Russische Föderation
Duga (Kurzwellensignal Radar)
Überhorizontradar
Das Überhorizontradar (auch OTHR für Over The Horizon Radar genannt) stellt eine Möglichkeit dar, Radarechos ohne quasi-optischen Sichtkontakt weit über die Erdkrümmung hinaus zu erhalten. Die verwendeten Frequenzen liegen meist im Kurzwellenbereich und damit weit unterhalb der üblichen Radarfrequenzen (Mikrowellenbereich), dadurch sinken die Auflösung und die Ortungsgenauigkeit. Allerdings können so Bodenwellen oder Reflexionserscheinungen an der Ionosphäre ausgenutzt werden, die eine Ortung über die Erdkrümmung hinaus erst ermöglichen. Überhorizontradartechnik wird von mehreren Staaten eingesetzt. Ein bekanntes System ist das australische Jindalee Operational Radar Network (JORN); die NATO betreibt eine entsprechende Anlage in Zypern (PLUTO System der Royal Air Force). Überhorizontradar-Sendestationen stehen in Semipalatinsk (Kasachstan), Alaska (USA), Puerto Rico (USA) und Mordwinien (Russland).
Duga ‘Woodpecker‘ (Kurzwellensignal)
Woodpecker (engl. „Specht“) ist die Bezeichnung für ein sowjetisches Kurzwellensignal, das zwischen Juli 1976 und Dezember 1989 weltweit auf Radiofrequenzen zu hören war. Die zufälligen Frequenzwechsel störten den öffentlichen Rundfunk sowie Funkamateure, was weltweit zu tausenden Beschwerden führte. Das Signal hörte sich wie ein scharfes Klopfen an, das sich in der Regel mit einer Frequenz von 10 Hz wiederholte. Die Leistung des Signals wurde auf 10 MW EIRP geschätzt. Die Aussendung erfolgte auf wechselnden Frequenzen im Kurzwellenbereich zwischen 7 und 19 MHz. Die Ähnlichkeit mit dem Klopfen eines Spechtes führte zu seinem Namen. Bereits recht früh wurde vermutet, dass das Signal zu einem sowjetischen Überhorizontradar gehört. Diese Theorie wurde nach dem Fall der Sowjetunion bestätigt. Das Signal wurde von Anlagen namens Duga (deutsch: Bogen) erzeugt, die Teil des sowjetischen Raketenabwehrsystems waren. Mit diesen Radargeräten sollte ein möglicher Start von Raketen im europäischen und amerikanischen Raum frühzeitig erkannt werden. Aus der offensichtlich hohen Sendeleistung der Duga-Anlagen sowie aus der Pulsfrequenz von 10 Hz lässt sich eine Entdeckungs-Reichweite von bis zu 15.000 km ableiten. Bei der NATO wurden die Anlagen unter dem englischen Begriff Steel Yard geführt. Die bekannteste dieser Anlagen befindet sich in der Ukraine in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Erst als dieser Standort aufgrund der dortigen Reaktorexplosion im Jahr 1986 aufgegeben werden musste, gelangten Einzelheiten und Fotos der Anlage an die Öffentlichkeit.
Duga-3 existiert nicht. Es gab zwei einsatzfähige Duga-Radare, eines in der Nähe der Sperrzone von Tschernobyl in der Ukraine und ein weiteres in Ostsibirien. Beide erkannten Raketenstarts, standen aber aufgrund der Variabilität der Ionosphäre vor operativen Herausforderungen.
Duga-1 ist die westliche Komponente eines sowjetischen Überhorizontradarsystems, während Duga-2 die östliche Komponente war. Diese beiden Systeme arbeiteten zusammen mit einer früheren experimentellen Version daran, durch die Erkennung von Ionosphärenstörungen, die durch Abgase ballistischer Raketen verursacht wurden, frühzeitig vor möglichen Raketenangriffen zu warnen. Die beiden einsatzbereiten Duga-Überhorizontradare (OTH) befanden sich in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (Ukraine), nahe Tschernobyl und Ljubetsch (Duga-1), sowie in Ostsibirien, nahe Komsomolsk am Amur (Duga-2). Der Standort Tschernobyl diente als Empfänger, die Sender befanden sich in der Nähe von Ljubetsch, während der Sender am Standort Komsomolsk am Amur nordwestlich und der Empfänger südöstlich der Stadt lag.
Seit 2013 wird weltweit von vielen Funkamateuren ein Wiedererscheinen des Woodpecker-Signals gemeldet. Laut Globalsecurity.org handelt es sich dabei um das neue russische OTH-Radarsystem Kontayner mit einer geschätzten Reichweite von 3000 km. Die russische Kennung gemäß GRAU-Index lautet 29B6. Die Sendeanlage befindet sich in der Region Nischni Nowgorod (⊙) und die Empfangsstation in Kowylkino (⊙).
