Berlin: (hib/HLE) Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich weiterhin in der Stagnation. Diese Feststellung trifft der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem von der Bundesregierung als Unterrichtung (20/13800) vorgelegten Jahresgutachten 2024/25. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei in den vergangenen fünf Jahren real insgesamt lediglich um 0,1 Prozent gewachsen, heißt es in dem mit dem Titel „Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren“ veröffentlichten Gutachten. Das deutsche Produktionspotenzial liege um mehr als fünf Prozent unter dem Wert, der im Jahr 2019 für das Jahr 2024 erwartet worden sei. „Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland wirtschaftlich deutlich hinterher. Dies legt in der Gesamtschau zunehmend nahe, dass die deutsche Volkswirtschaft sowohl von konjunkturellen als auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird“, meinen die Gutachter. Sie erwarten, dass Deutschland auch im nächsten Jahr „deutlich“ hinter anderen Volkswirtschaften zurückbleiben wird. Die anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung wird vor allem mit einem Rückgang von Produktion und Wertschöpfung in der Industrie erklärt. Dagegen verzeichne die globale Industrieproduktion deutlich positive Raten.
Als Versäumnisse haben die Wissenschaftler ausgemacht: Die Ausgaben für Infrastruktur, Bildung und Verteidigung seien im internationalen Vergleich gering, was in den letzten Jahren bereits zu deutlichen Mängeln geführt habe. Im Verkehrsbereich sei eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und eine Dekarbonisierung des Güterverkehrs erforderlich. Dafür werden die Schaffung eines Verkehrsinfrastrukturfonds und im Straßenverkehr eine stärkere Nutzerfinanzierung etwa durch eine fahrleistungsabhängige PKW-Maut vorgeschlagen. Außerdem gebe es einen Rückstand bei der Digitalisierung im Finanzsystem, wodurch Potenziale für Innovationen und Effizienzsteigerungen verschenkt würden.
Für das laufende Jahr erwartet der Sachverständigenrat kein Wirtschaftswachstum in Deutschland mehr, sondern eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. Er revidiert damit seine Prognose gegenüber dem Frühjahr 2024 um 0,3 Prozentpunkte nach unten. Im Jahr 2025 wird nur mit einem geringfügigen Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet. Dagegen soll die Eurozone in diesem Jahr um 0,7 Prozent wachsen und im kommenden Jahr sogar um 1,3 Prozent. Als Inflationsrate erwarten die Sachverständigen in diesem Jahr in Deutschland 2,2 Prozent und 2025 mit 2,1 Prozent einen geringfügig niedrigeren Wert.
Stellenabbau überall in Deutschland
Ja, in Deutschland ist 2025 mit einem Stellenabbau in vielen Unternehmen zu rechnen. Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass etwa vier von zehn Unternehmen Personal abbauen wollen. Besonders betroffen ist die Industrie, wo 42 % der Betriebe einen Personalabbau erwarten. Einige große Unternehmen wie Volkswagen und die Deutsche Bahn haben ebenfalls Personalreduktionen angekündigt.
Beispiele für betroffene Unternehmen
- Volkswagen: plant, bis 2030 insgesamt 35.000 Arbeitsplätze abzubauen.
- Deutsche Bahn: rechnet mit dem Wegfall von bis zu 30.000 Stellen.
- ZF Friedrichshafen: plant ebenfalls Stellenabbau.
- Continental: plant Stellenabbau.
- Thyssenkrupp Steel: Plant Stellenabbau.
- Schaeffler: Plant Stellenabbau.
- Audi: Plant Stellenabbau.
- Bosch: Plant Stellenabbau.
- Ford: Der Automobilhersteller Ford streicht bis 2027 rund 4.000 Stellen in Europa. In Deutschland sind 2.900 Jobs betroffen, vor allem im Kölner Werk.
- Deutsche Bank: Laut Medienberichterstattung plant die Deutsche, im kommenden Jahr 3-4.000 Stellen abzubauen. Betroffen ist insbesondere der Standort Frankfurt. Kürzlich kam bereits für über 100 Managementpositionen die Kündigung. Die zu erwartenden Abfindungen dürften überdurchschnittlich hoch sein.
