Geschichte der Ukraine

Die Geschichte der Ukraine umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des heutigen Staates Ukraine von der Urgeschichte bis zur Gegenwart.
Geschichte der Ukraine (Moderne)
Neuere Geschichte der Ukraine. Mit der Ukrainischen Nationalen Wiedergeburt, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert begann, entstand der Begriff der Ukraine als Nation und der Begriff der Ukrainer als Nationalität. Die erste Welle dieser nationalen Wiedergeburt wird traditionell mit der Veröffentlichung des ersten Teils von Iwan Kotljarewskis „Eneyida“ (1798) in Verbindung gebracht. 1846 erschien in Moskau die „Istoriya Rusov ili Maloi Rossii“ (Geschichte der Ruthenen oder Kleinrusslands). Im Zuge des Völkerfrühlings wurde 1848 in Lemberg (Lwiw) der Oberste Ruthenische Rat gegründet, der die galizischen Ruthenen als Teil der größeren ukrainischen Nation anerkannte. Der Rat nahm die gelb-blaue Flagge an, die heutige ukrainische Flagge.
Die Ukraine erklärte ihre Unabhängigkeit erstmals mit dem Einmarsch der Bolschewiki Ende 1917. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Frieden von Riga wurde die Ukraine erneut zwischen Polen und dem bolschewistischen Russland aufgeteilt. Der von den Bolschewiki besetzte Teil des Gebiets wurde – mit einigen Grenzkorrekturen – zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
1922 bildete die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik zusammen mit der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Transkaukasischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik die Gründungsmitglieder der Sowjetunion. Die sowjetische Hungersnot von 1932/33, auch Holodomor genannt, forderte schätzungsweise sechs bis acht Millionen Todesopfer in der Sowjetunion, die meisten davon in der Ukraine.
1941 wurde die Sowjetunion von Deutschland und seinen Verbündeten überfallen. Viele Ukrainer sahen die Wehrmachtssoldaten zunächst als Befreier von der Sowjetherrschaft, während andere eine antideutsche Partisanenbewegung gründeten. Teile des ukrainischen nationalistischen Untergrunds formierten die Ukrainische Aufständische Armee, die sowohl gegen sowjetische als auch gegen nationalsozialistische Truppen kämpfte. 1945 wurde die Ukraine, obwohl sie Teil der Sowjetunion war, zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen. 1954 wurde die Oblast Krim von der RSFSR an die Ukrainische SSR übertragen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine durch ein Referendum ein unabhängiger Staat. Mit der Erweiterung der Europäischen Union 2004 geriet die Ukraine in der postsowjetischen Ära in ein Gebiet mit sich überschneidenden Einflusssphären zwischen der Europäischen Union und der Russischen Föderation. Dies führte zu einer politischen Spaltung zwischen der proeuropäischen Westukraine und der prorussischen Ostukraine, was eine Reihe politischer Unruhen nach sich zog, darunter die Orange Revolution, die Euromaidan-Proteste, der Ausbruch des Russisch-Ukrainischen Krieges 2014 und die andauernde russische Invasion.
Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik
Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (Abkürzung USSR oder UkrSSR, ukrainisch Українська Радянська Соціалістична Республіка, УРСР; russisch Украинская Советская Социалистическая Республика, УССР; bis 1936/37 Українська Радянська Соціалістична Республіка, УРСР) wurde am 6. Januar 1919 ausgerufen und war seit der Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) 1922 bis zu deren Zerfall Ende 1991 eine ihrer Unionsrepubliken.
Kleinrussland
Kleinrussland oder Kleine Rus (altgriechisch Μικρὰ Ῥωσία; russisch Малороссия, Малая Русь; ukrainisch Малоросія, Мала Русь) ist ein historischer Name für Teile der südwestlichen Rus, hauptsächlich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Seine Verwendung variierte im Laufe der Jahrhunderte. Die im seit 2014 andauernden Russisch-Ukrainischen Krieg agierenden Separatisten proklamierten am 18. Juli 2017 unter dem Namen Kleinrussland ein Konstrukt, dessen Gebiet sich aus den Territorien der Volksrepublik Donezk und Volksrepublik Lugansk zusammensetzen sollte. Ein früherer Name war auch „Neurussland“. Das Territorium hat keine Schnittmenge mit den historisch als „Kleinrussland“ bezeichneten Gebieten.
Minsker Abkommen
Die Minsker Abkommen waren eine Reihe internationaler Abkommen zur Beendigung des Donbass-Krieges zwischen bewaffneten russischen Separatistengruppen und den ukrainischen Streitkräften, in dem die regulären russischen Streitkräfte eine zentrale Rolle spielten. Nach der Niederlage bei Ilovaisk Ende August 2014 zwang Russland die Ukraine zur Unterzeichnung des ersten Minsker Protokolls, auch bekannt als Minsk I. Es wurde von der Trilateralen Kontaktgruppe für die Ukraine, bestehend aus der Ukraine, Russland und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), unter Vermittlung der Staatschefs Frankreichs (François Hollande) und Deutschlands (Angela Merkel) im sogenannten Normandie-Format ausgearbeitet.
Nach ausführlichen Gesprächen in Minsk, Belarus, wurde das Abkommen am 5. September 2014 von Vertretern der Trilateralen Kontaktgruppe und, ohne Anerkennung ihres Status, von den damaligen Führern der selbsternannten Volksrepublik Donezk (DVR) und der Volksrepublik Luhansk (LVR) unterzeichnet. Dieses Abkommen folgte auf mehrere vorherige Versuche, die Kämpfe in der Region zu beenden, und zielte auf einen sofortigen Waffenstillstand ab.
