Saporischschja

Saporischschja (ukrainisch Запоріжжя/? Zaporižžja [zɐpoˈr⁽ʲ⁾iʒʲːɐ], russisch Запорожье/? Saporoschje; früher ukrainisch Олександрівськ/? Oleksandriwsk, russisch Александровск Aleksandrowsk) ist die Hauptstadt der Oblast Saporischschja in der südlichen Ukraine und mit etwa 550.000 Einwohnern (2024) die sechstgrößte Stadt der Ukraine. Die Großstadt liegt am Dnepr 70 km südlich der Stadt Dnipro. Saporischschja ist ein wichtiger Verkehrsknoten, ein Industriezentrum sowie kultureller Mittelpunkt mit HochschulenTheater und Museen. In der Stadt befinden sich viele Sehenswürdigkeiten wie die Insel Chortyzja. Im Zeitraum 2017 bis 2018 erstellte die Stadtregierung mit Unterstützung des kanadischen Beratungsinstituts Partnership for Local Economic Development and Democratic Governance die Entwicklungsstrategie 2018, deren Ziele seit 2018 in den Bereichen Ökologie, Wirtschaft, öffentliche Infrastruktur sowie Bildung und Forschung umgesetzt werden.

Kernkraftwerk Saporischschja

Das Kernkraftwerk Saporischschja (ukrainisch Запорізька атомна електростанція, russisch Запорожская атомная электростанция, englisch Zaporizhzhya Nuclear Power Plant = ZNPP) befindet sich direkt am durch den Fluss Dnepr gebildeten Kachowkaer Stausee auf dem Territorium der Stadt Enerhodar, 152,5 km vom Kachowka-Staudamm entfernt und 55 km südwestlich der Oblast-Hauptstadt Saporischschja im Südosten der Ukraine. Es hat sechs Druckwasserreaktoren der sowjetischen Bauart WWER-1000/320 mit je 950 MW Nettoleistung (thermische Leistung je 3,2 GW, Wirkungsgrad 30 %) und ist mit 5,7 GW installierter Gesamtleistung das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas. Seine Stromproduktion ist eingestellt. Nach kriegerischer russischer Annexion/Besetzung 2022, sicherheitshalber Abschaltung der Stromproduktion 2022, Auslaufen des Kühlwasser liefernden Stausees 2023 ist es seit 2024 vollständig kaltabgeschaltet, wird im Werk von der IAEA beobachtet und benötigt in diesem Zustand ständige Stromversorgung.

Etwa 2 km östlich des Kernkraftwerkes steht das konventionelle Wärmekraftwerk Saporischschja. Beide Anlagen zusammen beinhalten etwa 30 % der gesamten Kraftwerkskapazität der Ukraine und lieferten 2021 23 % des gesamten in der Ukraine gewonnenen Stroms.

Das Kernkraftwerk, das vom ukrainischen Staatsunternehmen Enerhoatom betrieben wurde, versorgte fast den gesamten Süden der Ukraine und war seit dem Wegfall aller vier Blöcke des Kernkraftwerks Tschernobyl essenziell für die Energieversorgung der Ukraine. Bis zum 11. September 2022 wurde die Stromproduktion der letzten noch in Betrieb befindlichen Blöcke jedoch beendet, da die Betriebsbedingungen infolge der Kämpfe extrem schwierig wurden und ein aktiver Reaktor im Falle eines Treffers eine nukleare Katastrophe verursachen könnte.

Vor dem russischen Überfall auf die Ukraine arbeiteten etwa 11.000 Menschen in dem Werk. Am 4. März 2022 geriet das Kernkraftwerk unter russische Besatzung. Es wird jedoch weiterhin von lokalem Personal, von dem der größte Teil bis Oktober 2022 geflohen war, betrieben bzw. überwacht. Im Juni 2023 gab es dort noch etwa 3500 Mitarbeiter.

Im Zuge der russischen Annexion der Süd- und Ostukraine wurde auch das Gelände des KKW als russisches Staatsgebiet deklariert. Der russische Präsident stellte es am 5. Oktober 2022 per Dekret unter russische Verwaltung und erklärte es entgegen internationalem Recht zu russischem Eigentum.

Seit dem 13. April 2024 befindet sich auch der letzte Reaktor im Kaltabschaltzustand. Aufgrund der im Normalbetrieb erforderlichen etwa 12 GW Kühlleistung, die durch das aus dem Stausee entnommene Wasser erbracht wurde, ist eine Wiederinbetriebnahme des Werkes zur regulären Stromerzeugung nach dem Auslaufen des Stausees im Juni 2023 laut dem Leiter der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit „eigentlich ausgeschlossen“.

