Graf von Saint Germain
Graf von Aymar
Graf von Bellamare/Belmar
Graf Soltikoff
Graf Welldone
Count of St. Germain
Comte de Saint Germain
Unsterblicher Mensch
Immortal Human
Der Graf von Saint Germain [27. Februar 1784 in Eckernförde), war ein Abenteurer, Hochstapler, Alchemist, Okkultist und Komponist. Um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden, die teilweise von ihm selbst geschaffen wurden.
], auch: Graf von Aymar; Graf von Bellamare oder Belmar; Graf Soltikoff; Graf Welldone u. a. (* ca. 1710; †Leben
Die erste gesicherte Meldung von einem Grafen von Saint Germain stammt aus den Briefen Walpoles 1745. Diesen zufolge hielt er sich schon zwei Jahre in London auf, besaß eine ausgesuchte Sammlung von Juwelen, komponierte und trat als exzellenter Geigenspieler auf. Außerdem ließ er in London unter anderem eine italienische Liedsammlung und Violinsonaten drucken. Im Rahmen des allgemeinen Misstrauens und der Feindseligkeiten gegen katholische Ausländer wegen des damaligen jakobitischen Aufstands in Schottland wurde Saint Germain vorübergehend verhaftet; schließlich erregte er die Neugier des Fürsten von Wales und freundete sich mit Philip Stanhope an.
Er lernte in Wien den französischen Kriegsminister Marschall von Belle-Isle (1684–1761) kennen, den er unter anderem mit Plänen einer Invasion Englands derart beeindruckte, dass dieser ihn nach Paris einlud. Die Zeit dort von 1756 bis 1760 gilt als Höhepunkt von Saint Germains Laufbahn. Casanova schildert in seinen Memoiren Histoire de ma vie anschaulich, wie der Graf Abendgesellschaften damit unterhielt, vorzugeben, Zeuge wichtiger, weit zurückliegender historischer Ereignisse gewesen zu sein, die er in genauen Einzelheiten schilderte und dabei sehr gute historische Kenntnisse durchblicken ließ. Dabei setzte Saint Germain stets eine todernste Miene auf und aß und trank außerdem nichts. Selbst die Pompadour (1721–1764) unterhielt er auf diese Weise, wie ihre Kammerfrau du Hausset berichtet. Stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, den König Ludwig XV. zu unterhalten, stellte sie ihm Saint Germain vor – mit vollem Erfolg: Im Trianon-Schlösschen in Versailles ließ der König ein Alchemielabor einrichten, und 1758 stellte er Saint Germain darüber hinaus Räume im Loireschloss Chambord zur Verfügung, wo dieser unter anderem an neuen Methoden für die Textilfärberei experimentierte. Saint Germain behauptete, Fehler in Edelsteinen beseitigen und Diamanten zu größeren verschmelzen zu können. Er lieferte dem König auch Proben ab, hütete sich aber, in diesem Fall Tricksereien anzuwenden. Zudem lehnte er es kategorisch ab, dem König Mittel zu verabreichen. Anscheinend war Saint Germain auch in der Pharmazie bewandert und behauptete, ein Aqua benedetta zu besitzen, das bei Damen das Altern stoppte. Dieses trug zwar sehr zur Beliebtheit des Grafen bei, jener machte aber in seiner Zeit in Paris kein Geschäft daraus.
Das enge Verhältnis zum König führte schließlich auch zu seinem Sturz in Paris. Ludwig XV. pflegte, an seinem Außenminister Choiseul vorbei und ohne dessen Wissen, diplomatische Aktivitäten zu entfalten („Secret du Roi“ genannt); insbesondere war er 1760 der hauptsächlich von Choiseul eingefädelten Allianz mit den Österreichern im Siebenjährigen Krieg überdrüssig, der sich zu einem weltumspannenden Konflikt mit England ausgeweitet hatte. Saint Germain wurde dazu benutzt, in Den Haag über einen möglichen Friedensschluss vorzufühlen. Als der französische Botschafter Louis Augustin d’Affry von Saint Germains Aktivitäten erfuhr und diese seinem Minister Choiseul berichtete, befahl dieser sofort die Verhaftung von Saint Germain. Da sich der König unwissend stellte, sah sich Saint Germain gezwungen, nach London zu flüchten.
