Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten

Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten

Die Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten sind von vielfältigen kulturellen und politischen Kontakten geprägt.

Vereinigten Staaten

Beringmeer

Das Beringmeer oder die Beringsee ist ein durchschnittlich rund 1600 Meter tiefes Randmeer am nördlichen Ende des Pazifischen Ozeans zwischen Nordamerika und dem Nordosten Asiens.

Nome Census Area

Die Nome Census Area ist eine Census Area im US-Bundesstaat Alaska auf der Seward-Halbinsel und entlang der Ostküste des Norton Sounds. Sie beinhaltet auch die Sankt-Lorenz-Insel im Beringmeer. Bei der Volkszählung im Jahr 2020 lebten hier 2365 Menschen. Nome gehört zum Unorganized Borough und hat somit keinen Verwaltungssitz. Die Census Area hat eine Fläche von 73.253 km², wovon 59.572 km² auf Land und 13.681 km² auf Wasser entfallen. Die größte Stadt der Region ist Nome. Teile des Yukon Delta und des Alaska Maritime National Wildlife Refuges sowie des Bering Land Bridge National Preserves liegen in der Nome Census Area.

Census-designated place

Unter der Bezeichnung census-designated place (CDP; deutsch „zu Statistikzwecken definiertes Siedlungsgebiet“) erfasst das United States Census Bureau im alle zehn Jahre stattfindenden United States Census politisch unselbstständige Gebiete, die aufgrund demografischer Merkmale von ihrer Umgebung unterschieden werden können. CDPs bekommen einen amtlichen Namen, sind aber keine Incorporated Places und daher keine Körperschaften. Der Begriff wurde zur Volkszählung im Jahr 1980 eingeführt und löste den vorher verwendeten, nahezu identisch definierten Unincorporated place ab.

Sankt-Lorenz-Insel

Die Sankt-Lorenz-Insel (englisch St. Lawrence IslandYupik-Sprache: Sivuqaq) liegt inmitten der Beringsee etwa 250 km südwestlich der Westspitze von Alaska und knapp 100 km vor der Ostspitze Russlands. Die zum US-Bundesstaat Alaska gehörende, baumlose Insel ist 140 km lang und zwischen 13 und 35 Kilometer breit. Mit 4640 km² Landfläche ist sie die größte Insel im Beringmeer. Den höchsten Punkt bildet der 631 m hohe Mount Atok. Auf St. Lorenz leben heute etwa 1300 Yupik, überwiegend in den Hauptorten Gambell im Nordwesten und Savoonga an der Nordküste der Insel. Der in russischen Diensten stehende dänische Marineoffizier Vitus Bering entdeckte die Insel am 21. August 1728 (neuen Stils). Im Schiffstagebuch wurde die Entdeckung auf Samstag, den 10. August (alten Stils) datiert. Er benannte die Insel deshalb zu Ehren des an diesem Tag im Jahre 258 verstorbenen christlichen Märtyrers Laurentius von Rom (Lorenz/Lawrence). Zur Fauna der Insel gehören unter anderem der Schopfalk, ein mittelgroßer Vogel aus der Familie der Alkenvögel. Auf der Insel befindet sich eine der bedeutenderen Brutkolonien dieser Art. Auch der Zwergalk, der kleinste Alkenvogel, ist ein Brutvogel dieser Insel.

Ratmanow-Insel

Die Ratmanow-Insel (russisch Остров Ратманова / Ostrow RatmanowaInupiaq Imaqliq), auch Große Diomedes-Insel (englisch Big Diomede Island) genannt, bildet mit der etwa 4 km östlich liegenden Little Diomede Island und dem unbewohnten Fairway Rock (beide gehören zum US-Bundesstaat Alaska) die Gruppe der Diomedes-Inseln. Sie ist der östlichste Punkt Russlands. Das russische Festland im Westen ist 35,68 Kilometer entfernt. Die in der Beringstraße gelegene Ratmanow-Insel gehört zum Tschukotski Rajon des Autonomen Kreises der Tschuktschen von Russland und bildet dessen östlichstes Gebiet. Sie hat eine Landfläche von 29 km² und wurde früher von etwa 400 Menschen bewohnt, die ihre Insel selbst als Imaqliq bezeichneten. Auf der Insel befindet sich die nördlichste Brutkolonie der Rotschnabelalken, einer mittelgroßen Art aus der Familie der Alkenvögel. Knapp 1,3 km vor ihrer Ostküste verläuft die internationale Datumsgrenze.

