Geschichte Japans
Die Geschichte Japans umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des heutigen Staates Japan von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie ist durch ein Wechselspiel aus Isolation und äußeren Einflüssen geprägt. Einerseits führten sowohl die geographische Abgeschiedenheit als auch die selbstgewählte Abschottung gegenüber der Außenwelt zu einer räumlich begrenzten und in sich geschlossenen Entwicklung auf den japanischen Inseln; so ist die Geschichte Japans nach Auffassung mancher Historiker ein Modell für die Entwicklung von der Urzivilisation zur Moderne. Andererseits prägte vor allem China durch die Ausbreitung des Buddhismus und die Lehren des Konfuzianismus die Kultur und Sprache Japans mit. Auch im Westen nahm man Einfluss auf Japans Geschichte: Gewaltsam wurde 1854 nach über zweihundertjähriger Isolation die Öffnung und Modernisierung des Landes erzwungen. Das Japanische Kaiserreich wurde in der Folge nicht nur die erste asiatische Industrienation, sondern strebte alsbald eine Ausdehnung seiner Einflusssphäre im Pazifikraum an. Die Expansion endete mit der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und mit der Besetzung durch Truppen der Vereinigten Staaten. Heute gilt Japan als technikbegeisterter und vor allem global agierender Industriestaat.
Hirohito alias ‘Shōwa-tennō’
Hirohito (japanisch 裕仁; * 29. April 1901 in Tokio; † 7. Januar 1989 ebenda) war entsprechend der traditionellen Thronfolge der 124. Tennō des Japanischen Kaiserreichs und der dritte der modernen Periode. Er regierte von 1926 bis zu seinem Tod 1989 und ist seitdem offiziell als Shōwa-tennō bekannt (昭和天皇) – d. h. „Tenno der Ära des erleuchteten Friedens“. Außerhalb Japans wird er weiter als Kaiser Hirohito bezeichnet.
Hirohito, der sich persönlich für Meeresbiologie interessierte, übernahm schon 1921 für seinen erkrankten Vater die Regentschaft. Damals war Japan bereits eine militärische Großmacht und strebte die Vorherrschaft in Ostasien (Großostasiatische Wohlstandssphäre) an. Unter Hirohito gewann das japanische Militär zunehmend die Oberhand über die zivile Führung, was zur Ausweitung der Aggressionen gegen andere Länder führte. Diese Expansionspolitik mündete im Dezember 1941 in den Angriff auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbor, wodurch Japan an der Seite der Achsenmächte in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Die Kämpfe im Pazifik endeten am 2. September 1945 mit der Kapitulation Japans und das Land wurde von amerikanischen Streitkräften besetzt. Wegen Hirohitos Mitverantwortung für den Angriffskrieg und den damit verbundenen Kriegsverbrechen sollte er vor einem Militärtribunal angeklagt werden. Allerdings verzichtete die amerikanische Militärverwaltung unter General Douglas MacArthur darauf und beließ Hirohito auf dem Kaiserthron. Die neue Verfassung Japans aus dem Jahr 1947 reduzierte die Funktion des Kaisers nunmehr auf rein repräsentative Aufgaben.
In den kommenden Jahrzehnten war Hirohito stark in der Öffentlichkeit präsent und beteiligte sich an der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Japan stieg in dieser Zeit zu einer führenden Wirtschaftsmacht auf. Eine Aufarbeitung der japanischen Kriegsverbrechen und der Rolle Hirohitos fand kaum statt; allerdings boykottierte er seit 1978 den Yasukuni-Schrein, der auch Kriegsverbrecher ehrt.
Nach Hirohitos Tod im Jahr 1989 folgte ihm sein Sohn Akihito nach.
Japan während des Zweiten Weltkriegs
Japan nahm von 1939 bis 1945 als Mitglied der Achsenmächte am Zweiten Weltkrieg teil. Der Zweite Weltkrieg und der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg stellen eine bedeutende Periode in der Geschichte des Japanischen Kaiserreichs dar, die von bedeutenden Militärkampagnen und geopolitischen Manövern in der gesamten Asien-Pazifik-Region geprägt war. Von den frühen 1930er-Jahren bis 1945 verfolgte Japan eine Expansionspolitik und aggressive Militäraktionen, darunter die Invasion der Republik China und die Annexion Französisch-Indochinas.
