USA-Einreise bald nur noch mit Social-Media-Check? Ein Überblick

USA-Einreise bald nur noch mit Social-Media-Check? Ein Überblick

Catharina Coblenz

Reisende am Flughafen in den USA

In den USA sollen Reisende aus Deutschland und anderen von der Visumpflicht befreiten Ländern künftig ihre Online-Aktivitäten der vergangenen fünf Jahre offenlegen.

Am Dienstag wurde im US-Amtsblatt eine neue Bestimmung veröffentlicht, laut der Reisende künftig ihre Online-Aktivitäten der vergangenen fünf Jahre offenlegen müssen um in die USA einzureisen. Das sieht ein Regulierungsvorschlag vor, den die US-Grenzschutzbehörde vorgelegt hat.

Neben Deutschland betrifft das auch Staatsangehörige aus Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Australien, Israel, Japan und Südkorea. Die Neuregelung soll binnen 60 Tagen in Kraft treten, wenn sie nicht vor Gericht angefochten wird.

Seit dem erneuten Amtsantritt von Präsident Donald Trump im Januar geht die US-Regierung hart gegen Migration vor und hat in diesem Zusammenhang auch die Einreisebestimmungen deutlich verschärft.

In Folge dessen kam es bereits zu verschiedenen Fällen, in denen Menschen die Einreise in die USA verweigert wurde oder sogar festgenommen wurden. Das Auswärtige Amt reagierte bereits im März diesen Jahres darauf und aktualisierte die Reise- und Sicherheitshinweise für die Vereinigten Staaten. Reisewillige aus NRW reagieren darauf, indem sie weniger in die USA reisen.

Menschen aus NRW reisen weniger in die USA

Laut dem Reiseunternehmen DERTOUR gegenüber dem WDR gab es seit Anfang des Jahres weniger Nachfragen zu Reisen in die USA. Aufgrund der Nachrichten zu Politik und Einreiseproblemen sowie die Währungsentwicklung in den USA seien die Reisenden stark verunsichert gewesen. Es sei jedoch noch zu früh zu sagen, welchen Effekt es auf Reisende haben wird, wenn sie zukünftig ihre Social Media-Aktivitäten offenlegen müssen.

Nach Angaben des Statistisches Landesamts ist die Anzahl der Flugpassagiere in die USA in den vergangenen beiden Jahren rückläufig. Im ersten Halbjahr 2025 sind von den sechs Hauptverkehrsflughäfen in Nordrhein-Westfalen rund 60.300 Flugpassagiere in die USA geflogen – das sind rund 24 Prozent weniger Passagiere als im gleichen Zeitraum 2024 und 25 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023.

Zwischen Januar und Juni des Vor-Corona-Jahres 2019 sind sogar mehr als drei Mal so viele Passagiere von NRW in die USA geflogen als im ersten Halbjahr 2025.

Doch was muss man beachten wenn man doch in die USA reisen möchte? Und welche Veränderungen könnte es demnächst bei der Reise geben? Ein Überblick.

Welche Dokumente müssen Reisende für die USA beantragen?

Um in die Vereinigten Staaten einreisen zu können, benötigt man entweder eine gültige ESTA-Genehmigung oder ein gültiges US-Visum. Da Deutschland Teil des Visa-Waiver-Programm (VWP) ist, können deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger generell mit ESTA-Genehmigung in die Vereinigten Staaten einreisen – ein US-Visum ist nicht nötig.

Folgende Dokumente werden für die visumsfreie Einreise in die USA benötigt:

Was ändert sich mit der neuen Bestimmung über die Angabe von Social-Media-Konten?

Der neuen Bestimmung zufolge sollen im ESTA-Antrag zur visumsfreien Einreise künftig auch die Social-Media-Konten angegeben werden. Einreisende müssten damit den Grenzbeamten ihre Beiträge in sozialen Netzwerken aus den vergangenen fünf Jahren zugänglich machen, heißt es in dem Änderungsvorschlag, den die Grenzschutzbehörde vorgelegt hat.