- SAP: Laut Medienberichterstattung plant SAP, im kommenden Jahr mehr als 3.500 Stellen abzubauen. Betroffen ist insbesondere der Standort Walldorf. Die Ziele sollen durch ein Abfindungs- und Vorruhestandsprogramm erreicht werden. Die Abfindungssummen sollen nach Berichten von SAP-Insidern erheblich (oft sechsstellig) sein.
- Vodafone: Vodafone plant, bis 2026 insgesamt 2.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Das sind etwa 13 % der Belegschaft. In den letzten Monaten gab es bei Vodafone Unruhe, da das Geschäft des Telekommunikationsunternehmens schrumpft und das Management die Zahl der Mitarbeiter drastisch reduziert.
- Evonik: Der Chemiekonzern Evonik plant den Abbau von 2.000 Stellen in Deutschland. Die Hierarchien sollen flacher werden, um 400 Millionen Euro einzusparen. Der Chemiekonzern Evonik plant einen umfassenden Umbau und erhebliche Einsparungen. Ursprünglich war der Abbau von 1-2.000 Stellen – v.a. in Essen – angekündigt worden. Nach neuer Planung könnten sich die Entlassungen bei Evonik auf bis zu 7000 erhöhen. Auch eine komplette Führungsebene soll entfallen. Künftig wird das Unternehmen nur noch auf zwei Geschäftsbereiche setzen: Custom Solutions und Advanced Technologies.
- Webasto: Der bayerische Automobilzulieferer Webasto hat 2024 hohe Verluste gemeldet. Das Unternehmen plant eine umfassende Restrukturierung, um wieder profitabel zu werden. Im Rahmen dieser „Optimierungsmaßnahmen“ sollen 1.600 Stellen abgebaut werden – vor allem in Stockdorf. Diese Reduzierung könnte jedoch nicht ausreichen, um die finanzielle Lage zu stabilisieren, sodass möglicherweise noch mehr Stellen abgebaut werden müssen. Dabei setzt Webasto auf flexible Arbeitszeitmodelle und Vorruhestandsregelungen, um Personalkosten zu senken. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 16.600 Mitarbeiter.
- Miele: Miele streicht bis 2028 etwa 1-2.000 Stellen. Die Waschmaschinenproduktion wird nach Polen verlagert. Betroffen ist damit vor allem das Waschmaschinenwerk in Gütersloh. Der Abbau soll über Freiwilligenprogramme und Vorruhestandsangebote erfolgen. Die zu erwartenden Abfindungen dürften nach Experteneinschätzungen trotz Werksschließung überdurchschnittlich sein.
- Brose: Der Automobilzulieferer Brose – einer der zehn größten Automobilzulieferern in Deutschland mit weltweit mehr als 30.000 Mitarbeitern – will bis Ende 2024 rund 700 Stellen in Deutschland abbauen, hauptsächlich in Franken. Grund sind Verluste von 53 Millionen Euro sowie ein Umsatzrückgang auf 7,7 Milliarden Euro, berichtet das „Handelsblatt“. Brose führt dies auf eine geringere Nachfrage seitens der Automobilindustrie, eine unzureichende Auslastung der Produktionskapazitäten sowie steigende Kosten zurück. Die geplanten Kürzungen betreffen etwa 20 Prozent der Verwaltungspositionen, ein Großteil (etwa 520), soll an fränkischen Standorten wie Coburg, Bamberg/Hallstadt und Würzburg erfolgen.
- Coca-Cola: Bei Coca-Cola fallen mehr als 500 Stellen in Deutschland weg. Coca-Cola schließt fünf Standorte in Deutschland und streicht etwa 500 Arbeitsplätze.