1941 versuchte Japan, die Beziehungen zu den USA zu verbessern, um den Handel, insbesondere mit Öl, wieder aufzunehmen, wurde jedoch zurückgewiesen. Am 8. Dezember 1941 griff Japan mehrere amerikanische und britische Stellungen im Pazifik an. Der Pazifikkrieg, ein wichtiger Schauplatz des Zweiten Weltkriegs, verschärfte Japans Engagements weiter und führte zu erheblichen Konfrontationen mit den alliierten Streitkräften im Pazifik und Südostasien. Obwohl Japan zunächst erfolgreich war, erlitt es in der Schlacht um Midway erhebliche Verluste. Darüber hinaus erlitt Japan in China erhebliche Rückschläge. Am 6. und 9. August 1945 wurde Japan von zwei Atombomben getroffen, während die Sowjetunion den Krieg erklärte und am 8. August in die Mandschurei einmarschierte. Diese Ereignisse führten am 15. August zur Kapitulation Japans.
Während des Krieges begingen die Japaner mehrere Kriegsverbrechen, darunter Angriffe auf neutrale Länder ohne vorherige Kriegserklärung, Massaker und Vergewaltigungen von Zivilisten, der Einsatz von Trostfrauen sowie biologische und chemische Kriegsführung und Experimente. Außerdem wurden Kriegsgefangene misshandelt, hingerichtet und es wurden Experimente an ihnen durchgeführt.
Besatzungszeit und Neubeginn
Von 1945 bis 1952 wurde Japan von den Alliierten (faktisch den Vereinigten Staaten) besetzt. Die Potsdamer Verträge reduzierten das japanische Territorium wieder auf die Hauptinseln, die Ryūkyū-Inseln wurden US-amerikanisches Hoheitsgebiet (und blieben dies bis 1972).
Während der von General Douglas MacArthur, dem Oberkommandierenden der Pazifikstreitkräfte, geleiteten Besatzungszeit wurden umfassende Demokratisierungs- und Entmilitarisierungsmaßnahmen durchgeführt. Dadurch konnte sich die Kommunistische Partei erstmals legal betätigen. Im Zuge des Kalten Krieges wurde sie jedoch kurz darauf durch eine Politische Säuberung, den Red Purge, wieder ausgeschaltet.
Dem Kaiser blieb eine Anklage in den Tokioter Prozessen erspart und ein Teil der alten Eliten wurde für die Errichtung einer neuen gesellschaftlichen Ordnung herangezogen. Dieses Vorgehen führte zwar zur Errichtung eines stabilen neuen Staatsgefüges (unter Beibehaltung des Kaisertums als tragenden Element), aber auch gleichzeitig zu einer mangelnden Aufarbeitung der Kriegsgeschehnisse und -verbrechen.
Anders als in Deutschland war und ist dieses Thema in Japan tabuisiert und die Schuld einer kleinen Riege von Militärs angelastet worden. Alles in allem war die Erneuerung Japans aber ein Erfolg; große Konzerne, die am Krieg verdient hatten, wurden zerschlagen, eine neue Verfassung, die Demokratie und Frieden zu ihren zentralen Themen machte, trat 1947 in Kraft. Reformen im Schul- und Hochschulwesen sollten die Reste der ultranationalen Gleichschaltung beseitigen. Hinsichtlich der Streitkräfte gab die Verfassung vor, dass nur Selbstverteidigungsstreitkräfte unterhalten werden dürfen. Die USA und Japan sind seither in einem Sicherheitspakt verbunden, der die Vereinigten Staaten zur Unterstützung Japans verpflichtet. 1951 schlossen im Friedensvertrag von San Francisco 48 Staaten offiziell wieder Frieden mit Japan, die Besatzung endete 1951/52.
Von 1952 bis heute
Im Jahr 1956 nahmen auch die Sowjetunion und die Volksrepublik China (siehe: japanisch-chinesische Beziehungen) wieder diplomatische Beziehungen auf und ein rehabilitiertes Japan wurde Teil der Vereinten Nationen. 1955 etablierte sich ein stabiles System zweier Parteien, der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und der Sozialistischen Partei Japans. Das politische Gefüge ähnelte somit dem zahlreicher westlicher Demokratien. Mit Inkrafttreten des Grundlagenvertrags zwischen der Republik Korea und Japan am 18. Dezember 1965 kam es zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Südkorea.