Das Abkommen scheiterte jedoch. Anfang Januar 2015 entsandte Russland erneut eine große Anzahl regulärer Truppen. Nach dem russischen Sieg am internationalen Flughafen Donezk, der das Protokoll missachtete, wiederholte Russland sein Vorgehen vom August 2014: Es marschierte mit frischen Truppen ein und griff ukrainische Streitkräfte bei Debalzewe an, wo die Ukraine eine schwere Niederlage erlitt und gezwungen war, das Maßnahmenpaket zur Umsetzung der Minsker Vereinbarungen (Minsk II) zu unterzeichnen, das am 12. Februar 2015 unterzeichnet wurde. Dieses Abkommen umfasste verschiedene Maßnahmen, darunter einen Waffenstillstand, den Abzug schwerer Waffen von der Frontlinie, die Freilassung von Kriegsgefangenen, eine Verfassungsreform in der Ukraine, die bestimmten Gebieten des Donbas Selbstverwaltung gewährte, und die Rückgabe der Kontrolle über die Staatsgrenze an die ukrainische Regierung. Obwohl die Kämpfe nach der Unterzeichnung des Abkommens nachließen, endeten sie nie vollständig, und die Bestimmungen des Abkommens wurden nie vollständig umgesetzt. Der ehemalige deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier schlug einen Mechanismus vor, der dem Ost-Donbass erst dann Autonomie gewähren sollte, wenn die OSZE bestätigt hätte, dass die lokalen Wahlen internationalen Standards entsprochen hätten – die sogenannte Steinmeier-Formel.
Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine Anfang 2022 erkannte Russland am 21. Februar 2022 offiziell die Volksrepubliken Donezk und Luhansk an. Im Anschluss daran erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am 22. Februar 2022, die Minsker Abkommen seien nicht mehr gültig und die Ukraine, nicht Russland, trage die Schuld an ihrem Scheitern. Daraufhin marschierte Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine ein.
Metalle der Seltenen Erden
Zu den Metallen der Seltenen Erden (ugs. Seltene Erden) gehören die beiden chemischen Elemente Scandium und Yttrium der 3. Nebengruppe des Periodensystems sowie die Lanthanoide – insgesamt also 17 Elemente. Nach den Definitionen der anorganischen Nomenklatur heißt diese Gruppe chemisch ähnlicher Elemente Seltenerdmetalle. Im Deutschen gibt es des Weiteren den Begriff Seltene Erdelemente und passend dazu das dem englischen REE (rare-earth elements) nachempfundene Akronym SEE.
Russisch-Ukrainischer Krieg
Dieser Artikel soll einen Gesamtüberblick über den russisch-ukrainischen Krieg seit 2014 geben. Zum Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ende Februar 2022 und den seither verlaufenden Kampfhandlungen siehe Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022. Zum Krieg in der Ukraine während des Ersten Weltkriegs von Dezember 1917 bis April 1918 siehe Russischer Bürgerkrieg in der Ukraine.
Rohstoffe der Ukraine
Deutscher Bundestag – Wissenschaftliche Dienste (Rohstoffe der Ukraine). In den Medien und in wissenschaftlichen Artikeln finden sich Meldungen, die auf die strategische und geopolitische Bedeutung der Rohstoffe und Bodenschätze in der Ukraine hinweisen. Robert Muggah und Vadim Dryganov von der SecDev Group, einem kanadischen Think Tank, vermuten Ende April 2022 unter anderem den außerordentlichen Ressourcenreichtum der Ukraine als Motiv für den Angriffskrieg: Die Ukraine verfüge über einige der größten Energie-, Mineral- und Agrarressourcen der Welt. Mit Ausnahme der Landwirtschaft und der Kohle seien viele der ukrainischen Ressourcen während der Sowjetunion und lange danach unterentwickelt und unerforscht geblieben. Durch die Erschließung dieser Ressourcen und die Diversifizierung ihrer Exporte habe sich die Ukraine in jüngster Zeit bemüht, unabhängiger von Russland zu werden und ihre wirtschaftliche und energetische Sicherheit zu erhöhen. Im Jahr 2013 leitete das Land eine umfangreiche Öl- und Gasprivatisierung ein, die die russische Invasion und Annexion der Krim im Jahr 2014 und der Angriff auf den Donbas unterbrochen habe.
Vorkommen folgender Rohstoffe in der Ostukraine, die aktuell von Russland kontrolliert werden: Kohle, Öl, Erdgas; Metalle und Seltene Erden (u. a. Aluminium, Germanium, Magnesium, Silizium, Tantal, Titan); Edelgase wie Krypton, Neon und Xenon; Weizen/Getreide. Ostukraine ist in der Fragestellung definiert als das Gebiet rechts des Dnepr. Für die Fragestellung ist auch von Belang, ob und wie die Rohstoffe militärisch genutzt oder in Hochtechnologien eingesetzt werden. Ferner stellt sich die Frage, wie sich die fehlende Kontrolle über Rohstoffe in der Ostukraine auf die Volkswirtschaft der Ukraine auswirkt.
Informationen über bestimmte Rohstoffvorkommen in der Ukraine sind vertraulich und werden nicht oder nicht mehr in der staatlichen Bilanz der Mineralreserven der Ukraine veröffentlicht. Alle Daten dieser Arbeit sind öffentlichen Quellen entnommen. Fremdsprachige Texte wurden mit Hilfe von Online-Diensten maschinell übersetzt. Für die Richtigkeit besteht keine Gewähr, insbesondere bei Übersetzungen aus dem ukrainischen Original. Zwei Karten im Anhang zeigen die einzelnen Regionen (Oblaste) und ihre unterschiedlichen Schreibweisen.
