Chemikalienstreifen und Kondensstreifen


Chemtrail und Contrail


Chemikalienstreifen ‘Chemtrail’

Chemtrails [ˈkem.treɪlz] (anhören/?Kofferwort aus englisch Chemicals für „Chemikalien“ und Contrails für „Kondensstreifen“, zu Deutsch etwa „Chemikalienstreifen“) sollen eine spezielle Art von Kondensstreifen sein, die gemäß den zugehörigen Verschwörungstheorien der absichtlichen weltweiten Ausbringung von giftigen Chemikalien und Zusatzstoffen dienen. Es wird behauptet, dass Chemtrails langlebiger als normale Kondensstreifen seien und sich flächiger ausbreiten würden. Auf Kondensstreifen zurückgehende, sich weiter ausbreitende Cirruswolken sind jedoch als Contrail-Cirrus wohlbekannt.

Von Chemtrails zu unterscheiden ist die Hagelabwehr durch Agrarflieger sowie der militärische Einsatz von Entlaubungsmitteln (siehe hierzu z. B. Agent Orange). Auch der Treibstoffschnellablass oder Rauchpatronen beim Kunstflug sind keine Themen der Chemtrail-Anhänger.

Als Motiv für Chemtrails werden unter anderem Geoengineering, eine gezielte Bevölkerungsreduktion oder militärische Zwecke behauptet. Die Verschwörungstheorie ist spätestens seit 1996 im Internet verbreitet.

Laut deutschem Umweltbundesamt gibt es weder für das Ausbringen von Chemikalien noch für auffällig geänderte Kondensstreifen wissenschaftliche Belege. NichtregierungsorganisationenMeteorologen und staatliche Institutionen haben ähnliche Stellungnahmen veröffentlicht, was die Beliebtheit und Verbreitung der „reinen Fiktion“ bislang nicht verringern konnte.

Hintergrund

Als Grundlage der Verschwörungstheorie gelten Mutmaßungen Mitte der 1990er Jahre, die Luftwaffe der USA plane, Wetterbeeinflussung und Kondensstreifen militärisch zu nutzen. Die Air Force sieht die Chemtrailthesen als Hoax, mit dem unter anderem auf ein damaliges Strategiepapier „Weather as a Force Multiplier: Owning the Weather in 2025“ reagiert worden sein soll, ohne aber damals tatsächlichen militärischen Planungen oder Fähigkeiten zu entsprechen.

Begriff und Absichten

Mit dem Begriff Chemtrail werden bestimmte langlebige und teils in Gittern auftretende Kondensstreifen bezeichnet, bei denen es sich nicht um normale, aus Eiskristallen bestehende Kondensstreifen handeln soll, sondern um Sprühspuren von diversen chemischen Substanzen. Über die vermutete Zusammensetzung dieser angeblich vorhandenen Stoffe besteht keine Einigkeit, oft nennen die Anhänger jedoch Barium- und Aluminium-Verbindungen als Bestandteil.

Im Normalfall hängt die Ausbreitungsform und -geschwindigkeit sowie die Beständigkeit der Kondensstreifen von Faktoren wie Temperatur, lokaler Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit ab. Bei geringer Luftfeuchtigkeit lösen sich Kondensstreifen rascher auf. Bei hoher Luftfeuchtigkeit hingegen können Abgaspartikel als Kristallisationskeime wirken, weiteren Wasserdampf binden und sich bei entsprechenden Strömungen weit ausbreiten. Erhöhte Neigung zu langlebigen Kondensstreifen – häufig in Verbindung mit Cirruswolkenbildung – findet sich im Bereich von herannahenden Wetterfronten, die durch Hebungsvorgänge Feuchtigkeit in die hohen Luftschichten befördern (Aufgleiten bei Frontpassage). Dadurch wird das Kondensationsniveau erreicht.