- Nestle: Nestle-Konzern kündigt massiven Stellenabbau an
In den nächsten zwei Jahren sollen weltweit 16.000 Arbeitsplätze wegfallen. Arbeitnehmer des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé haben gegen den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland demonstriert. Konkret geht es bei der Kundgebung vor der Nestlé-Deutschlandzentrale in Frankfurt um gut 230 Jobs an den Standorten Neuss bei Düsseldorf und Conow in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gewerkschaft NGG sieht darin die Fortsetzung einer langfristigen Entwicklung beim grössten Lebensmittelhersteller der Welt, um den Profit zu maximieren. - BASF: Bereits 2022 hatte die BASF-Führung wegen verschlechterter Geschäfte und schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt. Dazu gehören auch Stellenstreichungen am Standort Ludwigshafen, wie das Management mitteilte. Insgesamt will das Unternehmen bis 2026 allein dort zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro einsparen. Einsparungen soll es sowohl in der Produktion als auch in den Bereichen außerhalb geben. Nach Informationen des “Handelsblatts” sollen bei dem Chemiekonzern bis Ende 2024 weltweit knapp 3.300 Stellen gestrichen werden, gut 2.500 davon in Ludwigshafen. Zuletzt hatte BASF angekündigt, drei Anlagen in Ludwigshafen zu schließen. So soll die Produktion von Adipinsäure eingestellt werden, einem Zwischenprodukt für Kunststoffe.
Deutsche Wirtschaft 2025
Im Jahr 2025 erlebt Deutschland eine spürbare wirtschaftliche Schwäche, die sich in einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit niederschlägt. Die Arbeitslosenquote klettert auf etwa 6,3 bis 6,4 Prozent, wobei die Zahl der Arbeitslosen im August über drei Millionen liegt, ein Höchststand, der seit 2015 nicht mehr erreicht wurde. Die Bundesagentur für Arbeit und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sehen vor allem eine Kombination aus Wirtschaftskrise und Fachkräftemangel als Hauptursachen. Diese Situation führt dazu, dass deutsche und andere Unternehmen verstärkt ins Ausland abwandern, um bessere Produktionsbedingungen zu finden, was den Arbeitsmarkt in Deutschland zusätzlich belastet.
Trotz dieser wirtschaftlichen Herausforderungen investiert die Bundesregierung weiterhin stark in die militärische Aufrüstung und gibt Milliarden Euro für Verteidigung aus. Diese Entscheidung wird kritisch gesehen, weil sie in der jetzigen wirtschaftlichen Krise hohe Staatsausgaben für andere Bereiche, wie soziale Sicherung oder Wirtschaftsförderung, erschweren könnte. Kritiker bewerten die Politik als Versagen der Regierung, da die wirtschaftliche Schwäche und steigende Arbeitslosigkeit mit einem Abbau von Unternehmensstandorten und Arbeitsplätzen in Deutschland einhergehen, während gleichzeitig hohe Rüstungsausgaben getätigt werden.
Die Bundesregierung versucht allerdings auch, mit Förderprogrammen und Maßnahmen zur Qualifizierung von Arbeitskräften gegenzusteuern, um die Krise abzumildern und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern. Die Situation bleibt jedoch angespannt und fordert umfassende politische Antworten, um sowohl die wirtschaftlichen als auch sicherheitspolitischen Herausforderungen zu bewältigen.
Die deutsche Wirtschaft stagniert 2025, verschärft durch eine Investitionskrise, aber es gibt auch Prognosen, die einen späten Aufschwung durch steigenden Konsum erwarten. Unabhängig davon rüstet die Bundesregierung das Militär auf, um auf aktuelle Sicherheitsbedrohungen zu reagieren.
- Stagnation: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für 2025 eine Stagnation der deutschen Wirtschaft.
- Investitionskrise: Dies wird durch eine schwache Industrie, rückläufige Investitionen und eine getrübte Außenwirtschaft verschärft.
- Aufschwung-Prognose: Demgegenüber prognostiziert die HELABA einen späten, aber möglichen Aufschwung, der hauptsächlich durch steigenden privaten Konsum angetrieben werden könnte.
Militärische Aufrüstung in Deutschland 2025
- Die Bundesregierung rüstet das Militär auf.
