Deutschsprachige Enklave Campo Santo Teutonico
Die deutsche Enklave – ein Rückzugsort für Benedikt und Franziskus
Schweizer Garde lässt Deutschsprachige passieren
Die Schweizer Gardisten am Tor links neben den Kolonnaden des Petersplatzes lassen jeden passieren, der in deutscher Sprache sagt, er wolle den Campo Santo besuchen. Dort verschwindet die Hektik Roms, es wiegen sich Palmen und Zypressen im Wind, Arkaden spenden Schatten oder aber – wie in den Tagen des Konklaves – schützen vor dem immer wieder einsetzenden Regen. Uralte Grabsteine erzählen Familiengeschichten und zeugen von der Steinmetz- und Bildhauerkunst vergangener Zeiten. Regelmäßig kommen einmal im Jahr Münchner Steinmetzschüler nach Rom, um die Grabsteine, die rund 1400 Namen nennen, instand zu halten. Die schlichte Kirche zieht regelmäßig Pilgergruppen an, die hier ihre Gottesdienste feiern. Und an kaum einem Ort kommt der normale Rom-Reisende der Kuppel des Petersdoms so nahe wie auf der Dachterrasse der heutigen Priesterkollegs.
Vor der großen Steintafel am Eingang erklärt Fischer die Geschichte des Campo Santo, die bis in Zeiten des römischen Kaisers Nero zurückreicht: Die Märtyrer, die in seinem Circus starben, wurden hier begraben. „Carolus Magnus me fundavit“, steht an den Mauern des Eingangs, „Karl der Große hat mich gegründet“. Das bezieht sich auf die Herberge für Pilger aus dem Frankenreich, die Ende des achten Jahrhunderts entstand und die eben auch einen Friedhof für die in der Fremde Verstorbenen hatte. 1454 bildete sich hier eine Bruderschaft, die spätere Erzbruderschaft von Deutschen und Flamen, der das Grundstück übereignet wurde. Sie nahm den Friedhof in ihre Obhut und erbaute die noch heute bestehende Kirche, die übrigens 1511 auch Martin Luther besuchte.
Nach wie vor trägt ein Verein der Erzbruderschaft den Campo Santo. Mitglied werden können alle deutschsprachigen Katholiken, die in Rom oder der Umgebung wohnen. Der damalige Kardinal Ratzinger wurde 1982 aufgenommen, nachdem er Präfekt der Glaubenskongregation geworden war. Bis er seine Dienstwohnung beziehen konnte, lebte er drei Monate im Priesterkolleg. Auch andere Kardinäle sind Mitglied, Walter Kasper etwa oder Paul Josef Cordes. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch liest derzeit donnerstags um sieben Uhr die Messe.
„Pilger sind uns immer willkommen“, betont Fischer. Die Deutschstämmigen seien die einzigen, die einen derart privilegierten Platz im Vatikan hätten. Die Mitglieder der Bruderschaft genießen überdies ein besonderes Privileg. Sie dürfen auf dem Campo Santo bestattet werden.