In der Meteorologie werden Kondensstreifen als menschengemachte Cirruswolken bezeichnet (Cirrus homogenitus). Sie sind schon weit länger bekannt, als nach der Verschwörungstheorie die „organisierte Klimaänderung“ stattfindet. Die beobachtete Zunahme in Häufigkeit und Ausbreitung von Kondensstreifen am Himmel hängt vor allem mit dem starken Wachstum des Flugverkehrs zusammen. Allein in Deutschland hat sich die Zahl der Beförderungsleistung durch Flüge seit den 1980er Jahren verfünffacht. Bei über zwei Millionen Starts und Landungen pro Jahr kommt es dementsprechend zur Entwicklung einer deutlich größeren Zahl an Kondensstreifen als vorher. Außerdem neigen moderne Turbinen-Triebwerke zu vermehrter Kondensstreifenbildung; ihre effizientere Verbrennung führt zu erhöhtem Wasserdampfausstoß und geringeren Abgastemperaturen. Die von Flugzeugen gebildeten Wolken und ihre Effekte werden wissenschaftlich untersucht, sie verändern die Sichtverhältnisse in der Atmosphäre. Andererseits stellen zunehmende Streifenstrukturen eine ästhetische Veränderung des sichtbaren Himmels dar.

Technische Umsetzungen

Zu den technischen Voraussetzungen der Chemtrails gibt es verschiedene, zum Teil widersprüchliche und technisch nicht schlüssige Erklärungsversuche. Gemäß einer Variante werden den Flugzeugtreibstoffen Chemikalien zugesetzt. Das würde eine Verbreitung von PolymerenMikroben oder pharmazeutisch wirksamen Substanzen, wie sie von einigen Verschwörungstheoretikern angenommen wird, ausschließen, da diese in den Brennkammern der Triebwerke zerstört würden. Die Verbreitung reiner metallischer oder mineralischer Substanzen über diesen Weg würde hingegen zu hohem Verschleiß an den Turbinenschaufeln der Triebwerke führen.

Andere Vermutungen gehen von einer Verbreitung der Substanzen mittels eingebauter Sprühvorrichtungen aus. Solche sollen etwa an der Flugzeugunterseite hinter verschlossenen Klappen verborgen sein können. Somit könnten spezielle Sprühmaschinen mit eingewiesenem Personal Chemtrails ausbringen, oder die Substanzen würden automatisch, unbemerkt von den Piloten, während des Fluges von normalen Linienmaschinen durch hohle Drähte an den Tragflächenkanten versprüht. Tatsächlich kommt es an scharfen Kanten und Sensoren auch in niedrigeren Höhen gelegentlich zur Bildung von Kondensstreifen – angeblich geheimgehaltene Klappen oder Sprühsysteme wären spätestens bei der Vorflugkontrolle durch Servicepersonal und Crew zu entdecken. Diese Vorgänge werden gelegentlich für Fuel Dumping gehalten, was aber nur in Notfällen gestattet ist.

Motive und Ziele

Von Vertretern der Chemtrailtheorie werden verschiedene Zielsetzungen angenommen. So sollen Substanzen versprüht werden, um Geoengineering zu betreiben. Damit solle der Treibhauseffekt durch Reflexion von Sonnenlicht abgeschwächt und so die globale Erwärmung reduziert werden. Hierbei wird oft das Welsbach-Patent angeführt, in dem die Möglichkeit der Verminderung des Treibhauseffekts mittels großflächiger Verteilung von Partikeln in der Atmosphäre beschrieben wird. Auch wird spekuliert, dass Chemtrails der Bevölkerungsreduktion dienen könnten. Die zugesetzten Chemikalien sollen dieser Theorie zufolge die Zeugungsfähigkeit der Bevölkerung senken oder sie schlicht vergiften. Der Film Why in the world are they spraying? („Warum in aller Welt sind sie am Sprühen?“) vermutet unter anderem eine gezielte Vergiftung und Veränderung des pH-Wertes des Bodens mit Aluminiumverbindungen, um herkömmliches Saatgut unbrauchbar zu machen. Saatgutgroßkonzerne hätten längst schon präventiv genmanipulierte aluminiumresistente Sorten entwickelt.

Die Verbreiter dieser Verschwörungstheorie verfolgen teilweise kommerzielle Ziele. So werden im Internet für mehrere tausend Euro „Chembuster“ angeboten, Kupferrohre, die mit Kunstharz oder Bergkristallen gefüllt sind, und die vor den angeblichen Gefahren der Chemtrails schützen sollen.

