Die Deutsch-sowjetischen Beziehungen bezeichnen das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen Sowjetrussland bzw. der Sowjetunion (UdSSR) und den verschiedenen, während ihrer Existenz bestehenden deutschen Staaten. Darunter fallen das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, der NS-Staat unter Adolf Hitler, die Bundesrepublik Deutschland (BRD), die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und das wiedervereinigte Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Kohl nach 1990.
Das Deutsche Reich unterstützte russische Revolutionäre während des Ersten Weltkriegs und begünstigte damit die Oktoberrevolution 1917. Nach dem Krieg kam es zu einer engen Partnerschaft zwischen der Weimarer Republik und der Sowjetunion, die militärische und wirtschaftliche Kooperation umfasste. Nach der Machtübernahme von Adolf Hitler schloss dieser 1939 den Hitler-Stalin-Pakt und beide Regime arbeiteten bei der Aufteilung Polens zusammen, bevor Hitler 1941 den Pakt mit einem Angriff auf die Sowjetunion brach. Der Krieg endete 1945 mit einer deutschen Niederlage und dem Verlust der Deutschen Ostgebiete sowie der folgenden Teilung Deutschland in die DDR, einen prosowjetischen Staat, und die BRD, die sich außenpolitisch an die Westmächte anlehnte. Unter Michael Gorbatschow ermöglichten die Sowjets schließlich die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990, kurz bevor es zum Zerfall der Sowjetunion kam.
Geschichte Lettlands
‘Deutsch Orden Lettland’
Die Geschichte Lettlands umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Lettland von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Lettland wurde 1918 zum ersten Mal ein eigenständiger Staat. Die Geschichte Lettlands umfasst insbesondere die Zeiten während des Deutschen Ordens und des Russischen Reiches, den ersten unabhängigen lettischen Staat nach der Unabhängigkeitserklärung 1918 bis zur Errichtung der so genannten Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik als Teil der Sowjetunion als Folge des Hitler-Stalin-Paktes, die deutsche Besetzung während des Zweiten Weltkriegs, die Zeit des Kalten Krieges und die Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990.
Der Deutsche Orden
Am 22. September 1236 erlitten Verbände des livländischen Schwertbrüderordens gegen einheimische nichtchristliche Schemaiten und Livländer (Großfürstentum Litauen) in der Schlacht von Schaulen (litauisch Šiauliai) eine schwere Niederlage. Der Deutsche Orden übernahm Lettland und gliederte Livland an den Ordensstaat an (siehe Livländischer Orden). Einige Landesteile blieben beim Bischof von Riga oder bei der Stadt Riga.
Nach der Unterwerfung der Stämme der Liven, Kuren und Semgallen durch den Deutschen Orden kamen deutsche Einwanderer nach Livland. Die deutsche Oberschicht stellte jahrhundertelang das Stadtbürgertum und die Großgrundbesitzer.
Die Hanse
Im Mittelalter verbanden sich die livländischen Städte, allen voran Riga, in der livländischen Konföderation mit der Hanse und waren wirtschaftlich durch die Handelsverbindungen vor allem mit den deutschen Hafenstädten, in die Niederlande und nach Flandern, nach Skandinavien und Russland geprägt.
Die Reformation
Infolge der Reformation wurde der Ordensstaat ein Herzogtum und Livland dabei lutherisch. Der Livländische Krieg dauerte von 1558 bis 1583. Als Teil des Ordensstaates wurde Livland nach dem Ende des livländisch-litauischen Krieges durch die Union von Wilna (28. November 1561) aufgeteilt. Estnische Landesteile gingen an Schweden, einige kleinere Gebiete fielen an Dänemark oder kamen unter polnische Hoheit. Kurland wurde als Erbherzogtum vom letzten Deutschordensmeister Herzog Gotthard Kettler unter polnischer Oberherrschaft geführt, der restliche Teil kam zum vereinten Polen-Litauen. Riga kam nach kurzer Unabhängigkeit, ebenso wie einige der dänischen Besitzungen, ebenfalls zu Polen.
Schweden, Polen und Russland
1629 eroberte Schweden Livland. Kurland blieb ein selbständiges Herzogtum unter polnischer Oberhoheit (Herzogtum Kurland und Semgallen). Auch der südöstlichste Teil Livlands um Dünaburg blieb polnisch (Polnisch-Livland). Der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721 brachte einen erneuten Herrschaftswechsel. Durch den Frieden von Nystad (1721) wurden Livland und Estland russische Provinzen. Durch die Dritte Teilung Polens 1795 kam auch Kurland und Polnisch-Livland (Lettgallen) zu Russland. Kurland und Livland bildeten gemeinsam mit Estland die Ostseegouvernements, die eine gewisse Sonderstellung hatten: sie waren von deutschen Oberschichten geprägt und lutherisch; die städtische Selbstverwaltung war stärker ausgeprägt.
Ein erwachendes Nationalgefühl der von Russland und der deutschen Oberschicht dominierten Letten führte im 19. Jahrhundert zur Entstehungen mehrerer Gruppen und Bewegungen, die sich bewusst und betont der lettischen Kultur zuwandten und als „Jungletten“ bekannt wurden. Autoren aus diesen Kreisen schufen eine eigenständige lettische Literatur in Prosa und in Theaterstücken. Im frühen 20. Jahrhundert kamen politische Forderungen auf, zunächst nach Selbstbestimmung für das lettische Volk, schließlich nach einem unabhängigen Staat, der die von Letten bewohnten Gebiete umfassen sollte. Von der Russischen Revolution im Jahre 1905 wurde auch die Arbeiterschaft der Industriestadt Riga erfasst, am 13. Januar 1905 kam es zu einer ersten Demonstration der Solidarität mit den Streikenden in Sankt Petersburg; der Name der 1930, zum 25. Jahrestag, so benannten Magistrale 13 janvāra iela in Riga erinnert daran.
Jungletten
Jungletten (lett.: jaunlatvieši) ist die gebräuchlichste Bezeichnung für die Intellektuellen des ersten „nationalen Erwachens“ der Letten zwischen 1850 und 1890.
Revanchismus der Russischen Föderation und der Vereinigten Staaten von Amerika
Gebiete: Kanada, Grönland, Panama und Gaza
Revanchismus, Russische Föderation und Vereinigten Staaten von Amerika erheben Ansprüche an ehemalige Postgebiete und andere.
Revanchismus des Deutschen Kaisereiches
Kolonien deutscher Länder vor 1871 sind Kolonien von deutschsprachigen Ländern, die vor der Gründung des Deutschen Reichs projektiert oder kurzzeitig angelegt wurden. Während andere europäische Mächte bereits ab dem 15. und 16. Jahrhundert begannen, Kolonien in Übersee zu gewinnen, traten die deutschen Länder in der Frühen Neuzeit aus verschiedenen Gründen kaum als Kolonialmacht in Erscheinung. Eine Ausnahme bildete Brandenburg-Preußen, das sich ab 1680 um einen überseeischen Kolonialbesitz und Anteil am kolonialen Sklavenhandel bemühte. Alle diese Kolonien wurden aber bald wieder aufgegeben. Eine Kontinuität des staatlichen Kolonialismus zu den deutschen Kolonien, die ab 1884 gegründet wurden, besteht nicht.
Groß Friedrichsburg (Kolonie), Fort Groß Friedrichsburg und Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie
Der Revanchismus des Deutschen Kaiserreichs (1871–1918) bezieht sich vor allem auf politische und gesellschaftliche Bestrebungen, die durch die Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ausgelöst wurden. Deutschland hatte im Krieg Elsass-Lothringen von Frankreich annektiert, was in Frankreich zu tiefem Groll und einer ausgeprägten revanchistischen Bewegung führte, die die Rückeroberung dieser Gebiete forderte.
Für das Deutsche Kaiserreich bedeutete dies vor allem eine aggressive außenpolitische Haltung, die darauf abzielte, die deutsche Vormachtstellung zu sichern und die französische Rachepolitik abzuwehren. Der Begriff Revanchismus wird häufig mit der französischen Revanchistenbewegung verbunden, die gegen die deutsche Annexion von Elsass-Lothringen kämpfte. In Deutschland wurde die Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles auch als Demütigung Frankreichs und als Beginn eines andauernden Konflikts mit Frankreich gesehen.
Deutsche Kolonien
Die deutschen Kolonien (offiziell Schutzgebiete genannt) wurden vom Deutschen Reich ab den 1880er Jahren angeeignet und nach dem Ersten Weltkrieg gemäß dem Versailler Vertrag von 1919 abgetreten. Die deutschen Kolonien waren 1914 das an Fläche drittgrößte Kolonialreich nach dem britischen und französischen. Gemessen an der Bevölkerungszahl lag es an vierter Stelle nach den niederländischen Kolonien.[1] Die deutschen Kolonien waren kein Bestandteil des Reichsgebiets, sondern überseeischer Besitz des Reiches.
In den deutschen Kolonien kam es zu mehreren Aufständen, die blutig niedergeschlagen wurden. In Deutsch-Südwestafrika begingen die deutschen Kolonialherren den Völkermord an den Herero und Nama, den ersten in der Geschichtsschreibung anerkannten Völkermord des 20. Jahrhunderts (siehe Kolonialkrieg). Bei der Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstands von 1905 bis 1907 im damaligen Deutsch-Ostafrika kamen etwa 75.000 bis 300.000 Menschen durch eine Politik der verbrannten Erde ums Leben.
Das deutsche Kolonialreich umfasste ganz oder teilweise das Territorium der heutigen Staaten Namibia, Kamerun, Togo, Tansania, Ruanda, Burundi und Papua-Neuguinea, sowie kleinere Teile der heutigen Staaten Volksrepublik China, Mosambik, Gabun, Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Nigeria und Ghana, zudem mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien.
Ausgewanderte Deutsche gründeten in Übersee Siedlungen, die bisweilen als „deutsche Kolonien“ bezeichnet werden, aber keine Souveränitätsrechte des Herkunftslandes ausübten.

