industriellen Johann Walthari Wölfl. Dieser war ein begeisterter Leser der Ostara und bot Lanz beträchtliche Geldmittel unter der Bedingung an, dass man ihm das Priorat Werfenstein anvertrauen würde. Er erhielt dieses Amt und ermöglichte anschließend durch seine Zuwendungen ein Aufblühen der österreichischen Sektion des Ordens. Wölfl trug neben Lanz wesentlich zur weiteren Ausgestaltung der Liturgie des Ordens bei.[17]

Ruine Dietfurt (2005)

In den 1920er Jahren gab es eine Initiative, die von Angehörigen des Hollenberg-Priorats ausging und sich zum Ziel setzte, ein Priorat in Norddeutschland zu errichten.[18] 1926 erwarben einige Ordensbrüder alte Erdwälle in der Nähe des Ostseebades Prerow, die als Hertesburg bekannt waren. Man errichtete dort eine Holzkirche und weihte diese 1927 als Hertesburg-Presbyterium ein. Dieses fungierte als ein Zentrum der Ordensaktivitäten, bis das Gelände 1935 dem Darß-Nationalpark zugeschlagen wurde. Ebenfalls 1927 wurde die Ruine Dietfurt im Weiler Dietfurt, nahe dem hohenzollernschen Sigmaringen, als Priorat eingeweiht.[19]

1932 gründete Wölfl in Wien den Lumenklub, der personell eng mit dem ONT verflochten war und dessen Ideologie einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen sollte. Der Klub diente auch als Zentrum zur Anwerbung von Mitgliedern für die ab 1933 in Österreich verbotene NSDAP. Im Zusammenhang mit dem Lumenklub stand auch die Ostara-Rundschau, die Wölfl ab 1931 herausgab und die der internationalen Kooperation radikal-rechter Gruppen dienen sollte.[20]

Seinen Höhepunkt erreichte der Orden um 1930 mit etwa 300 bis 400 Mitgliedern. Gegen Ende der 1930er Jahre wurde er wie alle anderen religiösen „Sekten“ in der Zeit des Nationalsozialismus aufgelöst.[21]

Nachwirkung

1942 gründete Lanz in dem ehemaligen Ordenspriorat Petena bei Waging am SeeOberbayern, mit seinem früheren Ordensbruder Georg Hauerstein den Vitalis-Neutemplerorden. Dieser akzeptierte auch weibliche Mitglieder und war bis 1973 aktiv. Nicholas Goodrick-Clarke sieht die Bedeutung des ONT „mehr in dem, was er ausgedrückt, als in dem, was er erreicht hat. Er kann als Symptom diffuser Unzufriedenheit genommen werden, dessen eigene Mischung typischer Sorgen, Interessen und Lebensstile in klarem Zusammenhang mit den unterschwelligen Ängsten innerhalb der österreichischen und deutschen Gesellschaft stand. Seine elitären und endzeitlichen Antworten auf diese Ängste vervollständigten den genozidischen Impuls.“

Deutscher Orden der NSDAP

1. Stufe („mit Lorbeerkranz und Schwertern“) des Deutschen Ordens der NSDAP

Der Deutsche Orden zählt zur Gruppe der Ehrenzeichen der NSDAP. Er war ab 1943 die höchste Auszeichnung des nationalsozialistischen Deutschen Reiches.

Das Abzeichen zählt in Deutschland zu den verfassungsfeindlichen Propagandamitteln. Sein Herstellen, öffentliches Tragen oder Verbreiten ist in der Bundesrepublik verboten.

Geschichte

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Die von Adolf Hitler gestiftete Auszeichnung entstand als höherwertige Version des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP und wurde von ihm in mehrere Stufen unterteilt, von denen jene „mit Lorbeerkranz und Schwertern“ die höchste war. Geplant war für den Deutschen Orden der NSDAP auch ein Ordenskapitel, bestehend aus Ordensrat und Ordensgericht.