Stellungnahmen von Politik und Nichtregierungsorganisationen

2004 berichtete die Zeitschrift Raum & Zeit in dem Artikel „Die Zerstörung des Himmels“ über angebliche Chemtrails. In der Folgezeit fragten Bürger beim Umweltbundesamt (UBA) an, was es damit auf sich habe. Das Amt veröffentlichte im März 2011 eine Stellungnahme, wonach die in besagtem Artikel aufgestellten Behauptungen nicht glaubwürdig seien. Wenn theoretische Vorstellungen des Klimaschutzes durch Ausbringen verschiedener Stoffe vorlägen, so gibt es demnach keine Hinweise darauf, dass diese bisher konkret umgesetzt würden. Das UBA beruft sich auf den Deutschen Wetterdienst, in dessen Beobachtungsdaten keine auffälligen Veränderungen des Verhaltens von Kondensstreifen verzeichnet sind. Auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind keine entsprechenden Phänomene bekannt, obwohl es seit vielen Jahren die Wirkung von Luftfahrtemissionen auf die Atmosphäre untersucht. Anfragen bei der Deutschen Flugsicherung und beim Deutschen Wetterdienst ergaben keine Hinweise auf auffällige Flugbewegungen und Kondensstreifen. Der WHO liegen keine Kenntnisse zur Existenz von besonderen Chemtrails vor. Das Verteidigungsministerium und das europäische Hauptquartier der US Air Force teilten mit, keine entsprechenden Projekte zu betreiben. Die Air Force beantwortete zudem Theorien, dass sie das Wetter manipuliere, mit einem Informationspapier zu Kondensstreifen. Wettermanipulationen würden durch die Air Force nicht vorgenommen, und man plane auch nicht, damit zu beginnen.

Das Greenpeace Magazin bewertete die Spekulationen über Chemtrails im Jahr 2004 in einem eigenen Artikel als Verschwörungstheorie und schloss sich den Ergebnissen des Umweltbundesamtes an.

Erwähnt werden Chemtrails in den USA 2001 in einer Gesetzesvorlage, dem Space Preservation Act, die dem Kongress durch den Politiker Dennis Kucinich erstmals vorgelegt wurde. Die Vorlage wurde abgelehnt, und Kucinich, der an der Ausarbeitung der Vorlage nicht direkt beteiligt war, äußerte später, dass er sich über die Erwähnung der Chemtrails nicht im Klaren war und er an diesem Thema nicht interessiert sei.

Im März 2007 stellten österreichische Nationalratsabgeordnete der FPÖ eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP). Darauf stellte das Landwirtschaftsministerium klar, dass ihm das Thema Chemtrails seit längerem bekannt sei und es derartige Vorgänge als überaus problematisch einstufen würde, dass es aber nach ausführlicher Recherche keinerlei Hinweise auf die Ausbringung derartiger Stoffe über Österreich gebe.

In Mecklenburg-Vorpommern stellte die NPD 2010 eine Kleine Anfrage im Landtag zu Chemtrails, um der Regierung „Wettermanipulation“ zu unterstellen. Alfred Steinleitner von der NPD referierte am 16. März 2011 in Deggendorf zum Thema „‚Chemtrails‘ – Globales Chemieverbrechen in der Atmosphäre!!!“ Hauptwortführer der Chemtrails-Bewegung in Deutschland ist der Rechtsanwalt Dominik Storr, der zu diesem Thema einen Rechtsstreit mit Jörg Kachelmann führte.

Der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion im niedersächsischen LandtagMartin Bäumer, wollte Untersuchungen zur Existenz von Chemtrails durchführen lassen und stellte diesbezüglich 2016 drei parlamentarische Anfragen. Das niedersächsische Umweltministerium antwortete darauf, aufgrund von Kosten im fünfstelligen Bereich keine derartige Untersuchung zu planen.

Im Mai 2023 stellte der AfD-Abgeordnete Sebastian Wippel eine Anfrage zu Metallen in der Atmosphäre und deren systematische Einbringung zur Bevölkerungsreduktion an die sächsische Landesregierung.