Forderung nach Kolonien auf einer Briefmarke von 1921.
Kolonialrevisionismus ist ein Schlagwort der Politikwissenschaft für das Bestreben, „verloren gegangene“ Kolonien wieder zu erlangen (lat. revidere). In Deutschland spielte der Kolonialrevisionismus nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1919 und bis in die 1940er-Jahre hinein eine wichtige Rolle in der politischen Diskussion. In der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft wird er seit den 1960er-Jahren auch als „Kolonialismus ohne Kolonien“ untersucht. Spätere Ansätze, die sich nicht auf die Kolonien bis 1919 beziehen, laufen unter dem politischen Begriff des Neokolonialismus.
Revanchismus des Deutschen Reiches
Unter Revanchismus des Deutschen Reiches fallen vor allem die Gebiete, die Deutschland nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg verloren hat und deren Rückforderung teilweise von revanchistischen Gruppen und Bewegungen angestrebt wurde:
- Die Ostgebiete des Deutschen Reiches, vor allem die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie, die nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils an Polen und die Sowjetunion fielen. Dazu zählen u.a.:
- Schlesien
- Pommern
- Ostpreußen
- Teile von Brandenburg und Sachsen
- Das Memelland und Westpreußen, die nach dem Ersten Weltkrieg abgetrennt wurden.
- Außerdem gab es nach dem Ersten Weltkrieg auch Revanchismus bezüglich des Elsass-Lothringens, das Deutschland an Frankreich verlor.
Der deutsche Revanchismus nach 1945 richtete sich vor allem gegen die Oder-Neiße-Grenze und die faktische Aberkennung der Ostgebiete, die von Vertriebenenverbänden und Teilen der Politik gefordert wurde. Diese Gebiete wurden von Polen als „wiedergewonnene Gebiete“ betrachtet, während in Deutschland die Rückholung oder Revision ihrer Abtretung teilweise propagiert wurde.
Mittel- und osteuropäische Länder (MOEL), auch Mittel-/Osteuropa (MOE), steht für den gleichbedeutenden Begriff mittel- und osteuropäische Staaten (MOES). Der englische Ausdruck lautet CEE für englisch Central and Eastern Europe, der französische PECO für französisch Pays d’Europe centrale et orientale. Weitgehend identisch ist der EU-statistische Begriff Central and Eastern European Countries (CEC oder CEEC). Welche Länder tatsächlich zu den mittel- und osteuropäischen Ländern gehören, ist unscharf abgegrenzt. Im engeren Sinn wird der Begriff für jene Länder gebraucht, die im Rahmen der EU-Erweiterung 2004 und 2007 in die Europäische Union aufgenommen wurden bzw. für jene Staaten des Westbalkans, die sich im Erweiterungsprozess befinden. Die ebenfalls unscharf abgegrenzte Großregion Ostmitteleuropa ist ein Teil der MOEL.
Reichsgaue waren staatliche Verwaltungsbezirke und Selbstverwaltungskörperschaften in Teilen des Deutschen Reiches in der Zeit des Nationalsozialismus von 1939 bis 1945. Reichsgaue standen unter der Leitung eines Reichsstatthalters, der meist in Personalunion Gauleiter für den gleichnamigen (Partei-)Gau der NSDAP war. Sie besaßen ein vom Reich abgeleitetes Recht, in Übereinstimmung mit dem Reichsinnenminister selbstständig im Verordnungswege Recht zu setzen. Es handelt sich dabei um den Beginn einer Neuordnung der Reichsmittelinstanz, und zwar zunächst außerhalb der Grenzen des „Altreichs“.
Als Deutscher Kolonialismus in der Zeit des Nationalsozialismus werden verschiedene erfolglose Bestrebungen des Kolonialrevisionismus beschrieben, nach der Machtergreifung Kolonien in Übersee zurückzuerlangen, die das Deutsche Reich im Versailler Vertrag von 1920 hatte abtreten müssen. Durch den Zweiten Weltkrieg und die NS-Europapläne kam es weder zu einer Rückgabe noch zur militärischen Besetzung der Kolonien. Der koloniale Revisionismus beschränkte sich im Wesentlichen auf Diplomatie, Verwaltung und Propaganda. Welche Bedeutung diese Bestrebungen, die hauptsächlich vom 1934 gegründeten Kolonialpolitischen Amt der NSDAP ausgingen, für die Gesamtpolitik des NS-Staates hatten, ist in der Geschichtswissenschaft umstritten.
Das 25-Punkte-Programm der NSDAP forderte unter Punkt 3 ausdrücklich „… Land und Boden (Kolonien) …“, es ist jedoch weder für die Partei noch für Hitler besonders aussagekräftig. Die Nationalsozialisten griffen das Thema zwar ab 1933 auf und betrieben auf hoher politischer Ebene den Kolonialrevisionismus, etwa in Form einer 1939 erschienenen Publikation des Reichspostministeriums, richteten aber ihr primäres Interesse auf die Gewinnung von Lebensraum im Osten. Parteipolitisch gingen die Aktivitäten hauptsächlich vom 1934 gegründeten Kolonialpolitischen Amt der NSDAP aus. Koloniale Interessengruppen wurden zwischen 1933 und 1943 unter dem Dach des Reichskolonialbunds (RKB) gleichgeschaltet. Der RKB hatte 1940 über zwei Millionen Mitglieder. Adolf Hitler forderte in einer Reichstagsrede am 30. Januar 1937 für „unser so dicht besiedeltes Land“ die Rückgabe der Kolonien. Der Schulungsbrief des Hauptschulungsamts der NSDAP widmete sich 1939 ausschließlich dem Thema. Darin unterstellte der Jurist Rudolf Krohne den Alliierten, die „Kolonialschuldlüge“ erfunden zu haben, „um den eigenen Raub und Angriffswillen der Ententemächte zu verdecken.“ Und der NSDAP-Reichstagsabgeordnete Franz Woweries machte das „Recht auf Kolonien“ daran fest, dass „der deutsche Raum eng“ geworden sei.
Revanchismus der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH ‘BRD‘
Seit 1945 schweigen die Deutschen, denn Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH ‘BRD‘ ist seither ein besetztes Land und verfügt heute nur noch über eine Teilsouveränität. Durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag erlangte Deutschland angeblich seine volle Souveränität zurück. Dies ist Inkorrekt. Vielleicht sollten, wir Deutsche, das Selbe tun und Ansprüche erheben an ehemalige Postgebiete und Kolonien, natürlich auch Lettland.
Litauerkriege des Deutschen Ordens
1303 bis 1422
Die Litauerkriege des Deutschen Ordens in den Jahren 1303 bis 1422 waren eine mehr als hundert Jahre währende kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Orden und dem Großfürstentum Litauen.
Ursachen waren zum einen kriegerische Konflikte im 13. Jahrhundert, die durch verheerende Plünderungszüge litauischer Scharen in Livland ausgelöst wurden, zum anderen weitreichende Expansionsbestrebungen des Ordens im Verlauf des 14. Jahrhunderts. Der politisch und militärisch erstarkte Ritterorden begründete ab der Mitte des 14. Jahrhunderts seine territorialen Ansprüche auf Niederlitauen damit, im Auftrag der Kurie die Christianisierung des heidnischen Litauens durchsetzen zu wollen. Wegen dieser Legitimation werden die Litauerkriege in mancher Literatur als Litauer Kreuzzüge geführt.
Nach der verlorenen Schlacht 1410 bei Tannenberg und dem Friedensschluss 1411 von Thorn musste der Deutsche Orden auf sämtliche Besitzansprüche in Litauen verzichten. Es war gleichzeitig der Zeitpunkt für den einsetzenden Niedergang des Ordens. Erst mit dem Frieden von Melnosee im Jahr 1422 endeten die kriegerischen Auseinandersetzungen.
In der Terminologie des Ordens wurde die Bevölkerung (Alt-)Litauens mit ihrer eigenständigen, nichtchristlichen baltischen Religion pauschal als unbelehrbare Heiden eingestuft, zu deren christlicher Bekehrung nur das Schwert verhalf. Der Ordenschronist Peter von Dusburg charakterisierte die Litauer um 1326 aus der Perspektive des Deutschen Ordens als „[…] ein mächtiges und überaus halsstarriges und kriegsgeübtes Volk“.
Deutsch-Balten
12. Jahrhundert

Die Deutsch-Balten (in der Fachliteratur Deutschbalten, teils auch Baltendeutsche, früher auch nur Balten) waren eine im Bereich des heutigen Estland und Lettland ansässige deutschsprachige Minderheit, die ab dem späten 12. Jahrhundert als eingewanderte Oberschicht großen Einfluss auf Religion, Kultur und Sprache der Letten und Esten hatte. Außerdem spielte der deutsch-baltische Adel eine bedeutende Rolle in der Geschichte Russlands. Aus seinen Reihen kamen zahlreiche russische Minister, Politiker, Militärführer und Wissenschaftler. Die deutschsprachige Kaiserliche Universität Dorpat (in Dorpat, Gouvernement Livland, heute Tartu in Estland) hatte besonders im 19. Jahrhundert einen festen Platz im deutschen Kulturleben.
Die Deutsch-Balten stellten den Adel und den Großteil des Bürgertums und bis weit ins 19. Jahrhundert die Mehrzahl der Stadtbewohner in den russischen Ostseegouvernements Estland, Livland, Kurland. Obwohl die Staaten Estland, Lettland und Litauen heutzutage zum Baltikum gerechnet werden, gehörte die deutsche Minderheit in Litauen (Litauendeutsche) nicht zu den Deutsch-Balten.
Seit der hochmittelalterlichen Ostsiedlung sind die Deutsch-Balten zusammen mit den Siebenbürger Sachsen und Zipser Sachsen eine der ältesten deutschen Siedlergruppen in Ostmitteleuropa.