Die 1. Stufe („mit Lorbeerkranz und Schwertern“) des Deutschen Ordens der NSDAP wurde von Hitler erstmals am 12. Februar 1942 posthum an Fritz Todt verliehen. Die Verleihung dieser Stufe sollte laut Hitler „die höchsten Verdienste ehren […], die ein Deutscher sich für sein Volk erwerben kann“, und zwar für „Leistungen, für welche unter Umständen überhaupt keine Beförderung ausgesprochen werden kann. Die Taten von 200 Ritterkreuzträgern wiegen eine einmalige Leistung, wie die zum Beispiel von Todt, nicht auf.“[2]

Insgesamt verlieh Hitler die 1. Stufe des Deutschen Ordens der NSDAP an 11 Personen, wobei die ersten sieben Verleihungen posthum erfolgten. Lebende erhielten diese Auszeichnung erst ab Februar 1945.

Ordensstufen

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  • 1. Stufe (goldenes Kreuz mit Lorbeerkranz und Schwertern als Halsorden)
  • 2. Stufe (goldenes Kreuz als Halsorden)
  • 3. Stufe (goldenes Kreuz zum Anstecken)

Aussehen und Trageweise

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Die Ordensdekoration des Deutschen Ordens der NSDAP besteht aus einem schwarz emaillierten und goldumrandeten Tatzenkreuz, das als Medaillon das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP trägt. Zwischen den Kreuzarmen sind goldene Reichsadler angebracht.

Das Kreuz der 3. Stufe besaß auf der Rückseite eine Nadel zum Anstecken an der linken Brustseite. Bei den Insignien der 2. Stufe befanden sich über dem oberen Kreuzarm zwei rechtwinklig stehende goldene Eichenblätter, über denen ein goldener Reichsadler mit Bandring zum Tragen als Halsorden angebracht war. Bei den Insignien der 1. Stufe steht über dem oberen Kreuzarm ein goldener Lorbeerkranz mit zwei aufliegenden gekreuzten Schwertern. An der Spitze des Lorbeerkranzes befinden sich rechtwinklig zwei goldene Eichenblätter, darüber ist der Reichsadler mit Bandring angebracht.

Das 44 mm breite Ordensband hat die Farben des Blutordensbandes, das aber 34 mm breit ist. Beim Prototyp der Halsdekoration saßen die Adler ohne Hakenkreuz auf einem Lorbeerkranz mit Hakenkreuz.

Der Entwurf des Ordenszeichens stammte von Benno von Arent, einziger Hersteller war die Firma Wilhelm Deumer in Lüdenscheid.

Die Träger der 1. Stufe („mit Lorbeerkranz und Schwertern“) des Deutschen Ordens der NSDAP waren:

Heute: Verfassungsfeindliches Abzeichen

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Der Deutschen Orden der NSDAP gehört zu den nationalsozialistischen Orden, deren Führung in Deutschland nach dem Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen von 1957 in keiner Form zulässig ist.

Wilhelm Landig

Saddam's saucers or, the gulf war did not take place! - 16 Jun 2022 - Fortean Times Magazine - Readly

Wilhelm Landig (* 20. Dezember 1909 in Wien; † 1997) war ein österreichischer rechtsextremer Schriftsteller. Als ehemaliges SS-Mitglied verfasste er ab 1971 eine Romantrilogie über den Thule-Mythos, die vor allem in rechtsextremen Kreisen Verbreitung erfuhr.[1]

Leben und Werk

Wilhelm Landig wuchs in Wien auf und war bereits in seiner Jugend Anhänger Adolf Hitlers. 1920 erhielt er eine militärische Ausbildung in einem Mittelschul-Freikorps. 1926 trat er der Hitlerjugend bei, Herbst 1933 der SS.[2] Nach dem gescheiterten Lamprechtshausener NS-Putsch in Wien 1934 flüchtete er ins Deutsche Reich und schloss sich dem Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) und später der 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ an, bei letzterer stieg er bis zum Oberscharführer auf.[3] Er arbeitete danach am Arbeitswissenschaftlichen Institut der Deutschen Arbeitsfront in Berlin und wurde nach dem Anschluss Österreichs zurück nach Wien beordert, wo er Sachbearbeiter des SD für Geheime Reichssachen wurde. Er unterstand direkt Baldur von Schirach, hatte aber auch gute Beziehungen zu Heinrich Himmler.[4] Zum 1. Mai 1938 trat er offiziell der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 6.297.877).[5]