Saint Germain mied nun eine Weile Frankreich und hielt sich hauptsächlich in den Niederlanden und Deutschland auf, wo er gerne den Decknamen Welldone benutzte. Saint Germain soll nach den Worten von Grigori Grigorjewitsch Orlow eine Rolle beim Putsch von Katharina II. 1762 in St. Petersburg gespielt haben, Näheres ist darüber aber nicht bekannt. 1763 kaufte Saint Germain sich ein Gut bei Nijmegen und richtete sich ein Laboratorium ein, wobei er die reiche Brüsseler Geschäftsfrau Nettine und den Statthalter des Kaisers Graf Philipp von Cobenzl für die Gründung von Manufakturen gewinnen konnte, sodass diese große Geldsummen vorstreckten. Die Tests der Farb- und Textilproben durch den skeptischen kaiserlichen Minister Kaunitz in Wien fielen jedoch negativ aus. Im August verschwand Saint Germain aus den Niederlanden, wobei er beträchtliche Schulden hinterließ.
Über die nächsten zehn Jahre liegen wenig Quellenaussagen vor; Saint Germain scheint sich in Russland und Italien aufgehalten zu haben. 1774 hielt er sich am Hof des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach/Brandenburg-Bayreuth auf, mit dem er in seinem Schloss Triesdorf mit Farbstoffen experimentierte und den er auch im nahen Nürnberg Grigori Orlow vorstellte, der ihn als seinen Freund bezeichnete und ihm größere Geldsummen übergab. Saint Germain spielte in verschiedenen Freimaurerzirkeln, die damals im Deutschen Reich den Zugang zu einflussreichsten Kreisen ermöglichten, eine bedeutende Rolle und schuf sich so eine neue Legende: Beispielsweise war Cagliostro sehr daran gelegen, als sein Schüler zu gelten. Daneben war Saint Germain angeblich auch Rosenkreuzer und vertrat eine okkulte Variante der Freimaurerei, was ihn bei Freimaurern umstritten machte: der Herzog von Braunschweig ließ ihn 1777 überprüfen und fand, dass er entgegen seinen Angaben nicht in die höheren Grade eingeweiht sei. 1778 gelang es Saint Germain in Hamburg bzw. dem nahen Altona, die Freundschaft des von Alchemie und Freimaurermythen begeisterten Karl von Hessen-Kassel, des Statthalters des dänischen Königs in Schleswig, zu erringen. Auf seinem Sommerschloss in Louisenlund richtete dieser dem Grafen ein Alchemistenlabor ein (der „Alchemistenturm“ ist heute abgetragen), und im nahen Eckernförde gründeten beide eine Seidenfärberei. Allerdings bekam Saint Germain das Klima nicht. Schließlich starb er laut Kirchenbüchern der Sankt-Nicolaikirche am 27. Februar 1784 in Eckernförde. Saint Germain wurde in St. Nicolai begraben – sein Grabstein fiel 1872 einer Sturmflut zum Opfer.
Herkunft
Rätselhaft sind die Herkunft des Grafen von Saint Germain und die Quellen seines Reichtums. Hier die wichtigsten Hypothesen:
- Er selbst gab seinerzeit in Deutschland zum Beispiel gegenüber dem Landgrafen von Hessen-Kassel an, der Sohn des transsylvanischen Fürsten Franz II. Rákóczi (1676–1735) zu sein, konnte dies aber nicht beweisen. Auch in der okkulten und Freimaurer-Literatur wird dies zum Teil behauptet. Die beiden Söhne von Rákóczi, der in Ungarn die Kuruzenaufstände gegen Österreich anführte, aber später im Exil in Paris bzw. ab 1717 in der Türkei lebte, waren als eine Art Geiseln am Wiener Hof aufgezogen worden. Nach dieser Herkunfts-Hypothese wäre ein weiterer Sohn, Leopold Georg, geb. 1696, zwar offiziell 1700 gestorben, aber insgeheim beim letzten Medici-Herzog Gian Gastone de’ Medici der Toskana aufgezogen worden (das hatte Saint Germain ebenfalls gegenüber dem Landgrafen behauptet). Es stellt sich dann allerdings die Frage, warum Rákóczi ihn nicht anerkannte bzw. warum Saint Germain seine Abkunft nicht beweisen konnte. Die These einer Verbindung zu Rákóczi vertritt auch Jean Overton-Fuller. Nach ihr war Saint Germain ein unehelicher Sohn von Rákóczi, der sich 1693 auf seiner Kavalierstour in Italien vier Monate in Florenz aufhielt, und Violante Beatrix von Bayern, der Ehefrau von Ferdinando de Medici, dem Bruder von Gian Gastone (die Ehe war kinderlos, wahrscheinlich weil Ferdinando de Medici unfruchtbar war). Danach wäre dann Saint Germain am Hof von Gian Gastone in Florenz aufgezogen worden.