Der Deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt schlug das Baltikum dem sowjetischen Einflussgebiet zu, im Zuge dessen beide Minderheiten zu ihrer Umsiedlung „Heim ins Reich“ in annektierte polnische Gebiete gedrängt wurden. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs mussten die verbliebenen Deutsch-Balten Richtung Westen fliehen und gingen in der dortigen Bevölkerung auf. Heute sind nur noch sehr wenige Deutschsprachige in den baltischen Ländern ansässig.
Glasfenster der Deutsch-Balten im Lüneburger Brömsehaus. Wappen des Deutschen Ordens. In Treue fest war der Wahlspruch des Königreichs Bayern (1805–1918). In Treue fest (Marsch).
Nibelungentreue
Nibelungentreue ist ein Schlagwort, das eine Form bedingungsloser, emotionaler und potenziell verhängnisvoller Treue beschreibt. Es geht auf den mittelhochdeutschen Begriff der triuwe, der die personale Bindung im mittelalterlichen Lehnssystem beschreibt, zurück. Die Nibelungentreue war ein stehender und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges immer stärker propagierter Kampfbegriff in der Zeit des Nationalsozialismus. Meine Ehre heißt Treue war der Wahlspruch der SS. „Treue“ als Leitidee war dem diktatorischen System, aber auch in der tatsächlichen Politik wichtig; Hitler erwartete von den Verantwortlichen im Reich und von allen Soldaten eine durch Eid zu bekräftigende persönliche Loyalität – ähnlich der angeblichen germanischen Gefolgstreue. Dadurch sollte das ganze Volk mit Hitler zu einer Einheit (zu einem „Volkskörper“) zusammenwachsen. Neben der innenpolitisch wichtigen Treue gab es auch eine außenpolitische Parallele zum Nibelungenlied. Hitler agierte militärisch mit großem Risiko, sodass mit enormen Menschenopfern, ja sogar mit dem eigenen Untergang zu rechnen war.
Schlacht um Riga (1917)
WW1
Die Schlacht um Riga fand vom 1. bis 5. September 1917 an der Ostfront des Ersten Weltkriegs statt und führte zur Einnahme Rigas durch die deutsche 8. Armee.
Nach der Abwehr der russischen Kerenski-Offensive im Juli 1917 plante der deutsche Erste Generalquartiermeister Erich Ludendorff an der Ostfront eine Offensive, die direkt den Sitz der nach der Februarrevolution 1917 entstandenen provisorischen Regierung in Petrograd bedrohen und die Niederlage Russlands beschleunigen sollte. Das weitgehend evakuierte Riga, die Hauptstadt des Gouvernements Livland an der Mündung der Düna mit einer Vorkriegsbevölkerung von 475.000 Menschen, bildete den nördlichen Eckpfeiler der Ostfront und diente der russischen Armee als Riegel, der den deutschen Vormarsch auf Petrograd aufhielt. Die russische 12. Armee unter General Dmitri Pawlowitsch Parski hatte hier ihr Hauptquartier. Zusätzlich besaß die russische Armee einen Brückenkopf über die Düna im mehr als 100 km entfernten Jakobstadt (Jēkabpils). Anfang August 1917 wurde der Oberbefehlshaber der deutschen 8. Armee, General Oskar von Hutier, beauftragt, einen Plan zur Einnahme Rigas auszuarbeiten. Hierfür wurden ihm drei nach Beendigung der Schlacht in Galizien freiwerdende Generalkommandos zusätzlich zur Verfügung gestellt. Die russischen Truppen hatten sich Mitte August in Erwartung eines Angriffs bereits aus einem Teil ihres Brückenkopfes bei Riga zurückgezogen.
Vertrag von Rapallo
1922
Der Vertrag von Rapallo ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der am 16. April 1922, einem Ostersonntag, im italienischen Rapallo zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (späteres Gründungsmitglied der Sowjetunion) geschlossen wurde. Der überraschende Vertragsschluss fand am Rande der Finanz- und Wirtschaftskonferenz von Genua statt. Unterzeichnet wurde der Vertrag von dem deutschen Außenminister Walther Rathenau und seinem sowjetrussischen Amtskollegen Georgi Tschitscherin. Der Vertrag normalisierte die Beziehungen der beiden Staaten, die mit ihm ihre jeweilige internationale Isolation durchbrechen wollten, und sollte die Verhandlungsposition des Deutschen Reiches gegenüber den Westmächten stärken. Mit Deutschland, dessen Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs der Frieden von Versailles konstatiert hatte, und dem sozialistischen Russland schlossen sich zwei Geächtete der damaligen internationalen Politik zusammen. Er trat sofort mit der Unterzeichnung in Kraft.
Geheime Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Reichswehr
1924 bis 1933
Die Geheime Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Reichswehr war eine militärische Kooperation zwischen der Sowjetunion und der Weimarer Republik, die in den Jahren 1924 bis 1933 bestand. Sie umfasste Entwicklungen und Ausbildungsmaßnahmen an Waffengattungen, die Deutschland durch den Friedensvertrag von Versailles verboten waren, weshalb die Zusammenarbeit geheim gehalten wurde. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete Deutschland diese Zusammenarbeit.
Durch die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags war der Reichswehr der Besitz von Panzern und Kampfflugzeugen verboten. Um dies zu umgehen, suchte die deutsche Heeresleitung unter Hans von Seeckt in den 1920er Jahren nach einer Möglichkeit, moderne Waffensysteme im Ausland zu entwickeln und zu erproben. Zunächst wurde eine Zusammenarbeit mit Schweden ins Auge gefasst. Stattdessen folgte eine politische Annäherung zur Sowjetunion im Vertrag von Rapallo 1922. Der Vertrag selbst sah keine militärische Zusammenarbeit vor, sondern regelte nur den wechselseitigen Verzicht auf Reparationen und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die militärische Zusammenarbeit lief nur mühsam an; ein Militärbündnis, das von dem Kominternvertreter Karl Radek wiederholt ins Gespräch gebracht wurde, lehnten die Deutschen ab.
Im März 1926 machten die Sowjets weitreichende Angebote: Sie wollten ihre Rüstungsindustrie mit deutscher Hilfe aufbauen, die Anlagen sollten dann von Deutschland mitgenutzt werden. Außerdem boten sie Möglichkeiten an, für Deutschland illegale Waffen zu erproben und Reichswehrsoldaten an ihnen auszubilden. Das Reichswehrministerium und die Ostabteilung des Auswärtigen Amts waren dafür, doch Außenminister Gustav Stresemann und sein Staatssekretär Carl von Schubert hatten Bedenken, weil diese Militärkooperation bei Bekanntwerden ihre Locarno-Politik mit den Westmächten gefährden konnte. Deswegen bemühte sich das Auswärtige Amt, die Zusammenarbeit möglichst gering zu halten. Der am 24. April 1926 geschlossene Berliner Vertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion enthielt wieder keine Bestimmungen zur militärischen Zusammenarbeit. Beide Staaten sagten sich darin Neutralität im Falle eines Krieges zu. Das war, wie Manfred Zeidler schreibt, die „politische Minimalbasis“ für die militärische Zusammenarbeit, die gleichzeitig anlief. 1926 enthüllte die britische Tageszeitung The Guardian, dass Reichswehr und Rote Armee zusammenarbeiteten. Obwohl gleichzeitig Verhandlungen mit den Siegermächten über die Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrags liefen, schadete die Berichterstattung der deutschen Außenpolitik aber nicht weiter.
Die Zusammenarbeit betraf die Ausbildung an Panzern, Flugzeugen und in der chemischen Kriegführung und fand an folgenden Orten in der Sowjetunion statt:
- Panzerschule Kama
- Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr in Lipezk
- Testgelände für chemische Waffen in Tomka
- Aufbau eines Flugzeugwerkes in Fili bei Moskau durch Junkers
- von Krupp organisierte Lieferung von 400.000 Artilleriegranaten auf dem Seeweg, vor allem über Stettin nach Deutschland
- nicht realisierter Bau einer Kampfstofffabrik in Trozk bei Samara an der unteren Wolga, in erster Linie für Phosgen– und Lost-Kampfstoffe
Die Entwicklungen und Erprobungen in der Sowjetunion brachten deutschen Unternehmen wertvolle Erfahrungen für die künftige Entwicklung von Panzern und Flugzeugen. Für den Aufbau der Luftwaffe wurden mehrere hundert Piloten und Bodenpersonal in Lipezk ausgebildet. Nennenswert sind die Entwicklungen, die unter den Tarnbezeichnungen Leichttraktor und Großtraktor vorangetrieben wurden. Erkenntnisse aus diesen Projekten wurden in der späteren Aufrüstung der Panzerwaffe in Deutschland genutzt. Viele in der Panzerschule Kama führende oder ausgebildete Offiziere wurden später hohe Befehlshaber der Panzertruppe (z. B. Heinz Guderian, Erich von Manstein, Walter Model, Ewald von Kleist). Die dortige Entwicklung von Bordfunk in Panzern erwies sich später als signifikanter Vorteil gegenüber alliierten Panzern. Die Rote Armee profitierte von der Zusammenarbeit durch Teilhabe an deutscher Technik und taktischen Übungen mit deutschen Offizieren.
Die Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee war ein offenes Geheimnis. 1929 erschien in der linken Zeitschrift Die Weltbühne ein Artikel über „Windiges in der deutschen Luftfahrt“. Der Autor Walter Kreiser musste daraufhin nach Frankreich fliehen, der presserechtlich verantwortliche Chefredakteur Carl von Ossietzky wurde im Weltbühne-Prozess zu einer Haftstrafe verurteilt.
Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vom 12. Oktober 1925
1925
Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vom 12. Oktober 1925. Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vom 12. Oktober 1925 (Moskauer Vertrag) diente der Absicht, die Handelsbeziehungen mit dem Ziel eines reibungslosen Warenverkehrs zu fördern und orientiert an wirtschaftlichen Gesichtspunkten beim Güteraustausch zu einem Stand entsprechend der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aufzuschließen. Aus deutscher Sicht war er auch ein Ausführungsvertrag zu „Rapallo“.