Überprüfung

Messungen zur chemischen Zusammensetzung der Luft in oberen Schichten und am Boden erbrachten bislang keinen Beleg für die Chemtrailhypothese. Entsprechende Untersuchungen gelten Anhängern als Teil der Verschwörung und damit als unglaubwürdig. Eigene Überprüfungen durch Vertreter der Chemtrailhypothese gibt es nicht. Von skeptischer Seite wird zudem darauf verwiesen, dass eine weltumspannende Vergiftung der Erdatmosphäre durch Chemtrails eine so große Zahl von Mitwissern unter den beteiligten Piloten, Flughafenmitarbeitern, Wissenschaftlern mit sich bringen würde, dass deren Geheimhaltung sehr unwahrscheinlich sei.

2016 veröffentlichte der Aerologe Ken Caldeira gemeinsam mit einigen Kollegen eine Umfrage unter führenden Atmosphärenwissenschaftlern und Geochemikern zu Chemtrails. Bei dieser ersten Expertenbegutachtung mit Peer-Review zum Thema gaben 76 der 77 befragten Wissenschaftler an, bei ihren Forschungen auf keinerlei Indizien für eine derartige Manipulation der Atmosphäre gestoßen zu sein. Die am Himmel sichtbaren Kondensstreifen ließen sich problemlos mit den Mitteln der konventionellen Chemie und Physik erklären. Unterschiedliche Streifenbildung zu unterschiedlichen Wetterlagen sind das Ergebnis der adiabatischen Zustandsänderung von Gasen unter unterschiedlichen Zuständen von Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchte.

Kondensstreifen ‘Contrail’

Kondensstreifen oder Homomutatus sind lange und dünne künstliche Wolken, die insbesondere im Gefolge von Luftfahrzeugen aus von den Antrieben ausgestoßenem Wasserdampf und sonstigen kondensierbaren Abgasbestandteilen durch KondensationResublimation infolge Abkühlung oder Unterdruck entstehen können. Diese Eiswolken sind insbesondere typisch und dauerhaft für Flughöhen oberhalb von etwa acht Kilometern, wenn dampf- und rußhaltige FlugzeugTriebwerksabgase auf relativ kalte Luft treffen.

Kondensstreifen können in ansonsten wolkenfreien Gebieten entstehen und auch länger fortbestehen, wenn für eine natürliche Wolkenbildung Kondensationskeime fehlen. Sie zählen zur Gruppe der Cirren und stellen auch eine wichtige Klasse anthropogener Wolken dar. In feuchter Luft können sie auch in niedrigeren Höhen auftreten. Dort können sie statt aus Eiskristallen auch aus Tröpfchen der Kondensate bestehen.

Entstehung und Zusammensetzung

In der Reiseflughöhe von Langstreckenjets ist es unter −40 °C kalt, sodass auch in relativ trockener Luft Kondensstreifen entstehen. Im Prinzip kondensieren oder resublimieren (ausführlicher erklärt bei Sublimation) gasförmige oder gefrieren flüssige Bestandteile der Luft und der Abgase, gefördert durch gleichzeitiges Auftreten von Rußteilchen aus dem Abgas, die dabei als Kondensationskeim oder Kristallisationskeime dienen.

Eine Keimbildung und somit Kondensation/Frieren kann bei diesen Umgebungsbedingungen aber auch spontan aus lokalen Dichtefluktuationen, d. h. ohne Kern oder Keim entstehen. Bei der Verwirbelung mit kalter Umgebungsluft nimmt der Sättigungsdampfdruck viel stärker ab als der Partialdruck des Wassers, mit der Folge einer Übersättigung. Die Rußteilchen im Abgas erlauben die rasche Keimbildung, indem sich Wassermoleküle daran anlagern. Bei tiefen Temperaturen entstehen direkt Eiskristalle.