- Eine wahrscheinlichere Hypothese nimmt an, dass er der Sohn der letzten spanischen Habsburgerkönigin Maria Anna von Pfalz-Neuburg (1667–1740) und eines jüdischen Bankiers in Madrid, Comte Adanero, den sie zu ihrem Finanzminister machte, war. Nachdem König Karl II. 1700 kinderlos starb, was den Spanischen Erbfolgekrieg zur Folge hatte und den Bourbonen zum spanischen Thron verhalf, lebte sie in Bayonne im französischen Baskenland im Exil. Auch der französische Außenminister Herzog von Choiseul machte eine Andeutung in dieser Richtung, als er mit der Frage konfrontiert wurde, warum der französische Staat nichts über ihn wisse: „Er sei der Sohn eines portugiesischen Juden, der den Hof täuschte.“ Baron Carl Heinrich von Gleichen (1733–1807), dänischer Gesandter in Paris, berichtet in seinen Memoiren, der Baron Philipp von Stosch (ein bekannter deutscher Kunstsammler in Florenz, zeitweise Doppel-Agent der Engländer bei den Jakobiten in Rom) habe ihm in Florenz gesagt, er habe zur Zeit des Regenten Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans, also 1715–1723, in Paris einen Marquis von Montferrat gekannt, Sohn der Witwe Karls II. und eines Bankiers aus Madrid. Saint Germain benutzt auch später diesen Decknamen in Italien. Auch ein Aufwachsen in Italien wäre mit der Pfalz-Neuburg-Hypothese vereinbar, denn die Schwester des letzten Medici-Großherzogs der Toskana, Gian Gastone de’ Medici, war mit dem Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm, dem Bruder der Königin Maria Anna, verheiratet. Auch der Saint-Germain-Forscher Charconac plädiert für die Pfalz-Neuburg-Variante und gibt als Vater Jean Thomas Enriquez de Cabrera an, Herzog von Rioseco, elfter und letzter Amirante von Kastilien, mit umfangreichem Besitz in Sizilien.
- Nach den Memoiren der Marquise von Crequi war er ein Elsässer Jude namens Simon Wolff.
- Nach Ansicht der Madame de Pompadour war er ein Bastard des Königs von Portugal.
- Nach Casanova war er ein italienischer Geigenspieler namens Catalani. Das Urteil des Venezianers, der selbst zeitweilig in einem Orchester Geige spielte, wiegt schwer: Saint Germain muss sicherlich in seinen jüngeren Jahren längere Zeit in Italien aufgewachsen sein.
- Der Minister des Markgrafen von Baden, von Gemmingen, will in Italien erfahren haben, er sei der Sohn eines Steuereinnehmers aus San Germano im Piemont namens Rotondo und um 1710 geboren.
- Gegenüber der Schwester von Friedrich dem Großen, Prinzessin Amalie von Preußen, gab er an, aus einem Land in Europa zu kommen, das nie von fremden Mächten besetzt gewesen sei und eine königliche Linie so lang wie die Bourbonen habe. Nach Overton-Fuller kommt dafür nur Bayern in Frage und die Wittelsbacher, für sie eine weitere Unterstützung ihrer oben erwähnten Abstammungsthese.
Saint Germain war vielsprachig – er sprach perfekt Italienisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch (mit piemontesischem Akzent), Englisch und las einige tote Sprachen. Geographisch deutet das sowohl zur Iberischen Halbinsel als auch ins italienische Piemont. In der ersten Mitteilung über sein Auftreten in London ist auch davon die Rede, dass er polnisch sprach, was eher ungewöhnlich ist.
Über sein Geburtsdatum ist nichts bekannt. Zur Zeit seines Auftretens in Paris (ca. 1756) schätzt ihn Madame du Hausset auf um die 50. Nach Hartmut Verfürden ist er zwischen 1710 und 1715 geboren, wobei er einen Brüsseler Zeitungsbericht von 1760 anführt, in dem von einem Geburtsjahr 1712 und Geburtsland Italien die Rede ist.