Die auseinander gehenden Vorstellungen beider Staaten über die Gestaltung eines Außenhandels brachten eine Verhandlungsdauer von zwei Jahren mit sich. Im Vertrag wurden dafür allerdings neben Im- und Export auch Transitfragen behandelt, Geschäfte im Bereich Versicherung und Transportwesen angesprochen und auf Probleme patentrechtlicher und kredittechnischer Natur eingegangen. Der Artikel 1 des Handelsvertrages zielte darauf ab, die Artikel 4 und 5 des Rapallo-Vertrages mit Inhalt auszufüllen. Anerkannt wurden das sowjetische Außenhandelsmonopol und die Handelsvertretung der UdSSR in Deutschland, im Übrigen das Meistbegünstigungsprinzip als Grundlage für den Vertrag genommen – was die deutsche Seite anbelangt, unter Missachtung von Artikel 281 des Friedensvertrages von Versailles.
Bei allen Vorteilen, die der Handelsvertrag brachte, hätten einige deutsche Industrielle lieber eine Abschaffung des Handelsmonopols gesehen, und uneinheitliche Vertragsauslegungen lieferten Gründe für das deutsch-sowjetische Wirtschaftsprotokoll vom 21. Dezember 1928. Trotzdem war bis 1931 für sowjetische Maßstäbe im Vergleich zu anderen Handelspartnern der Grad an Kooperation von erheblicher Geschäftigkeit. Zwar hatte die deutsche Regierung dem in den Verhandlungen vorgetragenen Wunsch nach einem staatlichen Kredit nicht entsprechen können, doch war bald mit der Einrichtung einer Ausfallbürgschaft für private Banken das Risiko bei Kreditgewährung in einem akzeptablen Bereich angelangt. Man wich erstmals ab von Laissez-faire und betrieb staatliche Exportförderung. Bereits bei der ersten Kreditzusage 1925 – es ging um 20 Millionen Reichsmark[1] – führte die Deutsche Bank ein Konsortium von Kreditinstituten im Zusammenhang mit der Ausfuhrvereinigung Ost, 1926 abgelöst durch die von zwölf aufeinander folgenden „Kreditkonsortien Russland“ bediente Industriefinanzierungs-Aktiengesellschaft Ost (IFAGO), die im Spitzenjahr 1931 auf eine Ausfallbürgschaft von 700 Millionen Reichsmark bauen konnte.
Verträge von Locarno
1925 bis 1936
Die Verträge von Locarno sind sieben völkerrechtliche Vereinbarungen, die vom 5. bis 16. Oktober 1925 in Locarno (Schweiz) verhandelt und am 1. Dezember 1925 in London unterzeichnet wurden, nachdem die Parlamente zugestimmt hatten. Sie traten am 10. September 1926 mit der Aufnahme von Deutschland in den Völkerbund in Kraft.
Deutschland einerseits, Frankreich und Belgien andererseits verzichteten auf eine gewaltsame Veränderung ihrer im Friedensvertrag von Versailles gezogenen Grenzen, für die Großbritannien und Italien die Garantie übernahmen. Eine Revision der Ostgrenzen behielt Deutschland sich vor. Deutschland musste einen französischen Angriff nur noch fürchten, wenn es bei einem Konflikt mit Polen selbst der Angreifer war. Festlegungen hinsichtlich Deutschlands Ostgrenzen lehnte Großbritannien ab, wodurch Deutschland hierin Handlungsmöglichkeiten behielt.
Wenn manchmal in der Einzahl vom Vertrag von Locarno die Rede ist, dann ist damit das Schlussprotokoll der Konferenz gemeint, das im Anhang Bezug auf die einzelnen Abkommen nimmt.
Ende der Verträge von Locarno
Adolf Hitler und die Nationalsozialisten wollten die Ergebnisse des Vertrags von Versailles mit aller Entschiedenheit – auch mit kriegerischen Mitteln – revidieren. Durch die Verträge von Locarno fühlten sie sich gehindert, diese Revision voranzutreiben.
Als die französische Nationalversammlung am 27. Februar 1936 den am 2. Mai 1935 geschlossenen Beistandspakt mit der Sowjetunion ratifizierte, stellte sich Deutschland auf den Rechtsstandpunkt, damit habe Frankreich den Vertrag von Locarno gebrochen. Hitler war entschlossen, dies als Vorwand zu nutzen, um seinerseits den Vertrag zu brechen. Die endgültige Ratifizierung durch den französischen Senat wartete er gar nicht mehr ab: Am 7. März 1936, einem Samstag, ließ er die Wehrmacht frühmorgens ins entmilitarisierte Rheinland einmarschieren. Um 10.30 Uhr erklärte Reichsaußenminister Konstantin von Neurath gegenüber dem französischen Botschafter André François-Poncet, Deutschland kündige den Vertrag von Locarno auf, und bot Verhandlungen über eine beidseitige Entmilitarisierung der Grenze an. Die französische Übergangsregierung von Albert Sarraut war zu militärischen Gegenmaßnahmen nur bereit, wenn sie von Großbritannien unterstützt würden. Dies war nicht der Fall. Man überschätzte die militärische Stärke der Deutschen. So blieb es bei scharfen verbalen Protesten. Die Locarno-Partner nahmen die Rheinlandbesetzung und damit das Ende der Verträge von Locarno hin.
Berliner Vertrag
1926 bis 1933
Der Berliner Vertrag war ein am 24. April 1926 zwischen der Weimarer Republik und der UdSSR geschlossener Freundschaftsvertrag. Er war die Fortsetzung des Vertrags von Rapallo (1922) und sollte der UdSSR zeigen, dass das Deutsche Reich auch nach den Verträgen von Locarno mit dem Westen und dessen Verbündeten mit der UdSSR zusammenarbeiten wollte. Er brachte aber nur wenig Neues.
Der Vertrag hatte ursprünglich eine Laufzeit von fünf Jahren. Die Regierung Brüning beschloss am 24. Juni 1931 eine Verlängerung um drei Jahre, die allerdings erst am 5. Mai 1933 unter Hitler in Moskau ratifiziert wurde.
Tomka
1928 bis 1933
Tomka war der deutsche Tarnname eines Kampfmittel-Versuchsplatzes der Reichswehr und der Roten Armee in der Sowjetunion. Er befand sich etwa 15 Kilometer westlich der Stadt Wolsk beim heutigen Schichany, und etwa 750 Kilometer südöstlich von Moskau.
Von 1928 bis 1933 führte in Tomka die Inspektion der Artillerie (In 4) der Reichswehr zusammen mit der sowjetischen Armee Weiterentwicklung und Ausbildung im Bereich der Chemischen Kampfführung durch. Da chemische Waffen nach dem Ersten Weltkrieg von Deutschland nicht mehr eingesetzt werden durften, wurde dieser Teil der Zusammenarbeit strenger geheim gehalten und ist weniger bekannt als die Stützpunkte bei Kasan (Panzer) und Lipezk (Fliegerei). Im Tomka wurde hauptsächlich mit Senfgas (Lost), Perstoff und Blaukreuzkampfstoffen experimentiert.
Nach 1933 wurde das Gelände von der Roten Armee weiter genutzt und unter dem Namen „Wolsk-18“ bzw. „Schichany-2“ zu Russlands wichtigstem Zentrum der Entwicklung chemischer Kampfstoffe und von Schutzmaßnahmen gegen ABC-Waffen ausgebaut.
Panzerschule Kama
1930 bis 1933
Die Panzerschule Kama war eine militärische Schul- und Erprobungseinrichtung für Panzer in Kooperation zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich zur Zeit der Weimarer Republik. Sie lag bei Kasan in der Tatarischen ASSR.
Der erste Schritt der Panzerentwicklung in Kama war 1927 die Umrüstung landwirtschaftlicher Hanomag-Traktoren in provisorische Selbstfahrlafetten. Dazu wurden Versuche mit verschiedenen Geschützen und Kalibern, 3,7 cm und 7,5 cm, unternommen. 7,5 cm wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs das Standardkaliber, zum Beispiel beim Panzerkampfwagen IV und beim Sturmgeschütz III.
1929 kamen die ersten Prototypen deutscher Panzer, getarnt als landwirtschaftliche Schlepper, in Kama an. Vom Großtraktor und Leichttraktor wurden mehrere Fahrzeuge in verschiedenen Varianten geliefert. Sie dienten später als Vorlage für die Panzerkampfwagen I, II, III und IV. Ebenfalls getestet wurde der Kampfwagen M-28, eine deutsch-schwedische Kooperation. Von der deutschen Seite wurde der Panzer mit dem kombinierten Rad-/Kettenantrieb nicht weiter entwickelt, die schwedische Seite entwickelte daraus den Landsverk L-30. Die Rote Armee testete die britische Carden Loyd Tankette, aus der die Eigenentwicklung T-27 hervorging. Neben Panzern wurden auch Prototypen von Panzerwagen getestet, die später zum Panzerspähwagen Sd.Kfz. 231 führten. Grundsätzlich wurden verschiedene Lösungen an Getriebe und Federung des Kettenantriebs erprobt und auch vor Ort umgearbeitet. Dazu gab es in Kama eine Technikgruppe. Neben Mitarbeitern der Reichswehr waren auch mehrere Ingenieure der beteiligten Unternehmen vor Ort. Unter deutscher Aufsicht befanden sich einige sowjetische Handwerker, die Teile einbauten oder Veränderungen an diesen vornahmen.
Die Deutschen steckten viel Aufwand in die Erprobung von Funkgeräten, da schon früh erkannt wurde, dass Kommunikation und Koordination ein entscheidender Faktor in der Panzertaktik sein würden. Zwar gab es beim Versailler Vertrag keine Verbote bezüglich der Funktechnik, aber der praktische Einsatz der Technik in einem Panzer war schwierig. Das deutsche Rundfunk- und Telekommunikationsunternehmen C. Lorenz lieferte die Funktechnik für die Versuche in Kama und Mitarbeiter des Unternehmens waren in Kama vor Ort anwesend. Lorenz wurde später der Lieferant für Funktechnik der Wehrmacht. Funkgeräte in deutschen Panzern waren im Zweiten Weltkrieg zunächst ausschlaggebend beim Kampf mit zum Teil technisch überlegenen französischen und sowjetischen Panzern, die auf ineffiziente Flaggenkommunikation angewiesen waren.