Nach eigenen Angaben arbeitete Landig zu dieser Zeit an der Entwicklung der sogenannten Reichsflugscheiben, die später zu einem gängigen Motiv von Verschwörungstheorien wurden. Über sein genaues Wirken in der NS-Zeit ist wenig bekannt. Von 1942 an war er an der Partisanenbekämpfung auf dem Balkan für die Waffen-SS tätig.[6] 1944 wurde er in Belgrad verwundet und kehrte nach Wien zurück, wo er in der Abteilung I des SD arbeitete. Nach Kriegsende kam er 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung 1947 verkaufte er sowjetische Geheimdienstinformationen an die Dienste der Westmächte. Gemeinsam mit Rudolf J. Mund gründete er einen Kreis, der versuchte, das Trauma der Niederlage durch eine Kombination rassistischer Mythen mit Okkultismus zu überwinden. Im Mittelpunkt stand eine „Blaue Insel“ in der Arktis, von der aus das traditionelle Leben zurückerobert werden würde. Diese Idee ging zurück auf Julius Evola und sein Buch Erhebung wider die moderne Welt aus dem Jahr 1934.[6] Landig schloss sich diversen rechten Parteien an, so dem Verband der Unabhängigen (ein Vorläufer der FPÖ) und der DNAP.[7]

Landig gab eine Reihe rechtsextremer Schriften heraus, so die Monatszeitschrift Kommentare zum Zeitgeschehen und ab 1955 die Europa-Korrespondenz. Er gründete außerdem den Volkstum-Verlag in Wien, in dem auch seine eigenen Bücher erschienen. Sein Hauptwerk wurde die Thule-Trilogie, mit den Bänden Götzen gegen Thule (1971), Wolfszeit um Thule (1980) und Rebellen für Thule – Das Erbe von Atlantis (1991). In diesen Bänden, die der Trivialliteratur zuzurechnen sind, verwendet er diverse gängige rechtsradikale Verschwörungstheorien, so die Reichsflugscheiben, diverse Mythen über die Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen (ODESSA), den Speer des Schicksals und die Schwarze Sonne. In den Mittelpunkt der Romane stellt er jeweils eine wechselnde SS-Mannschaft, die immer kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv ist. „Thule“ bezeichnet einen letzten Rückzugsort des NS-Staats in der Antarktis. Dabei ist die SS Landigs wichtigster Bezugspunkt gegenüber einer korrupten NSDAP, die sich im Roman am „Reichsschatz“ bedient. Landig gibt der Trilogie einen seriösen Anstrich, indem er behauptet, sein geheimes Wissen in Romanform verpackt zu haben, um so die Geheimhaltungspflicht zu umgehen.[8] Die als Helden geschilderten SS-Männer von Thule bekämpfen Freimaurer und „Hilfstruppen des Berges Zion“, ein Codewort für Juden, denen unterstellt wird, eine Weltregierung errichten zu wollen.[9] Als Antrieb der Flugscheiben diente die Vril-Energie, ein Konzept aus dem 1871 erschienenen phantastischen Roman The Coming Race von Edward Bulwer-Lytton. Mit diesem eschatologischen Narrativ konnte Landig die Niederlage des Nationalsozialismus als bloße Episode in seinem esoterischen Kampf darstellen, dessen letzte Schlacht erst noch bevorstünde.[10]

Bedeutung

Gemäß Anton Maegerle und Paul Friedrich Heller war Wilhelm Landig einer der „profilierteste[n] Vertreter nationalsozialistischer Esoterik im deutschsprachigen Raum“.[11] Zudem sei er auch als Bindeglied zwischen diversen Vertretern des Nationalsozialismus und der Neuen Rechten bekannt gewesen. So habe er Treffen organisiert und sich an illegalen Aktivitäten beteiligt. Zu seinen Bekannten zählten unter anderem Miguel SerranoHans-Ulrich Rudel und Jürgen Rieger.[12] Landig stand zudem in direktem Austausch mit einer jüngeren Generation von neonazistisch-esoterischen Autoren, vor allem mit denjenigen der Tempelhofgesellschaft. Diese trug maßgeblich zur Weiterentwicklung und Verbreitung der Ideen des Kreises um Landig bei.

Landig Gruppe

Die Landig-Gruppe war eine 1950 gegründete okkultistische und neovölkische Gruppe, die sich erstmals zu Diskussionen im Atelier des Designers Wilhelm Landig in Wien-Margareten traf.[1] Die bekanntesten und einflussreichsten Mitglieder des Kreises waren Wilhelm Landig (1909–1997), Erich Halik (Claude Schweighardt) und Rudolf J. Mund (1920–1985). Der Kreis wurde auch als Landig-Kreis, Wiener Konzern oder Wiener Loge bezeichnet.