Die hauptsächlichen Verbrennungsprodukte von Kerosin sind Kohlendioxid und Wasserdampf, sowie in geringeren Anteilen Rußpartikel, SchwefelsäureSalpetersäure und die Verbrennungs- und Rekombinations­produkte der Treibstoffadditive. Kerosin ist kein Reinstoff mit einheitlicher Zusammensetzung, sondern ein Gemisch diverser Stoffe, die im Zusammenspiel erst die Verwendung als Brennstoff bei diesen extremen Anforderungen ermöglichen (siehe dazu auch beispielsweise JP-8 oder die zahlreichen Treibstoffspezifikationen für die Militärluftfahrt).

Auch bereits in der Luft flüssig oder gasförmig vorhandene Luftverschmutzungen, wie beispielsweise Freone oder sonstige Lösungsmittel oder natürliche Terpene können unter diesen Bedingungen zur Verbrennung angesaugt werden oder im Abgasstrom aus der Umgebungsluft kondensieren oder resublimieren.

Form

Bis zu einer Größe von etwa 100 Nanometern streuen die Kristalle kaum Licht, dann zunächst vorwiegend blaues Licht. Erst durch Anlagerung weiterer Wasserteilchen erreichen sie eine Größe, in der sie Licht unabhängig von dessen Wellenlänge streuen und hell weiß werden. Das und die restliche Abhitze erklären die charakteristische Lücke zwischen Triebwerken und Kondensstreifen. Die Streifen nehmen an Breite zu und berühren sich bei vierstrahligen Jets zunächst paarweise.

Durch das Auseinanderweichen der Luft im unteren Teil der Wirbelschleppe wird aber die Lücke in der Mitte zunächst breiter und die Streifen von den innen liegenden Triebwerken tauchen unter den äußeren Strahlen weg. Weitere Turbulenz erzeugt einen einzigen breiten Streifen, der insgesamt absinkt.

Persistenz und Wandel

Der weitere Verlauf hängt stark von der Situation ab, insbesondere der relativen Feuchte. In zirka 70 Prozent der Fälle ist die Luft untersättigt, die relative Feuchte liegt also unter 100 Prozent, und die Kondensstreifen lösen sich innerhalb weniger Minuten auf. Die vertikale Erstreckung beträgt dann je nach Flugzeugtyp 300 bis 500 Meter.

Bei einer Feuchte um 100 Prozent löst sich der Kondensstreifen dadurch auf, dass die relative Feuchte durch sein Absinken abnimmt. Wie schnell einzelne Volumenelemente unsichtbar werden, hängt über die Partikelgröße von der ursprünglichen Lage im Strahl ab. Es können sich mammatusähnliche Ausstülpungen bilden.

Bei größerer Übersättigung der Umgebungsluft bleiben die Kondensstreifen längere Zeit bestehen. In großer Höhe sind Feuchten bis über 200 % möglich. Die Menge des aus der Atmosphäre aufgenommenen Wasserdampfs kann dann den Triebwerksausstoß um einige Größenordnungen übersteigen. Die Lebensdauer kann mehrere Stunden betragen, in einem Fall war ein einzelner Kondensstreifen über 17 Stunden auf einem Satellitenbild zu erkennen.

Je nach anliegender Windscherung kann die Breite der Kondensstreifen auf über 20 km anwachsen; sie sind dann nur noch schwer von natürlich gebildeten Cirren zu unterscheiden. In der Fachwelt wird dann von Kondensstreifen-Cirren gesprochen. Diese können über mehrere Tage am Himmel verbleiben. Meist jedoch lösen sie sich durch großräumiges Absinken der Luft bald auf oder gehen durch großräumige Hebung in eine geschlossene Wolkendecke über.

Negative Streifen

Fliegt ein Flugzeug dicht über oder unter einer dünnen Wolkendecke, so kann der von ihm bewirkte Abwind die Wolke auflösen. Der Kondensstreifen kann auch einen Schatten auf eine darunter liegende dünne Wolkenschicht werfen, was ebenfalls zu einem dunklen Streifen führt.

Ferner können Kondensstreifen auch bei Nacht sichtbar werden, wenn sie das Mondlicht absorbieren oder streuen und den Mond dadurch teilweise verdecken.