Nachdem dem Deutschen Reich im Dezember 1932 in der Genfer Abrüstungskonferenz die militärische Gleichberechtigung zugesichert worden war, war die geheime Zusammenarbeit mit der Sowjetunion nicht mehr notwendig. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung Anfang 1933 veränderten sich zudem die politischen Rahmenbedingungen, und die Panzerschule Kama wurde am 15. September 1933 aufgelöst. Die Versuchspanzer und sonstiges Material wurden nach Deutschland zurückgeführt.
Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr
1925 bis 1933
Die Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr war eine in der Sowjetunion gelegene geheime Ausbildungsstätte der Reichswehr. Am 15. April 1925 wurde zwischen Vertretern der deutschen Reichswehr und der Luftstreitkräfte der Roten Armee ein Vertrag unterzeichnet, der die Einrichtung einer deutschen Fliegerschule und Erprobungsstelle in der russischen Stadt Lipezk, etwa 400 km südöstlich von Moskau, regelte. Im innerbetrieblichen deutschen Schriftverkehr und Sprachgebrauch firmierte diese Einrichtung unter der Bezeichnung Schule Stahr nach dem Leiter Hauptmann a. D. Walter Stahr (1882–1948) bzw. unter der Abkürzung WIVUPAL (Wissenschaftliche Versuchs- und Personalausbildungsstation). Der Flugbetrieb begann im Juni 1925, die Flugausbildung aus organisatorischen Gründen erst Anfang 1926. Beide dauerten bis zur Auflösung der Fliegerschule im September 1933 an.
Junkers Russland Zentrale in Fili ‘Flugzeugwerk Nr. 7‘
S. P. Gorbunow (GAZ) ‘Junkers Heinkel Werk Nr. 22‘
1922 bis 1927
Panzerwagenwerk (1. BTAZ) ‘Prombron‘
1922 wurden die Reste der Produktion von Petrograd nach Fili bei Moskau in die Erste Panzerwagenfabrik (kurz 1-BTAS, russisch Первый бронетанко-автомобильный завод (1-й БТАЗ), transkribiert Perwy Bronetanko-Awtomobilny Sawod) verlagert und der Markenname für die von 1922 bis 1923 laufende Pkw-Produktion auf Prombron geändert. Russo-Balt produzierte sowohl Lkw wie auch Pkw, unter anderem nach Lizenz des deutschen Rex-Simplex und belgischen Fondu. Der Moskauer Betrieb ist dann im heutigen GKNPZ Chrunitschew aufgegangen.
Fili Junkers Russland Zentrale Flugzeugwerk Nr. 7 und Junkers Werk Nr. 22 ‘S. P. Gorbunow (GAZ)‘
Die russische Regierung bot dem neuen Joint Venture eine bestehende Industrieanlage des Russko-Baltiiskii Vagonnyi Zavod in Fili an, einem kleinen Vorort westlich von Moskau. Diese Anlage wurde im April 1916 in der Nähe der Mariä-Schutz-Kirche von Fili errichtet und war als Automobilproduktionslinie gedacht. Wegen der Russischen Revolution und des Russisch-Polnischen Krieges nahm die Anlage jedoch erst 1922 die Produktion auf. Als der Joint-Venture-Vertrag mit Junkers unterzeichnet wurde, wurde die Anlage in eine Flugzeugproduktionsanlage umgewandelt und erhielt den Namen Staatliches Flugzeugwerk (GAZ) Nr. 7. Am nahegelegenen Fluss Moskwa wurde ein ebenes Gelände als Flugplatz für die Fabrik vorbereitet. In der Moskauer Innenstadt wurden zwei Gebäude für die Verwaltungsorganisationen der sogenannten Junkers Zentrale Russland gemietet. Diese Häuser befanden sich in der Petrogradski Chaussee 32 und in der Nikolsker Straße 7. Direktor des Fili-Werks war Dr. Wilhelm Schubert, der ehemalige Militärattache der deutschen Botschaft in Moskau, stellvertretender Direktor war Dr. Otto Gessler. Zum technischen Direktor des Werks wurde Paul Spalek von Junkers Dessau ernannt.
Nach einer umfassenden Renovierung des Fili-Werks wurden Werkzeuge und Anlagen aus Dessau importiert. Mehrere hundert Ingenieure und Mechaniker aus Dessau arbeiteten in der neuen Flugzeugfabrik in Fili. Neben dem Werk wurde eine Arbeitersiedlung errichtet. Im Oktober 1923 arbeiteten insgesamt 549 Menschen im Fili-Werk, im Dezember 1924 war diese Zahl auf 1165 gestiegen. Doch 1925 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Junkers und der russischen Regierung, da die Junkers-Flugzeuge hinsichtlich Leistung und Produktion nicht den Erwartungen der russischen Armee entsprachen. Die meisten deutschen Mitarbeiter kehrten nach Deutschland zurück. Die Produktion von Junkers-Flugzeugen in Fili ging weiter zurück und schließlich wurde das Werk von den Sowjets übernommen.
1927 wurde das ehemalige Junkers-Werk in Fili in Werk Nr. 22 „Zehnjahresoktober“ umbenannt und später nach S. P. Gorbunow benannt. Fili wurde das erste sowjetische Forschungszentrum für die neue russische Luftfahrtindustrie. Tupolew, Archangelski und Petljakow arbeiteten hier. 1941 wurde das Werk wegen des Vormarsches der deutschen Streitkräfte auf Moskau geschlossen. Werk Nr. 22 wurde nach Kasan verlegt, wo es noch heute als KAPO – Kazan Aviation Production Association – existiert. Werk Nr. 22 übernahm 1946 auch die demontierten Heinkel-Werke aus Elsnitz.
Flugzeugproduktion bei Fili
Laut Vertrag sollte das Fili-Werk mindestens 400 bis 450 Flugzeuge produzieren können. Etwa 50 % dieser Flugzeuge sollten von der sowjetischen Luftwaffe gekauft werden, während Junkers die restlichen Flugzeuge auf dem freien Markt verkaufen konnte. Kurz nachdem Junkers den Vertrag unterzeichnet hatte, bestellte die sowjetische Regierung am 4. Dezember 1922 etwa zwanzig Junkers Ju 20, ein Derivat der A20, etwa fünfzig Ju 21, auch bekannt als H21, und dreißig Jagdflugzeuge des Typs Ju 22. Die Entwicklungsarbeiten für diese Flugzeugtypen wurden in Dessau umgehend aufgenommen.
Russisch-Baltisches Waggonwerk
Russo-Balt (russisch Руссо-Балт, auch Russo-Baltique, Russisch-Baltische Wagenfabrik) war von 1909 bis 1923 ein russischer Automobilhersteller in Riga. Dort entstand auch das erste in Serie produzierte schwere Bombenflugzeug der Welt, die viermotorige Sikorsky Ilja Muromez.
Das Unternehmen entstand 1869 als Rigaer Filiale der Köln-Deutzer Firma Van der Zypen & Charlier. Zur Vermeidung von Zöllen wurde sogleich eine Eisenbahnwaggonbaufabrik gebaut. 1874 wurde die Filiale in die Russisch-Baltische Waggonbau-Aktiengesellschaft umgewandelt, die 1900 eine Produktion von 5513 Güterwagen und 219 Personenwagen erreichte. Nach dem Russisch-Japanischen Krieg verminderten sich die Aufträge. Der Vorstandsvorsitzende Michail Wladimirowitsch Schidlowski initiierte darauf die Produktion von Automobilen, wofür 1908 eine neue Abteilung gegründet wurde.
Zwischen 1909 und 1915 wurden Automobile in der Russisch-Baltischen Waggonfabrik, kurz RBWS (Русско-Балтийский вагонный завод, РБВЗ) in Riga (heute Lettland) produziert. Das erste Auto war das Werk des damaligen Chefkonstrukteurs, eines Schweizers namens Julien Potterat. Potterat fuhr im Jahre 1911 mit dem Auto von Riga durch Europa, dabei auch in die Schweiz. 1915 wurde das Werk nach Petrograd evakuiert, um es vor dem Ersten Weltkrieg zu schützen.
Ab 1916 lieferte das Werk Fahrgestelle an das Ischorski Sawod in Petrograd, wo die Chassis mit einem Panzeraufbau versehen wurden.
1922 wurden die Reste der Produktion von Petrograd nach Fili bei Moskau in die Erste Panzerwagenfabrik (kurz 1-BTAS, russisch Первый бронетанко-автомобильный завод (1-й БТАЗ), transkribiert Perwy Bronetanko-Awtomobilny Sawod) verlagert und der Markenname für die von 1922 bis 1923 laufende Pkw-Produktion auf Prombron geändert. Russo-Balt produzierte sowohl Lkw wie auch Pkw, unter anderem nach Lizenz des deutschen Rex-Simplex und belgischen Fondu. Der Moskauer Betrieb ist dann im heutigen GKNPZ Chrunitschew aufgegangen.
Heute stellt Russo-Balt in Riga Pkw-Anhänger her.
Alevel stellte im Frühjahr 2007 auf dem Genfer Auto-Salon einen Prototyp mit dem Markennamen Russo-Baltique aus, der in Zusammenarbeit mit Gerg entstand.