Hintergrund

Landig war der Gründer der Gruppe, die seit Jahrzehnten völkische Mystizismus inspiriert hat. Er und seine Gruppe belebten die ariosophische, ariogermanische Mythologie von Thule, der angeblichen polaren Heimat der alten Arier, wieder.

Landig „prägte den Begriff Schwarze Sonne, ein Ersatz für das Hakenkreuz [und/oder Fylfot] und eine mystische Energiequelle, die die arische Rasse regenerieren kann.“ Landig popularisierte durch seinen Kreis esoterische Ideen, die in der vornationalsozialistischen völkischen Bewegung und der SS verbreitet waren und sich auf Atlantis, die Welteistheorie, prähistorische Fluten und geheime Rassendoktrinen aus Tibet bezogen.

Landig und andere okkult-faschistische Propagandisten haben wilde Geschichten über deutsche Nazi-Kolonien verbreitet, die in geheimen Anlagen unter den Polkappen lebten und arbeiteten und wo sie nach dem Untergang des Dritten Reichs fliegende Untertassen und Wunderwaffen wie die Glocke entwickelten. Darunter auch die Theorie, dass die fliegenden Untertassen Geheimwaffen der Nazis waren, die von einer unterirdischen Basis in der Antarktis gestartet wurden, von wo aus die Nazis die Welt erobern wollten.

Im Mittelpunkt der Diskussionen der Gruppe stand ein geheimes Zentrum in der Arktis, bekannt als die Blaue Insel, das als Ausgangspunkt für eine Renaissance des traditionellen Lebens dienen könnte. Diese Idee stammte von Julius Evola, dessen „Aufstand gegen die moderne Welt“ zur Bibel der Landig-Gruppe wurde.

Wichtiger noch als Evolas Buch oder zumindest ebenso wichtig für die Gruppe waren für die Wiener Gruppe die Ideen und Bücher von Hermann Wirth.

Wilhelm Landig

Landig war ein ehemaliges SS-Mitglied, das die ariosophische Mythologie von Thule wiederbelebte. Er wurde am 20. Dezember 1909 geboren. Er schrieb die Thule-Trilogie Götzen gegen Thule (1971), Wolfszeit um Thule (1980) und Rebellen für Thule – Das Erbe von Atlantis (1991). Er inspirierte die Idee der Schwarzen Sonne, einem Ersatz für das Hakenkreuz und eine mythische Energiequelle, die 1991 in dem Roman Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo des Ghostwriters Russell McCloud auf den Markt kam.

Kontinuitäten

Es hat sich gezeigt, dass eine jüngere Generation die Ideen des Kreises ab den 1980er Jahren weiterentwickelte. Diese jüngere Generation bestand aus Mitgliedern der deutsch-österreichischen Tempelhofgesellschaft. Ihre Veröffentlichungen belegen einen Ideenaustausch mit der älteren Generation, der sich hauptsächlich um das Konzept der Schwarzen Sonne drehte. Nach der Auflösung der Tempelhofgesellschaft wurde sie von der Causa Nostra abgelöst, einem bis heute aktiven Freundeskreis.

Wilhelm Landig, ein ehemaliges Mitglied der SS und Esoteriker, äußerte sich in einem Interview über den Ordo Novi Templi (ONT) und dessen Rolle als Vorläufer für die Ideologie des Dritten Reiches.

1. Vorfahren und Einfluss

Landig erklärte, dass der ONT nach dem Ersten Weltkrieg von einer Person namens Mundt geleitet wurde, der die Führung von einem älteren Mann namens Seppel übernommen hatte. Er betonte, dass die österreichische Hochadel eine führende Rolle innerhalb des ONT spielte und dass der Orden auch in Mexiko und Deutschland tätig war.

2. Ideologische Verbindung

Obwohl Landig angab, dass er die Ideologie des ONT nicht vollständig unterstützte, erkannte er an, dass der Orden stark auf die Ideen von Jörg Lanz von Liebenfels zurückgriff. Lanz war bekannt für seine völkischen und rassistischen Theorien, die auch das Konzept der „Theozoologie“ beinhalteten, welches eine Mischung aus Esoterik und Rassismus darstellt.