Fairway Rock

Der Fairway Rock ist ein 308.541 m² (0,31 km²) großes Eiland in der Beringstraße 19 km südöstlich der Diomedes-Inseln und 28,5 km westlich des Kap Prince of Wales von Alaska. Als erster Europäer dokumentierte James Cook am 8. August 1778 den Felsen, der im Juli 1826 von Frederick Beechey, einem englischen Marineoffizier und Geographen, seinen heutigen Namen bekam. Der Granitfelsen wurde, wie die beiden Diomedes-Inseln, durch glaziale Erosion aus den umgebenden weniger widerständigen Gesteinen herausgearbeitet. Das Alter des im Granit befindlichen Biotit wurde mittels der Kalium-Argon-Methode auf etwa 110 Mio. Jahre bestimmt. Der Felsen ragt steil aus dem Wasser auf und kann von der Küste Alaskas aus gesehen werden. Die umgebende Wassertiefe beträgt etwa 50 m. Politisch gehört das Eiland zu Alaska und ist dort dem Nome Census Area und der Einheit 22E der Alaska Department of Fish and Game’s Wildlife Conservation zugeordnet. Es gehört zur Beringmeer-Einheit des Alaska Maritime National Wildlife Refuge. Das Eiland ist unbewohnt, wird jedoch von Meeresvögeln wie dem Zwergalk oder dem Schopfalk als Nistgebiet genutzt. Ureinwohner Alaskas kamen seit prähistorischen Zeiten zu dem Felsen, um Eier zu sammeln. Von 1966 bis 1995 hatte die United States Navy eine von einem Radioisotopengenerator betriebene Umweltüberwachungseinrichtung auf der Insel stationiert.

Little Diomede Island

Little Diomede Island (deutsch Kleine Diomedes-Insel), früher auch nach dem Admiral der russischen Flotte Adam Johann von Krusenstern Krusenstern Island genannt, ist eine zum US-Bundesstaat Alaska gehörende Insel und bildet mit der etwa 4 km westlich liegenden russischen Ratmanow-Insel (Big Diomede Island) und dem unbewohnten Fairway Rock die Gruppe der Diomedes-Inseln.

Russische Föderation

Russisch-Amerika

Als Russisch-Amerika (Русская Америка, Russkaja Amerika) wurden das heutige Alaska sowie die russischen Besitzungen in Kalifornien bis zum Jahr 1841 bzw. 1867 bezeichnet. Alaskas Südküste und Teile der Aleuten wurden 1741 von Vitus Bering und Alexei Tschirikow entdeckt, nachdem der Russe Semjon Deschnjow mit Fedot Popow und Gerassim Ankudinow bereits 93 Jahre zuvor die Beringstraße durchquert hatte. Als Monopolgebiet der Russisch-Amerikanischen Kompagnie war das Land dann im Besitz Russlands, bevor es 1867 vom russischen Kaiser für 7,2 Millionen Dollar an die USA abgetreten wurde (Alaska Purchase).

Russländisch-Amerikanische Kompagnie

Die Russländisch-Amerikanische Kompagnie (RAK), auch Russisch-Amerikanische Handelskompanie oder Russisch-Amerikanische Gesellschaft genannt, war eine halbstaatliche Handelskompanie des Russischen Reiches im 19. Jahrhundert. Nach der Satzung von 1799 war die Aktiengesellschaft eine private Pelzhandelsgesellschaft, die von einem Direktorium geleitet wurde. Einer der Direktoriumsvorsitzenden war der Kaufmann Iwan Prokofjew. Das Direktorium berief einen Gouverneur zur Führung der Geschäfte in Russisch-Amerika. Eine Expansion auf die Hawaii-Inseln scheiterte dagegen bereits 1817. In dieser Zeit wurde das Russische Fort auf Kauaʻi erbaut. Als 1867 Alaska an die USA verkauft wurde (Alaska Purchase), kam auch das kommerzielle Ende für die Russländisch-Amerikanische Kompagnie, wenngleich die Gesellschaft formal noch bis zum 1. Januar 1882 weiterexistierte; ihre Aktiva wurden an die in San Francisco ansässige Firma Hutchinson, Kohl & Company verkauft, die diese in Alaska Commercial Company umfirmierte.