GKNPZ Chrunitschew
GKNPZ Chrunitschew (russisch Государственный космический научно-производственный центр (ГКНПЦ) имени М. В. Хруничева / Gossudarstwenny kosmitscheski nautschno-proiswodstwenny zentr (GKNPZ) imeni M. W. Chrunitschewa = deutsch: Staatliches Kosmisches Forschungs- und Produktionszentrum „M. W. Chrunitschew“, englisch Khrunichev State Research and Production Space Center) ist ein russischer Hersteller von Raketen und Raumfahrzeugen in Fili, einem Vorort von Moskau. Die Firma wurde nach dem sowjetischen Minister für Luftfahrtindustrie Michail Chrunitschew (1901–1961) benannt.
NS-Staat und Sowjetunion
1933 bis 1941
NS-Staat und Sowjetunion. Die Machtergreifung Hitlers stellte eine schwere Belastung für die Beziehungen zur Sowjetunion dar. Das Weltbild der Nazis sah im „jüdischen Bolschewismus“ ihr hauptsächliches politisches Feindbild und die deutschen Kommunisten gehörten zu den frühesten Opfern der unter ihrer Herrschaft beginnenden Terror- und Verfolgungswelle, infolgedessen zahlreiche KPD-Kader in die Sowjetunion flohen. Die Nazis fuhren die Beziehungen zu der UdSSR deutlich zurück, obwohl ihr erster Außenminister Konstantin von Neurath aufgrund der großen Bedeutung dieser Zusammenarbeit dagegen war. Die politische Verständigung zwischen der Sowjetunion und NS-Deutschland wurde schließlich durch den Deutsch-polnischen Nichtangriffspakt vom 26. Januar 1934 zwischen Deutschland und Polen beendet, was zum Abbruch der bisherigen militärischen Kooperation führte. Im Mai 1935 wurde der Sowjetisch-französische Beistandsvertrag geschlossen, den Hitler als Vorwand für die Rheinlandbesetzung (1936) nutzte. Am 25. November 1936 schlossen Deutschland und Japan den Antikominternpakt, dem das faschistische Italien 1937 beitrat. Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) unterstützten die Sowjets die Republikaner und die Nazis die Faschisten. Trotz dieser Verschlechterung der Beziehungen leistete die UdSSR weiterhin Rohstofflieferungen an die Deutschen, die für die Aufrüstung der Wehrmacht wichtig war. Währenddessen fielen zahlreiche deutsche Kommunisten in der UdSSR den im Herbst 1936 intensivierten großen Terror Stalins zum Opfer. Da er in seiner Paranoia allen Ausländern misstraute, fielen mehr KPD-Spitzenfunktionäre Stalin zum Opfer als Hitler. Wegen der Säuberungen konnten auch nicht mehr alle Auslandsbotschaften weiterbetrieben werden, da Stalin auch Diplomaten misstraute. Außerdem ließ er einen Großteil der Führung der Roten Armee hinrichten. Diese chaotischen Verhältnisse wurden von Hitler als Schwäche wahrgenommen.
1939 kam es zu einer Annäherung zwischen den Sowjets und Hitler, als der den Deutschen freundlicher gesinnte Wjatscheslaw Molotow neuer Außenminister wurde. Für seine Kriegspläne brauchte Hitler gigantische Mengen an Erdöl und anderen Rohstoffen, die die Sowjets liefern konnten. Mit dem Deutsch-Sowjetischen Wirtschaftsvertrag vom 19. August 1939 wurden sowjetische Rohstofflieferungen im Gegenzug für die Lieferung deutscher Industriegüter vereinbart, womit an die vorherige deutsch-sowjetische Kooperation der Weimarer Zeit angeknüpft wurde. Der Wirtschaftsvertrag begründete ein Zweckbündnis der beiden totalitären Diktaturen und bildete die Grundlage für den am 5. August geschlossenen Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Mit dem geheimen Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag als Ergänzung zum Nichtangriffspakt vereinbarten Hitler und Stalin dabei auch die spätere Aufteilung Polens und des Baltikums. Mit dem Bündnis beider Mächte kam es auch zu einer Zusammenarbeit von NKWD und der Gestapo und die Sowjets lieferten politische Verfolgte an die Nazis aus. Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Die Sowjets begannen knapp zwei Wochen später mit der Besetzung Ostpolens und im Frühjahr 1940 besetzte die Rote Armee die drei baltischen Staaten. Bei der Unterdrückung des polnischen Widerstands arbeiteten die beiden Aggressoren zusammen und bis 1941 profitierte Deutschland von den sowjetischen Rohstofflieferungen für seine Kriegsführung.
Wie genau und warum es zu der unerwarteten Annäherung beider Regime kam, die völlig gegensätzliche Ideologien vertraten, ist Gegenstand von anhaltenden Diskussionen in der Geschichtswissenschaft. Erklärungen reichen von rein taktischen und geopolitischen Erwägungen bis hin zu einer grundsätzlichen Wesensverwandheit beider Regime und ihrer Führung.
Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt ‘Hitler-Stalin-Pakt‘
1939 bis 1941
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt (vollständige Bezeichnung: Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) oder nach den Unterzeichnern Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt, auch als Hitler-Stalin-Pakt bekannt, war ein Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, der am 24. August 1939 (mit Datum vom 23. August 1939) in Moskau vom Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop und dem sowjetischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Wjatscheslaw Molotow in Anwesenheit Josef Stalins (als KPdSU-Generalsekretär de facto Führer der Sowjetunion) und des deutschen Botschafters Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg unterzeichnet und publiziert wurde. Der Pakt garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität für den vorbereiteten Angriff auf Polen und den Fall eines möglichen Kriegseintritts der Westmächte.
Ein geheimes Zusatzprotokoll „für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ rechnete den größten Teil Polens sowie Litauen der deutschen Interessensphäre zu, Ostpolen, Finnland, Estland, Lettland und Bessarabien der sowjetischen.
Nachdem die Wehrmacht beim Überfall auf Polen die westpolnischen Gebiete und die Rote Armee daraufhin Ostpolen militärisch besetzt hatten, wurde mit dem Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 eine engere Zusammenarbeit der beiden Staaten vereinbart und die Interessengebiete den neuen Verhältnissen angepasst. Neben einer Bekräftigung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit präzisierten begleitende, teils geheime Abkommen die Aufteilung Polens, schlugen die baltischen Staaten, diesmal mit Litauen, der Sowjetunion zu und legten die Überführung der deutschen, ukrainischen und weißrussischen Minderheiten aus den betroffenen Gebieten in den eigenen Machtbereich fest.
Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 brach das Deutsche Reich diese beiden Verträge.
Sowjetunion und das Deutsche Reich, der Nichtangriffspakt und das geheime Zusatzprotokoll
Der Geheimvertrag zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich ist als Molotow-Ribbentrop-Pakt oder deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt bekannt, der am 23./24. August 1939 in Moskau von Joachim von Ribbentrop und Wjatscheslaw Molotow unterzeichnet wurde. Neben der öffentlichen Vereinbarung über gegenseitige Neutralität im Falle eines Krieges zwischen den Mächten enthielt der Pakt ein geheimes Zusatzprotokoll, das die Aufteilung Osteuropas in deutsche und sowjetische Interessens- und Besatzungszonen regelte. Die Aufteilung der Besatzungszonen sah vor, dass der westliche Teil Polens einschließlich Warschau dem Deutschen Reich zugeordnet wurde, während der östliche Teil Polens sowie Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Teile des heutigen Rumäniens (Bessarabien) in die sowjetische Interessensphäre kamen. Diese Vereinbarung ermöglichte Hitler den Überfall auf Polen am 1. September 1939 ohne Furcht vor einem Zweifrontenkrieg, während die Sowjetunion im September 1939 Ostpolen besetzte. Das geheime Zusatzprotokoll des Pakt sah im Wesentlichen die territoriale Aufteilung Osteuropas zwischen beiden Mächten vor und setzte sich über das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Nationalstaaten hinweg. Der Pakt wurde 1941 durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion gebrochen.
Zusammenfassung: Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Sowjetunion, 23./24. August 1939. Geheimes Zusatzprotokoll mit Aufteilung Osteuropas in Interessenszonen. Deutschland erhielt Westpolen, Sowjetunion Ostpolen, Baltikum, Teile Rumäniens. Erlaubte deutschen Angriff auf Polen ohne sowjetische Intervention. Bruch des Paktes mit Überfall Deutschlands auf Sowjetunion 1941.
Das geheime Zusatzprotokoll des Nichtangriffspakts zwischen Sowjetunion und Deutschland
Das geheime Zusatzprotokoll des Nichtangriffspakts zwischen Sowjetunion und Deutschland legte die Aufteilung der Interessensgebiete in Osteuropa folgendermaßen fest:
Die Interessenssphären bei den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) wurden entlang der Nordgrenze Litauens abgegrenzt. Estland, Lettland und Finnland sollten in die sowjetische Interessensphäre fallen, Litauen in die deutsche. Später wurde Litauen der Sowjetunion zugeschlagen, während Deutschland das umstrittene Wilnaer Gebiet (Vilnius) erhielt. Das Gebiet Polens wurde ungefähr entlang der Flüsse Narew, Weichsel (Weichsel) und San geteilt. Der westliche Teil Polens fiel in die deutsche Interessenszone, der östliche Teil in die sowjetische. Dabei wurde die Grenze anfangs noch diskutiert und später an den Bug verschoben, wodurch Deutschland die Woiwodschaft Lublin und Teile der Woiwodschaft Warschau erhielt. Die Sowjetunion betonte ihr Interesse an Bessarabien (damals Teil Rumäniens). Deutschland erklärte, an diesen Gebieten politisch kein Interesse zu haben. Das Protokoll ließ offen, ob ein unabhängiger polnischer Staat bestehen bleiben sollte.
Zusammengefasst waren die Hauptgebiete der Aufteilung: Baltische Staaten: Estland, Lettland, Finnland → Sowjetunion; Litauen → ursprünglich Deutschland, später Sowjetunion. Polen: westliche Gebiete (einschl. Woiwodschaft Lublin, Teile Warschaus) → Deutschland; östliche Gebiete → Sowjetunion. Bessarabien → Sowjetunion. Das Protokoll war streng geheim und regelte die Interessensgebiete für den Fall territorial-politischer Umgestaltungen in Osteuropa.