Die Ukraine besitzt vielfältige Bodenschätze. Die Vielfalt und der Reichtum an Bodenschätzen sind auf eine Reihe unterschiedlicher geologischer Strukturen der Ukraine zurückzuführen. Die Vorsitzende des ukrainischen Geologenverbandes, Hanna Liventseva, betonte im Mai 20222 die weltweite Bedeutung der Ukraine aufgrund ihrer Mineralvielfalt. Die Ukraine bedecke zwar nur 0,4 % der Erdoberfläche, verfüge aber über rund 5 % der weltweiten Mineralressourcen. Bei mehreren Rohstoffen rangiere sie unter den ersten 10 der Welt. Die meisten Lagerstätten metallhaltiger Minerale und das größte Eisenerzbecken Kryvyi Rih seien mit der kristallinen Basis des Ukrainischen Schildes (in der folgenden Abbildung in rosa) verbunden. Hinzu kämen komplexe Primärlagerstätten von Ilmenit-Apatit-Erzen, Lagerstätten Dr. Hettler & Partner, Gemeinschaft Beratender Ingenieure (2001), Länderbericht, Consulting Ukraine, Förderkennzeichen 201 19 102: Beratungshilfe für den Umweltschutz in der Ukraine, Möglichkeiten der Förderung
von umweltorientierter Unternehmensführung in der Ukraine durch Partnerschaften von Unternehmen der Zielregion mit deutschen Unternehmen, erstellt für das Umweltbundesamt, 30. Juni 2001, S. 5, ( https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/laenderbericht_deutsch.pdf ).
The Mineral Resources of the Ukraine, In: Tierra y Tecnologia, Nr. 59,
https://www.icog.es/TyT/index.php/2022/05/the-mineral-resources-of-ukraine/.
Wissenschaftliche Dienste Ausarbeitung anderer Nichteisen- und Edelmetalle sowie seltenere Metalle (Aluminium, Beryllium, Germanium, Gold, Kupfer, Lithium, Molybdän, Nickel, Niob, Platin, Scandium, andere Seltenerdmetalle, Tantal, Uran), außerdem Diamanten, Fluorit, Graphit, Magnesit, Nephelin etc. Die VolynPodillya-Platte, die westlich des Ukrainischen Schildes liege, enthalte Gips-, Kohle-, Phosphorit-, und Schwefelvorkommen. In der Dnipro-Donets-Senke nordöstlich des Ukrainischen Schildes fänden sich Öl- und Gasvorkommen, Gips, Kohle, Quecksilbererze, Fluorit usw. Am südlichen Rand der Schwarzmeer-Senke seien Vorkommen von Bauxit, Kohle, Manganerzen, Polymetallen und Steinsalz bekannt. Im Krimgebirge lägen Eisenerze, verschiedene Salze und Erze und in den ukrainischen Karpaten Alaunstein, Baryt, polymetallische Minerale, Quecksilber, Steinsalz und Zeolithe: Weiter heißt es dort, es gebe etwa 20.000 Minerallagerstätten und Vorkommen von 117 Mineralarten. Die Ukraine sei ein wichtiger Lieferant von Eisen, Gallium, Kaolin, Manganerzen, Titanerzen und Ton, und habe ein großes Potenzial für die Gewinnung wichtiger Minerale wie Lithium.
Donald Trump: Gefangener der US-Eskalationsstrategie
US-Präsident Trump hat am 23. Oktober 2025 überraschend das geplante Treffen mit Russlands Präsident Putin abgesagt und gleichzeitig umfassende neue Sanktionen gegen die zwei größten russischen Ölkonzerne verhängt: Ein klassisches Beispiel für wirtschaftlichen Hebelgebrauch, um russische staats- und militärpolitische Spielräume zu begrenzen und ein geopolitisches Signal für erhöhte Konfrontationsbereitschaft zu setzen – ein Versuch, den diplomatischen Druck auf Moskau zu maximieren – insbesondere vor dem Hintergrund der fortdauernden Kämpfe in der Ukraine und Russlands Forderung nach tragfähigen Sicherheitsbedingungen bei gleichzeitiger Verweigerung eines schnellen, unvorbereiteten Waffenstillstand, so wie ihn die USA fordern.
Laut westlichen Medien spielt die Absage des Treffens die US-Strategie wider, nicht um jeden Preis Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, sondern Zugeständnisse und echte Verhandlungsbereitschaft zur Bedingung zu machen.
Das UN-Dokument (UNSC 2022/2015) – besser bekannt als “Minsk II” oder Minsker Friedensabkommen scheint im Westen wohl völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Es sah einen Maßnahmenkomplex zur friedlichen Lösung des seit Mai 2014 herrschenden Ukraine-Kriegs vor. Mit der deutsch-amerikanischen Erklärung vom 21. Juli 2021 keimte Hoffnung auf. Denn darin versicherten die USA und Deutschland Frieden in der Ukraine im Rahmen des von Deutschland und Frankreich geschaffenen so genannten Normandie-Formats “Minsk II” zu erreichen. Doch weder die Merkel- noch die Scholz-Regierung machte Anstalten, diesen Staatsvertrag zu erfüllen. Im Interview mit der “Zeit” vom 7. Dezember 2022 gab Altkanzlerin Angelika Merkel sogar preis: „Und das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben. Sie hat diese Zeit auch genutzt, um stärker zu werden, wie man heute sieht“.