Auswirkungen auf das Klima

Der Luftverkehr beeinflusst das Klima durch die Emission von Kohlendioxid und Stickoxiden, die Verbringung von Wasser(dampf) in sonst deutlich trockenere Luftschichten, sowie durch die Bildung von Kondensstreifen. Die anthropogenen Kondensstreifen bedecken einen kleinen Teil des Himmels und reduzieren damit durch Reflexion an ihrer Oberseite tagsüber die Sonneneinstrahlung (kühlender Effekt) und erhöhen so die planetare Albedo (vgl. Wolke).

Andererseits absorbieren Eiskristalle die vom Erdboden kommende Strahlung und re-emittieren weniger energiereiche Strahlung (Treibhauseffekt), was eine Erwärmung nach sich zieht. Es wird daher vermutet, dass das Klima durch die Kondensstreifen des Flugverkehrs beeinflusst wird. Die Stärke dieses Effekts und seine Rolle in Bezug auf die globale Verdunkelung bzw. auch globale Erwärmung sind bisher nur mit großen Unsicherheiten bekannt, es wird jedoch lokal ein Einfluss auf die Globalstrahlung von bis zu 2 W/m2 geschätzt.

Linienförmige Kondensstreifen bedecken dabei im Mittel etwa 0,5 % des Himmels über Zentraleuropa, am Tag 0,7 %, knapp 0,3 % nachts. Dabei sind die schwer messbaren Kondensstreifen-Zirren nicht berücksichtigt und es gibt Anzeichen, dass der Bedeckungsgrad aller Kondensstreifen weitaus höher liegt. Eine DLR-Studie fand heraus, dass die Kondensstreifen-Zirren über Zentraleuropa zeitweilig bis zu zehn Prozent des Himmels bedecken können.

Die Aufwärmung der Erdatmosphäre durch Kondensstreifen-Zirren ist mit 31 mW/m2 etwas größer als der Effekt durch das beim Fliegen ausgestoßene CO2. Der Strahlungsantrieb von Kondensstreifen alleine wird durch Kondensstreifen-induzierte Bewölkung sogar um das Neunfache übertroffen. Durch dieses Wissen könnten durch einfache Maßnahmen der Einfluss auf den Klimawandel verringert werden – beispielsweise indem besonders feuchte Gebiete umflogen (wobei der dadurch verbundene Mehrausstoß berücksichtigt werden muss) oder Modifikationen an Treibstoff oder Triebwerk vorgenommen werden, damit der Ausstoß von Ruß und Wasserdampf reduziert werden kann. Im Umkehrschluss bedeutet der Umstand, dass ca. zwei Drittel des Klimaeffektes des Fliegens nicht auf Kohlenstoffdioxid zurückzuführen sind, allerdings auch, dass z. B. selbst eine Umstellung von fossilem Kerosin auf E-Fuels, die mit 100 % erneuerbaren Energien produziert werden, den Klimaeffekt des (Langstrecken)-Luftverkehrs nur um etwa ein Drittel senken kann.

Auch können die sonstigen Aerosolpartikel der Flugzeugabgase noch über Tage und vergleichsweise großräumig die natürliche Wolkenbildung verändern.

Kondensstreifen von Raketen

Auch bei der Verbrennung von Raketentreibstoffen entstehen im Wesentlichen – je nach Art des Treibstoffs – Wasserdampf und gegebenenfalls auch feste Bestandteile wie Ruß. Die Booster von Feststoffraketen beinhalten vorwiegend Ammoniumperchlorat und Aluminium, woraus dann in allen Höhen sehr dichte Aerosolstreifen aus Salzsäure und Aluminiumoxid entstehen. Kondensstreifen von Raketen zeigen wegen des meist senkrechten Flugverlaufs und der Wirkung des Windes eine starke Abhängigkeit von Windrichtung und Windstärke. Daraus resultiert oft ein zickzackförmiger Verlauf, der nicht mehr der eigentlichen Flugbahn entspricht.

Kondensstreifen von Schiffen

Auch die Abgase großer Schiffsmotoren können lange, bodennahe Kondensfahnen hinterlassen.

