Woodpecker (Kurzwellensignal)
Tonaufnahme des Woodpecker-Signals
Dauer: 22 Sekunden.0:22
Woodpecker (engl. „Specht“) ist die Bezeichnung für ein sowjetisches Kurzwellensignal, das zwischen Juli 1976 und Dezember 1989 weltweit auf Radiofrequenzen zu hören war. Die zufälligen Frequenzwechsel störten den öffentlichen Rundfunk sowie Funkamateure, was weltweit zu tausenden Beschwerden führte. Das Signal hörte sich wie ein scharfes Klopfen an, das sich in der Regel mit einer Frequenz von 10 Hz wiederholte. Die Leistung des Signals wurde auf 10 MW EIRP geschätzt. Die Aussendung erfolgte auf wechselnden Frequenzen im Kurzwellenbereich zwischen 7 und 19 MHz. Die Ähnlichkeit mit dem Klopfen eines Spechtes führte zu seinem Namen.
Bereits recht früh wurde vermutet, dass das Signal zu einem sowjetischen Überhorizontradar gehört. Diese Theorie wurde nach dem Fall der Sowjetunion bestätigt. Das Signal wurde von Anlagen namens Duga (deutsch: Bogen) erzeugt, die Teil des sowjetischen Raketenabwehrsystems waren. Mit diesen Radargeräten sollte ein möglicher Start von Raketen im europäischen und amerikanischen Raum frühzeitig erkannt werden. Aus der offensichtlich hohen Sendeleistung der Duga-Anlagen sowie aus der Pulsfrequenz von 10 Hz lässt sich eine Entdeckungs-Reichweite von bis zu 15.000 km ableiten. Bei der NATO wurden die Anlagen unter dem englischen Begriff Steel Yard geführt. Die bekannteste dieser Anlagen befindet sich in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Erst als dieser Standort aufgrund der dortigen Reaktorexplosion im Jahr 1986 aufgegeben werden musste, gelangten Einzelheiten und Fotos der Anlage an die Öffentlichkeit.
Standorte
Stahlstruktur der Duga-1-Station vom Boden aus
Antennenarray von Duga-1 nahe Tschernobyl
Insgesamt gab es drei Anlagen an Standorten innerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Sender und Empfänger waren aus technischen Gründen jeweils einige Kilometer voneinander entfernt aufgebaut:
Die erste Testanlage 5H77, später als Duga (ohne Nummerierung) bezeichnet, nahe Mykolajiw (Sender ♁46° 48′ 26″ N, 32° 13′ 12″ O, Empfänger ♁47° 2′ 28″ N, 32° 11′ 57″ O) befand sich in der südlichen Ukraine; Sender und Empfänger sind vollständig demontiert.
Bei der Anlage Duga-1 (oft in anderer Zählweise auch fälschlich als Duga-3 bezeichnet) nahe Tschernobyl sind Sender (♁51° 38′ 16″ N, 30° 42′ 10″ O) und Empfänger (♁51° 18′ 19″ N, 30° 3′ 57″ O) rund 50 Kilometer voneinander entfernt. Die Empfangsanlage bestand aus rund 50 Großantennen mit einer Höhe bis zu jeweils 150 Metern. Die Reichweite lag bei 9000 Kilometern. Die Sendeanlage bestand aus zwei in Linie errichteten Anlagen unterschiedlicher Größe. Für den Betrieb der Anlage und die Auswertung der Daten waren zahlreiche Fachleute erforderlich, die in einer Siedlung von rund 2000 Menschen direkt in der Nähe des Empfängers wohnten. Nach der Katastrophe von Tschernobyl musste dieser Standort aufgegeben werden. Die Sendeanlage bei Ljubetsch wurde teilweise demontiert und in Komsomolsk am Amur aufgebaut, die Empfängeranlage liegt in der Sperrzone von Tschernobyl und existiert heute noch.
Die Anlage Duga-2 wurde bei Komsomolsk am Amur (Sender ♁50° 53′ 34″ N, 136° 50′ 13″ O, Empfänger ♁50° 23′ 8″ N, 137° 19′ 42″ O) in der Nähe des Pazifik errichtet. New York liegt von dort 9400 Kilometer entfernt. Diese Anlage wurde 1989 teilweise demontiert.
Überhorizontradar
Das Überhorizontradar (auch OTHR für Over The Horizon Radar genannt) stellt eine Möglichkeit dar, Radarechos ohne quasi-optischen Sichtkontakt weit über die Erdkrümmung hinaus zu erhalten. Die verwendeten Frequenzen liegen meist im Kurzwellenbereich und damit weit unterhalb der üblichen Radarfrequenzen (Mikrowellenbereich), dadurch sinken die Auflösung und die Ortungsgenauigkeit. Allerdings können so Bodenwellen oder Reflexionserscheinungen an der Ionosphäre ausgenutzt werden, die eine Ortung über die Erdkrümmung hinaus erst ermöglichen. Überhorizontradartechnik wird von mehreren Staaten eingesetzt. Ein bekanntes System ist das australische Jindalee Operational Radar Network (JORN); die NATO betreibt eine entsprechende Anlage in Zypern (PLUTO System der Royal Air Force). Überhorizontradar-Sendestationen stehen in Semipalatinsk (Kasachstan), Alaska (USA), Puerto Rico (USA) und Mordwinien (Russland).