Einen Tag später bezeichnete der russische Präsident Wladimir Putin Merkels Worte als überraschend und enttäuschend. „Ich hatte trotzdem damit gerechnet, die anderen Teilnehmer ? Ukraine, Frankreich, W.E.? seien aufrichtig. Aber sie haben uns auch betrogen, sie bezweckten, die Ukraine mit Waffen aufzupumpen und für Kriegshandlungen vorzubereiten.“
Später erklärte der ehemalige französische Präsident Hollande gegenüber dem “Kyiv Independent”, dass Merkel recht hatte: „Die Minsker Vereinbarungen stoppten die russische Offensive für eine Weile.“ Putin reagierte darauf in seiner Neujahrsansprache 2023 mit deutlichen Worten: „Der Westen log vom Frieden, bereitete aber Aggression vor und gibt das heute offen und schamlos zu.“
Am 15. Dezember 2021 hatte die Russische Föderation einen Entwurf für eine mögliche Vereinbarung zwischen Russland und den USA über Sicherheitsgarantien sowie über ein Abkommen zwischen Russland und der NATO übergeben. Beide Vertragsentwürfe, die nach offizieller Sichtweise die Interessen Russlands und die Interessen der russischen staatlichen Souveränität schützen sollten, wurden zwei Tage später auf der Website des russischen Außenministeriums für die russische Bevölkerung veröffentlicht. Das ist in der Anfangsphase von Vertragsverhandlungen ungewöhnlich. Damit konnten die russischen Staatsorgane nicht mehr zurückrudern. Was wurde zum Schutz russischer Interessen und russischer Souveränität gefordert?
Die NATO sollte zum Stand vom 17. Mai 1997 zurückkehren, als die NATO-Russland-Grundakte unterzeichnet wurde. Darin wurden militärischen Aktivitäten der NATO in Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes ausgeschlossen. Weiter hatte sich die NATO in der Grundakte dazu verpflichtet, keine größeren Kampfverbände dauerhaft in den neuen Mitgliedstaaten zu stationieren. Die Aufstellung von Atomraketen dort sollte komplett tabu sein. Nach dem Referendum auf der Krim 2014 entsandte die Allianz multinationale Gefechtsverbände in die baltischen Staaten und nach Polen. Das Stationierungsverbot wird durch ein Rotationsprinzip umgangen. Weiter verlangte Russland, dass keine neuen Staaten in die NATO aufgenommen werden. Die folgenden Verhandlungen gingen dann aus wie das “Hornberger Schießen”.
Putins wiederholte Forderung nach einem langfristigen Sicherheitsabkommen im Dezember 2021 wurde von den USA und der NATO nicht ernsthaft verhandelt, vielmehr als Versuch Moskaus interpretiert, Einflusszonen festzulegen und die eigene Expansion zu legitimieren. Die Gespräche ließ man bewusst im Sand verlaufen, weil die westlichen Hardliner keinen Verhandlungsspielraum akzeptieren wollen.
Dafür wurde dann am 19. Januar 2022 der “Ukrainian Land Lease Act” in den US-Kongress eingebracht. Damit institutionalisierten die USA militärische, logistische und ökonomische Unterstützung für die Ukraine auf lange Sicht – eine gezielte Provokation und die Vorbereitung auf einen langanhaltenden Stellvertreterkrieg.
Die Weichen für diesen “proxy war” wurden zwischen November 2013 und Februar 2014 mit dem vom Westen orchestrierten Putsch in der Ukraine im September 2014 wurde die Langzeitstrategie “Win in a Complex World 2020-2040” in Kraft gesetzt. In diesem Dokument wird unter Punkt 2.4 “Künftige Konflikte” den US-Streitkräften die Anweisung erteilt, in diesen beiden Dekaden vor allem die von Russland und China ausgehende Bedrohung abzubauen (es folgen Nordkorea und der Iran). Es geht in diesem Weltkonflikt um den Sieg der unipolaren Welt über die multipolare.
TRADOC-Dokument 525-3-1 (Sept.) und Kongress-Resolution 578 (Dez. 2014)
Das US-Strategiepapier “Win in a Complex World 2020-2040” ist zwar elf Jahre alt, aber immer noch hochaktuell und bildet das Rückgrat der US-Militär- und Sicherheitspolitik. Es beschreibt die Herausforderungen und strategischen Anforderungen an die USA in einer Ära der Großmachtkonkurrenz, insbesondere gegen Russland und China. Das Papier legt dar, wie die US-Streitkräfte multidomänenübergreifend (Land, Luft, See, Cyber, Weltraum) operieren müssen, um den komplexen Bedrohungen und Anti-Zugangs-Gebietssperrsystemen der Gegner zu begegnen. Es unterstreicht, dass die USA ihre Strategie auf die multidimensionale Führung in hybriden Konflikten ausrichten und gezielt geopolitische Machtzentren wie Russland herausfordern wollen.
Die US-Resolutionen – darunter die Resolution 578 und der Ukrainian Land Lease Act von 2022 – sind legislativer Ausdruck dieser Doktrin. Sie machen die Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland zum integralen Bestandteil der US-Strategie und signalisieren: das Ziel ist nicht ein Kompromiss, sondern eine dauerhafte Schwächung der russischen Position zur Sicherung der westlichen Dominanz. Im Oktober 2025 gibt die KI auf die Frage “Welche Relevanz hat heute das US-Langzeitstrategie-Papier „Win in a Complex World?” nachfolgende Antwort:
„…hat heute große Relevanz für die Ausrichtung und Entwicklung der US-Armee und ihrer operationellen Konzepte. Nach Punkt 2.4 und Kernabschnitten des US-Strategiepapiers „Win in a Complex World 2020–2040“ ist das explizite Ziel der US-Streitkräfte, im Verbund mit Alliierten und multinationalen Kräften den von Russland und China ausgehenden Bedrohungen aktiv zu begegnen, sie abzubauen und im Ernstfall militärisch zu siegen.“
Das Dokument nimmt dabei eine klare sicherheitspolitische Ausrichtung auf die Möglichkeit auch großangelegter Konflikte und Kriege gegen technologisch und militärisch Gleiche oder annähernd Gleichwertige wie eben Russland und China.