Oblast Saporischschja

Die Oblast Saporischschja (ukrainisch Запорізька область Saporiska oblast, russisch Запорожская область Saporoschskaja oblast) ist eine Verwaltungseinheit (Oblast) im Südosten der Ukraine. Sie hat 1.666.515 Einwohner (Anfang 2021). Die südliche Grenze der Oblast bildet das Asowsche Meer. Die Oblast Dnipropetrowsk umklammert die Oblast im Norden und Nordwesten. Im Südwesten grenzt die Oblast an die Oblast Cherson, im Osten an die Oblast Donezk. Die Kfz-Kennzeichen für die Oblast lauten AP und KP.

Kernkraftwerk Tschernobyl

Das Kernkraftwerk Tschernobyl (ukrainisch Чорно́бильська АЕС Tschornobylska AES, russisch Чернобыльская АЭС им. В. И. Ленина Tschernobylskaja AES im. W. I. Lenina) ist ein ehemals sowjetisches Kernkraftwerk im Norden der heutigen Ukraine. Es wurde von 1970 bis 1983 erbaut. 1978 ging der erste Reaktorblock in Betrieb, im Jahr 2000 wurde der letzte verbliebene Block außer Betrieb genommen. Im Kraftwerk ereignete sich am 26. April 1986 die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, bei der der Reaktor des Blocks 4 explodierte. Sie gilt als bisher weltweit schwerster Unfall in einem Kernkraftwerk. Es werden fortgesetzt Rückbau- und Sicherungsmaßnahmen am Kraftwerk durchgeführt.

Nuklearkatastrophe von Tschernobyl

Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (rus: Чернобыль, ukr: Чорнобиль (Tschornobyl)) ereignete sich am 26. April 1986 um 01:23 Uhr Ortszeit (entspricht 23:23 Uhr MESZ am Vortag) im ReaktorBlock 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der 1970 gegründeten ukrainischen Stadt Prypjat. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall (INES 7) eingeordnet. Es handelt sich um den folgenschwersten Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Bei einem planmäßigen Test in Block 4 sollte überprüft werden, ob dem Reaktor auch bei einem Stromausfall noch genügend eigene Energie für seine Notkühlung zur Verfügung steht. Unerwartete und unzulässige Zustände in der Anlage führten zu einem Anstieg der Leistung, der durch die Regelung nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Die manuelle Abschaltung führte aufgrund der Besonderheiten des RBMK-Kerns zu einem extrem schnellen Anstieg der Energiefreisetzung in den Brennelementen, was letztendlich zur vollständigen Zerstörung des Reaktorkerns führte. Bei der Explosion wurde die Reaktorhalle zerstört, wodurch es aufgrund des Graphitbrands zu einer erheblichen Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Umwelt kam. Die vorherrschenden Luftströmungen verteilten diese über weite Teile Europas. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Tschernobyl-Unfall ist umstritten, was unter anderem durch methodische Schwierigkeiten bei der Erfassung von strahlungsbedingten Erkrankungen bedingt ist. Das Tschernobyl-Forum veröffentlichte im Jahr 2005 eine Schätzung, wonach die Gesamtzahl der auf den Unfall zurückzuführenden Todesopfer weltweit bei ungefähr 4000 liegt. Nach der Katastrophe wurde über den beschädigten Reaktor ein vorübergehender Schutzmantel aus Beton und Stahl errichtet, bekannt als „Sarkophag“. Innerhalb eines Radius von 30 Kilometern um das Kernkraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet. In den Jahren 2010 bis 2019 erfolgte der Bau einer neuen Schutzhülle, das „New Safe Confinement“, über dem Sarkophag.

Sind Putinas Gebietsansprüche wegen Saporischschja und das AKW bezogen auf Tschernobyl? Als Gutmachung? 

Putin rechtfertigt Annexionen mit zaristischen Grenzen und Sowjet-Zuweisungen, nicht mit dem Tschernobyl-Unfall von 1986. Saporischschja dient als Schutzschild und Druckmittel im Krieg. Russland besetzte Tschernobyl früh 2022 kurzzeitig, zog sich aber zurück; Saporischschja bleibt besetzt seit März 2022 ohne Unfall. Es gibt keine offiziellen Aussagen zu Gutmachung. Russland betrachtet die Anlage Saporischschja als eigene Einrichtung und lehnt eine Rückgabe an die Ukraine ab. Trotz wiederholter Stromausfälle und Beschädigungen läuft sie im Notbetrieb, mit IAEA-Überwachung und lokalen Waffenruhen für Reparaturen. Putinas Gebietsansprüche auf Saporischschja und das AKW haben keinen Bezug zu Tschernobyl als “Gutmachung”. Diese Ansprüche beruhen auf historischen, territorialen und strategischen Motiven wie “Neurussland” oder militärischer Kontrolle. Die Kontrolle dient militärischen und politischen Zwecken, wie Erpressung oder Druckausübung, ohne Bezug zu historischen Unfällen. Beide Seiten priorisieren Sicherheit, um einen Super-GAU zu vermeiden.​​

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