The Buzzer
Ehemaliges Antennenfeld der Station auf einem Satellitenfoto, vor 23. Januar 2009
Channel Marker des Senders im August 2010
Dauer: 16 Sekunden.0:16
Beispielaufnahme mit Sprachsignal
Dauer: 1 Minute und 23 Sekunden.1:23
The Buzzer (auf deutsch: Der Summer, russisch Жужжалка), auch bekannt als UVB-76, ENIGMA-Bezeichnung S28, ist eine von Funkamateuren vergebene Bezeichnung für ein aus Russland stammendes Kurzwellensignal auf der Frequenz 4625 kHz (entspr. 64,8 m Wellenlänge) in Einseitenbandmodulation (USB). Der Name geht auf den getakteten Summton zurück, der als channel marker die Frequenz belegt hält, solange keine Inhalte gesendet werden.
Vermutlich wird The Buzzer von den russischen Streitkräften betrieben und gehört dort zum westlichen Militärbezirk.
Der offizielle Name lautet Vulkan. Sein aktuell am häufigsten verwendetes Rufzeichen ist seit dem 30. Dezember 2020 NZhTI (НЖТИ). Zuvor wurde seit dem 1. März 2019 hauptsächlich ANVF (АНВФ) verwendet. Frühere Kennzeichen waren unter anderem UZB-76 (УЗБ-76), MDZhB (МДЖБ), 94ZhT (94ЖТ) und ZhUOZ (ЖУОЗ). Zwischenzeitlich sendete der Kurzwellensender auch auf anderen Frequenzen.
Der Zweck der Station ist bis heute nicht offiziell bestätigt worden. Allerdings lässt sich anhand vieler Aufzeichnungen eine grobe Einordnung des Zwecks erkennen.
UVB-76
Ein Spektrogramm von UVB-76, das das unterdrückte untere Seitenband zeigt.
A short clip of UVB-76’s transmission as recorded in Southern Finland, 860 km (530 mi) away from the station in 2002.
Duration: 10 seconds.0:10
UVB-76 (russisch: УВБ-76; siehe § Name und Rufzeichen für weitere Rufzeichen), auch bekannt unter dem Spitznamen „The Buzzer“, ist ein Kurzwellensender, der im oberen Seitenbandmodus auf der Frequenz 4625 kHz (Wellenlänge 64,8 m) sendet. Er sendet einen kurzen, monotonen Summenton, der sich mit etwa 25 Tönen pro Minute wiederholt, 24 Stunden am Tag. Gelegentlich wird das Summensignal unterbrochen und eine Sprachübertragung in Russisch erfolgt. Obwohl der wahre Zweck der Übertragung nie enthüllt wurde, wird ein Zusammenhang mit dem Dead-Hand-System vermutet, weshalb die Übertragung manchmal auch als „Weltuntergangsradio“ bezeichnet wird.
UVB-76 – “The Buzzer”, recorded on 24 March 2022
UVB-76 – “The Buzzer”, recorded on 10 August 2022
UVB-76 – “The Buzzer” with a voice message, recorded on 24 January 2013
UVB-76 – “The Buzzer”, recorded on 3 August 2023
Duga Computer K340A
Der K340A, ein einzigartiger Computer, der während des Kalten Krieges das ehrgeizige Duga-Radarsystem der Sowjetunion antrieb. Der 1966 entwickelte und auf dem Residue Classes System basierende Computer erreichte eine Leistung von 1 Million Operationen pro Sekunde und war damit angeblich der schnellste Computer der zweiten Generation, der je gebaut wurde. Ein Radarsystem zur Erkennung und Verfolgung von Interkontinentalraketen (ICBMs) diente. Dieses System wurde ab 1976 eingesetzt und arbeitete mit komplexer Signalverarbeitung und Datenanalyse, um echte Bedrohungen von Fehlalarmen zu unterscheiden. Der K340A arbeitete mit der Residuklassen-Mathematik (Residue Classes System), um große Datenmengen schnell zu verarbeiten und so die Raketenstarts zu erkennen und deren Flugbahnen zu berechnen. Hardware-technisch bestand der K340A aus vielen Racks mit spezialisierten Verarbeitungseinheiten, RAM und Stromversorgung, die modular aufgebaut waren. Er nutzte Vakuumröhren und Transistoren, konnte etwa eine Million Operationen pro Sekunde ausführen und es wurden ungefähr 50 Einheiten produziert. Die Rechner befanden sich hauptsächlich am Radarstandort Duga nahe Tschernobyl sowie an einem weiteren Standort in Russland. Der Betrieb des K340A wurde durch die Katastrophe von Tschernobyl 1986 gestoppt, bevor größere Systemupgrades umgesetzt werden konnten. Insgesamt war der K340A eine hoch spezialisierte und fortschrittliche Maschine seiner Zeit, die einen bedeutenden Beitrag zur Verteidigungstechnologie der Sowjetunion leistete und bis heute als Symbol der technologischen Rüstung im Kalten Krieg gilt. Nach der Katastrophe von Tschernobyl wurde Duga abgeschaltet, und diese einst überlegene Maschine der K340A steht heute vergessen in ihrem Rechenzentrum und hütet noch immer ihre Geheimnisse.