Fort Ross

Fort Ross (vermutlich abgeleitet von russisch Россия, Transkription Rossija, für Russland) war von 1812 bis 1841 eine Niederlassung der Russisch-Amerikanischen Handelskompagnie in Kalifornien. Es liegt an der Küste des Pazifiks im heutigen Sonoma County, etwa 145 Kilometer nordwestlich von San Francisco. Als südlichster befestigter Außenposten Russisch-Amerikas diente Fort Ross sowohl als Stützpunkt für die Pelztierjagd als auch der Versorgung von russischen Handelsniederlassungen in Alaska mit Lebensmitteln. Mit dem Rückgang der Seeotterbestände und unzureichenden Erfolgen in der landwirtschaftlichen Nutzung erwies sich Fort Ross seit den 1830er Jahren zunehmend als unwirtschaftlich. Zur gleichen Zeit stand die Russisch-Amerikanische Kompagnie vermehrt vor Schwierigkeiten, ihre Gebietsansprüche gegen den wachsenden Druck durch mexikanische und amerikanische Siedler aufrechtzuerhalten. Im Jahr 1841 wurde Fort Ross schließlich vom Beauftragten der Russisch-Amerikanische Kompagnie Dionissi Sarembo an Johann August Sutter verkauft, der es seiner Mexiko unterstehenden Privatkolonie Neu-Helvetien einverleibte. Nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg fiel ganz Oberkalifornien (Alta California) und damit auch Fort Ross 1848 im Vertrag von Guadalupe Hidalgo an die Vereinigten Staaten. 1906 wurde das Fort an den Bundesstaat Kalifornien verkauft und 1916 und 1925 Teile der durch Verfall und das San-Francisco-Erdbeben von 1906 beschädigten Gebäude rekonstruiert. 1948 wurde das einzige vollständig erhaltene Gebäude restauriert und nach einem Feuer im Jahr 1970 in der Folge auch die orthodoxe Kapelle. Schon ein Jahrzehnt zuvor war die Gesamtanlage als National Historic Landmark anerkannt worden. Die Rekonstruktion eines zweistöckigen Warenhauses wurde im Jahr 2012 fertiggestellt. Heute wird das Fort touristisch genutzt und dient damit der Erinnerung an die russische Kolonialgeschichte Amerikas. Seit dem Jahr 1962 wird Fort Ross in der Liste der State Parks in Kalifornien geführt.

Kauaʻi

Kauaʻi (Aussprache [kɐˈwɐʔi]), deutsch auch Kauai, ist eine der acht Hauptinseln von Hawaiʻi und mit einem Alter von ungefähr sechs Millionen Jahren die älteste Insel des Archipels. Aufgrund ihrer üppigen Vegetation wird sie auch als die Garteninsel bezeichnet. Auf einer Fläche von knapp 1435 km² bietet sie eine Vielfalt von Landschaftsformen und beherbergt etwa 73.000 Einwohner. Die Inselhauptstadt ist Līhuʻe mit 8000 Einwohnern, die größte Stadt ist jedoch Kapaʻa mit 11.650 Einwohnern. Höchster Punkt der Insel ist der Kawaikini mit 1598 m. Das Gebiet um den 1569 m hohen Waiʻaleʻale ist mit durchschnittlich 11.684 mm Jahresniederschlag einer der regenreichsten Punkte der Erde. Mehr Niederschlag fällt im Durchschnitt nur in MawsynramMeghalaya in Indien (11.873 mm). Angesichts der unterschiedlichen Zeiten, für die dieser jährliche Durchschnitt jeweils ermittelt worden ist, gibt es eine Kontroverse über den regenreichsten Punkt der Erde, die je nach Wahl der Parameter den Waiʻaleʻale, Mawsynram oder Cherrapunji (11.430 mm) als Sieger hervorgehen lässt. Touristische Zentren Kauaʻis sind die Orte Kapaʻa, Princeville und Poʻipū, als „Kunsthauptstadt“ der Insel gilt Hanapepe.

Russisches Fort

Das russische Fort (auch unter Russian Fort Elizabeth bekannt, russisch Елизаветинская крепостьhawaiisch Paʻulaʻula o Hipo) ist eine Ruine historischer Bedeutung nahe dem Ort Waimea auf der zu Hawaii gehörenden Insel Kauaʻi.