Das Land blieb nunmehr außenpolitisch zurückhaltend, aber sein wirtschaftlicher Aufstieg war unaufhaltsam. Automobil- und Schiffbau, später Elektronik wurden die Branchen, deren Exporte das japanische Wirtschaftswachstum der Jahre 1960 bis 1970 entscheidend befeuerten. Japan wurde in die Gruppe der G8-Staaten aufgenommen. 1985 wurde der bis dato vom Devisenmarkt getrennte Yen freigegeben, es kam zu einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar. Diese Entwicklung dämpfte die japanische Wirtschaftsentwicklung, da die USA hauptsächlicher Absatzmarkt japanischer Exporte waren und sind.
1989 starb Kaiser Hirohito. Sein Sohn Akihito wurde 1990 Kaiser und damit begann die Heisei-Zeit, die von Beginn an vom Platzen der Bubble Economy überschattet wurde. Japan kam im folgenden Jahrzehnt nicht zur Ruhe. Die Wirtschaft geriet in eine tiefe Krise, mehrere Regierungen und Ministerpräsidenten scheiterten. In den Jahren 2000/2001 gab es erstmals eine Stabilisierung der Situation. Die 2001 gewählte Regierung um Premierminister Jun’ichirō Koizumi war bis September 2006 an der Macht. Nachfolger Koizumis ist sein ehemaliger politischer Zögling Shinzō Abe. Japan ist nach der inneren Stabilisierung, beginnend mit der UNTAC-Mission von 1992, nun auch weltweit im Rahmen von friedenserhaltenden Maßnahmen der Vereinten Nationen aktiv.
2011 wurde erstmals in der Geschichte Japans der nukleare Notfall ausgerufen, nachdem im Kernkraftwerk Fukushima I infolge des Tōhoku-Erdbebens der Stärke 9 ein Störfall aufgetreten war.
Chabomai
Chabomai (russisch Хабомай; japanisch 歯舞群島 Habomai-guntō oder 歯舞諸島 Habomai-shotō) ist die südlichste Inselgruppe innerhalb der Kurilen. Die Inseln – Teil der Oblast Sachalin – sind wie Iturup, Kunaschir und Schikotan unter russischer Kontrolle, werden jedoch von Japan beansprucht.
Schikotan
Schikotan (russisch Шикотан, jap. 色丹島, Shikotan-tō, englisch Shikotan) ist eine der größeren Inseln des Kurilen-Archipels. Sie gehört de facto zur russischen Oblast Sachalin, wird aber wie die Chabomai-Inseln von Japan als Teil der Unterpräfektur Nemuro in der Präfektur Hokkaidō beansprucht. Der Name „Schikotan“ stammt aus der Ainu-Sprache und ist wohl von si-kotan für „großes Dorf, große Dörfer“ abgeleitet.
Zivilverwaltung der Nansei-Inseln der Vereinigten Staaten ‘USCAR’
Die US-Zivilverwaltung der Ryūkyū-Inseln, Abk. USCAR (琉球列島米国民政府, japanisch: Ryūkyū-rettō Beikoku Minseifu, okinawanisch: Rūcū ʔAmirika Minhyōjōju) war die Zivilverwaltung der Nansei-Inseln (auch Ryūkyū-Inseln), Japan (mit Zentrum auf der Insel Okinawa). Sie ersetzte 1950 die US-Militärregierung der Ryūkyū-Inseln (die selbst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden war) und bestand bis zur Rückgabe der Inseln an Japan im Jahr 1972. Sie beaufsichtigte die einheimische Regierung der Ryūkyū-Inseln. Sie konnte alle Entscheidungen der einheimischen Regierung außer Kraft setzen.
Japan
Japan (amtlicher deutscher Name; japanisch 日本, ausgesprochen als Nihon oder Nippon; ) ist ein 14.125 Inseln umfassender ostasiatischer Staat im Pazifik, der indirekt im Norden und Nordwesten an Russland, im Westen an Nord- und Südkorea und im Südwesten an Taiwan und China grenzt. Er ist flächenmäßig der viertgrößte und bevölkerungsmäßig der zweitgrößte Inselstaat der Welt. De-facto-Hauptstadt und größte urbane Siedlung ist das als politische Einheit im Zweiten Weltkrieg abgeschaffte Tokio; de jure existiert ein „Hauptstadtgebiet“ aus acht Präfekturen inklusive Tokio.