K340A
Der K340A, ein einzigartiger Computer, der während des Kalten Krieges das ehrgeizige Duga-Radarsystem der Sowjetunion antrieb. Der 1966 entwickelte und auf dem Residue Classes System basierende Computer erreichte eine Leistung von 1 Million Operationen pro Sekunde und war damit angeblich der schnellste Computer der zweiten Generation, der je gebaut wurde. Ein Radarsystem zur Erkennung und Verfolgung von Interkontinentalraketen (ICBMs) diente. Dieses System wurde ab 1976 eingesetzt und arbeitete mit komplexer Signalverarbeitung und Datenanalyse, um echte Bedrohungen von Fehlalarmen zu unterscheiden. Der K340A arbeitete mit der Residuklassen-Mathematik (Residue Classes System), um große Datenmengen schnell zu verarbeiten und so die Raketenstarts zu erkennen und deren Flugbahnen zu berechnen. Hardware-technisch bestand der K340A aus vielen Racks mit spezialisierten Verarbeitungseinheiten, RAM und Stromversorgung, die modular aufgebaut waren. Er nutzte Vakuumröhren und Transistoren, konnte etwa eine Million Operationen pro Sekunde ausführen und es wurden ungefähr 50 Einheiten produziert. Die Rechner befanden sich hauptsächlich am Radarstandort Duga nahe Tschernobyl sowie an einem weiteren Standort in Russland. Der Betrieb des K340A wurde durch die Katastrophe von Tschernobyl 1986 gestoppt, bevor größere Systemupgrades umgesetzt werden konnten. Insgesamt war der K340A eine hoch spezialisierte und fortschrittliche Maschine seiner Zeit, die einen bedeutenden Beitrag zur Verteidigungstechnologie der Sowjetunion leistete und bis heute als Symbol der technologischen Rüstung im Kalten Krieg gilt. Nach der Katastrophe von Tschernobyl wurde Duga abgeschaltet, und diese einst überlegene Maschine der K340A steht heute vergessen in ihrem Rechenzentrum und hütet noch immer ihre Geheimnisse.
Duga Radar bei Tschernobyl
Der Grund der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl
Tschernobyl – ein vertuschter Sabotageakt?
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (rus: Чернобыль, ukr: Чорнобиль (Tschornobyl)) ereignete sich am 26. April 1986 um 01:23 Uhr Ortszeit (entspricht 23:23 Uhr MESZ am Vortag) im Reaktor–Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der 1970 gegründeten ukrainischen Stadt Prypjat. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall (INES 7) eingeordnet. Es handelt sich um den folgenschwersten Unfall in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
Liquidator (russisch ликвида́тор, manchmal mit „Abwickler“ oder „Beseitiger“ eingedeutscht) ist die Bezeichnung für einen während und nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl an der Eindämmung des Unglücks Beschäftigten, um die ionisierende Strahlung zu „liquidieren“. Sie werden im Russischen auch „Tschernobylez“ (чернобылец, deutsch: Tschernobyler) genannt.
Tschernobylit ist eine technogene Festlösungsverbindung aus kristallinem Zirkonsilikat und einem Urananteil von bis zu 10 %. Es wurde im Corium (einem lavaähnlichen glasartigen Material) entdeckt, das bei der Kernschmelze in Reaktor 4 der Tschernobyl-Katastrophe entstand. Tschernobylit ist aufgrund seines hohen Urangehalts und der Kontamination durch Spaltprodukte hochradioaktiv. Der Elefantenfuß (ukrainisch: Слонова нога, romanisiert: Slonova noha, russisch: Слоновья нога, romanisiert: Slonovya noga) ist der Spitzname für die große Coriummasse unter Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Nähe von Prypjat in der Ukraine. Die Masse entstand während der Tschernobyl-Katastrophe 1986 aus Materialien wie geschmolzenem Beton, Sand, Stahl, Uran und Zirkonium. Sie ist nach ihrem faltigen Aussehen und ihrer Größe benannt, die an den Fuß eines Elefanten erinnern.