Kondensation durch Unterdruck

In feuchter Luft kann ein starker Druckabfall rasch zu sichtbarer Kondensation führen. Über den Tragflächen von Flugzeugen und hinter der Stoßfront, die von Überschallflugzeugen ausgeht, siehe Wolkenscheibeneffekt, löst sich der Nebel sofort wieder auf. Im Kern von Randwirbeln besteht der Unterdruck jedoch länger, sodass dort längere Kondensstreifen entstehen können.

Geoengineering

Der Sammelbegriff Geoengineering (Geo-Engineering) oder Climate Engineering bezeichnet vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde. Als Ziele derartiger Eingriffe werden hauptsächlich das Abbremsen der anthropogenen globalen Erwärmung, etwa durch den Abbau der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, und die Verringerung der Versauerung der Meere genannt. In der Welt der Verschwörungstheoretiker wird Geoengineering auch mit dem Begriff Chemtrails in Verbindung gebracht.

Unterschieden werden Projekte zum Solar Radiation Management (SRM), die einfallende Sonnenstrahlung reduzieren sollen, und solche zum Carbon Dioxide Removal (CDR), die Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre entfernen und möglichst dauerhaft speichern sollen. Maßnahmen zur CO2-Entnahme bekommen im Kontext von Netto-Null Treibhausgas-Emissionszielen zunehmend mehr Bedeutung in der Klimapolitik.

Viele vorgeschlagene Geoengineering-Technologien sind nicht im planetaren Maßstab verfügbar und ihre technische Machbarkeit, ihre ökologischen, finanziellen, gesellschaftlichen und politischen Kosten und Risiken sind unbekannt. In Klimamodellen werden daher auch die möglichen Beiträge von Geoengineering bewertet.

Anarchist Marxist: Auf den Punkt.

Wetterbeeinflussung ist die gezielte Erzeugung gewünschter Wetterlagen oder die beabsichtigte Abwehr schädlicher Wetter- oder Witterungseinflüsse auf Menschen oder auf wertvolle Einrichtungen. Zu Einflüssen, die sich mehr oder weniger ungewollt als Produkt menschlichen Handelns naturgesetzlich äußern, siehe unter Klimawandel und Geo-Engineering. ( Siehe ‘Wetterbeeinflussung als Moderne Kriegsführung’ https://vagabund.noblogs.org/post/2025/02/05/moderne-kriegsfuhrung/ )

Chemikalienstreifen und Kondensstreifen sind zwei unterschiedliche Phänomene, die in der Atmosphäre entstehen, vor allem durch den Einfluss von Flugzeugen. Seit über 20 Jahren behaupten Menschen, Flugzeuge würden absichtlich spezielle Chemikalien in die Atmosphäre sprühen, um Klima und Wetter zu manipulieren, oder um die Weltbevölkerung zu dezimieren. 

Kondensstreifen (Contrails)
  1. Definition: Kondensstreifen sind Linien, die von Flugzeugen erzeugt werden, wenn der Wasserstoff, der beim Verbrennen von Treibstoff entsteht, mit der kalten Luft in großen Höhen in Kontakt kommt. Dies führt zur Kondensation des Wasserdampfs und zur Bildung von gefrorenen Wassertröpfchen oder Eiskristallen.
  2. Entstehung: Kondensstreifen bilden sich in der Regel, wenn die Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre hoch ist und die Temperaturen sehr niedrig sind, meist in Höhenlagen über 8.000 Metern (26.000 Fuß). Wenn heiße Abgase aus den Triebwerken auf die kalte Luft treffen, entstehen die weißen Streifen, die oft hinter Flugzeugen sichtbar sind.
  3. Dauer: Die Persistenz von Kondensstreifen hängt von den atmosphärischen Bedingungen ab. Einige verdampfen schnell, während andere je nach Feuchtigkeit und Temperatur lange bestehen bleiben können.
  4. Einfluss auf das Klima: Kondensstreifen können zur Bildung von Cirruswolken beitragen, die das Klima beeinflussen können, indem sie sowohl Sonnenlicht zurück ins All reflektieren als auch Wärme in der Erdatmosphäre halten. Diese Auswirkungen auf das Klima werden aktuell aktiv erforscht.
Chemikalienstreifen
  1. Definition: Der Begriff “Chemikalienstreifen,” oder “Chemtrails,” wird verwendet, um eine Verschwörungstheorie zu beschreiben, wonach Regierungsbehörden oder andere Organisationen absichtlich Chemikalien in die Atmosphäre sprühen, um das Wetter zu manipulieren, die Bevölkerung zu kontrollieren oder andere geheimnisvolle Ziele zu verfolgen.
  2. Versuch zu widerlegen: Wissenschaftliche Studien und Regierungen haben wiederholt betont, dass es keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Chemtrail-Projekten gibt. Die meisten Wissenschaftler betrachten die Chemtrail-Theorien als unbegründet oder als das Ergebnis von Missverständnissen über die Eigenschaften von Kondensstreifen.
  3. Ursprung und Verbreitung: Die Chemtrail-Theorie tauchte in den 1990er Jahren auf und wurde durch eine Kombination von Misstrauen gegenüber Regierungen und Wissenschaft und dem Sichtbarem von Kondensstreifen bekannt. Anhänger der Theorie glauben, dass bestimmte Merkmale (wie das längere Verweilen von Streifen) auf Chemikalien hindeuten.
Fazit:

Kondensstreifen sind ein gut dokumentiertes und verstandenes atmosphärisches Phänomen, während Chemikalienstreifen eine kontroverse und nicht belegte Theorie darstellen. Die Ursache für die Bildung der Kondensstreifen liegt in der Zusammensetzung der Abgase der Triebwerke. Die langen Kondensstreifen, die wir am Himmel sehen, können aber keinesfalls aus dem Wasserdampf der Jet-Triebwerke gebildet werden. Das wäre viel zu wenig! Zur Erinnerung:10 l Octan bilden etwa 10 l Wasser oder 1 kg Kerosin bildet 1,3 kg Wasser. Ein Jumbo-Jet verbrennt beim Flug von London nach New York 80 t Kerosin! Aber wie gesagt, das reicht nicht aus.

Richtig ist: Kommen die heißen Abgase in die um -50 °C kalte Luft, so kondensiert Wasserdampf zu Tröpfchen und gefriert. Wasserdampf kann auch sofort Eiskristalle bilden, also resublimieren.
Die Analyse dieser Tröpfchen bzw. Kristalle hat jedoch ergeben, dass sie nicht aus reinem Wasser, sondern aus feinstverteilten Schwefelsäuretröpfchen (“Sulfat-Aerosole”) gebildet werden.Die Schwefelsäure entsteht katalytisch aus dem SO2 in den Abgasen der Triebwerke, dennder Flugzeugtreibstoff Kerosin ist schwefelhaltig. Die Aerosolteilchen (“Feinstaub”) wirken als Kristallisationskeime für weitere Wasseranlagerung und vergrößern die Tröpfchen
bzw. Eiskristalle.

Als Kristallisationskeime wirken übrigens auch die Rußpartikel, die von manchen Flugzeugenin erheblicher Menge ausgestoßen werden. In trockner Umgebungsluft bilden sich wegen der geringen Menge an ausgestoßenem Wasserdampf nur kurzlebige Kondensstreifen. In besonders kalter und feuchter Luft dagegen lösen sich diese primären Kondensstreifen nicht wieder auf, sondern sammeln sogar noch Wasserdampf aus der Umgebung ein. So können sie zu riesigen Zirruswolken anwachsen. Das kann man besonders an Tagen mit aufziehenden Tiefs sehr schön beobachten. Die Kondensstreifen verbreitern sich und werden zu großen Wolkenfeldern. Das hat möglicherweise einen Effekt auf die Erwärmung der Erde: Die besonders dünnen Eiswolken lassen zwar Sonnenlicht durch, reflektieren aber einen Teil der Sonnenstrahlung (Albedo-Effekt). Das hat Abkühlung der unteren Luftschichten zur Folge. Andererseits reflektieren sie die Wärmestrahlung vom Erdboden zurück, so dass sich der Treibhauseffekt verstärken kann.

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