Die Bildung des japanischen Staatswesens begann im 5. Jahrhundert unter kulturellem Einfluss des chinesischen Kaiserreichs. Seit dem 16. Jahrhundert stand Japan im Kontakt mit dem Westen und stieg seit dem 19. Jahrhundert zur Großmacht auf, erwarb ihre erste Kolonie Taiwan, expandierte nach Nordostchina und Korea, nahm an beiden Weltkriegen teil und beherrschte kurzzeitig große Teile Südost- und Ostasiens. Das Japanische Kaiserreich war bis 1947 eine nach dem monarchischen Prinzip ausgerichtete, zum Teil an preußisches Vorbild angelehnte, konstitutionelle Monarchie mit dem japanischen Kaiser als Staatsoberhaupt. Seine aggressive Expansionspolitik in der Republik China im Vorfeld und während des Zweiten Weltkrieges (Pazifikkrieg) führte schließlich zur Niederlage an der Seite der Achsenmächte im August 1945. Im unter Douglas MacArthurs Besatzungsregierung gestalteten japanischen Staat seit 1947 ist der Souverän das Volk, höchstes Organ der Staatsgewalt das Parlament, dessen Kammern seither beide direkt vom Volk gewählt werden. Das Kaisertum wurde nicht abgeschafft, aber der Kaiser als „Symbol des Staates“ auf zeremonielle Aufgaben ohne eigenständige Autorität in Staatsangelegenheiten reduziert. Außer Japan gibt es weltweit keinen Staat mehr, dessen Staatsoberhaupt ein Kaiser ist.
Japan wird zu den dichter besiedelten Ländern Asiens gezählt und liegt mit knapp 126 Millionen Einwohnern auf Platz elf der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Die meisten Einwohner sind Anhänger des Shintoismus und Buddhismus, jedoch bekennen sich viele nicht zu einer offiziellen Religion.
Als historisch erste Industrienation Asiens hat Japan eine sehr hoch entwickelte Volkswirtschaft und war bis zum wirtschaftlichen Aufschwung der Volksrepublik China Anfang der 2000er Jahre viele Jahrzehnte lang die weltweit zweitgrößte Wirtschaftsmacht hinter den Vereinigten Staaten, mit denen es militärisch seit 1952 verbündet ist. Japan ist als Mitglied der Gruppe der Sieben eine der größten Industrienationen und Teil der OECD. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt Japan zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung.[6] Es ist das Land mit der höchsten Lebenserwartung und dem drittgrößten Volksvermögen.
Mit der Erforschung und Lehre der Sprache und Kultur Japans in seiner geschichtlichen Entwicklung beschäftigt sich die Japanologie.
Gemeinsame sowjetisch-japanische Erklärung von 1956
Gemeinsame sowjetisch-japanische Erklärung von 1956. Die Sowjetunion unterzeichnete den Friedensvertrag mit Japan von 1951 nicht, der die friedlichen Beziehungen zwischen den meisten anderen alliierten Mächten und Japan wiederhergestellt hatte. Am 19. Oktober 1956 unterzeichneten Japan und die Sowjetunion eine Gemeinsame Erklärung, die das Ende des Kriegszustands und die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern vorsah. Sie stimmten auch zu, die Verhandlungen über einen Friedensvertrag fortzusetzen. Darüber hinaus versprach die Sowjetunion, Japan bei seiner UN-Mitgliedschaft zu unterstützen und auf alle Reparationsansprüche aus dem Zweiten Weltkrieg zu verzichten. Der gemeinsamen Erklärung war ein Handelsprotokoll beigefügt, das gegenseitig den Meistbegünstigungsstatus zusprach und die Entwicklung des Handels vorsah. Japan zog aus der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen scheinbar nur wenige Vorteile. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre kam es zu einem Anstieg des kulturellen Austauschs.