- Dies geschieht angesichts der aktuellen Sicherheitslage und wird aus verschiedenen Quellen als Notwendigkeit für die Verteidigung des Landes betrachtet.
Die Bundesregierung setzt 2025 mit über 86 Milliarden Euro auf eine massive militärische Aufrüstung, was den Verteidigungsetat gegenüber 2024 deutlich erhöht. Kernpunkte sind höhere Ausgaben aus dem regulären Haushalt (62,43 Milliarden €) und zusätzliche Gelder aus dem Sondervermögen (24,06 Milliarden €), um die Bundeswehr schneller zu modernisieren und die Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen.
- Erhöhte Ausgaben: Der Bundeshaushalt 2025 sieht insgesamt rund 86,49 Milliarden Euro für die Verteidigung vor, eine Steigerung von 14,74 Milliarden € gegenüber dem Vorjahr.
- Zwei Finanzierungsquellen: Die Ausgaben teilen sich auf den regulären Wehretat (62,43 Milliarden €) und das Sondervermögen Bundeswehr (24,06 Milliarden €) auf.
- Begründung: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rechtfertigt die Rekordausgaben mit der Notwendigkeit, die deutsche Verteidigungsfähigkeit angesichts der Bedrohung durch Russland wiederherzustellen und die Bundeswehr schnellstmöglich voll auszustatten.
- Ziele: Neben der kurzfristigen Vollausstattung soll die Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr langfristig gewährleistet werden.
- Beschleunigte Beschaffung: Um den Modernisierungsprozess zu beschleunigen, plant die Bundesregierung, den Kauf von Rüstungsgütern zu erleichtern. Ein Gesetzentwurf soll unter anderem eine schnellere Direktvergabe von Aufträgen in dringenden Fällen ermöglichen.
- Langfristige Perspektive: Es sollen bis 2035 Hunderte von Milliarden Euro investiert werden, wobei die Erleichterungen bei der Beschaffung für diesen Zeitraum verlängert werden, um Planungs- und Rechtssicherheit zu schaffen.
- Oppositionelle Kritik: Die Oppositionsfraktionen haben die Pläne kritisiert, unter anderem mit Verweis auf eine mögliche Einschränkung der parlamentarischen Kontrolle.
Die Steigerung der Militärausgaben in Deutschland hat erhebliche Auswirkungen auf den Sozialhaushalt und die Gesamtfinanzen des Staates. Durch die hohen Verteidigungsausgaben, die aktuell von etwa 75 Milliarden Euro auf mehr als 160 Milliarden Euro in den kommenden Jahren steigen sollen, wird ein großer Anteil des Staatshaushalts beansprucht. Diese Ausgaben werden zum Teil durch Kredite finanziert, was zu einer erhöhten Staatsverschuldung und dadurch zu höheren Zinsausgaben führt. Diese Zinsbelastungen schränken den finanziellen Spielraum des Staates ein und erschweren somit Ausgaben in sozialen Bereichen.
Zudem führt die Umwidmung großer Haushaltsmittel in Militärausgaben dazu, dass weniger Mittel für Sozialausgaben, Infrastruktur oder Bildung zur Verfügung stehen. Sparmaßnahmen in Sozialprogrammen und anderen öffentlichen Investitionen sind wahrscheinlicher, da der Gesamtetat begrenzt ist. Zusätzlich kann der erhöhte Bedarf an militärischem Personal und spezialisierten Fachkräften den zivilen Arbeitsmarkt belasten, was auch indirekte soziale Folgen haben kann.
Experten weisen darauf hin, dass Militärausgaben zwar kurzfristig wirtschaftliche Impulse geben können, ihre gesamtwirtschaftliche Rendite aber deutlich geringer ist als bei Investitionen in soziale Infrastruktur. Insgesamt führt die steigende Aufrüstung tendenziell zu einem engeren Sozialhaushalt, begrenztem Sozialstaat und potenziellen sozialen Spannungen in der Bevölkerung, da mehr Ressourcen für Verteidigung und weniger für soziale Absicherung vorhanden sind.
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