Duga Radar bei Tschernobyl
Der Grund der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl
Tschernobyl – ein vertuschter Sabotageakt?
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (rus: Чернобыль, ukr: Чорнобиль (Tschornobyl)) ereignete sich am 26. April 1986 um 01:23 Uhr Ortszeit (entspricht 23:23 Uhr MESZ am Vortag) im Reaktor–Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der 1970 gegründeten ukrainischen Stadt Prypjat. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall (INES 7) eingeordnet. Es handelt sich um den folgenschwersten Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
Liquidator (russisch ликвида́тор, manchmal mit „Abwickler“ oder „Beseitiger“ eingedeutscht) ist die Bezeichnung für einen während und nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl an der Eindämmung des Unglücks Beschäftigten, um die ionisierende Strahlung zu „liquidieren“. Sie werden im Russischen auch „Tschernobylez“ (чернобылец, deutsch: Tschernobyler) genannt.
Tschernobylit ist eine technogene Festlösungsverbindung aus kristallinem Zirkonsilikat und einem Urananteil von bis zu 10 %. Es wurde im Corium (einem lavaähnlichen glasartigen Material) entdeckt, das bei der Kernschmelze in Reaktor 4 der Tschernobyl-Katastrophe entstand. Tschernobylit ist aufgrund seines hohen Urangehalts und der Kontamination durch Spaltprodukte hochradioaktiv. Der Elefantenfuß (ukrainisch: Слонова нога, romanisiert: Slonova noha, russisch: Слоновья нога, romanisiert: Slonovya noga) ist der Spitzname für die große Coriummasse unter Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Nähe von Prypjat in der Ukraine. Die Masse entstand während der Tschernobyl-Katastrophe 1986 aus Materialien wie geschmolzenem Beton, Sand, Stahl, Uran und Zirkonium. Sie ist nach ihrem faltigen Aussehen und ihrer Größe benannt, die an den Fuß eines Elefanten erinnern.
Der ukrainische Künstler Fjodor Alexandrowitsch ist der festen Überzeugung, dass es sich bei der Katastrophe von Tschernobyl um eine gezielte Sprengung gehandelt habe, um die wahre Nutzung der nicht weit entfernt liegenden Radaranlage “Duga” zu vertuschen. Chad Cracia hat über den verstrahlten Alexandroiwitsch und seine Verschwölrungstheorien den Dokumentarfilm “Der russische Specht” gedreht, der 2015 für einen Oscar nominiert war.
http://www.arte.tv/guide/de/061670-000-A/der-russische-specht (Archiv-Version vom 27.04.2016)
Hier ist noch die offizielle Webseite zum Film https://www.russianwoodpecker.com/about/
Und noch ein Video mit einem Interview mit Gracia und Alexandrowitsch:
https://www.russianwoodpecker.com/trailer
Die Duga in Tschernobyl war das Thema des Dokumentarfilms „The Russian Woodpecker“ von Chad Gracia aus dem Jahr 2015. Der Film enthält Interviews mit dem Kommandanten der Duga, Vladimir Musiets, sowie dem Vizekommandanten, dem Leiter des Datenzentrums und anderen Personen, die am Bau und Betrieb des Radars beteiligt waren. Die Dokumentation, die zahlreiche Preise gewonnen hat, enthält außerdem Drohnenvideomaterial der Anlage und handgeführte Videoaufnahmen der Umgebung sowie einen Aufstieg des Kameramanns Artem Ryzhykov auf die Spitze. Da das Radar nicht das erbrachte was versprochen wurde, da die Kosten des Radars etwa 2 Milliarden Rubel (23.529.412 Euro) betrugen. Das entspricht etwa den doppelten Kosten des Atomkraftwerks Tschernobyl selbst. Der Film stellt außerdem eine Theorie auf, der zufolge die Katastrophe von Tschernobyl inszeniert wurde, um Konstruktionsfehler des Duga Radars zu vertuschen.
The Russian Woodpecker
Film poster
„The Russian Woodpecker“ ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2015, geschrieben, produziert und inszeniert von Chad Gracia. Er begleitet Fedor Alexandrovichs Recherchen zur Katastrophe von Tschernobyl und ist Gracias Regiedebüt. Der Film feierte seine Premiere am 24. Januar 2015 im Wettbewerb „World Cinema Documentary“ des Sundance Film Festivals und gewann dort den Großen Preis der Jury in dieser Kategorie.
Russia’s Ghost Radio Station: What is the Mysterious Sound Heard on UVB-76?
https://www.youtube.com/watch?v=yxWwBaleuhM
( https://youtu.be/yxWwBaleuhM?si=Mm4KtrPFQnIUyO6K )
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