Trivia und Ergänzungen
Das einzig erhaltene Bild von Saint Germain stammt aus dem Nachlass der Marquise d’Urfé (danach der oben abgebildete Stich von N. Thomas). Das Gemälde selbst ist nicht mehr erhalten. Es zeigt St. Germain in der Zeit um 1760. Casanova und Saint Germain standen in Paris in Konkurrenz zueinander. Beide wollten Einfluss auf die reiche Witwe (Madame d’Urfé) gewinnen, Casanova ihres Geldes wegen, was er offen zugab. Die Motive von Saint Germain blieben Casanova hingegen ein Rätsel, da er anscheinend nicht an ihrem Geld interessiert war.
Die Bemerkung von Voltaire in einem Brief an Friedrich den Großen vom 15. April 1760, Saint Germain sei „ein Mann, der niemals stirbt und alles weiß“, ist ironisch gemeint. Saint Germain irritierte zu dieser Zeit durch sein Auftreten in London Friedrich den Großen, dessen eigenen Unterhändler der französische Außenminister Choiseul festnehmen ließ, um „die Österreicher zu beruhigen“, die über einen möglichen Separatfrieden der Franzosen im Siebenjährigen Krieg besorgt waren. In einem Antwortbrief an Voltaire nennt Friedrich ihn dann auch einen „Graf zum Lachen“ (Comte pour rire). Im März 1777 wandte Saint Germain sich noch einmal über den Gesandten in Dresden Graf Alvensleben an Friedrich den Großen, um seine Dienste anzubieten, wobei er auch eine Liste seiner chemischen und technologischen Fertigkeiten anfügte (abgedruckt bei Volz). Friedrichs Meinung über Saint Germain war um diese Zeit deutlich positiver.
Die Legende des Nicht-Alterns von Saint Germain wirkte so stark, dass viele Memoirenschreiber ihn noch bis weit ins 19. Jahrhundert gesehen haben wollen (Comtesse de Genlis Memoirs 1825 u. a.). Anscheinend bestand auch eine Tendenz, seine Legende mit der des „Ewigen Juden“ zu verschmelzen.
Die Souvenirs de Marie Antoinette der Comtesse d’Adhemar, in denen behauptet wird, dass Saint Germain Marie Antoinette vor einer blutigen Revolution der „Enzyklopädisten“ gewarnt hätte, sind eine Fälschung und stammen nicht von der Vertrauten der Königin, sondern von einem gewissen Lamothe-Langon. Von hier stammt die Legende, Saint Germain habe auch die Zukunft vorhergesagt.
Der Arzt Franz Anton Mesmer, der die Lehre vom Animalischen Magnetismus (Bio-Energie) formuliert hat, soll ein Schüler des Grafen gewesen sein.
Die Spiritistin und Begründerin der „Theosophie“ Madame Blavatsky hielt Saint Germain für einen der „geheimen tibetischen Weisen“. Ihre amerikanische Schülerin Isabel Cooper-Oakley versuchte, das zu untermauern, und betrieb intensive Archivstudien, die sie in ihrem Buch publizierte. Von hier stammt die Legende, Saint Germain sei bis nach Persien und Indien gereist und habe die Weisheitsbücher des Ostens im Sanskrit-Original studiert.
Die Theosophische Gesellschaft Adyar nennt Saint Germain auch „Meister Racoczi“, gibt ihn als „Meister des 7. Strahls“ aus und behauptet, er sei die Inkarnation von Francis und Roger Bacon.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, verkündete, hellsehend zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass Christian Rosencreutz – eigentlich eine literarische Romanfigur – im 18. Jahrhundert der Graf von Saint Germain gewesen ist und er auch gegenwärtig wiederverkörpert sei.
Napoleon III. ließ ein umfangreiches Dossier über Saint Germain zusammentragen, das aber in der Zeit der Pariser Kommune in der Präfektur den Flammen zum Opfer fiel.
Nach von Gleichen soll Saint Germain auch ein guter Maler gewesen sein. In Saint Germains Gemäldesammlung befand sich eine (echte?) Heilige Familie von Bartolomé Esteban Murillo. Aufmerksamkeit erregte Saint Germain durch neuartige Farbmisch-Techniken, die Maler wie Maurice Quentin de La Tour und Charles André van Loo bewunderten.
Zu den zahlreichen chemischen Entdeckungen, die er vermarkten wollte, zählt auch ein goldähnliches Metall (er nannte es Similor, also simil or – ähnlich Gold), auch als Carlsgold bzw. Neu-Platinum bekannt. Sein Glanz scheint allerdings nach Berichten von Zeitgenossen nicht von Dauer gewesen zu sein, und die daraus gegossenen Gegenstände liefen sogar schwarz an. Der Landgraf von Hessen-Kassel ließ aus diesem Material in Ludwigsburg (Schleswig-Holstein) unter anderem Medaillen gießen.