Geopolitische Einordnung von Trumps Absage im Kontext des Strategiepapiers
Das US-Dokument “Win in a Complex World 2020–2040” beschreibt einen strategischen Ansatz, der die Fähigkeit der USA hervorhebt, in einem komplexen und hybriden Konflikt handlungs- und entscheidungsfähig zu bleiben. Zentral ist die Strategie, durch die Kombination aus wirtschaftlichem Druck, technologischer Überlegenheit, Partnerschaften und flexibler Reaktionsfähigkeit gegnerische Handlungsoptionen einzuschränken und Eskalationsdominanz zu erlangen.
Damit wird verdeutlicht, dass die USA bereit sind, gegen ihre strategischen Hauptkonkurrenten diplomatischen, wirtschaftlichen, technologischen und militärischen Druck aufzubauen.
Das Vorgehen Trumps ist somit eine klassische Anwendung der Prinzipien aus “Win in a Complex World”: flexible Eskalationsstufen, Schwerpunktsetzung auf die Schwachstellen des Gegners (Ölexporteinnahmen), Kombination aus Druck und Gesprächsverweigerung – alles in der Absicht, strategische Handlungsräume zu wahren und Russland zur Veränderung seines Kurses zu bewegen.
In der Summe zeigen die Ereignisse, dass die USA ihre langfristige Strategie ausbauen und sich auf komplexe, multidimensionale Konflikte mit Russland einstellen – und dass wirtschaftliche sowie diplomatische Instrumente zentraler Bestandteil ihrer geopolitischen Handlungsfähigkeit bleiben.
Die kurzfristige Absage des Treffens zwischen Präsident Trump und Präsident Putin verschärft scheinbar die Spannungen im transatlantischen Verhältnis. Da sich seit 2014 die Randbedingung von TRADOC 525-3-1 verändert haben – Russland und China sind weitaus stärker als 2014 prognostiziert – wurde die geplante Vorgehensweise gegen die beiden Mächte modifiziert. Die USA sind nicht mehr in der Lage, Russland und China gleichzeitig anzugreifen. Nun sollen die Europäer alleine Russland weiter schwächen, während sich die USA auf China konzentrieren.
Die geopolitische Einordnung der US-Maßnahmen gegenüber Russland – Absage des Treffens zwischen US-Präsident Trump und Präsident Putin sowie die verhängten Sanktionen gegen russische Ölkonzerne – lässt sich im Kontext eines zunehmend komplexen und vielschichtigen globalen Konfliktumfelds beschreiben.
„Win in a Complex World“ spiegelt hier den Versuch wider, in einem volatilen internationalen System durch harte Maßnahmen und strategisches Kalkül Einfluss zu gewinnen. Die Entwicklung zeigt das Wechselspiel von militärischer Stärke, wirtschaftlicher Sanktion und diplomatischem Manövrieren in einem hochkomplexen multilateralen Umfeld. Letztlich steht die Frage im Raum, ob die Strategie zu einer Stabilisierung oder zu einer weiteren Eskalation führt – mit erheblichen Risiken für die globale Sicherheit.
Damit prägt die Strategie bis heute maßgeblich die Spielräume und Handlungsoptionen der US-Präsidenten, einschließlich Donald Trump, gerade im Umgang mit Russland. Sie stellt den Rahmen dar, in dem konventionelle, hybride und technologische Kriegsführung zusammenwirken, und betont die Notwendigkeit, flexibel und mit Verbündeten zu agieren, um in einem komplexen globalen Umfeld zu bestehen.
Parallel dazu zeigen neuere Ansätze wie die Multi-Domain Operations (MDO)-Konzepte, wie das Papier praktisch umgesetzt und weiterentwickelt wird, um aktuellen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg Rechnung zu tragen und die dauerhafte Großmachtkonkurrenz zu bewältigen. Das Trump’sche Vorgehen in Bezug auf Russland – Absage des Putin-Treffens und Sanktionen – ist also eingebettet in diese strategische Gesamtkonzeption, die präzise auf die komplexe Weltlage zugeschnitten ist und keineswegs “altmodern” oder überholt.
Im Kern steht bei “Win in a Complex World” die Erkenntnis, dass zukünftige Konflikte in einem vielschichtigen Umfeld mit dynamischen Akteuren, schnellen Anpassungen und mehreren simultanen Operationsdomänen gewonnen werden müssen. Die US-Strategie legt daher auch großen Wert auf technologische Innovation, verbesserte Partnerschaften und vor allem auf die Integration verschiedenster Ressourcen und Fähigkeiten.
Damit ist das Dokument ein vitaler Leitfaden für die Gestaltung moderner geopolitischer Operationen und Fundament für das Verständnis, warum die US-Handlungen gegenüber Russland aktuell so hart und komplex sind – als Bestandteil eines vielschichtigen, langfristigen globalen Machtkampfs. Die Weltmachtphantasien gehen zurück auf Halford Mackinders Kernthese von 1904: Die politische Macht, welche Osteuropa ergreift, hält den Schlüssel zur Kontrolle über das strategische Herzland Eurasiens und damit zur globalen Macht. Dieses Konzept hat großen Einfluss auf die geopolitische Theorie und Praxis der USA bis heute.