Autonomer Kreis der Tschuktschen

Der Autonome Kreis der Tschuktschen (russisch Чукотский автономный округTschukotski awtonomny okrugtschuktschisch Чукоткакэн автономныкэн округ), kurz auch Tschukotka genannt, ist eine Verwaltungseinheit in Russland. Als Autonomer Kreis ist er ein Föderationssubjekt der Russischen Föderation im Föderationskreis Ferner Osten. Im dünn besiedelten Tschukotka, welches im äußersten Nordosten Russlands liegt, leben auf einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie die der Bundesrepublik Deutschland, weniger als 50.000 Menschen.

Tschuktschen-Halbinsel

Die Tschuktschen-Halbinsel (russisch Чуко́тский полуо́стров, auch Чуко́тка Tschukotka) ist eine Halbinsel in Ostsibirien. Sie begrenzt den äußersten Nordosten Russlands und Asiens.

Anadyr (Stadt)

Anadyr (russisch Ана́дырьtschuktschisch Кагыргын) ist die Hauptstadt des Autonomen Kreises der Tschuktschen in Russland mit 13.045 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010). Die Hafenstadt befindet sich an der Küste des Beringmeers an der Mündung des Anadyr in die Bucht von Anadyr. Somit hat sie Verbindung zur Beringstraße.

Южная Гренландия ‘Südgrönland’

https://maps.app.goo.gl/zKKz8pSHt2YuFBFY7

‘Südgrönland’ auf der Diomede-Insel !?

Diomedes-Inseln

Die Diomedes-Inseln (englisch Diomede Islandsrussisch Острова Диомида Ostrowa Diomida oder Острова́ Гво́здева Ostrowa Gwósdewa ‚Gwosdew-Inseln‘) sind eine Inselgruppe in der Beringstraße. Diese besteht aus der westlichen Ratmanow-Insel (auch Große Diomedes-Insel oder Big Diomede) die zu Russland und der östlichen Kleinen Diomedes-Insel (Little Diomede), die zu den USA gehört. Gelegentlich zählt man auch den etwa 15 km südöstlich der Kleinen Diomedes-Insel gelegenen, unbewohnten Fairway-Felsen (USA) zu der Inselgruppe. Zwischen der Großen und der Kleinen Diomedes-Insel, die rund vier Kilometer voneinander entfernt liegen, verläuft nicht nur die amerikanisch-russische Staatsgrenze, sondern auch die Internationale Datumsgrenze.

Der Eisvorhang, der US-Familien von russischen Cousins ​​trennt

Little Diomede village with Russia in the background

Zwei Inseln in der Beringstraße – eine russische und eine amerikanische – liegen kaum drei Kilometer voneinander entfernt. Auf der russischen Insel gibt es nur noch wenige militärische Beobachtungsposten, auf der US-Insel lebt jedoch eine Eskimo-Gemeinde. Nach dem Kalten Krieg hofften sie, wieder regelmäßigen Kontakt zu russischen Verwandten aufnehmen zu können – doch nun scheinen diese Chancen wieder zu schwinden.

Frances Ozenna zeigt auf einen Schnappschuss ihrer 19-jährigen Tochter Rebecca an der Wand. „Siehst du, wie hellhäutig sie ist? Das ist von unserer russischen Seite. Von meinem Urgroßvater. Sie ist wunderschön geworden, nicht wahr?“

Ozenna ist Stammesführerin der Eskimos auf der Insel Little Diomede an der Westgrenze der USA. Ihr kleines Haus liegt an einem steilen Hang, und ihr Wohnzimmerfenster blickt über eine schmale Wasserfläche direkt auf die etwa vier Kilometer entfernte Schwesterinsel Big Diomede in Russland.

Frances Ozenna

Frances Ozenna hat Verwandte auf der russischen Insel Big Diomede, nur drei Kilometer entfernt.

Francis Ozenna picks up a package from the post office in Diomede, Alaska. All mail is delivered by helicopter, making it some of the most expensive service in the country. (PHOTO BY LOREN HOLMES/ALASKA DISPATCH)

Francis Ozenna holt ein Paket vom Postamt in Diomede, Alaska, ab. Die Post wird per Hubschrauber zugestellt, was diesen Service zu einem der teuersten des Landes macht.

Rebecca Ozenna
Ihre Tochter Rebecca kommt ganz nach der russischen Seite der Familie.