Territoriale Bestimmungen
Die Gemeinsame Erklärung sah in Artikel 9 die Fortsetzung der Verhandlungen über den Abschluss eines Friedensvertrags nach Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern vor und legte ferner fest: „In diesem Zusammenhang erklärt sich die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken im Wunsch, den Wünschen Japans nachzukommen und unter Berücksichtigung der Interessen des japanischen Staates damit einverstanden, die Habomai-Inseln und die Insel Shikoton an Japan zu übertragen, wobei die tatsächliche Übertragung dieser Inseln an Japan nach Abschluss eines Friedensvertrags zwischen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und Japan erfolgen soll.“ Damals drohten die Vereinigten Staaten, die Ryūkyū-Inseln zu behalten, falls Japan die anderen Inseln aufgäbe, was die Verhandlungen über den versprochenen Vertrag verhinderte.
Außerdem beruhte die Klausel angeblich auf einer Vereinbarung zwischen den beiden Nationen, wurde jedoch von beiden anders ausgelegt. Die Sowjetunion beharrte darauf, dass das Territorialproblem gelöst sei und über die versprochene Übergabe zweier Inseln hinaus keine territoriale Abgrenzung diskutiert werde. Als die Japaner versuchten, in einen Satz über die Fortsetzung der Verhandlungen eine Passage „einschließlich territorialer Fragen“ aufzunehmen, lehnten die Sowjets dies ab und erklärten ausdrücklich, sie täten dies gerade, um Interpretationen zu vermeiden, die auf andere „territoriale Fragen“ als die Shikotan-Habomai-Frage schließen ließen. Die Japaner stimmten zu, den Ausdruck wegzulassen, gelangten aber trotzdem zu einer anderen Auslegung. Als eine endgültige Einigung über die Bedingungen der Gemeinsamen Erklärung erzielt worden war, beschloss die japanische Delegation, diese so auszulegen, dass eine Diskussion des Territorialproblems in die künftigen Friedensverhandlungen einbezogen werde, und interpretierte die Erklärung gemeinsam mit den „Hatoyama-Bulganin-Briefen“ und den „Matsumoto-Gromyko-Briefen“.
Sie wurden vor den abschließenden Verhandlungen über die Erklärung ausgetauscht und wollten die Bedingungen für die sogenannte „Adenauer Formel“ bestätigen, nach der die diplomatischen Beziehungen ohne Unterzeichnung eines Friedensvertrags wiederhergestellt und die Territorialfrage für künftige Verhandlungen zurückgestellt werden sollte. Die Formel wurde jedoch nicht verabschiedet, da Japan trotz einer vorläufigen Vereinbarung mit den Sowjets, die Territorialfrage zurückzustellen, diese bei den Verhandlungen zur Sprache brachte und es schaffte, seine Territorialklausel in die Erklärung zu bringen, allerdings „in einer Weise interpretiert, die das Gesicht der Bevollmächtigten im Inland wahrte“: „Habomais und Shikotan wurden in der Gemeinsamen Erklärung versprochen, und die Frage von Kunashiri und Etorofu sollte während der Verhandlungen über einen Friedensvertrag geregelt werden.“ Die Uneinigkeit zwischen der in der Erklärung von 1956 festgelegten „Übergabe von zwei Inseln“ und Japans beharrlicher Forderung nach „Rückgabe von vier Inseln“ wurde zum Eckpfeiler für die Fortsetzung des Streits um die Kurilen in der sowjetischen und postsowjetischen Zeit.
Vermächtnis
Am 14. November 2004 erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow in einem NTV-Interview, dass die Russische Föderation, der Nachfolgestaat der Sowjetunion, die Unabhängigkeitserklärung von 1956 anerkannt habe und auf dieser Grundlage zu Territorialverhandlungen mit Japan bereit sei. Am nächsten Tag folgte ihm der russische Präsident Wladimir Putin. Der Streit besteht jedoch weiterhin, es wurde noch kein Friedensvertrag unterzeichnet und die Inseln stehen weiterhin unter russischer Verwaltung.
Friedensvertrag von San Francisco
28. April 1952
Der Friedensvertrag von San Francisco (englisch Treaty of Peace with Japan, japanisch 日本国との平和条約, Nihon-koku to no heiwa jōyaku, wörtlich: „Friedensvertrag mit dem Staat Japan“) vom 8. September 1951 war Schlusspunkt der am 1. September 1951 in San Francisco eröffneten Friedenskonferenz. Er gab Japan auf den japanischen Hauptinseln und weiteren Inseln die volle Souveränität zurück und beendete dadurch offiziell die Besatzungszeit (1945–1952). Er wurde am 8. September 1951 unterzeichnet und trat am 28. April 1952 in Kraft.
