Kanadas Premier Carney sieht enge Zusammenarbeit mit USA am Ende

»Es gibt kein Zurück«: Für Mark Carney ist eine Zeitenwende im Verhältnis zu den USA unter Donald Trump vollzogen. Laut dem neuen Premierminister kann sich Kanada auf den Nachbarn nicht mehr verlassen.

Neuer Premier Mark Carney in Neufundland (am 24. März): Klare Worte an den US-Nachbarn

Neuer Premier Mark Carney in Neufundland (am 24. März): Klare Worte an den US-Nachbarn.

Kanada und die USA teilen sich eine lange Landesgrenze – und zumindest bisher auch noch so einiges mehr. Von Handel über das Militär bis zu einer eng verzahnten Sicherheitspolitik: Die Nachbarn harmonierten meist gut. Doch damit ist es laut Kanadas neuem Premierminister Mark Carney vorbei.

Er sieht nach eigenen Angaben durch die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump eine Zeitenwende im Verhältnis zu den USA gekommen. »Die alte Beziehung, die wir zu den Vereinigten Staaten hatten und die auf einer vertiefenden Integration unserer Volkswirtschaften und einer engen sicherheitspolitischen und militärischen Zusammenarbeit beruhte, ist vorbei«, sagte Carney am Donnerstag vor Journalisten in Ottawa.

Trump habe mit seinem Verhalten die Beziehung zwischen den Nachbarstaaten nachhaltig verändert. »Es gibt kein Zurück«, sagte Carney, die USA seien »kein verlässlicher Partner mehr«.

Zugleich kündigte Carney ein Gespräch mit Trump in den kommenden Tagen an. Er werde mit der US-Regierung aber keine Verhandlungen über Handelsfragen führen, solange der Präsident keinen »Respekt« gegenüber Kanada zeige.

Trump hatte in den vergangenen Wochen mehrfach damit gedroht, das nördliche Nachbarland zu annektieren, und Carneys Vorgänger Justin Trudeau als »Gouverneur« eines künftigen »51. Bundesstaats« der USA verspottet. Das kam in Kanada erwartungsgemäß gar nicht gut an – und sorgte auch international für Empörung.

Carney sagte zudem, sein Land werde mit Gegenmaßnahmen auf die am Mittwoch von den USA angekündigten Einfuhrzölle auf Autos reagieren. »Unsere Antwort auf diese jüngsten Zölle ist kämpfen, schützen, aufbauen«, fügte er an. Die kanadischen Vergeltungsmaßnahmen würden »die größtmögliche Wirkung in den USA und die kleinstmögliche in Kanada« entfalten.

Der Republikaner Trump hatte gestern Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte aus dem Ausland angekündigt und damit international heftige Kritik ausgelöst. Die Zölle würden für alle Autos gelten, die nicht in den USA produziert worden seien, sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus. Sie sollen ab dem 3. April fällig werden.

Kanada: Bei Gegenmaßnahmen ist nichts tabu

Carney verurteilte die Zollankündigung als »direkten Angriff« gegen kanadische Arbeiter und kündigte Gegenmaßnahmen an. Bei diesen Gegenmaßnahmen sei nichts tabu, sagte Carney. Er erwähnte Aufschläge auf Exporte von Öl oder Pottasche (wichtig bei der Düngerproduktion) in die USA. Gleiches tat Japans Regierungschef Shigeru Ishiba. Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte, sein Land könne als Reaktion auf die Zölle »nicht stillhalten«. China warnte, es gebe »in einem Handelskrieg keine Gewinner«.

Die EU und mehrere Länder kündigten Gegenmaßnahmen an. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck forderte »Stärke und Selbstbewusstsein« der EU.

Die Zölle gelten für Autos und leichte Nutzfahrzeuge und müssen nach Angaben des Weißen Hauses ab dem 3. April um 00.01 Uhr (Ortszeit) bezahlt werden. Sie gelten zusätzlich zu bereits bestehenden Aufschlägen. Autoteile sollen später ebenfalls unter die Zölle fallen. Das Weiße Haus erklärte, dass für Autoimporte, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko fallen, je nach in den USA produziertem Anteil ein niedriger Zollsatz gelten kann.

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