„Wir wissen, dass wir dort Verwandte haben“, sagt sie. „Die älteren Generationen sterben aus, und wir wissen nichts mehr voneinander. Wir verlieren unsere Sprache. Wir sprechen jetzt Englisch und sie sprechen Russisch. Es ist nicht unsere Schuld. Es ist nicht ihre Schuld. Aber es ist einfach schrecklich.“

Die Menschen in der Beringstraßenregion betrachten sich noch immer als ein Volk und die Grenze als störend. Sie wurde 1867 festgelegt, als Amerika Alaska dem finanzschwachen zaristischen Russland abkaufte. Doch damals kümmerte sich niemand groß darum. Familien lebten auf beiden Inseln und pendelten hin und her, bis die Grenze 1948 plötzlich geschlossen wurde. Das sowjetische Militär zog nach Big Diomede weiter, und die Zivilisten wurden zwangsweise auf das sibirische Festland umgesiedelt.

„Wenn wir die Wiedervereinigung in Gang bringen könnten, würde das unseren Seelenfrieden hier erheblich stärken“, sagt Ozenna. „Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird.“

KateDernocoeur

In the Diomede village store, shelves are mostly bare. The high cost of transportation makes even groceries prohibitively expensive. (PHOTO BY LOREN HOLMES/ALASKA DISPATCH)

Im Dorfladen von Diomede sind die Regale meist leer. Die hohen Transportkosten machen selbst Lebensmittel unerschwinglich.

Alle 80 Menschen, die auf dieser abgelegenen Insel leben, haben Verwandte irgendwo in Russland. Vor einem Vierteljahrhundert, als die Sowjetunion zusammenbrach, gab es einen Hoffnungsschimmer, dass sie sich wiedersehen könnten. Robert Soolook, ein weiterer Stammesführer der Diomede, nahm an einer Expedition teil, die durch die sibirische Ostküstenprovinz Tschukotka reiste, um nach verlorenen Verwandten zu suchen.

„Mit Skiern und Hundeschlitten legten wir täglich 32 bis 40 Kilometer zurück und besuchten 16 Dörfer“, erinnert er sich. „In drei Dörfern traf ich Verwandte mütterlicherseits, und ihre Lieblingscousine Luda lebte in Uelen. Es war etwas ganz Besonderes. Ich war wieder bei meiner Familie.“

Soolooks kleines Haus liegt am Hang, direkt unterhalb von Ozennas. Es gibt weder Straßen noch Fahrzeuge. Die überwiegend grauen Schindelgebäude sind durch Gehwege und Stufen miteinander verbunden.

In der Mitte einer mit Familienfotos geschmückten Wand hängt eines von seiner im Januar verstorbenen Mutter und daneben das Porträt einer anderen russischen Cousine namens Tooloopa mit langem, wildem Haar und scharfen, durchdringenden Augen.

Robert Soolook with a picture of his mother
Robert Soolook mit einem Bild seiner verstorbenen Mutter.White line 10 pixels
Robert Soolook's Russian Uncle Tooloopa
His Russian Uncle Tooloopa.

Zu Soolooks Büchern gehört eines, das ihm Russisch beibringt. Zwischen seinen Mänteln und Gewehren hängt eine alte grün-rote Militärmütze, die ihm ein sowjetischer Soldat geschenkt hat. Andere Bilder zeigen ihn als Sergeant der Eliteeinheit der Armee, den Eskimo Scouts – in Alaska gilt die Bezeichnung „Eskimo“ im Gegensatz zu Kanada oder Grönland als korrekt. Inzwischen ist er aus dem Militär ausgeschieden und hat unter anderem die Aufgabe, russisches Territorium auf feindliche Aktivitäten zu überwachen.

„Wir sehen ihre Schiffe dort“, sagt er. „Und Hubschrauber. Auf der Nordseite der russischen Insel befindet sich ein Militärstützpunkt. Wenn wir mit dem Boot auf der Jagd sind und der Insel zu nahe kommen, geben sie entweder einen Warnschuss ab oder schreien uns an, dass wir umkehren sollen.“

Heading out to hunt walrus
Aufbruch zur Walrossjagd.

Über die Jahre hinweg bestand die Hoffnung, dass die engeren Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zu einer Lockerung der Grenzbeziehungen führen würden. Doch die Ukraine-Krise und die russische Militäraufrüstung haben diese Hoffnungen zunichte gemacht.