3. Esoterische Strömungen

Im Interview wurde auch auf die Verbindungen zwischen dem ONT und anderen esoterischen Gruppen wie der Thule-Gesellschaft eingegangen. Landig selbst war in esoterische Kreise involviert und beschrieb das Interesse an mystischen und okkulten Themen innerhalb dieser Bewegungen.

4. Rassistische Ideologien

Landig sprach über die rassistischen Überzeugungen, die sowohl im ONT als auch in der NSDAP vorherrschten. Diese Ideologien waren zentral für die nationalsozialistische Weltanschauung und trugen zur Schaffung eines völkischen Mythos bei, der die arische Rasse glorifizierte.

Der Ordo Novi Templi (ONT), auch bekannt als Neutempler-Orden, ist eine völkisch-religiöse Organisation, die 1900 von Jörg Lanz von Liebenfels gegründet wurde. Diese Organisation verband esoterische und religiöse Elemente mit rassistischen Ideologien und Eugenik. Die Mitglieder des Ordens propagierten Konzepte wie „Theozoologie“ und „Ario-Christentum“, die später als „Ariosophie“ bekannt wurden.

Verbindung zum Nationalsozialismus

1. Rassistische Ideologie

Die Ideologie des ONT war stark von der Vorstellung der „arischen Rasse“ geprägt und stellte eine Verbindung zu den späteren rassistischen Theorien der Nationalsozialisten her. Lanz von Liebenfels sah sich selbst als Teil einer Bewegung, die die arische Rasse über andere Rassen stellte und propagierte eine Art von religiösem Nationalismus, der in den 1930er Jahren bei der NSDAP Anklang fand.

2. Symbolik des Hakenkreuzes

Das Hakenkreuz, das ursprünglich ein altes Symbol war, wurde von Lanz und anderen völkischen Bewegungen als Zeichen für arische Reinheit und Stärke verwendet. Der Neutempler-Orden nutzte ein rotes Hakenkreuz auf goldenem Grund umrandet von blauen Lilien als Wappen. Diese Symbolik wurde später von der NSDAP übernommen, die das Hakenkreuz 1933 als offizielles Parteisymbol einführte. Adolf Hitler sah im Hakenkreuz ein Symbol des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und machte es zum zentralen Zeichen des Nationalsozialismus.

3. Einfluss auf die NSDAP

Obwohl der Neutempler-Orden nicht direkt mit der Gründung der NSDAP verbunden war, trugen die Ideen und Symbole des Ordens zur Schaffung eines ideologischen Fundaments bei, das die nationalsozialistische Bewegung beeinflusste. Viele Mitglieder völkischer Gruppen, die dem ONT nahestanden, schlossen sich später der NSDAP an oder unterstützten deren Ideologie.

Fazit

Der Ordo Novi Templi stellt einen wichtigen historischen Bezugspunkt dar, wenn es um die Entwicklung völkischer und rassistischer Ideologien in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts geht. Die Verbindung zwischen dem ONT und dem Hakenkreuz sowie seine Rolle in der Entstehung nationalistischer Bewegungen zeigen, wie esoterische und rassistische Gedanken in den politischen Diskurs jener Zeit einflossen und letztlich zur Ideologie des Nationalsozialismus beitrugen.

Wilhelm Landigs Aussagen im Interview verdeutlichen die Verbindungen zwischen dem Ordo Novi Templi und den ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus. Der ONT wird als einflussreiche Gruppierung dargestellt, die zur Entwicklung rassistischer und esoterischer Ideen beitrug, die später von der NSDAP übernommen wurden. Dies zeigt, wie tief verwurzelte völkische Gedanken in den politischen Diskurs jener Zeit eindrangen und zur Schaffung einer gefährlichen Ideologie führten. Der ONT der Grund, das es die NSDAP überhaupt gab.

Wenn in Deutschland alles, was mit der NSDAP im Verbund steht, Verboten wurde. Frage ich mich Wahrhaftig, warum der Ordo Novi Templi ‘ONT’, die Teutonic Order und der Souveräne Militär Hospitaller Malteser-Ritterorden heute noch aktive sein dürfen und nicht auch komplett verboten sind. Da sie alle der Vater von allem sind. 

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