Umsiedlung der Deutsch-Balten
1939 und 1941
Die Umsiedlung der Deutsch-Balten war eine zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Deutschen Reich initiierte Aktion, in deren Rahmen die Deutsch-Balten aus ihrer Heimat größtenteils in die vom Reich annektierten Gebiete Polens umgesiedelt wurden. Von Oktober bis Dezember 1939 verließen so 14.000 Personen Estland und 52.500 Personen Lettland. Bei einer Nachumsiedlung Anfang 1941 folgten weitere 17.000 Menschen aus diesen Ländern. Damit endete nach mehr als 700 Jahren die Epoche der deutschen Kultur im Baltikum.
Die Umsiedlung der Deutsch-Balten ist im Rahmen einer umfassenderen nationalsozialistischen Umsiedlungspolitik unter der Parole „Heim ins Reich“ zu sehen, von der auch andere Auslandsdeutsche wie Südtiroler, Kanaltaler, Wolhyniendeutsche, Bessarabiendeutsche, Bukowinadeutsche, Dobrudschadeutsche, Galiziendeutsche, Litauendeutsche und Gottscheer betroffen waren.
Heim ins Reich
Die Parole Heim ins Reich wurde seit dem Ende des Ersten Weltkriegs und während der Zeit des Nationalsozialismus als politisches Schlagwort für die deutsche Volkstumspolitik gebraucht. Während der Weimarer Republik wurden die deutschen Volksgruppen im europäischen Ausland als Argument für eine Revision der Grenzziehungen im Versailler Vertrag angesehen und gepflegt. 1939 vollzog Hitler mit der Option in Südtirol einen Paradigmenwechsel. Nunmehr wurden zum Schutz der deutschen Minderheiten nicht mehr Gebietsforderungen gemacht, sondern die Minderheiten dienten als Verfügungsmasse bei Bevölkerungstransfers aus dem Baltikum, Ostpolen, Bessarabien, der Bukowina und der Dobrudscha. Damit sollte eine ethnische Flurbereinigung mit den Nachbarstaaten erfolgen und die deutschen Umsiedler sollten nach einer rassischen Auslese die eroberten Gebiete im „Osten“ von der Warthe bis zur Krim besiedeln. Dazu ließ die Umwandererzentralstelle „fremdvölkische“ Einwohner deportieren. Die wehrfähigen Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen.
Sowjetische Besetzung Lettlands
1940
Die Sowjetische Besetzung Lettlands 1940 war die erste gewaltsame Besetzung der Republik Lettland durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Sie dauerte bis zum deutschen Unternehmen Barbarossa.
Deutsche Besetzung Lettlands während des Zweiten Weltkriegs
1941 bis 1944
Deutsche Besetzung Lettlands während des Zweiten Weltkriegs. Die militärische Besetzung Lettlands durch NS-Deutschland wurde am 10. Juli 1941 durch die deutschen Streitkräfte abgeschlossen. Anfangs unterstand das Gebiet Lettlands der Militärverwaltung der Heeresgruppe Nord, aber am 25. Juli 1941 wurde Lettland als Generalbezirk Lettland eingegliedert und dem Reichskommissariat Ostland unterstellt, einer Verwaltungseinheit NS-Deutschlands. Jeder, der aus rassischen Gründen nicht akzeptabel war oder sich der deutschen Besatzung widersetzte, sowie diejenigen, die mit der Sowjetunion kooperiert hatten, wurden gemäß dem nationalsozialistischen Generalplan Ost getötet oder in Konzentrationslager geschickt.
Ghetto Riga
1941 bis 1943
Das Ghetto von Riga war ein kleiner, abgesperrter Bereich in der Maskavas forštate (Moskauer Vorstadt) der lettischen Hauptstadt Riga, in dem deutsche Besatzer während des Zweiten Weltkriegs ab 1941 Juden internierten. Fast alle wurden – innerhalb des provisorischen Konzentrations- oder Sammellagers bzw. in den angrenzenden Wäldern oder benachbarten Konzentrationslagern – im Rahmen des Holocausts (der Schoah) ermordet. Im sogenannten Ghetto Riga waren auf engstem Raum zunächst lettische Juden untergebracht. Ab Ende 1941 wurden auch Juden aus Deutschland in Zügen dorthin deportiert.
_22. Juni 1941: Deutsche Invasion.
_1. Juli 1941: Riga fällt an deutsche Truppen.
_13. Oktober 1941: Der deutsche Besatzungschef Hinrich Lohse erlässt einen Einziehungsbeschluss.
_24. Oktober 1941: Das Ghetto wird vollständig mit Stacheldraht umzäunt.[9]
_25. Oktober 1941: Alle lettischen Juden in Riga und Umgebung müssen im Ghetto leben.
_29. November 1941: Der erste Zug mit etwa 1.000 deutschen Juden kommt in Riga an.
_30. November 1941: Erster Tag des Massakers von Rumbula; etwa 12.000 lettische Juden aus dem Ghetto werden ermordet; 1.000 deutsche Juden aus dem ersten Zug werden ebenfalls ermordet.
_1. bis 8. Dezember 1941: Vier Züge mit aus dem Reich deportierten Juden treffen in Riga ein und werden zunächst unter grausamen Bedingungen in Jumpravuiža untergebracht. Viele werden vom Arājs-Kommando im Biķernieki-Wald erschossen, andere nach Salaspils überstellt, um dort den Bau des Konzentrationslagers fortzusetzen.
_8. Dezember 1941: Zweiter Tag von Rumbula; etwa 12.000 weitere lettische Juden aus dem Ghetto werden ermordet.
_16. März 1942: Erste Dünamünde-Aktion. 1.900 Reichsjuden aus dem Ghetto werden ermordet.
_25. März 1942: Zweite Dünamünde-Aktion. 1.840 Reichsjuden aus Jumpravmuiža werden ermordet.
_31. Oktober 1942: Hinrichtung der lettischen Ghettopolizei.
_Juli 1943: Beginn der Verlegung der Ghettobewohner in das Konzentrationslager Kaiserwald (Mežaparks).
_8. Okt. 1943: Verlegung von Überlebenden des Ghettos Liepāja ins Ghetto Riga.
_2. Nov. 1943: Etwa 2.000 Menschen, darunter Kinder, ihre Betreuer, Alte und Kranke, werden aus dem Ghetto in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.
_Ende November 1943: Alle Juden werden aus dem Ghetto entfernt, entweder durch Deportation in ein anderes Lager oder durch Ermordung.
KZ-Jungfernhof ‘Gut Jungfernhof (Lager)‘
1941 bis 1944
Das Gut Jungfernhof (Lager) (lettisch Jumpravmuiža) war ein behelfsmäßiges SS-Lager für vier Ende 1941 ankommende Transporte von insgesamt etwa 4000 deportierten Juden aus dem „Großdeutschen Reich“ ins „Reichskommissariat Ostland“, die heutigen baltischen Staaten. Das Lager bestand bis 1944, als die wenigen überlebenden Häftlinge in das Ghetto Riga verlegt wurden.
KZ Salaspils ‘Salaspils (Lager)‘
1941 bis 1944
KZ Salaspils. Das Erweiterte Polizeigefängnis und Arbeitserziehungslager Salaspils wurde Ende 1941 18 km südöstlich von Riga errichtet. Es wurde auch als Lager Kurtenhof nach einem Gutshof nördlich von Salaspils geführt. Es war Teil des deutschen Konzentrationslager-Komplexes, in dem die Gefangenen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit zu verrichten hatten. Obwohl formal gesehen nicht der Inspektion der Konzentrationslager unterstehend, findet sich häufig auch die Bezeichnung KZ Salaspils. Ende September 1944 wurde das Lager aufgelöst; die Häftlinge wurden mit Schiffen in das Konzentrationslager Stutthof verbracht.
Stalag 350
1941 bis 1944
Stalag 350 ist eine Abkürzung für Stammlager 350, ein Kriegsgefangenenlager der deutschen Wehrmacht während des Deutsch-Sowjetischen Krieges mit Sitz in Riga.
Massaker von Rumbula
1941
Während des Massakers von Rumbula ermordeten Angehörige der SS im Wald von Rumbula (deutsch Rummel), einem Kiefernwäldchen im gleichnamigen Stadtteil von Riga, Ende 1941 an nur zwei Tagen über 26.000 lettische sowie 1053 Berliner Juden.
KZ Riga-Kaiserwald
1943 bis 1944
Das Konzentrationslager Kaiserwald war ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Lettland, im Norden Rigas, Stadtteil Mežaparks (deutsch: Kaiserwald).
Im Unterschied zu Auschwitz oder Treblinka war Kaiserwald kein Vernichtungslager. Deutsche Unternehmen, hauptsächlich die AEG, setzten zahlreiche Frauen aus Kaiserwald als Zwangsarbeiterinnen für die Produktion ihrer elektrischen Geräte ein.
Schlacht um Riga (1944)
WW2
Die Schlacht um Riga (russisch: Рижская наступательная операция, wörtlich „Riga Offensive“) war Teil der größeren Baltischen Offensive an der Ostfront während des Zweiten Weltkriegs. Sie fand Ende 1944 statt und vertrieb die deutschen Truppen aus der Stadt Riga.