49 Länder unterschrieben das Dokument. Allerdings fehlten wichtige Länder – nach Ausbruch des Kalten Krieges – auf der Konferenz oder verweigerten ihre Unterschrift, so beispielsweise die Volksrepublik China, die Sowjetunion und Indien. Mit den auf die Insel Taiwan geflüchteten Vertretern der Republik China wurde darauf folgend am Tag des Inkrafttretens des Friedensvertrages von San Francisco am 28. April 1952 ein separater Friedensvertrag (Vertrag von Taipeh) geschlossen, der in grundsätzlichen Fragen mit dem Vertrag von San Francisco übereinstimmt. Der Premierminister der Volksrepublik, Zhou Enlai, veröffentlichte am 18. September 1952 eine Erklärung, in der er den Friedensvertrag als illegal und ungültig bezeichnete. Mit der Volksrepublik China kam es im Jahr 1978 zum Abschluss eines Friedensvertrags. Friedensverhandlungen mit der Sowjetunion (und ab 1991 mit der Russischen Föderation) sind immer wieder an offenen Fragen gescheitert.
Durch den Vertrag von San Francisco wurde der Zweite Weltkrieg im pazifischen Raum (Pazifikkrieg) auch diplomatisch beendet, und Japan gab die Rolle als imperiale Vormacht in Süd-Ost-Asien auf. Der Vertrag beruft sich in vielen Punkten auf die Charta der Vereinten Nationen und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, um die Ziele der Alliierten zu unterstreichen und das Schicksal Japans in die Hände der Internationalen Gemeinschaft zu legen. Ziel der Vereinbarung war auch, Japans Aufnahme in die UNO vorzubereiten, das bei der Gründung sechs Jahre zuvor noch als Feindstaat betrachtet wurde (siehe UN-Feindstaatenklausel).
Im Vertrag verzichtet Japan auf seine Rechte aus dem Boxerprotokoll (siehe Boxeraufstand) von 1901 und weiterhin auf seine Ansprüche auf Korea, Taiwan, die Pescadores-Inseln, die Kurilen, Sachalin, die Spratly-Inseln und Territorien in der Antarktis. In den Dokumenten wird formell nicht erklärt, welche Nationen Souveränität über diese Gebiete erlangen sollen. Insbesondere der rechtliche Status Taiwans ist bis heute ungeklärt. Einige Befürworter der taiwanischen Unabhängigkeit leiten daraus ein Recht der Selbstbestimmung nach Artikel 77b der Charta der Vereinten Nationen ab. Auch äußerte die Mehrheit der Konferenzteilnehmer die Meinung, dass die Selbstbestimmung der Inselbewohner in Betracht gezogen werden müsse.
Artikel 3 der Vereinbarung stellt alle Nansei-Inseln südlich des 29. Breitengrads (d. h. die Amami-, Ryūkyū- (einschließlich der Senkaku-Inseln) und Daitō-Inseln), sowie die Ogasawara-Inseln (hier als Nampō-Inseln bezeichnet) unter US-amerikanische Treuhand. Die Amami-Inseln wurden bereits am 25. Dezember 1953 an Japan zurückgegeben, die Ogasawara-Inseln am 5. April 1968 und nach einer Volksabstimmung im Jahr 1971 die Daitō- und Ryūkyū-Inseln zum 15. Mai 1972.
Das Dokument setzte auch Richtlinien für die Repatriierung von Kriegsgefangenen und erklärt den Verzicht auf weitere militärische Aggression nach den Richtlinien der UN-Charta. Vorhergehende Verträge (speziell mit den Achsenmächten Italien und Deutschland) werden für nichtig erklärt und der Rahmen für die Bindung Japans an das westliche Verteidigungsbündnis gelegt.
Art. 14 des Vertrags verpflichtete Japan zu Reparationen gegenüber den Alliierten, die in bilateralen Verträgen festgelegt werden sollten. In der Folge hat Japan mit vier der 49 Unterzeichnerstaaten Reparationsabkommen geschlossen, nämlich mit Birma, Indonesien, den Philippinen und Südvietnam.