Saint Germain propagierte gerne einen Tee aus Senna-Blättern, die damals aus Äthiopien/Arabien eingeführt wurden und eine abführende Wirkung haben. Der Tee ist noch im 19. Jahrhundert in Deutschland und Dänemark als „Saint-Germain-Tee“ bekannt.
Nach älteren Ausgaben von „Groves Dictionary of Music“ (3. Aufl. 1938) ist derjenige, der ca. 1745 in London Musik unter dem Namen St. Germain veröffentlichte, der italienische Komponist und Violinist Giovannini, bekannt als Autor von „Willst du dein Herz mir schenken“ im Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach. Er lebte seit 1740 in Berlin und starb 1782. Dies scheint auf einer Verwechslung zu beruhen, die zuerst in einem Künstler-Lexikon von Gerber 1812 unterlaufen war.[25] In London trug Saint Germain unter anderem einige Arien für die mäßig erfolgreiche Oper L’incostanza delusa des italienischen Opernkomponisten Brivio bei (arrangiert von Francesco Geminiani), die die Samstage vom 9. Februar bis 20. April 1745 im Haymarket Theatre aufgeführt wurde. Er studierte dabei auch einige Lieder mit der Sängerin Giulia Frasi ein. Bei einigen Privatkonzerten sang Saint Germain auch selbst. Lady Jemima Grey war von seinem Stil, der Emotionen sehr plastisch zum Ausdruck bringt, und seiner schwachen Stimme nicht sehr erbaut: „His manner is beyond any description“.
Saint Germain wird häufig mit seinen Zeitgenossen, wie etwa dem französischen General und Minister Claude Louis de Saint-Germain oder Robert François Quesnay de Saint-Germain, verwechselt. Es gab auch einen französischen Befehlshaber Renault de Saint-Germain, der 1757 die französische Niederlassung Chandernagore (Candannagar) in Indien an Clive verlor.
In okkulten Kreisen gilt Saint Germain als Autor des Manuskripts der heiligsten Trinosophie, das eine initiatorische, alchimistische Offenbarung mit erklärenden okkulten Symbolen ist. Die 1930 begründete I-am-Bewegung des Kaliforniers Guy W. Ballard (1878–1939) verehrt ihn als spirituelle Leitfigur.
Zitate
Casanova, Memoiren:
„Er gab sich in jeder Hinsicht als Wunderknabe. Er wollte verblüffen und verblüffte auch tatsächlich. Er hatte eine entschiedene Art zu sprechen, die jedoch nicht missfiel, denn er war gelehrt, sprach fließend alle Sprachen, war sehr musikalisch, ein großer Kenner der Chemie, besaß angenehme Züge und verstand es, sich bei allen Frauen beliebt zu machen.“
Der preußische Botschafter in Dresden, Graf Alvensleben 1777:
„Er ist ein hochbegabter Mann mit hellwachem Verstand, doch ohne jede Urteilskraft. Er hat seinen einzigartigen Ruf nur durch erniedrigendste und gemeinste Schmeichelei erworben, deren ein Mensch fähig ist, und durch seine außerordentliche Eloquenz, mit der er sich, insbesondere wenn man sich von dem Eifer und Enthusiasmus mitreißen lässt, artikulieren kann. Die Triebfeder seines Handelns ist seine bodenlose Eitelkeit.. Er ist anregend und unterhaltend in Gesellschaft, so lange er nur erzählt. Doch sobald er versucht, eigene Gedanken zu entwickeln, kommt seine ganze Schwäche zum Vorschein… Doch wehe dem, der ihm widerspricht.“
Der britische Horrorschriftsteller Horace Walpole, 4. Earl of Orford, urteilte über den Grafen von Saint-Germain 1745 wenig schmeichelhaft:
„Er singt und spielt wunderbar Geige, komponiert, ist verrückt und nicht sehr vernünftig.“
St. Germains Anspruch auf Unsterblichkeit
Es war nicht nur sein jugendliches Aussehen, das die Gerüchte um seine Unsterblichkeit schürte – es war die Art, wie St. Germain über die Vergangenheit sprach. Er behauptete, über genaue Kenntnisse historischer Ereignisse zu verfügen, die lange vor seiner angeblichen Geburt stattgefunden hatten. In einem berühmten Bericht berichtete der Graf Einzelheiten eines Banketts in Versailles, das über 50 Jahre zuvor, während der Herrschaft von Ludwig XIV., stattgefunden hatte. Die Anwesenden waren verblüfft über seine zutreffende Beschreibung, insbesondere Madame de Pompadour, die angeblich bemerkte, er scheine noch genauso alt zu sein wie damals, als sie ihn vor Jahrzehnten zum ersten Mal sah.