Zu Beginn ihrer Tartu-Offensive und am Ende der äußerst erfolgreichen weißrussischen Offensive (Unternehmen Bagration) im Juli und August 1944 waren die sowjetischen Streitkräfte in Richtung Ostseeküste vorgerückt und hatten es einmal bis zum Rigaischen Meerbusen geschafft. Die Siege im Juli kamen völlig unerwartet, und am 31. Juli setzte sich der Kommandeur der 8. mechanisierten Brigade mit dem Korpshauptquartier in Verbindung, um es darüber zu informieren, dass seine Panzer den Strand erreicht hatten. In einem ungewöhnlichen Akt wurde ihnen befohlen, mehrere Flaschen mit Seewasser zu füllen, unterschreiben zu lassen und in den Kreml zu fliegen, als Beweis dafür, dass die Heeresgruppe Nord vom Reich abgeschnitten worden war. Im August startete die deutsche 18. Armee einen Gegenangriff, das Unternehmen Doppelkopf. Gleichzeitig wehrte die deutsche Linie Valga–Võrtsjärv, unterstützt von den örtlichen estnischen Milizbataillonen Omakaitse, den starken Druck der Tartu-Offensive der sowjetischen 3. Baltischen Front ab. Der Kommandeur der deutschen Heeresgruppe Nord, Ferdinand Schörner, plante die Operation Aster, um seine Truppen vom estnischen Festland abzuziehen. Bei der parallel laufenden Offensive in Riga übten die sowjetischen Streitkräfte weiteren Druck auf die Heeresgruppe Nord aus, die noch immer große Teile Lettlands und Estlands hielt.
DDR und Sowjetunion
Die DDR als Satellitenstaat
Die DDR als Satellitenstaat. Die Deutsche Demokratische Republik entstand als Erbe des Zweiten Weltkriegs aus der Sowjetischen Besatzungszone. Schon 1946 gründeten die Sowjets die Grenzpolizei, um die entstehende Grenze zu sichern. Die Sowjets setzten den 1945 aus dem sowjetischen Exil heimgekehrten deutschen Kommunisten Walter Ulbricht ein, dessen Gruppe Ulbricht mit dem Aufbau neuer staatlicher Strukturen beauftragt wurde. Die erzwungene Vereinigung der KPD mit der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wurde im April 1946 unter dem Einfluss der Sowjetmacht vollzogen. Der Aufbau einer der Sowjetunion angelehnten Zentralverwaltungswirtschaft begann im Juni 1947 mit der Schaffung der Deutschen Wirtschaftskommission. Nach der Gründung der SED war Ulbricht zunächst an den Rand gedrängt worden, bekam allerdings 1948 von Stalin den Auftrag, die neue Partei ideologisch zu „säubern“. Eine Kampagne zur Bereinigung der SED von Einflüssen des Titoismus und der Sozialdemokratie erfolgte und die SED wurde dem stalinistischen Parteimodell angeglichen. Als Belohnung wurde Ulbricht der führende Politiker der am 7. Oktober 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Diese war unter direktem sowjetischem Einfluss und Anleitung entstanden und nach ihrem Modell errichtet worden. Sie wurde deshalb häufig als Satellitenstaat bezeichnet. Dies gilt besonders für die Anfangszeit der DDR, während der sowjetische Einfluss auf die DDR-Außenpolitik in den 1970er Jahren abnahm.
Nachdem Adenauer die Angebote der Stalin-Noten abgelehnt hatte, wurde die Ostintegration der DDR verstärkt und die SED verkündete den Aufbau des Sozialismus im Juli 1952. Die Propaganda verkündete die Parole „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen.“ Nachdem eine „Verschärfung des Klassenkampfes“ angekündigt wurde, kam es zu einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Eine Erhöhung der Arbeitsnormen kurz nach Stalins Tod löste den Aufstand vom 17. Juni 1953 aus, der mithilfe von sowjetischen Panzern niedergeschlagen wurde, wobei es mindestens 50 Tote gab. Bis zu 1.500 Personen wurden zu Haftstrafen verurteilt und die Rote Armee sprach fünf Todesurteile aus. Der staatliche Sicherheitsapparat wurde daraufhin verstärkt und die Migration gen Westen stieg an. Im Rahmen der Entstalinisierung verkündete Ulbricht nun einen „deutschen Weg zum Sozialismus“, den er vorher noch abgelehnt hatte. Die Anlehnung an die Sowjetunion blieb allerdings eng und die DDR trat 1955 mit dem „Vertrag über die Beziehungen zwischen der DDR und der UdSSR“ dem Warschauer Pakt bei. Offiziell waren die Nationale Volksarmee (NVA) und die Sowjetarmee „Sozialistische Waffenbrüder“. Über den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe war die DDR wirtschaftlich eng an die Sowjetunion angebunden und wurde von der ab 1959 errichteten Erdölleitung Freundschaft mit Erdöl versorgt. Die UdSSR war für die DDR der mit Abstand wichtige Handelspartner, wobei der Handel mit der DDR durchaus auch für die Sowjets bedeutsam war.
Im November 1958 begann die Berlin-Krise, als Nikita Chruschtschow eine Revision der Potsdamer Abkommen forderte. Infolgedessen stationierten die Sowjets erstmals Atomraketen auf dem Staatsgebiet der DDR, die Westeuropa erreichen konnten. Währenddessen führte eine zweite Welle des „sozialistischen Aufbaus“ zur weitgehenden Kollektivierung der Landwirtschaft und einer verstärkten Abwanderung der Bevölkerung. Als Reaktion darauf begann die DDR 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer und der Absperrung der Grenze zu der BRD, um die Bevölkerung von der Abwanderung abzuhalten, was in der DDR als Errichtung eines „antifaschistischen Schutzwall“ bezeichnet wurde. Die Schließung der Grenze erfolgte auf Initiative von Chruschtschow, der um das Überleben der DDR bei anhaltender Abwanderung fürchtete. Er gab gegenüber Hans Kroll zu Protokoll „Natürlich, wir haben die Grenze geschlossen, das geschah auf unser Betreiben hin. Technisch hat das die DDR durchgeführt, weil das eine deutsche Frage ist.“ Öffentlich distanzierte er sich jedoch davon und ließ stattdessen Ulbricht sprechen, da der Mauerbau ein eindeutiges Eingeständnis der Schwäche war.
Baltische Gesellschaft in Deutschland
1955 bis 2010
Die Baltische Gesellschaft in Deutschland e. V. war eine Vereinigung von Deutsch-Balten, Esten, Letten und Litauern, die von 1955 bis 2010 existierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden etwa 200.000 Esten, Letten und Litauer Zuflucht in den westlichen Besatzungszonen. Aus dem Baltikum 1939 umgesiedelte und bei Kriegsende in den Westen geflohene Deutsch-Balten gab es ca. 40.000.
Wiedervereinigtes Deutschland und die Sowjetunion
1990 bis 1991
Beziehungen zwischen dem wiedervereinigten Deutschland und der Sowjetunion bestanden vom 3. Oktober 1990 (Tag der Deutschen Einheit) bis zum 26. Dezember 1991, dem Tag der endgültigen Auflösung der Sowjetunion. Vor der deutschen Wiedervereinigung war es zu intensiven Verhandlungen zwischen Gorbatschow, Kohl und den westlichen Großmächten gekommen. Schließlich wurde der Zwei-plus-Vier-Vertrag verhandelt. Wichtige Themen während und nach der Einigung waren auch der Rückzug sowjetischer Soldaten aus Ostdeutschland und deutsche Wirtschaftshilfen und Kredite für die bankrotte UdSSR. Um eine zukünftige NATO-Osterweiterung soll es in den Verhandlungen dagegen nicht gegangen sein, eine verbindliche Zusage, diese nicht durchzuführen, soll nie gemacht worden sein. Gorbatschow und sein Nachfolger Boris Jelzin waren der Ansicht, dass die spätere Aufnahme von Ländern wie Polen durch die NATO gegen den Geist der damaligen Vereinbarungen verstieß. Helmut Kohl war gegen die Unabhängigkeit der Baltischen Staaten und versuchte die Sowjetunion als Staat zu erhalten, auch weil er den Sturz des Reformers Gorbatschow und Chaos in Moskau fürchtete. Nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau durch kommunistische Hardliner kam es schließlich zum Zusammenbruch der UdSSR, als die Unionsrepubliken ihre Unabhängigkeit erklärten.
Deutsch-russische Beziehungen
In den deutsch-russischen Beziehungen dominierten zeitweise Kooperation, Allianz oder Feindseligkeit. Im Kalten Krieg war Westdeutschland (BRD) in den Westen eingebunden, die DDR hingegen ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Nach der Entspannungspolitik und dem Ende des Kalten Krieges, mit dem die deutsche Wiedervereinigung 1990 einherging, arbeiteten Deutschland und Russland zeitweise im Sinne einer strategischen Partnerschaft zusammen. Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2014 durch Russland sind die Beziehungen angespannt. Beide Staaten haben gegeneinander Sanktionen verhängt. Heiko Maas, Bundesaußenminister von März 2018 bis Dezember 2021, forderte zwei Monate nach der Bundestagswahl 2021 ein „Ende der Illusionen“ und einen „pragmatischen Realismus“.
Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 hat sich das Verhältnis weiter verschlechtert. Wie viele weitere Staaten hat Deutschland den Angriff scharf verurteilt. In Deutschland sprach Bundeskanzler Olaf Scholz von einer Zeitenwende und brachte aufgrund der verschlechterten Sicherheitslage an der NATO-Ostflanke eine Erhöhung des Militäretats auf den Weg. Das Genehmigungsverfahren für die zweite Gasleitung durch die Ostsee ist ausgesetzt. Es wurden weitere Sanktionen gegen Russland verhängt.
Deutschland unterhält die Deutsche Botschaft Moskau und ein Generalkonsulat in Sankt Petersburg sowie Honorarkonsuln in Wladiwostok, Kasan und Saratow. Russland unterhält eine Botschaft in Berlin und ein Generalkonsulat in Bonn.
Lettisches Okkupationsmuseum
Das Lettische Okkupationsmuseum (lett. Latvijas Okupācijas muzejs) ist ein Museum in Lettlands Hauptstadt Riga, die „Dokumentation des Traumas einer dreifachen Okkupation“. Es ist dem halben Jahrhundert von 1940 bis 1991 gewidmet, als Lettland 1940–1941 von der Sowjetunion, dann bis 1944 vom Nationalsozialistischen Deutschland und anschließend erneut von der Sowjetunion besetzt war. Das Museum wird jährlich von mehr als 100.000 Personen besucht. Damit ist es das besucherstärkste Museum des Landes.
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