„Sie haben ein neues Arktis-Kommando eingerichtet. Sie eröffnen hier Stützpunkte aus der Zeit des Kalten Krieges wieder“, sagt Oberst Patrick Carpentier vom North American Aerospace Defence Command (NORAD), der gemeinsamen US-kanadischen Operation zum Grenzschutz. „All das gibt sicherlich Anlass zur Sorge.“

Verglichen mit der russischen Grenze zur Europäischen Union ist diese jedoch vergleichsweise entspannt. Die Grenze selbst ist unmarkiert, und auf beiden Seiten weht keine Nationalflagge. Die Zahl der Abfangmanöver russischer Flugzeuge ist zwar in letzter Zeit gestiegen, liegt aber seit Jahrzehnten bei durchschnittlich zehn pro Jahr. Die Besatzungen stufen die Grenze als nicht feindlich ein und haben keine der Aggressionen erlebt, die ihre Kollegen in Europa erlebt haben.

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„Die russischen Flugbesatzungen agieren absolut professionell“, sagt Oberst Charles Butler, F-22-Kampfpilot und Einsatzleiter der Norad-Luftwaffe. „Sie befinden sich ständig außerhalb unseres souveränen Luftraums und handeln daher völlig legal.“

Es ist keineswegs sicher, dass diese entspannte Atmosphäre anhalten wird. Die Diomedes-Inseln liegen knapp unterhalb des Polarkreises, wo durch den Klimawandel und das Schmelzen des Eises riesige Mengen an natürlichen Ressourcen zugänglich werden. Laut US-amerikanischen geologischen Untersuchungen befinden sich in der Arktis 13 Prozent des weltweit unentdeckten Öls und 30 Prozent des Erdgases.

Auch die deutlich kürzeren nördlichen Schifffahrtsrouten durch die Beringstraße werden zunehmend ausgebaut. Vor fünf Jahren nutzten lediglich vier Schiffe die arktische Route nach Europa statt der deutlich längeren durch den Panamakanal. Drei Jahre später transportierten 71 Schiffe 1,3 Millionen Tonnen auf derselben Route. Bis 2020 wird die jährliche Frachtmenge voraussichtlich 30 Millionen Tonnen betragen.

Gleichzeitig gibt es seit langem ehrgeizige Pläne zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Verbindungen, darunter den Bau eines 103 Kilometer langen Tunnels unter der Beringstraße. Der Kreml genehmigte ihn 2011 offiziell und wird von der amerikanischen Seite unterstützt. „Uns gefällt die Idee“, sagt Craig Fleener, Arktisberater der Regierung des Bundesstaates Alaska. „Wir sind kaum mit dem Rest der Welt verbunden, und unsere Infrastruktur ist begrenzt. Dies würde uns direkten Zugang zu den asiatischen Märkten verschaffen.“

Doch bisher ist wenig passiert und es gibt keine neuen Initiativen, die Menschen der Diomedes-Inseln mit ihren Verwandten in Russland zusammenzuführen.

„Wenn Putin und Obama sich streiten, wirkt sich das auf das aus, was wir hier versuchen“, sagt Tandy Wallack, die ein Projekt leitet, das die zerstrittenen Familien zusammenbringt. „Wir denken immer, sie werden uns komplett stoppen, aber wir schaffen es, weiterzumachen.“

Formal gesehen dürfen die Dorfbewohner ohne Visum reisen. Sie benötigen jedoch eine zusätzliche Genehmigung, da Tschukotka, wo ihre Verwandten leben, aus Sicherheitsgründen weiterhin strenge Einreisebeschränkungen gelten.White line 10 pixels

The view through the telescope

„Schau mal“, sagt Soolook, holt ein Hochleistungsteleskop hervor und stellt es auf den Felsvorsprung vor seinem Haus. „Sieh mal, wie sie uns beobachten.“ Er deutet über das Wasser. „Oben auf dem Grat, auf dem verlassenen Haus und weiter nördlich. Sieh mal, da.“

Gut sichtbar auf einem Hügel steht ein kleiner russischer Beobachtungsposten.

„So sollte es nicht sein“, sagt er, schließt das Teleskop und nimmt es mit hinein. „Wir sind seit Tausenden von Jahren hier, bevor die Engländer kamen, die Amerikaner, die Russen, bevor uns irgendwelche Regierungen und Vorschriften von unseren Familien trennten. Diese Grenze bricht uns das Herz.“

 

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