Noch merkwürdiger ist, dass St. Germain selbst diese Behauptungen kaum bestritt. Er stützte sie sogar. Auf die Frage nach seinem Alter gab er kryptische Antworten. Einmal sagte er einer Adligen angeblich: „Ich bin sehr alt“, weigerte sich jedoch, eine konkrete Zahl zu nennen. Bei einer anderen Gelegenheit behauptete er, Jesus persönlich gekannt zu haben und bei der Hochzeit zu Kana dabei gewesen zu sein, bei der Christus Wasser in Wein verwandelte.
Diese abwegigen Behauptungen gingen mit merkwürdigem Verhalten einher. Obwohl er aufwendige Feste und Bankette besuchte, wurde St. Germain nie dabei gesehen, wie er in der Öffentlichkeit aß, obwohl er oft Wein trank. Es dauerte nicht lange, bis Gerüchte über Alchemie – das Streben, unedle Metalle in Gold zu verwandeln und den Lebenselixier zu finden – seinen Namen verfolgten. Könnte St. Germain die Geheimnisse der Unsterblichkeit entschlüsselt haben?
St. Germain, der Alchimist
Alchemie, die antike Methode der Umwandlung von Materie, war ein Gebiet, für das sich Graf St. Germain besonders interessierte. Mehreren Berichten zufolge behauptete er, den Stein der Weisen entdeckt zu haben – eine mythische Substanz, die ewiges Leben verleiht. Es heißt, er habe Wunder der Transmutation vollbracht, Blei in Gold verwandelt und sogar Diamanten hergestellt. Viele glaubten, seine Unsterblichkeit und sein Reichtum seien das Ergebnis seiner alchemistischen Fähigkeiten.
Im Jahr 1780 behauptete ein Mann namens Anton Mesmer, der als Entwickler der Hypnose bekannt war, einige seiner magnetischen Heiltechniken vom Grafen St. Germain gelernt zu haben. Wenn das stimmt, würde das bedeuten, dass St. Germain nicht nur sein Leben verlängerte, sondern auch ein außergewöhnliches Verständnis des menschlichen Körpers und seiner verborgenen Energien hatte.
Abgesehen von diesen merkwürdigen Behauptungen beschäftigte sich St. Germain auch mit Mystizismus und war eng mit Geheimgesellschaften wie den Freimaurern und den Rosenkreuzern verbunden. Diese Gruppen waren besessen von Okkultismus, Unsterblichkeit und verborgenem Wissen – alles Dinge, die perfekt zu St. Germains Interessen und angeblichen Fähigkeiten passten.
War Graf von Saint-Germain unsterblich? Hier sind die Beweise
Graf von Saint-Germain war eine kuriose Figur der europäischen Geschichte: Er war Philosoph, Abenteurer, Musiker, Komponist, Schriftsteller, Alchemist, Künstler und Wissenschaftler und verkehrte jahrelang in den Kreisen der High Society. Viele, viele Jahre! Einigen Berichten zufolge war Graf von Saint-Germain etwa 500 Jahre lang eine feste Größe an den Königshöfen Europas.
Obwohl er charmant und intelligent war, war Graf de Saint-Germain auch seltsam … und seltsam alterslos. Die Leute flüsterten, er sei ein Vampir oder er hätte seine alchemistischen Fähigkeiten genutzt, um die Geheimnisse der Unsterblichkeit zu entschlüsseln. In den letzten Jahren gab es Spekulationen, dass Graf de Saint-Germain ein außerirdischer Besucher auf der Erde oder ein Zeitreisender gewesen sein könnte. Sehen wir uns an, warum die Leute glauben, Graf de Saint-Germain sei unsterblich.
Wer war Graf von Saint-Germain?
Wir wissen eigentlich nicht, wie Graf de Saint-Germain mit bürgerlichem Namen hieß, wann er geboren wurde oder woher er stammte. Als mögliches Geburtsjahr wurde 1691 genannt, aber das ist reine Spekulation. In einigen Fällen behauptete der Graf, er sei der Sohn von Fürst Franz II. Rakoczi von Siebenbürgen, der von 1676 bis 1735 lebte.