Mehrdeutigkeiten bei der Frage, auf welche Inseln genau Japan seine Ansprüche aufgegeben hat, führten zum bis heute ungeklärten Kurilenkonflikt.
Auf den Vertrag von San Francisco folgte am 8. September 1952 der Vertrag über gegenseitige Sicherheit (1960 ersetzt durch den Vertrag über gegenseitige Kooperation und Sicherheit zwischen Japan und den Vereinigten Staaten), der Japan und die USA militärisch zu Verbündeten machte.
Kurilenkonflikt
Der Kurilenkonflikt ist ein Gebietsstreit zwischen den Staaten Japan und Russland. Gegenstand des die japanisch-russischen Beziehungen dauerhaft belastenden Konflikts sind die südlichsten Inseln des Kurilen-Archipels. Die Inseln werden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetunion bzw. seit deren Zerfall im Jahr 1991 von Russland verwaltet, werden jedoch ebenfalls von Japan beansprucht.
Zuständige japanische Behörden und andere Gesellschaften
1972 errichtete die japanische Regierung die „Hauptabteilung für Angelegenheiten der Nördlichen Territorien“ (北方対策本部, hoppō taisaku hombu) zunächst beim Amt des Premierministers, später bei der Behörde für allgemeine Angelegenheiten und schließlich als Sonderorgan des Kabinettsbüros. Seit 2001 ist die Hauptabteilung vertreten durch den Minister für Angelegenheiten von Okinawa und die Nördlichen Territorien, einen „Minister für besondere Aufgaben“ (tokumei tantō daijin) im Kabinett. Die „Hauptabteilung“ ist für die Bündelung der Regierungsanstrengungen zur Rückgabe der Südkurilen verantwortlich, daneben existieren die „Gesellschaft für Angelegenheiten des Problems der Nördlichen Territorien“ (北方領土問題対策協会), eine Selbstverwaltungskörperschaft des Kabinettsbüros, und verschiedene Vereinigungen, die seit 1945 ausgehend von Hokkaidō mit Regierungsunterstützung im ganzen Land eingerichtet wurden.
Ainu
Angehörige der Ainu erheben ebenfalls Anspruch auf die Kurilen. 2004 schrieb eine kleine Gruppe von Ainu, die in der Region Kamtschatka leben, an den russischen Präsidenten Putin. Sie erwähnten die Verbrechen der Japaner, des zaristischen Russlands und Sowjetrusslands gegen ihr Volk. Diese Verbrechen beinhalteten Zwangsassimilierung, Vertreibung und Mord. Sie forderten Putin auf, das Vorgehen der Japaner gegen die Ainu als Genozid anzuerkennen, was Putin ablehnte.
Positionen von Drittländern und Organisationen
Das Europäische Parlament hat in der am 7. Juli 2005 angenommenen Entschließung „Beziehungen zwischen [EU], China und Taiwan und Sicherheit im Fernen Osten“ Russland aufgefordert, die „besetzten“ Südkuril-Inseln an Japan zurückzugeben. Die Vereinigten Staaten glauben, dass nur Japan die Souveränität über die umstrittenen Inseln hat. Die Ukraine bezeichnet die Nördlichen Territorien am 7. Oktober 2022 als von der Russischen Föderation besetzt und erkennt sie per Dekret als integralen Bestandteil des souveränen Territoriums Japans an.
Rezeption – Weitere Einschätzungen
Die New York Times veröffentlichte 1992 einen Artikel, deren Autor die juristische Basis (d. h. die historische Basis außen vor gelassen) der japanischen Ansprüche als „ziemlich schwach“ bezeichnete. Aus militärischer Sicht wäre laut dem russischen Militärexperten Viktor Litowkin eine Rückgabe der Inseln für Russland ein strategischer Fehler. „Die tiefen Fahrrinnen zwischen ihnen ermöglichen unseren Kriegsschiffen und schweren Atom-U-Booten aus Wladiwostok, schnell in den Pazifik zu gelangen.“ Aschdar Kurtow, Chefredakteur der Zeitschrift „Problemy Nazionalnoi Strategii“ („Probleme der nationalen Strategien“) verwies auf das russische Narrativ, dass die NATO nach dem Mauerfall „trotz aller westlichen Versprechungen nach Osteuropa vorgedrungen“ sei. Ähnliches könne auch auf den Kurilen passieren, falls Russland sie Japan überlasse.
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