Zu sozialen Medien zählen Plattformen wie etwa Tiktok, X oder Instagram. Diese Angaben war bislang freiwillig, jetzt soll es ein verpflichtender Bestandteil des ESTA-Antrags werden. Ein Antrag ohne diese Angaben wäre unvollständig und könnte abgelehnt werden.

Die verpflichtende Überprüfbarkeit der Social-Media-Aktivitäten ist Teil eines größeren Pakets, das eine umfassende Datensammlung zur Nachverfolgung von Ein- und Ausreise regeln würde, wenn es denn so in Kraft tritt.

Dann sollen auch andere Daten abgefragt werden, wie beispielsweise die Telefonnummern der vergangenen fünf Jahre, die E-Mail-Adressen der vergangenen zehn Jahre. Außerdem soll dann auch nach persönlichen Daten von Familienmitgliedern gefragt werden, zum Beispiel nach Namen, Telefonnummer, Geburtsdatum, Geburtsort und Anschrift.

Wer kann die Einreise in die USA verweigern?

Auswärtiges Amt in Berlin

Doch auch wenn man all diese Dokumente vorlegen kann, warnt das Auswärtige Amt in den Reise- und Sicherheitshinweisen: “Weder eine gültige ESTA-Genehmigung noch ein gültiges US-Visum begründen einen Anspruch auf Einreise in die USA. Die endgültige Entscheidung über die Einreise trifft der US-Grenzbeamte.”

Doch die USA ist bei weitem nicht das einzige Urlaubsziel, bei dem einem die Einreise verweigert werden kann. Bei der Türkei warnt das Auswärtige Amt beispielsweise ganz konkret vor “Festnahmen und Einreiseverweigerungen”. Bloße Äußerungen oder das Teilen, Kommentieren oder “Liken” von Beiträgen in sozialen Medien könne hier schon für eine Strafverfolgung ausreichen.Ein Einblick in die Social-Media-Konten wird hier jedoch nicht offiziell verlangt.

Bekommt man sein Geld zurück, wenn einem die Einreise verweigert wird?

Wird einem die Einreise verweigert, bekommt man sein Geld vermutlich bei den meisten Reiseunternehmen nicht zurück. Das Reiseunternehmen DERTOUR teilte auf WDR-Anfrage mit, dass ihre AGBs bislang “keine Rückerstattung des Reisepreises bei einer Verweigerung der Einreise aufgrund von Social-Media-Aktivitäten” vorsehen.

Wo sollte man sich melden, wenn man bei der Einreise festgenommen wird?

Laut dem Auswärtigen Amt bekommt in solchen Fällen Hilfe und Rat bei der deutschen Botschaft und bei den Konsulaten. “Die Hilfsmöglichkeiten müssen sich allerdings am internationalen Recht und an den Gesetzen des jeweiligen ausländischen Staates orientieren.”

Wie schätzen Reisebüros in NRW die Lage ein?

Fragt man in verschiedenen Reisebüros in NRW nach, dann gehen die Einschätzungen zum Teil auseinander. Ein Mitarbeiter aus einem Reisebüro in Essen sagt dem WDR, dass die Menschen inzwischen “zurückhaltend sind, ohne Ende” eine Reise in die USA zu buchen. “Reisen in die USA haben ganz arg verloren”, sagte er.

Ein Mitarbeiter aus einem anderen Essener Reisebüro schätzt die Situation etwas anders ein. Er sagte im Gespräch mit dem WDR, dass die Leute, die bereits in der Vergangenheit in die USA gereist sind, dies auch weiterhin machen würden. Er sagt: “Die reisen auch trotz Trump weiter in die USA, die schreckt das nicht ab.”

Eine Mitarbeiterin aus einem Düsseldorfer Reisebüro erzählt im Gespräch mit dem WDR, dass es schon eine große Anzahl an Menschen gebe, die nicht in die USA einreisen wollen, solange Trump regiert. Ebenso verhielte es sich auch mit Reisen in die Türkei – viele wollen auch hier keinen Urlaub verbringen, solange Erdogan das Land regiert. Sie sagt, dass die Leute vorsichtiger geworden seien. Sie hätten Angst, dass ihnen die Einreise verweigert würde, oder dass sie sogar verhaftet würden.