Wenn das stimmt – und das Geburtsjahr 1691 stimmt – wäre der Prinz gerade einmal 15 Jahre alt gewesen, als er ihn zeugte. Es könnte sein, dass das Geburtsjahr falsch ist … oder dass da irgendwas mit transsilvanischen Vampiren im Gange war. Wir wissen, dass er am 27. Februar 1784 starb … oder nicht?
Für sein Alter sehr weise
Graf de Saint-Germain war in zahlreichen Themengebieten bewandert. Wenn es um Geschichte ging, sprach er oft über historische Ereignisse, als wäre er selbst dabei gewesen. Er war in so vielen verschiedenen Fächern so bewandert, dass er glaubte, er habe mehr Wissen erlangt, als in einem einzigen Leben möglich gewesen wäre. Er verkehrte mit vielen der brillantesten Köpfe der Zeit, darunter Mozart und Casanova.
Der Graf wurde von seinem Freund Voltaire „Der Wundermann“ genannt. Voltaire beschrieb Graf de Saint-Germain als „einen Mann, der nicht stirbt und der alles weiß“. Prinz Karl von Hessen-Kassel bezeichnete Graf de Saint-Germain als „einen der größten Philosophen, die je gelebt haben“. Casanova bemerkte einmal, dass der Graf „300 Jahre alt war, dass er die Geheimnisse der Universalmedizin kannte und dass er die Natur beherrschte“.
Ständig im mittleren Alter
Graf de Saint-Germain trat viele, viele Jahrzehnte lang bei öffentlichen Veranstaltungen und Privatpartys auf, sah aber immer gleich aus. Er war immer mittleren Alters und schien etwa 45 Jahre alt zu sein. 1710 lernte Madame de Pompadour den Grafen de Saint-Germain in Venedig kennen. Jahre später, 1760, nahm der Graf eine Einladung zu einer Party in ihrem Haus in Frankreich an.
Madame de Pompadour freute sich darauf, ihren alten Freund wiederzusehen, war aber schockiert, als sie sah, dass er in den fünfzig Jahren seit ihrer letzten Begegnung nicht gealtert war. Er schwelgte sogar in Erinnerungen an ihre letzte Begegnung, also war sie sicher, dass es derselbe Mann war. Madame de Pompadour kommentierte sein jugendliches Aussehen mit den Worten: „Aber Sie müssen fast 100 Jahre alt sein. Das ist unmöglich.“ Graf de Saint-Germain lächelte: „Nein, Ma’am. Das ist nicht unmöglich.“
War Graf von Saint-Germain bei wichtigen Momenten der Geschichte anwesend?
Obwohl Graf de Saint-Germain angeblich in den 1690er Jahren geboren wurde, gab es Gerüchte, dass er viel älter war und tatsächlich bei mehreren der wichtigsten Momente der Geschichte dabei war. Unglaublicherweise behaupten einige Leute, Graf de Saint-Germain sei bei der Hochzeit zu Kana gewesen … derselben, bei der Jesus Wasser in Wein verwandelte … und dass er beim Bau des Tempels Salomons geholfen habe.
Es gibt Berichte, denen zufolge Graf de Saint-Germain im Jahr 325 zusammen mit Kaiser Konstantin am Konzil von Nicäa teilnahm. Graf de Saint-Germain war dafür bekannt, verschiedene Namen zu verwenden. Unglaublicherweise gibt es einige Leute, die glauben, er habe einige sehr bekannte Namen gehabt – Christoph Kolumbus, Platon, Francis Bacon, Nikolai Tesla, Merlin der Zauberer und ein Hohepriester aus Atlantis.
Ein Mann mit vielen Talenten
Graf de Saint-Germain war ein Mann mit vielen Talenten. Für manche war es unvorstellbar, dass ein Mensch in nur einem Leben so viele Fähigkeiten erlernen konnte. Er war ein versierter Musiker und Komponist, der Sonette, Arien, Lieder und Opern schrieb. Er war ein Virtuose am Klavier und an der Geige.
Darüber hinaus sprach Graf de Saint-Germain viele Sprachen fließend, darunter Französisch, Englisch, Spanisch, Niederländisch, Portugiesisch, Russisch, Deutsch, Arabisch und Chinesisch. Es hieß, er könne Sanskrit, Griechisch und Latein lesen. Darüber hinaus war er ein talentierter Bildhauer und Maler.