Der ukrainische Künstler Fjodor Alexandrowitsch ist der festen Überzeugung, dass es sich bei der Katastrophe von Tschernobyl um eine gezielte Sprengung gehandelt habe, um die wahre Nutzung der nicht weit entfernt liegenden Radaranlage “Duga” zu vertuschen. Chad Cracia hat über den verstrahlten Alexandroiwitsch und seine Verschwölrungstheorien den Dokumentarfilm “Der russische Specht” gedreht, der 2015 für einen Oscar nominiert war.
http://www.arte.tv/guide/de/061670-000-A/der-russische-specht (Archiv-Version vom 27.04.2016)
Hier ist noch die offizielle Webseite zum Film https://www.russianwoodpecker.com/about/
Und noch ein Video mit einem Interview mit Gracia und Alexandrowitsch:
https://www.russianwoodpecker.com/trailer
Die Duga in Tschernobyl war das Thema des Dokumentarfilms „The Russian Woodpecker“ von Chad Gracia aus dem Jahr 2015. Der Film enthält Interviews mit dem Kommandanten der Duga, Vladimir Musiets, sowie dem Vizekommandanten, dem Leiter des Datenzentrums und anderen Personen, die am Bau und Betrieb des Radars beteiligt waren. Die Dokumentation, die zahlreiche Preise gewonnen hat, enthält außerdem Drohnenvideomaterial der Anlage und handgeführte Videoaufnahmen der Umgebung sowie einen Aufstieg des Kameramanns Artem Ryzhykov auf die Spitze. Da das Radar nicht das erbrachte was versprochen wurde, da die Kosten des Radars etwa 2 Milliarden Rubel (23.529.412 Euro) betrugen. Das entspricht etwa den doppelten Kosten des Atomkraftwerks Tschernobyl selbst. Der Film stellt außerdem eine Theorie auf, der zufolge die Katastrophe von Tschernobyl inszeniert wurde, um Konstruktionsfehler des Duga Radars zu vertuschen.
Container (Kurzwellensignal Radar)
Überhorizontradar
Das Containerradar (29B6) (russisch: 29Б6 «Контейнер») ist die neue Generation russischer Überhorizontrader, die eine Fernüberwachung des Luftraums und die Erkennung ballistischer Raketen ermöglichen. Das erste Radar nahe Kovylkino in Mordwinien, Russland, wurde im Dezember 2013 betriebsbereit und nahm am 1. Dezember 2019 den Kampfeinsatz auf. Ein weiteres Containerradar soll in Königsberg ‘Kaliningrad‘ stationiert werden.
Dunay-Radar
Das Dunay-Radar (russisch: Дунай, romanisiert: Dunay, wörtlich: Donau; NATO: Katzenhaus, Hundehaus) war ein System aus zwei sowjetischen Radargeräten zur Erkennung amerikanischer ballistischer Raketen, die auf Moskau abgefeuert wurden. Sie waren Teil des A-35-Raketenabwehrsystems. Ein Sektor eines der Radargeräte, das Dunay-3U („Katzenhaus“), ist noch immer in Betrieb und wird von den russischen Weltraumstreitkräften als Teil des Hauptkontrollzentrums für den Weltraum betrieben.
Radioteleskop RT-70
RT-70 ist die Bezeichnung dreier Radioteleskope in Ländern, die einst Teil der UdSSR waren. Alle drei haben einen Hauptspiegel mit 70 m Durchmesser und arbeiten im Frequenzbereich 5–300 GHz, entsprechend Wellenlängen von 0,1 bis 6 cm. Die alternative Bezeichnung P-2500 bezieht sich auf die Fläche des Hauptspiegels in Quadratmetern.
Eine Botschaft von der Erde
Gliese 667C, ein System aus mindestens zwei Planeten, wobei sich in der Zone um den Stern eine Supererde befindet, in der flüssiges Wasser existieren könnte, was sie zu einem möglichen Kandidaten für die Existenz von Leben macht. A Message from Earth (AMFE) ist ein leistungsstarkes digitales Radiosignal, das am 9. Oktober 2008 in Richtung Gliese 581c gesendet wurde. Das Signal ist eine digitale Zeitkapsel mit 501 Nachrichten, die im Rahmen eines Wettbewerbs auf der Social-Networking-Site Bebo ausgewählt wurden. Die Nachricht wurde mithilfe des Radarteleskops RT-70 der ukrainischen staatlichen Raumfahrtagentur gesendet. Das Signal wird den Planeten Gliese 581c Anfang 2029 erreichen. Mehr als eine halbe Million Menschen, darunter Prominente und Politiker, nahmen am AMFE-Projekt teil, das die weltweit erste digitale Zeitkapsel war, deren Inhalt von der Öffentlichkeit ausgewählt wurde. Bis zum 22. Januar 2015 hat die Nachricht 59,48 Billionen km der insgesamt 192 Billionen km zurückgelegt, was 31,0 % der Entfernung zum Gliese 581-System entspricht.
Radioteleskop RT-64
RT-64 sind zwei Radioteleskope in Russland mit 64 m Antennendurchmesser, die zu den größten Radioteleskopen der Welt gehören. Das Bear Lakes RT-64-Radioteleskop des Bear Lakes Satellite Communications Center befindet sich in Bear Lakes, Shchyolkovo, in der Nähe von Moskau. Das Kalyazin RT-64-Radioteleskop des Kalyazin Radio Astronomy Observatory befindet sich in Kalyazin.
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