2004/2014: US-Strategie und Regime-Change in der Ukraine
Am 11. September 1990 – wenige Monate vor der Auflösung der Sowjetunion und damit dem Ende einer bipolaren Welt – verkündete US-Präsident George H. Bush seinen Schlachtruf „Toward a new Worldorder“. Und schon im Januar 1991 begannen die USA mit der Operation Desert Storm massive Luftangriffe gegen den Irak, der noch von 1980 bis 1988 mit Hilfe der USA den Krieg gegen den Iran geführt hatte. Das UN-Mandat für den Irak-Krieg hatte sich die US-Administration mit der sogenannten „Brutkastenlüge“ erschlichen: Die Tochter des kuwaitischen UN-Botschafters behauptete tränenreich vor dem US-Kongress, irakische Soldaten hätten bei ihrem Einmarsch in Kuwait Babies aus Brutkästen gerissen und auf den Boden geworfen, was weltweit großes Entsetzen auslöste. Später stellte sich diese Geschichte als eine von der kuwaitischen Regierung und PR-Agenturen inszenierte Lüge heraus, um Unterstützung für den Krieg gegen den Irak zu gewinnen.
2004 wurde die “Orange Revolution” entscheidend von US-gestützten NGOs, Demokratieprogrammen und Wahlbeobachtern unterstützt, mit dem Ziel, eine pro-westliche Regierung zu etablieren. Auch die Ereignisse von 2014 – der Sturz von Präsident Janukowytsch durch den Maidan-Protest – sind vielfach als gezielte Einflussnahme westlicher Staaten und als bewusste Schwächung russischen Einflusses in der Ukraine interpretiert worden. Viele Kritiker und unabhängige Analysten bezeichnen die Geschehnisse als Putsch, nicht als Revolution. Es gibt US-Finanzierungsnachweise von NGOs und Demokratie-Förderprogrammen wie dem “National Endowment for Democracy” (NED): Laut Jahresberichten der NED und der “US Agency for International Development” (USAID) gingen zwischen 2002 und 2004 Millionenbeträge an ukrainische Oppositionsgruppen, unabhängige Medien und Wahlbeobachtungsinitiativen. Diese Originaldokumente sind in den Archiven der jeweiligen Organisationen einsehbar.
Presseberichte und “Freedom of Information-Act”-Dokumente: Investigativjournalisten (z.B. Washington Post, The Guardian) erhielten via US-Informationsfreiheitsgesetz Einblick in Regierungsinterna und Finanzierungsstrukturen, die eine gezielte Einflussnahme belegen.
Berichte internationaler Wahlbeobachtungsmissionen (OSZE, EU), dokumentieren massive Präsenz westlicher Experten und Organisationen zugehörig zum demokratischen Lager.
Auch das geleakte “Fuck the EU”-Telefonat vom Februar 2014 zwischen Victoria Nuland (damals US-Vizeaußenministerin) mit Geoffrey Pyatt (US-Botschafter Kiew) gibt Einblick in die detaillierte Einflussnahme der USA auf die Zusammenstellung der künftigen ukrainischen Regierung. Das Transkript ist öffentlich zugänglich; es wurde in diversen Zeitungen abgedruckt und von offiziellen US-Stellen bestätigt.
Übergeordnetes Ziel der USA: Durchsetzung einer Unipolaren Weltordnung gegen den Widerstand des „globalen Südens“
Die Großstrategie der USA und der NATO ist nach wie vor die Sicherung einer von westlichen Normen und Macht-Interessen dominierten Weltordnung, wobei Russland systematisch aus dem europäischen Sicherheitsraum herausgedrängt werden soll.
Diese Politik bringt den Westen zunehmend in Konflikt mit „dem Rest der Welt“, vor allem mit BRICS, China und zahlreichen Staaten des globalen Südens, die eine multipolare Ordnung und alternative Sicherheitsarchitekturen fordern.
Vor diesem Hintergrund steht die Absage des Trump-Putin-Treffens in Budapest samt den neuen Sanktionen beispielhaft für eine konfrontative, auf Eskalationsdominanz ausgelegte US-Strategie. Ziel ist nicht Dialog oder Kompromiss, sondern eine systematische Schwächung Russlands und die Absicherung einer westlich dominierten Ordnung, gegen die sich immer mehr Staaten zur Wehr setzen. Das TRADOC-Papier von 2014 wurde in seiner Systematik in Konzepten wie „The U.S. Army in Multi-Domain Operations 2028“ und in den Planungsrichtlinien der gesamten Joint Force weiterentwickelt. Das Ziel ist, Gegner durch integrierte Effekte in allen Domänen zu überfordern und präventive Handlungsfähigkeit zu sichern.
TP 525-3-1 wurde zum Ausgangspunkt für die Anpassung aller Teilbereiche der Streitkräfte (Ausbildung, Strukturen, Technikentwicklung, Führung), weil es erstmals einen verbindlichen Rahmen zur ganzheitlichen Operationsführung bot und die Grundlage für die Weiterentwicklung operativer und strategischer Prozesse schuf. Kein US-Operationskonzept der letzten Dekade kam ohne Bezug oder Weiterentwicklung der in TP 525-3-1 definierten Prinzipien aus – das Pamphlet ist die Grundarchitektur für modernes US-Militärdenken
Viele Schlüsselpunkte, Formulierungen und Begriffsprägungen aus TP 525-3-1 (2014) sind nahezu unverändert oder leicht modifiziert in die späteren, detaillierten MDO-Dokumente und verwandte TRADOC-Konzepte eingeflossen. Die zentralen Ideen zu globaler Integration, Multi-Domain-Einsatz (Land, Luft, See, Cyber, Weltraum) und Fähigkeitsentwicklung sind verbindende Leitmotive geblieben.