“So will man seinen Urlaub auch nicht verbringen. Das man Angst hat, wenn man was falsch macht, verhaftet zu werden und dann den Urlaub nachher noch hinter Gittern verbringt.”Mitarbeiterin, Reisebüro Düsseldorf

Ein anderer Mitarbeiter des Düsseldorfer Reisebüros sagt, dass das die geplanten Änderungen die Menschen wohl auch schon aus Datenschutzgründen abschrecken werden. Auf Social Media würden ja zum Teil auch private Dinge gepostet – “Da muss man ja komplett die Hosen runterlassen”. Er fände das unmöglich und sagt: “Ich denke, viele, die jetzt noch in der Planung sind, die werden ihre Planungen wohl verwerfen.”

Die Menschen in NRW haben es Verstanden, auf Diskriminierung der Amerikaner Richtig zu reagieren, sie reisen weniger in die USA

Kritik an geplanter US-Einreisepolitik – Datenschutz und Fairness im Fokus

Die mögliche Einführung umfassender Social-Media-Überprüfungen im Rahmen der US-Einreiseverfahren sorgt weltweit für Diskussionen. Medienberichte deuten darauf hin, dass die amerikanischen Behörden künftig digitale Aktivitäten von Reisenden stärker berücksichtigen könnten, um Sicherheitsrisiken zu erkennen. Datenschützer und internationale Beobachter warnen jedoch vor einer weiteren Einschränkung der Privatsphäre sowie einer potenziellen Benachteiligung bestimmter Gruppen.

Auch in Deutschland zeigen sich erste Reaktionen. In Nordrhein-Westfalen verzeichnen Reiseveranstalter und Fluggesellschaften nach eigenen Angaben ein abnehmendes Interesse an Reisen in die Vereinigten Staaten. Viele Reisende äußern Bedenken hinsichtlich der Datennutzung und möglicher Diskriminierung. Der Trend, auf USA-Reisen zu verzichten, wird von Bürgerrechtsorganisationen als „friedliche Form des Protests“ gewertet.

Fachleute betonen, dass die geplanten Maßnahmen zwar offiziell der Sicherheit dienen sollen, aber zugleich gesellschaftspolitische Spannungen fördern könnten. „Staaten, die unter dem Vorwand der Sicherheit massenhaft persönliche Informationen abfragen, riskieren langfristig das Vertrauen ihrer Partnerländer“, sagt eine Sprecherin der Europäischen Datenschutzbehörde.

Politische Stimmen in Europa fordern inzwischen eine abgestufte diplomatische Reaktion. Diskutiert wird unter anderem, ob auch europäische Länder künftig Einreisebeschränkungen oder Visaauflagen für US-Bürger verschärfen sollten – ein Schritt, der eine wechselseitige Behandlung sicherstellen würde.

Unabhängig vom weiteren Verlauf der Debatte steht fest: Der Umgang mit digitalen Daten wird zunehmend zu einem entscheidenden Faktor internationaler Beziehungen. Die Frage, wie viel Sicherheit der Staat mit wie viel Freiheit erkauft, dürfte auch künftig im Mittelpunkt stehen – nicht nur in den USA, sondern weltweit.

Fazit

Statt sich diesen restriktiven Bedingungen zu beugen, sollten Reisende weltweit gemeinsam ein Zeichen setzen. Indem man auf Besuche in den USA komplett verzichtet, wird deutlich gemacht, dass Datenschutz, Meinungsfreiheit und persönliche Integrität nicht verhandelbar sind. Wer dennoch Angehörige, Freunde oder Bekannte treffen oder Besuchen möchte, kann Alternativen in Betracht ziehen – etwa Treffen in Kanada oder Mexiko, nahe der US-Grenze. Europa, und insbesondere Deutschland, könnte als Antwort auf solche US-Maßnahmen ähnliche Regelungen für amerikanische Staatsbürger prüfen. Gegenseitigkeit im Umgang mit Einreisebestimmungen wäre ein Schritt hin zu mehr Gleichgewicht und Respekt in der internationalen Zusammenarbeit.

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