Ein Meister der Alchemie
Im 13. und 18. Jahrhundert war Alchemie eine weit verbreitete wissenschaftliche Disziplin. Alchemisten versuchten, verschiedene Elemente zu verändern und insbesondere, andere Metalle in Gold zu verwandeln. Graf de Saint-Germain war ein Meister der Alchemie. In jedem Haus, in dem er lebte, gab es voll ausgestattete und ausgestattete Laboratorien.
Gerüchten zufolge gelang es Graf de Saint-Germain durch seine wissenschaftliche und alchemistische Arbeit, den sogenannten Lebenselixier zu finden. Man behauptete, er habe durch einen von ihm selbst entwickelten Trank Unsterblichkeit erlangt.
Er hatte eine unbekannte Einkommensquelle
Graf de Saint-Germain war sehr vermögend, doch niemand kannte seine Einkommensquelle. Manche glaubten, sein Einkommen sei auch seiner alchemistischen Arbeit zu verdanken. Hatte er die Formel entdeckt, mit der man Blei in Gold verwandeln konnte? Oder hatte er noch mehr entdeckt?
Graf de Saint-Germain tauchte nach einer Abwesenheit im Jahr 1742 wieder auf. Er erzählte, dass er mehrere Jahre am königlichen Hof des Schahs von Persien verbracht hatte. Während seiner Zeit dort perfektionierte er eine Methode, Halbedelsteine in Smaragde, Rubine und Diamanten zu verwandeln. Er trug wertvolle Juwelen, die in seine Kleidung und Schuhe eingenäht waren.
Der Graf von Saint-Germain verzichtete auf das Essen
Graf de Saint-Germain war ein häufiger Gast bei den besten Bällen, Partys und Banketten der Zeit, aber seltsamerweise genoss er die üppigen Feste nie. Während der Mahlzeiten unterhielt er seine Mitgäste, verzichtete jedoch selbst auf das Essen. Diese Besonderheit war ein weiterer Grund für Gerüchte über Graf de Saint-Germain.
Casanova schrieb in sein Tagebuch über seine erste Begegnung mit dem Grafen von Saint-Germain in Paris im Jahr 1757. Er notierte: „Das angenehmste Abendessen hatte ich mit Madame de Robert Gergi, die mit dem berühmten Abenteurer kam, der unter dem Namen Graf von St. Germain bekannt war. Anstatt zu essen, redete dieser Mensch von Anfang bis Ende der Mahlzeit, und ich folgte seinem Beispiel in einer Hinsicht, denn ich aß nicht, sondern hörte ihm mit größter Aufmerksamkeit zu.“
Graf von Saint-Germain und Geheimgesellschaften
Graf von Saint-Germain war mit fast allen großen Geheimgesellschaften Europas verbunden. Er soll den Freimaurern, den Illuminaten, den Rosenkreuzern, den Tempelrittern und der Gesellschaft der Asiatischen Brüder angehört haben.
Im Jahr 1785 tauchte der Name des Grafen von Saint-Germain auf der Teilnehmerliste des Freimaurerkonvents auf. Dies ist bemerkenswert, da der Graf im Jahr zuvor gestorben sein soll. Sein Name erschien außerdem jedes Jahr bis 1900 auf der Mitgliederliste der Theosophischen Gesellschaft.
Das Leben des Grafen von Saint-Germain nach seinem Tod
Sichtungen und Begegnungen mit dem Grafen von Saint-Germain dauerten noch lange nach seinem angeblichen Tod im Jahr 1784 an. 1785 behauptete Anton Mesmer beispielsweise, der Graf habe ihm beigebracht, wie man Menschen hypnotisiert, als die beiden Zeit zusammen in Deutschland verbrachten. Laut Gabrielle Pauline Bouthillier de Chavigny, der Gräfin von Adhemar, traf sie sich zwischen 1789 und 1820 mehrmals mit dem Grafen von Saint-Germain. Sie kommentierte sogar sein zeitloses Aussehen.
Die Prominente und Aktivistin Annie Besant behauptete, sie habe den Grafen von Saint-Germain 1896 kennengelernt. 1926 begegnete der Autor C.W. Leadbeater dem Grafen in Rom. Er behauptete, der Graf habe ihm einen Mantel gezeigt, der einem römischen Kaiser gehörte, und erwähnte, er lebe in einem transsilvanischen Schloss.
THE LEGEND of the Immortal: The Count of Saint Germain
(https://www.youtube.com/watch?v=EZsihZg1EGs)
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