Erste praktische Demonstrationen und validierte Übungen von MDO-Konzepten (Multi-Domain Operations), wie sie in TP 525-3-1 beschrieben wurden, fanden ab etwa 2017/18 in Form großangelegter US- und NATO-Manöver statt. Besonders relevante Beispiele: Joint Warfighting Assessment (JWA) 18 und 19.
Die JWA-Übungen (2018/19) testeten erstmals das „Multi-Domain Command and Control“-Konzept mit NATO-Partnern und validierten die Fähigkeit, gleichzeitig auf mehreren Wirkungsfeldern, inklusive Cyber und elektronischer Kriegsführung, zu operieren.
DEFENDER-Europe (seit 2020): Als multinationale Großübung nach MDO-Prinzipien trainierte DEFENDER-Europe die gleichzeitige Verlegung von Kräften, die Integration von Cyber-Komponenten und Echtzeitdaten sowie die flexible Kontrolle in „contested environments“.
Weitere Manöver: In Fachpublikationen werden auch Elemente von „Unified Challenge“ und „Joint Multinational Readiness Center“-Manövern ab 2017 bis heute als MDO-Praxistests genannt, oft mit Fokus auf Cyber-Spaces, elektronische Wirkung und die Echtzeitintegration multinationaler Einheiten.
Die TRADOC-Strategie bestimmt bis heute maßgeblich die Spielräume und Handlungsoptionen der US-Präsidenten, einschließlich Donald Trump, gerade im Umgang mit Russland. Sie stellt den Rahmen dar, in dem konventionelle, hybride und technologische Kriegsführung zusammenwirken, und betont die Notwendigkeit, flexibel und mit Verbündeten zu agieren, um den Sieg in einem komplexen globalen Umfeld zu sichern.
30. Oktober 2025 in Minsk: 3. Internationalen Konferenz zur eurasischen Sicherheit
Auf dieser Konferenz betonte der russische Außenminister Sergej Lawrow in seiner Rede vehement die Notwendigkeit einer „Großeurasischen Partnerschaft“ und kritisierte dabei scharf die NATO-Osterweiterung. Er machte deutlich, dass Russland und seine Verbündeten nicht an der Verschlechterung der Sicherheitslage in Europa schuld seien und warnte vor den Vorbereitungen westlicher Länder auf einen neuen großen europäischen Krieg.
Lawrow stellte Russland als bereiten Akteur dar, der eine Nichtangriffsgarantie für EU- und NATO-Staaten anbiete, kritisierte jedoch, dass westliche Länder Russland und Belarus bei neuen europäischen Sicherheitsinitiativen ausschließen, wie beispielsweise bei der von Frankreich initiierten Europäischen Politischen Gemeinschaft. Weiter hob Lawrow hervor, dass die von Putin favorisierte „Großeurasische Partnerschaft“ für eine strategische Vision Russlands stehe. Angestrebt wurde eine Sicherheitsarchitektur und Zusammenarbeit auf eurasischer Ebene, die im Gegensatz zu westlichen Militärbündnissen eine multipolare und integrative Ordnung anstrebe.
Zusammengefasst forderte Lawrow auf der Minsk-Konferenz eine neue Sicherheitsordnung für Eurasien, die Russland und seine Verbündeten einbinde.
Am gleichen Tag kündigte Trump die Reaktivierung des US-Atomwaffentest-Programm an – ein bedrohlicher Rückschritt (zudem läuft am 5. Februar 2026 das NEW START-ABKOMMEN aus) in die Zeit des Kalten Kriegs.
Laut dem US-Analysten Alastair W. Crooke wurde Trumps Versuch, ein Putin-Trump-Gipfeltreffen auf Grundlage des früheren «Alaska-Abkommens», von den USA unter bitteren Umständen einseitig abgesagt. Putin hatte das zweieinhalbstündige Telefonat am 27. Oktober 2025 initiiert. Berichten zufolge soll sich Putin kritisch über die mangelnde Vorbereitung der USA auf einen politischen Rahmen für das Gespräch – sowohl in Bezug auf die Ukraine als auch, was entscheidend ist, in Bezug auf die umfassenderen Sicherheitsbedürfnisse Russlands geäußert haben. Mit der Absage kehrte
Donald Trump wieder einmal zur Doktrin des ehemaligen Drei-Sterne-Generals Keith Kellogg
Joseph Keith Kellogg Jr., genannt Keith Kellog (* 12. Mai 1944 in Dayton, Montgomery County, Ohio), ist ein pensionierter Generalleutnant der United States Army. Er kommandierte unter anderem die 82. US-Luftlandedivision. Nach seiner militärischen Karriere war er in der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump kommissarischer Nationaler Sicherheitsberater und von 2018 bis 2020 Sicherheitsberater von US-Vizepräsident Mike Pence. Im Februar 2025 wurde er von Präsident Trump zum US-Sondergesandten für die Ukraine und Russland ernannt. Am 16. März 2025 gab Trump bekannt, Kellogg sei nur noch für die Ukraine zuständig. Laut Medienberichten hatte Putins Regierung Druck gemacht, Kellogg aus den Verhandlungen zu nehmen, weil er angeblich proukrainisch sei.
Des US-Sonderbeauftragten für die Ukraine – zurück, die einen «eingefrorenen Konflikt» an der bestehenden Kontaktlinie vor jeglichen Friedensverhandlungen vorsieht – nicht umgekehrt.
Trump muss schon lange bevor die Budapester Gespräche angeregt wurden gewusst haben, dass diese Kellogg-Doktrin von Moskau immer wieder abgelehnt worden war. Warum hat er diese Forderung dann erneut aufgestellt? Auf jeden Fall musste das Budapester Gipfeltreffen abgesagt werden, nachdem das vorab vereinbarte «Vorbereitungsgespräch» zwischen Außenminister Sergej Lawrow und Außenminister Marco Rubio an eine Mauer geprallt war. Lawrow bestand erneut darauf, dass ein Waffenstillstand nach Kellogg-Art nicht funktionieren würde.
Crooke interpretiert den Verlauf der Ereignisse dahin, dass Trump diese russische “Realität” (tragfähige und langfristige Sicherheitsbedingungen) nicht verstanden hat –«Oder aber», so Crooke, «dass die “Dark Money”-Interessen Trump hart angegangen sind und ihm gesagt haben, dass ein echter Friedensprozess mit Russland nicht erlaubt sei.»
Das macht auch Sinn, denn in TRADOC 525-3-1 wird ja deutlich ein Sieg gefordert: „Win in a Complex World 2020-2040“.
Der „wahre Grund“ für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine
Die Frage nach dem „wahren Grund“ für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist komplex und wird in der Forschung, Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Der Krieg hat keine einzelne Ursache, sondern ist das Ergebnis mehrerer, sich überlagernder Faktoren.
1. Geopolitische und strategische Motive Russlands
- Verhinderung der NATO-Osterweiterung: Russland sieht die Annäherung der Ukraine an die NATO und die EU als direkte Bedrohung seiner eigenen Sicherheit und seines Einflussbereichs. Putin hat wiederholt betont, dass eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für Russland „inakzeptabel“ sei.
- Wiederherstellung des „russischen Einflussbereichs“: Die Ukraine war historisch Teil des Russischen Reiches und der Sowjetunion. Putin hat die ukrainische Souveränität wiederholt infrage gestellt und die Ukraine als „künstlichen Staat“ bezeichnet.
- Schwächung der ukrainischen Demokratie: Ein demokratisches, pro-westliches Ukraine gilt als Gefahr für das autoritäre System Putins, da es ein alternatives Modell für andere postsowjetische Staaten bietet.
Quellen: Diese Motive werden in fast allen seriösen Analysen als zentral angesehen, z.B. von Denkfabriken (Think Tanks) wie Chatham House, RAND Corporation oder dem SWP Berlin.
2. Wirtschaftliche Interessen: Rohstoffe und Infrastruktur
- Seltene Erden und Bodenschätze: Die Ukraine verfügt über bedeutende Vorkommen an Titan, Lithium, Eisen, Mangan, Graphit und Seltenen Erden (z.B. in der Region Donezk). Diese sind für die moderne Industrie – etwa für Smartphones, Elektroautos oder Rüstungsgüter – von strategischer Bedeutung. Allerdings:
- Kein Hauptgrund für den Krieg: Die Ausbeutung dieser Ressourcen ist nicht der primäre Auslöser des Krieges. Die meisten Lagerstätten waren vor dem Krieg nicht im großen Stil erschlossen, und Russland hat selbst reichlich Rohstoffe.
- Langfristiges Interesse: Die Kontrolle über diese Ressourcen könnte für Russland ein sekundärer Vorteil sein, besonders im Kontext der westlichen Sanktionen und der Suche nach alternativen Einnahmequellen.
- Landwirtschaftliche Ressourcen: Die Ukraine ist einer der größten Weizenexporteure der Welt („Kornkammer Europas“). Die Kontrolle über ukrainische Häfen und Agrarflächen könnte Russland langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen.
- Energieinfrastruktur: Die Ukraine war ein wichtiger Transitkorridor für russisches Gas nach Europa. Die Kontrolle über Pipelines und Energieinfrastruktur spielte in der Vergangenheit eine Rolle, ist aber seit dem Bau von Nord Stream weniger relevant.
Quellen: Studien des US Geological Survey, Berichte der EU-Kommission zu kritischen Rohstoffen, Analysen des IW Köln.
3. Innere politische Faktoren in Russland
- Ablenkung von innenpolitischen Problemen: Putins Regime nutzt den Krieg, um die Bevölkerung hinter sich zu vereinen und von wirtschaftlichen Problemen, Korruption und sozialer Ungleichheit abzulenken.
- Legitimation des autoritären Systems: Der Krieg dient als Rechtfertigung für Repression, Zensur und die Unterdrückung von Opposition.
4. Historische und ideologische Gründe
- „Russische Welt“-Ideologie: Putin und sein Umfeld propagieren die Idee einer „russischen Welt“, die Ukraine, Belarus und Teile anderer Nachbarstaaten umfasst. Die Ukraine wird als untrennbarer Teil dieser Welt gesehen.
- Revanchismus: Die Annexion der Krim 2014 und der Krieg seit 2022 werden auch als Rache für den Zusammenbruch der Sowjetunion und den Verlust des „Großmachtstatus“ interpretiert.
Fazit: Seltene Erden sind nicht der Hauptgrund
Die geopolitischen und sicherheitspolitischen Motive (NATO, Einflussbereich, Systemkonkurrenz) stehen im Vordergrund. Wirtschaftliche Interessen – inklusive Seltene Erden – spielen eine untergeordnete, aber nicht unwichtige Rolle als langfristiger strategischer Faktor. Der Krieg ist vor allem ein imperialistischer Angriffskrieg, der auf die Unterwerfung der Ukraine und die Wiederherstellung russischer Vorherrschaft in Osteuropa abzielt.
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